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Die Padagogische Hochschule Gustrow kurz PH Gustrow war eine wissenschaftliche Hochschule mit Sitz in Gustrow die bis 1991 existierte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis 1972 1 1 Padagogisches Institut 2 Padagogische Hochschule 2 1 Entwicklung der Hochschule ab 1972 2 2 Teilverlagerung nach Neubrandenburg und Auflosung 2 3 Hochschulzeitschrift 2 4 Kulturelles Leben 3 Personlichkeiten 4 Nachnutzung der Gebaude 5 EinzelnachweiseGeschichte bis 1972 Bearbeiten nbsp Das Institut fur Lehrerbildung 1952 Auf Grund eines grossen Lehrerbedarfs und steigender Studentenzahlen in der Lehrerbildung in Mecklenburg wurde Mitte der 1930er Jahre beschlossen in Gustrow auf einem 52 500 m grossen Grundstuck auf der Westseite der damaligen Goldberger Chaussee eine neue Lehrerbildungsanstalt einzurichten 1 Die Entwurfe hierfur fertigte der Architekt Hermann Oeding an Oeding war ab 1930 Referatsleiter fur Staatshochbauwesen im Freistaat Mecklenburg Schwerin Spater ubernahm er die Aufgaben eines Landeskonservators 2 Nachdem die Entwurfe Oedings durch den Generalbeauftragten fur die deutsche Bauwirtschaft Berlin Albert Speer im Marz 1938 Bestatigung fanden begannen im Fruhjahr 1938 die Baumassnahmen 1938 erfolgte auch die Grundung der Lehrerbildungsanstalt Gustrow LBA Nach baulichen Problemen konnte dann am 30 Juni 1939 endlich das Richtfest fur das Hauptgebaude gefeiert werden 1 Da die Lehrerausbildung von besonderer Wichtigkeit war wurden die erforderlichen finanziellen Mittel zum Weiterbau auch wahrend des Krieges nicht eingefroren Der Rohbau wurde am 16 Dezember 1940 fertiggestellt Die offizielle Ubergabe des gebrauchsfertigen Baus konnte erst am 20 Januar 1943 erfolgen Die Ausbildung von Volksschullehrern begann in unfertigen Raumen 1 Im Zweiten Weltkrieg musste die Lehrerausbildung pausieren um einem Lazarett zu weichen 1945 ubernahm zunachst die Sowjetische Militaradministration den Gebaudekomplex Nach Ruckgabe der Gebaude durch die sowjetische Militarverwaltung wurden dort 1949 einjahrige Kurse zur Ausbildung von 373 Neulehrern eingerichtet 3 Padagogisches Institut Bearbeiten Um die riesige Lucke im Lehrerpersonal an den Schulen in Mecklenburg 1945 fehlten etwa 2000 Lehrer zu schliessen erfolgte 1950 die Grundung eines Instituts fur Lehrerbildung IfL Hier wurden in jedem Zyklus von zunachst zwei und spater drei Jahren etwa 400 Lehrer fur die Klassen 1 bis 8 ausgebildet Mit der 1953 durchgefuhrten Umwandlung in ein Padagogisches Institut mit Hochschulcharakter wurde die Ausbildung erweitert auf Fachlehrer fur die Mittelstufe Klasse 5 bis 10 Zunachst wurden pro Jahr 150 Studenten immatrikuliert 1960 bis 1963 wurde zu Ausbildungszwecken auf dem Campus eine Institutsschule eingerichtet Das Vorhaben erwies sich jedoch als zu aufwandig An Stelle der Institutsschule trat spater eine Ubungs und Forschungsschule in einem nahe gelegenen Stadtviertel Gustrows 3 Ende der 1960er Jahre studierten insgesamt etwa 1500 2000 Direkt und Fernstudenten am Padagogischen Institut Die Fernstudenten wurden vor allem in den 1960er und Anfang der 1970er Jahre immatrikuliert Zeitweilig waren bis zu 1000 Fernstudenten in Gustrow eingeschrieben Es wurden Grundschullehrer zu Fachlehrern fur hohere Klassen ausgebildet Daruber hinaus erwarben Ingenieure und Techniker ihre padagogische