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Das Chancenverhaltnis auch relative Chance 1 Quotenverhaltnis Odds Ratio kurz OR 2 oder selten Kreuzproduktverhaltnis genannt ist eine statistische Masszahl die etwas uber die Starke eines Zusammenhangs von zwei Merkmalen aussagt Es ist damit ein Assoziationsmass 3 bei dem zwei Chancen miteinander verglichen werden Das Chancenverhaltnis ist von der Randverteilung unabhangig 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Interpretation 3 Anwendung 4 Ein Beispiel mit fiktiven Daten 5 Unterschied zum relativen Risiko 6 Berechnung des Vertrauensbereichs 7 Assoziationsmasse nach Yule 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenAnzahl der Personen mit Risikofaktor F ohne Risikofaktor Fc Randtotaleerkrankt K fyd a displaystyle a nbsp b displaystyle b nbsp a b displaystyle a b nbsp nicht erkrankt Kc c displaystyle c nbsp d displaystyle d nbsp c d displaystyle c d nbsp Randtotale a c displaystyle a c nbsp b d displaystyle b d nbsp a b c d displaystyle a b c d nbsp Sei P K F a a c displaystyle mathbb P K F a a c nbsp die geschatzte bedingte Wahrscheinlichkeit zu erkranken wenn der betreffende Risikofaktor vorliegt P K F c b b d displaystyle mathbb P K F c b b d nbsp die geschatzte bedingte Wahrscheinlichkeit zu erkranken wenn der betreffende Risikofaktor nicht vorliegt Dann ist die Chance R displaystyle R nbsp auch Odds displaystyle operatorname Odds nbsp Funktion genannt R F Odds F P K F 1 P K F displaystyle R F operatorname Odds F frac mathbb P K F 1 mathbb P K F nbsp das Verhaltnis der Wahrscheinlichkeit und ihrer Gegenwahrscheinlichkeit Das Chancenverhaltnis odds ratio OR ist das Verhaltnis zweier Chancen berechnet OR F F c R F R F c P K F 1 P K F P K F c 1 P K F c P K F 1 P K F c P K F c 1 P K F displaystyle operatorname OR F F c frac R F R F c mathbb P K F over 1 mathbb P K F over mathbb P K F c over 1 mathbb P K F c mathbb P K F cdot 1 mathbb P K F c over mathbb P K F c cdot 1 mathbb P K F nbsp Interpretation BearbeitenEin Chancenverhaltnis von genau 1 bedeutet dass es keinen Unterschied in den Chancen gibt gt 1 bedeutet dass die Chancen der ersten Gruppe grosser sind lt 1 bedeutet dass die Chancen der ersten Gruppe kleiner sind Anwendung BearbeitenDas Chancenverhaltnis wird haufig in Epidemiologie und Medizin verwendet um zu erfahren wie stark ein vermuteter Risikofaktor mit einer bestimmten Erkrankung zusammenhangt Der Vorteil von Chancenverhaltnissen gegenuber dem Risikoverhaltnis ist dass man es bei allen Studiendesigns anwenden kann also sowohl bei Fall Kontroll Studien als auch bei Querschnitt und Interventionsstudien Typischerweise vergleicht man dabei Personen mit einem potentiellen Risikofaktor fur eine Erkrankung mit Personen ohne diesen Risikofaktor bzgl des Auftretens ebenjener Erkrankung Die gewonnenen Daten werden in einer Kreuztabelle dargestellt die es auch leicht macht die Chancenverhaltnisse direkt zu errechnen Anzahl der Personen mit Risikofaktor ohne Risikofaktorerkrankt a bnicht erkrankt c dEs gilt dann O d d s R a t i o a c b d a d b c displaystyle mathrm Odds Ratio frac frac a c frac b d frac a cdot d b cdot c nbsp Das Chancenverhaltnis ist ein Mass dafur um wie viel grosser die Chance in der Gruppe mit Risikofaktor ist zu erkranken im Sinne einer Quote verglichen mit der Chance in der Gruppe ohne Risikofaktor Das Chancenverhaltnis nimmt Werte zwischen 0 und an Ein Wert von 1 bedeutet ein gleiches Chancenverhaltnis Ein Beispiel mit fiktiven Daten BearbeitenAngenommen man mochte den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Herzinfarkten und Rauchen untersuchen Man beobachtet 10 000 Patienten und stellt fest ob sie rauchen oder nicht und ob sie schon einmal einen Herzinfarkt erlitten haben Es ergibt sich folgende Kreuztabelle Anzahl der Personen die rauchen die nicht rauchenmit Herzinfarkt 130 70ohne Herzinfarkt 1870 7930Von 2000 Personen die rauchen haben also 130 einen Herzinfarkt erlitten Es ergibt sich das Chancenverhaltnis O d d s R a t i o 130 7930 70 1870 7 88 displaystyle mathrm Odds Ratio frac 130 cdot 7930 70 cdot 1870 approx 7 88 nbsp Das heisst die Chance einen Herzinfarkt zu erleiden ist unter Rauchern fast 8 mal so hoch wie unter Nichtrauchern Es muss an dieser Stelle jedoch auf den mathematischen Unterschied zwischen Chance und Risiko hingewiesen werden Aufgrund der besseren Interpretierbarkeit sollte falls moglich das relative Risiko s u statt der Odds Ratio angegeben werden 6 Unterschied zum relativen Risiko BearbeitenAnders als das relative Risiko bezieht sich das Chancenverhaltnis auf Quoten und nicht auf Wahrscheinlichkeiten Folgendes Beispiel soll den Unterschied zwischen Chancenverhaltnis und relativem Risiko erlautern Depression Geschlecht ja neinweiblich 