www.wikidata.de-de.nina.az
Als Offspace oder Projektraum werden nichtkommerzielle unabhangige Ausstellungsraume fur junge unetablierte zeitgenossische Kunst bezeichnet die oft in Kunstlerateliers zwischengenutzten Raumen oder in Privatwohnungen gefuhrt werden Im Vergleich zu Galerien und Institutionen ist das Programm in Offspaces flexibler kostengunstiger und subjektiver gestaltbar Betreiber sind meist selbst Kunstler haufig auch Kunststudenten 1 Obwohl es sich hierbei um einen englischen Begriff handelt wird Offspace vorwiegend im deutschen Sprachraum gebraucht die eigentliche englische Entsprechung ist der Artist Run Space 2 oder Alternative Space Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufer 2 Alternative zur etablierten Kunstszene 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorlaufer BearbeitenVorlaufer des Offspace liegen im 19 Jahrhundert insbesondere in Frankreich Mit der Selbstkonzeption der modernen Kunst als Avantgarde entsteht nicht nur das Bedurfnis und die Notwendigkeit jenseits vorhandener Strukturen zu produzieren Antiakademismus Nazarener sondern auch ausserhalb der etablierten Institutionen z B Salons Grosse Kunstausstellungen auszustellen Secession Wichtige Beispiele hierfur sind Gustave Courbets 1855 mit hohem finanziellen Aufwand errichtetes temporares Ausstellungsgebaude Du Realisme in dem er nachdem seine Bilder von der Jury des offiziellen Salons abgelehnt wurden in Eigenregie fur kurze Zeit seine neue Kunstauffassung demonstrierte 3 Edouard Manet zeigte 1867 in einem ebenfalls eigens errichteten Pavillon funfzig seiner Bilder darunter sein Skandalbild Olympia 4 Es folgten 1863 der Salon des Refuses 1884 die Salons des Independants danach weitere Sezessionisten in ganz Europa dann die Sezessionen der Sezessionen Im heutigen Offspace hat sich der damals begrundete manifestartige Behauptungsmodus und auch der Pionier Gedanke zumindest in Teilen konserviert Alternative zur etablierten Kunstszene BearbeitenDie Ablehnung durch die etablierte Kunstszene gehort zur Vorstellung der Moderne als Avantgarde ebenso wie deren Forderung die Kunst im Leben aufgehen zu lassen Hieraus resultierten die aufsehenerregenden Ausstellungen der Suprematisten Futuristen und Dadaisten die oft ausserhalb des etablierten Kunstbetriebes stattfanden 5 Das Museum hingegen wurde besonders von den Futuristen als Totenkammer der Kunst vehement abgelehnt Die Neo Avantgarden der 1960er Jahre vertraten spater den daraus abgeleiteten Anspruch ebenfalls ausserhalb der etablierten Institutionen und jenseits des burgerlichen Kunstgeschmacks mit provokanten Positionen kunstlerische und gesellschaftliche Konventionen in Frage zu stellen in Munchen z B Aktionsraum 1 in der Waltherstrasse 1969 Hier deutet sich bereits die Konzeption des Offspaces als Gegenmodell zum White Cube an Wahrend der White Cube den cleanen Museumsraum reprasentiert und die Kunst als autonome Grosse inszeniert ist der Offspace oft dreckig und mit anderen Bedeutungsebenen uberlagert Die dort ausgestellte Kunst erfahrt damit eine starkere Kontextualisierung Auch uber die bewusste Annaherung an lokale Subkulturen Kippenberger SO 36 1978 79 findet ein Aufbrechen gewohnter Ausstellungskontexte statt 6 Eine erneute Aktualisierung erfuhr der unkonventionell gewahlte Ausstellungsort dann in den fruhen 1990er Jahren mit Hans Ulrich Obrists Kuchen und Hotelausstellungen als das Kunst Leben Konzept der historischen