Ausbildung fur den Lehrerberuf Seit Mitte der 60er Jahre gab es in Gustrow auch Lehrerstudenten aus anderen Staaten so zum Beispiel aus Vietnam aus Agypten aus Mosambik aus dem Jemen und einer Reihe von Staaten des sogenannten Ostblocks Padagogische Hochschule BearbeitenEntwicklung der Hochschule ab 1972 Bearbeiten nbsp Liselotte Herrmann Denkmal Goldberger Strasse 12 Gustrow1972 erhielt das Padagogische Institut den Status einer wissenschaftlichen Hochschule und am 2 September 1972 den Namen Padagogische Hochschule Liselotte Herrmann Aus diesem Anlass wurde vor dem Hauptgebaude ein Denkmal fur die Widerstandskampferin Liselotte Herrmann eingeweiht Das Denkmal entstand nach einem Entwurf des Gustrower Hochschullehrers Horst Bastian der spater Leiter der Ernst Barlach Gedenkstatte Gustrow wurde 4 Mit der Grundung der Padagogischen Hochschule war auch die Einrichtung von drei Fakultaten sowie das Diplom und Promotionsrecht zunachst nur Dr paed und Dr rer nat verbunden Der Grundungsrektor war der Atheismusforscher und Philosoph Hans Lutter Nach vier bzw funfjahriger Ausbildung verliessen jahrlich etwa 250 Diplomlehrer fur die Klassen 5 bis 12 die Hochschule An der Padagogischen Hochschule Gustrow wurden Lehrer fur die Facher Biologie Chemie Physik Mathematik Deutsch Russisch und Polytechnik ausgebildet Spater kam die Ausbildung von Lehrern fur Informatik und Staatsburgerkunde hinzu Wie an allen Universitaten und Hochschulen der ehemaligen DDR gab es auch in Gustrow einen Bereich Marxismus Leninismus Deren Vorlesungen und Seminare mussten alle Studenten der ersten 6 Semester besuchen Neben der wissenschaftlichen Ausbildung der Studenten hatte die schulpraktische Ausbildung einen sehr hohen Stellenwert Sie war ein wesentlicher integraler Bestand des Studiums Ab dem 5 Semester fuhrten die Studenten hierzu regelmassige schulpraktische Ubungen an den Schulen der Region durch Diese schulpraktischen Ubungen wurden intensiv durch schulerfahrene wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule begleitet Seit 1977 hatte die Padagogische Hochschule das Recht den Dr phil zu verleihen 1980 erhielt die Hochschule das Recht Habilitationsverfahren durchzufuhren In Gustrow wurden jahrlich etwa 4 5 Habilitationen verteidigt 1985 waren an der Padagogischen Hochschule Gustrow 52 Hochschullehrer ca 40 Doktoranden 50 wissenschaftlich technische Assistenten sowie weitere 279 wissenschaftliche Mitarbeiter tatig Teilverlagerung nach Neubrandenburg und Auflosung Bearbeiten Da der Bezirk Neubrandenburg als einziger in der DDR noch keine Hochschule hatte wurde durch die DDR Regierung beschlossen in Neubrandenburg eine weitere Padagogische Hochschule einzurichten Aus diesem Grund wurde die Ausbildung der Lehrer fur die Facher Deutsch Russisch und Staatsburgerkunde von Gustrow nach Neubrandenburg verlagert Am 1 Oktober 1989 wurde die Neubrandenburger Hochschule offiziell durch die Volksbildungsministerin Margot Honecker eroffnet Die Padagogische Hochschule Gustrow sollte sich ausschliesslich auf den naturwissenschaftlichen Bereich konzentrieren Nach der Wende von 1989 wurde in Gustrow die Sektion Marxismus Leninismus geschlossen Es erfolgte die Ausarbeitung einer demokratischen Hochschulverfassung Durch freie Wahlen konnte eine neue Hochschulleitung gewahlt werden Mit Wirkung vom April 1990 wurden Fachinstitute gegrundet Die von