40 143mannlich 10 101Die Depression mit den Kategorien ja und nein ist die Risikovariable das Geschlecht mit den Kategorien weiblich und mannlich die unabhangige ursachliche Variable Bei den Frauen betragt die Pravalenz 40 40 143 0 219 displaystyle 40 40 143 0 219 nbsp Bei den Mannern betragt die Pravalenz 10 10 101 0 09 displaystyle 10 10 101 0 09 nbsp Das relative Risiko ist der Quotient aus den Pravalenzen 0 219 0 090 2 43 displaystyle 0 219 0 090 2 43 nbsp Das Chancenverhaltnis hingegen berechnet man folgendermassen 7 Bei den Frauen betragt die Quote 40 143 1 3 58 0 280 displaystyle 40 143 1 3 58 0 280 nbsp Bei den Mannern betragt die Quote 10 101 1 10 1 0 099 displaystyle 10 101 1 10 1 0 099 nbsp Das Chancenverhaltnis ist der Quotient aus den Quoten 0 280 0 099 2 83 displaystyle 0 280 0 099 2 83 nbsp Oder einfacher 40 101 143 10 2 83 displaystyle 40 cdot 101 143 cdot 10 2 83 nbsp Berechnung des Vertrauensbereichs BearbeitenKIOR e displaystyle e nbsp ln OR z displaystyle z nbsp displaystyle cdot nbsp Standardfehler der OR e displaystyle e nbsp ln OR z displaystyle z nbsp displaystyle cdot nbsp Standardfehler der OR Der Standardfehler des Chancenverhaltnisses berechnet sich indem man aus der Summe der Bruche 1 a 1 b 1 c 1 d displaystyle sqrt 1 a 1 b 1 c 1 d nbsp die Wurzel zieht Die lateinischen Buchstaben stehen hierbei fur die Felder der Vierfeldertafel 8 Assoziationsmasse nach Yule Bearbeiten Hauptartikel Zusammenhangsmass Weitere Masse sind Yules Q und Yules Y 1912 9 die George Udny Yule um 1900 10 veroffentlichte 11 Das vorgeschlagene Assoziationsmass Q displaystyle Q nbsp Yules Q displaystyle Q nbsp lasst sich als eine Transformation des Chancenverhaltnis darstellen Q O R 1 O R 1 displaystyle Q OR 1 OR 1 nbsp durch die das Chancenverhaltnis auf das Intervall zwischen 1 displaystyle 1 nbsp und 1 displaystyle 1 nbsp normiert wird 12 wobei Q 0 displaystyle Q 0 nbsp wenn beide Variablen statistisch voneinander unabhangig sind Yules Y berechnet sich so 13 Y O R 1 O R 1 displaystyle Y sqrt OR 1 sqrt OR 1 nbsp Weblinks BearbeitenBlogbeitrag in Deutscher Sprache zur Interpretation von Odds Ratios Online Rechner fur Odds RatiosEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Fahrmeir Rita Kunstler Iris Pigeot und Gerhard Tutz Statistik Der Weg zur Datenanalyse 8 uberarb und erg Auflage Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 50371 3 S 114 Heinz Holling Bernhard Schmitz Handbuch Statistik Methoden und Evaluation Hogrefe Verlag 2010 ISBN 978 3 8409 1848 3 S 295 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kapitel Kreuzproduktverhaltnis Odds Ratio Memento des Originals vom 2 Juni 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot psydok sulb uni saarland de im Glossar zur Datenerhebung und statistischen Analyse Memento des Originals vom 29 April 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot psydok sulb uni saarland de abgerufen am 6 Januar 2008 G Arminger Clifford C Clogg M E Sobel Handbook of Statistical Modeling for the Social and Behavioral Sciences Springer Science amp Business Media 2013 ISBN 978 1 4899 1292 3 S 260 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Martin Gross Klassen Schichten Mobilitat Eine Einfuhrung Springer Verlag 2014 ISBN 978 3 531 19943 6 S 137 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Anthony J Viera Odds ratios and risk ratios what s the difference and why does it matter In Southern Medical Journal Band 101 Nr 7 Juli 2008 ISSN 1541 8243 S 730 734 doi 10 1097 SMJ 0b013e31817a7ee4 PMID 18580722 Achim Buhl Peter Zofel SPSS 12 Pearson Studium Munchen 2005 Juan Klopper Calculating the odds ratio and confidence intervals rpubs zuletzt abgerufen am 1 Februar 2023 Joachim Hartung Barbel Elpelt Karl Heinz Klosener Statistik Lehr und Handbuch der angewandten Statistik mit zahlreichen vollstandig durchgerechneten Beispielen Oldenbourg Verlag 2005 ISBN 978 3 486 57890 4 S 444 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Elmar Klemm Einfuhrung in die Statistik Fur die Sozialwissenschaften Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 83376 1 S 276 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Stephan Hagemann Masszahlen fur die Assoziationsanalyse im Data Mining Fundierung Analyse und Test Diplomica Verlag 2008 ISBN 978 3 8366 5718 1 S 25 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Elmar Klemm Einfuhrung in die Statistik Fur die Sozialwissenschaften Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 83376 1 S 277 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Franz Petermann Michael Eid Handbuch der Psychologischen Diagnostik Hogrefe Verlag 2006 ISBN 978 3 8409 1911 4 S 372 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chancenverhaltnis amp oldid 237943638