Avantgarden im neuen Gewand der Ortsspezifitat eine neuerliche Blute erfuhr 7 Trotz ihrer Bottom Up Struktur sind Projektraume mitunter von einer gewissen Hermetik gekennzeichnet Abgrenzung und Distinktion spielten beispielsweise bei der Okkupation des Raum 19 der Dusseldorfer Akademie durch Imi Knoebel Imi Giese und Blinky Palermo 1966 1969 eine ausschlaggebende Rolle Hier diente der alternative Ausstellungsraum der Selbstinszenierung und positionierung der Kunstler Offspaces kommt ausserdem eine wichtige identifikatorische Funktion im Sinne der Teilhabe an aktuellen Entwicklungen zu 8 Seit 2000 orientieren sich auch Institutionen und Galerien am role model Offspace indem sie sich zunehmend jugendlicher unetablierter und unkonventioneller geben Auch die okonomische Effizienz des Projektraumes konnte in Zeiten der Finanzkrise vorbildhaft sein Trotz der hierdurch erschwerten Grenzziehung zwischen Offspace Galerie und Institution bleibt der Projektraum aufgrund seines selbstdefinierten Handlungsfeldes innerhalb des Kunstbetriebes ein Ort relativer Unabhangigkeit und selbstbestimmter kunstlerischer Aktivitat Siehe auch BearbeitenProjektraume in BaselLiteratur BearbeitenEva Madelung Aktionsraum 1 oder 57 Blindenhunde 1 Jahr Aktionsraum kostet 150 000 DM 1 Blindenhund kostet 2600 DM Verlag A 1 Informationen Verlagsgesellschaft 1971 Martin Damus Funktionen der bildenden Kunst im Spatkapitalismus untersucht anhand der avantgardistischen Kunst der sechziger Jahre Fischer Taschenbuch 1973 ISBN 978 3 436 01664 7 Jurgen Schilling Aktionskunst Identitat von Kunst und Leben Eine Dokumentation C J Bucher 1978 ISBN 3 7658 0266 2 Wir sind woanders Reader Hrsg v Nora Sdun und Jorn Muller Paperback 182 Seiten Textem Verlag 2007 ISBN 978 3 938801 32 1 Spaces Freie Kunstraume in Deutschland Hrsg v Marina Gartner 396 Seiten Deutscher Kunstverlag 2015 ISBN 978 3 422 07310 4Weblinks BearbeitenWir sind woanders Konferenz und Materialien uber Offspaces in Hamburg 2009 2010 OFF Praktiken Textsammlung zur Theorie und Praxis von Offspaces von Michael Lingner Offspaces in Frankfurt Ubersicht uber Frankfurter Offspaces mit theoretischen Beitragen zu ihrer Arbeitsweise off spaces com Ubersicht von Offspaces und Ausstellungen mit Fokus auf Leipzig und Dresden Netzwerk freier Berliner Projektraume und initiativen Netzwerk OFFOFF independent art spaces switzerlandEinzelnachweise Bearbeiten Interview mit Stefan Beck in Borderline Strategien und Taktiken fur Kunst und soziale Praxis Verlag BoD Books on Demand 2002 ISBN 3 8311 3775 7 S 205 ff bei Google Books einsehbar Karin Pernegger Art theft in the sharks pool of the art world in hot spots Klosterneuburg 2005 Stefan Hartung Parnasse und Moderne Ausgabe 25 Franz Steiner Verlag 1997 ISBN 3 515 07129 6 S 163 Jane Turner The Grove dictionary of art Oxford University Press US 2000 ISBN 0 312 22971 2 S 286 Cornelia Klinger in Cornelia Klinger Wolfgang Muller Funk Das Jahrhundert der Avantgarden Wilhelm Fink Verlag 2004 ISBN 978 3 7705 3821 8 S 211 ff Angelika Taschen Roberto Ohrt Burkhard Riemschneider Kippenberger Taschen Koln 1997 ISBN 3 8228 7867 7 S 224 ff Hans Ulrich Obrist in einem Gesprach mit Marius Babias in Kunstforum International Band 132 November 1995 S 408 Imi Knoebel Karola Grasslin Hugh Rorrison Imi Knoebel Gegen groben Schmutz Konig Koln 2003 ISBN 3 88375 694 6 S 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offspace amp oldid 217801644