der Hochschule neu erarbeitete Zukunftskonzeption sah vor eine Ausbildungs und Forschungsstatte fur Umwelttechnik und Okologie im Zentrum Mecklenburgs zu errichten Im Jahr 1991 beschloss die Landesregierung des neuen Bundeslandes Mecklenburg Vorpommern jedoch die Padagogischen Hochschulen in Gustrow und Neubrandenburg aufzulosen Mit Wirkung vom 1 Oktober 1991 wurde die Padagogische Hochschule Gustrow zur Aussenstelle der Universitat Rostock Der Lehrkorper und die Studenten waren damit auch Teil der Universitat Bereits 1991 erfolgte keine Immatrikulation von neuen Studenten in Gustrow Dementsprechend wurde die Gustrower Aussenstelle nach dem Wintersemester 1992 93 geschlossen Hochschulzeitschrift Bearbeiten Wissenschaftliche Zeitschrift der Padagogischen Hochschule Liselotte Herrmann Gustrow 1962 1991Kulturelles Leben Bearbeiten An der Padagogischen Hochschule Gustrow gab es in den 1980er Jahren bis zu 17 Gruppen die einer kunstlerischen Arbeit nachgingen Zu diesen kunstlerischen Gruppen gehorten zum Beispiel das Collegium musicum der Hochschulchor zwei Singeklubs die Studentenbuhne ein Zirkel schreibender Studenten eine Gruppe Fotomontage und die Arbeitsgemeinschaft Karikatur Zur Tradition der Lehrerausbildung in Gustrow gehorte eine besondere Wertschatzung des Chorgesangs Musikerzieher wie Jochen Glaser und Gerald Uhlendorf forderten Talente daruber hinaus im Sologesang und in ihren instrumentalen Fahigkeiten Seit 1972 fanden jahrlich Hochschulkonzerte statt 5 Die Studentenbuhne gehorte zu den altesten kunstlerischen Gruppen der Hochschule Ihre Mitglieder erhielten eine Grundausbildung in Sprechtechnik Improvisation und darstellendem Spiel Die Studentenbuhne wurde seit Ende der 1970er Jahre von der Germanistin Ute Fichtner geleitet Die Studenten traten regelmassig mit Gegenwartsstucken oder Marchen im Theater im Turm und im Gustrower Ernst Barlach Theater auf Die vom Karikaturisten Gunter Endlich geleitete Arbeitsgemeinschaft Karikatur hatte diverse Ausstellungen in der ehemaligen DDR aber auch in der Tschechoslowakei in Polen und in der Sowjetunion Neben der eigenen schopferischen Tatigkeit prasentierte die Gruppe in der Treppengalerie der Hochschule Arbeiten prominenter DDR Karikaturisten wie Manfred Bofinger Heinz Behling Peter Muzeniek oder Harri Parschau 5 In den 1960er Jahren entstand in der DDR die sogenannte Singebewegung 1967 grundete sich in diesem Zusammenhang an der Hochschule der Singeklub Deutsch Sowjetische Freundschaft DSF Unter der Leitung der Methodikerin Anngret Palme erlangte der Singeklub DSF nationale und internationale Bekanntheit 1975 kam an der PH Gustrow der Singeklub Bilderbogen hinzu Ein wichtiger kultureller Hohepunkt an der Gustrower Hochschule war das jahrliche Politsongmeeting Die Veranstaltung die von 1975 bis 1989 vom Singeklub DSF veranstaltet wurde traf auf grosses uberregionales Interesse Neben den Gustrower Singeklubs traten hier auch prominente Solisten und Musikgruppen wie Karls Enkel Pension Volkmann Tiempo Nuevo Reinhold Andert oder Kurt Nolze auf 5 Personlichkeiten BearbeitenCarsten Gansel 1983 1989 Literaturwissenschaftler an der PH Gustrow 1991 1995 Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald seit 1995 Professor fur Neuere Deutsche Literatur und Germanistische Literatur und Mediendidaktik an der Universitat Giessen Ulrich Ihlefeld 1925 Professor fur Allgemein und Personlichkeitspsychologie zusammen mit Ernst Erlebach und Kurt Zehner Autor des Standardwerkes Psychologie fur Lehrer und Erzieher fur die Lehrerausbildung in der DDR Dietrich Kremp 1971 1979 Professor fur Theoretische Physik an der PH Gustrow 1979 2002 Professor fur Theoretische Physik an der Universitat Rostock Manfred Kruppel 1980 1991 Hochschuldozent fur Analysis 1992 2012 Professur fur Funktionsanalysis und Operatorentheorie an der Universitat Rostock Hans Joachim Lutter Grundungsrektor der PH Gustrow 1972 1988 Professor fur marxistische Philosophie dezidierter Atheist Werner Naumann 1935 Professor fur Grundlagen der Padagogik und Didaktik Gemeinsam mit dem estnischen Didaktiker Heino Liimetts ist er Autor des Standardwerkes Eine Unterrichtstheorie fur die Mittel und Oberstufe 1982 fur die Lehrerausbildung in der DDR Gunter Porath 1966 1991 Professor fur Analysis und Numerische Mathematik Egon Schmidt Schriftsteller 1969 1983 Hochschuldozent und ab 1978 Professur fur Literatur lehrte forschte uber deutsche Literatur insbesondere Kinder und Jugendliteratur Karl Ernst Sommerfeldt 1972 1988 Professor fur Germanistik an der PH Gustrow Sommerfeld erstellte zusammen mit Herbert Schreiber zwei Valenzworterbucher Der Ansatz fundierte die Schulgrammatik als Funktionale Grammatik Rainer Tichatschke 1988 1991 Rektor der Padagogischen Hochschule Gustrow und Professor fur Numerische Mathematik 1980 1982 Professor fur Mathematische Optimierung an der Technischen Universitat Chemnitz 1982 1988 Universitat Halle 1991 1995 Universitat Rostock 1995 2012 Universitat Trier Werner Vogel 1989 1991 Hochschuldozent fur Theoretische Physik an der PH Gustrow 1991 2018 Hochschuldozent und ab 1992 Professor fur Theoretische Physik an der Universitat Rostock 6 Nachnutzung der Gebaude Bearbeiten Hauptartikel Fachhochschule fur offentliche Verwaltung Polizei und Rechtspflege Die Gebaude der ehemaligen Padagogische Hochschule Gustrow werden heute von der Verwaltungshochschule des Landes Mecklenburg Vorpommern und fur die Ausbildung der Landespolizei genutzt Einzelnachweise Bearbeiten a b c Silke Hameister Inauguraldissertation Stadtentwicklung und Wohnungsbau in der Stadt Gustrow in vergleichender Betrachtung zur Stadt Parchim in der Zeit von 1871 bis 1990 Universitat Greifswald 2017 abgerufen am 8 Februar 2021 Friedrich Pressler Vom Baudepartement zum Baumagement Staatliche Bauverwaltung in Mecklenburg 2018 abgerufen am 8 Februar 2021 a b Anneliese Claus Schulze Anneliese Klug Enno Dieckhoff Uberblick uber die Geschichte der Padagogischen Hochschule Gustrow Beitrage zur Geschichte der Universitat Rostock Hrsg Universitat Rostock Heft 20 1995 S 9 21 Dieter Kolpien Gernot Moeller Denkmal fur Liselotte Herrmann vor der ehemaligen Padagogischen Hochschule Gustrow www stadtgeschichte guestrow de 2012 abgerufen am 10 Februar 2021 a b c Gunter Endlich Anngret Palme Karl Hansen Zum kulturellen und sportlichen Leben an der Lehrerbildungsstatte Gustrow Beitrage zur Geschichte der Universitat Rostock Hrsg Universitat Rostock Heft 20 1995 S 141 148 Universitat Rostock Catalogus Professorum Rostochiensium Universitat Rostock 2005 abgerufen am 16 Februar 2021 53 7837 12 1773 Koordinaten 53 47 1 3 N 12 10 38 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Padagogische Hochschule Liselotte Herrmann Gustrow amp oldid 234055521