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Nikolauskapelle und Steinhaus an der Neuen Strasse 102 ehemals Schelergasse 11 sind die altesten erhalten gebliebenen Gebaude Ulms Zumindest Teile der Bausubstanz stammen noch aus der romanischen Epoche der staufischen Zeit Neue Strasse 102 NikolauskapelleSteinhaus als Teil des Ochsenhauser Hofs daneben die Nikolauskapelle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis zur Profanierung 2 Von der Profanierung bis heute 3 Bewertung als Kulturdenkmal 4 Heutige Nutzung 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte bis zur Profanierung BearbeitenDas Gebiet des heutigen Grunen Hofs bildete im 12 13 Jahrhundert mit einer Ansammlung klosterlicher Pfleghofe vermutlich eine Art Gegenpol zur Pfalz auf dem Weinhof im Westen der Stauferstadt Ulm In dem durch das Kloster Reichenau gepragten Stadtviertel liess ein kaiserlicher Notar namens Marquard 1 zu Beginn des 13 Jahrhunderts ein reprasentatives Steinhaus mit ostlich angebauter Kapelle der Nikolauskapelle errichten Im Jahr 1222 ubertrug Marquard seinen Besitz an das Kloster Salem von dem 1246 das Steinhaus und die Kapelle an das Kloster Reichenau ubergingen 2 Die erste einschneidende Anderung erfuhr die Nikolauskapelle mit dem Abbruch der romanischen Apsis Der neue Chor war von querrechteckigem Grundriss er wurde eingewolbt und hatte in der Ostwand eine schmale Tur deren Spitzbogen mit Blendmasswerk geschlossen war Das Schiff der Kapelle wurde mit Wandbildern versehen Der Abschluss der Umbaumassnahme war 1383 eine Altarneuweihe Funfzig Jahre spater 1446 musste das in wirtschaftliche Not geratene Bodenseekloster seine gesamten Rechte in Ulm zugunsten des stadtischen Spitals an Burgermeister und Rat der Stadt abtreten wofur es 26 000 Gulden erhielt Lange blieb die Reichsstadt nicht im Besitz der Nikolauskapelle Bereits um 1480 befand sie sich in der Hand des Klosters Ochsenhausen Dieses Kloster wurde nunmehr im Bereich der Nikolauskapelle zur dritten gestaltenden Kraft Bis zum Ende des 15 Jahrhunderts kaufte Ochsenhausen eine Reihe von Hausern und gestaltete das gesamte dortige Gelande zum Bau eines eigenen Klosterhofes um Am Ende des 15 Jahrhunderts war sudlich der Nikolauskapelle diese reprasentative Anlage vollendet Im Rahmen der 1497 begonnenen Baumassnahmen wurde das romanische Schiff der Nikolauskapelle umgestaltet Es bekam ein Kreuzrippengewolbe und vermutlich eine ganzlich neue Ausstattung Schon 1499 war der Umbau soweit abgeschlossen dass die Kapelle neu geweiht werden konnte Es war dies die letzte kirchliche Baumassnahme in der Nikolauskapelle Von der Profanierung bis heute BearbeitenIm Jahre 1530 entschied sich die Ulmer Burgerschaft die Reformation anzunehmen Ein Jahr spater wurde verfugt alle Kirchen in und vor der Stadt zu schliessen die Bilder und Altare aus ihnen zu entfernen und alle vor der Stadt gelegenen Gotteshauser abzubrechen Die Nikolauskapelle wurde nicht zum Wohnhaus umgebaut weil der Abt von Ochsenhausen 1533 bereit war das konfiszierte Gotteshaus dem Rat der Reichsstadt erneut abzukaufen Bedingung war dass der Abt die Kapelle nicht wieder kirchlich nutzen durfe Nach uber dreihundert Jahren liturgischer Nutzung zunachst im Auftrage des Bauherrn des Klerikers Marquard dann durch die Kloster Salem und Reichenau durch die Reichsstadt Ulm und schliesslich durch das Kloster Ochsenhausen war die Nikolauskapelle damit zum profanen Gebaude geworden Mit dem Kauf von 1533 hatte Ochsenhausen jedoch nicht das gesamte Eigentumsrecht an der Kapelle erworben Die Nutzungsrechte blieben zwischen der Stadt und dem Reichsstift Ochsenhausen geteilt Um weiteren Streitigkeiten wegen der Nutzungsrechte aus dem Weg zu gehen verkaufte schliesslich die Abtei Ochsenhausen ihren in Ulm gelegenen Hof mit allen Rechten mithin auch mit dem Miteigentumsrecht an der Nikolauskapelle und dem Marquardschen Steinhaus fur 7200 Gulden an die Reichsstadt Durch vier Jahrhunderte hatte der Kirchenraum nur noch als Schuppen Kohlenbehaltnis und Aufbewahrungsort fur Gerumpel gedient Am Ende wurde er ein Privathaus Bewertung als Kulturdenkmal BearbeitenUmfangreiche Sanierungsmassnahmen an der Nikolauskapelle auf dem Grunen Hof in Ulm veranlassten das Landesdenkmalamt Tubingen im Sommer 1978 eine archaologische Untersuchung durchzufuhren mit dem Ziel die Baugeschichte des altesten erhaltenen Sakralbaues der ehemaligen Reichsstadt zu klaren Die Ergebnisse der Grabungen im Kapellenbereich wie auch der Uberblick uber schriftliche Quellenzeugnisse machen deutlich dass das Steinhaus wie auch die Nikolauskapelle zu den hervorragenden Baudenkmalern Ulms aus der Stauferzeit und des Spatmittelalters bis zur Zeit der Reformation gerechnet werden mussen Als Zeugnis des Bauwillens eines staufischen Reichsbeamten in stadtischer Umgebung ist der Gebaudekomplex im sudwestdeutschen Raum einmalig Zudem kann das Steinhaus als fast ebenso seltenes Beispiel eines romanischen Wohngebaudes in einer oberdeutschen Stadt gelten 3 Das Steinhaus und die Nikolauskapelle sind auf der Liste der Kulturdenkmale in Ulm Innenstadt als geschutzte Denkmaler verzeichnet nbsp Die profanierte Kapelle im Jahr 2016 nbsp Sie steht neben dem Steinhaus nbsp Freigelegtes gotisches Detail nbsp Freigelegte Bruchsteinseitenwand nbsp Die Aussenmauer der Kapelle nbsp Europa Nostra Preis 1984 Medaille an der KapelleHeutige Nutzung BearbeitenDie durch Bombeneinwirkung im Zweiten Weltkrieg stark beschadigte Nikolauskapelle war lange eine Ruine bis sie 1978 bis 1980 grundlegend saniert und einer neuen Nutzung zugefuhrt wurde Heutzutage konnen diese Raume fur Veranstaltungen angemietet werden Im Jahr 1984 wurde die Stadt Ulm von der Organisation Europa Nostra fur die herausragende Sanierung und Restaurierung der Baugruppe Gindele bestehend aus Nikolauskapelle Steinhaus und Gindele Bau mit dem Europa Nostra Preis ausgezeichnet 4 Die verliehene Medaille wurde an der nordlichen Fassade der Kapelle angebracht Einzelnachweise Bearbeiten Die Freiherren von Ulm Eine Adelsfamilie in Schwaben und im Breisgau zwischen Reich Vorderosterreich und Reichskirche Sonderausstellung des Vorderosterreich Museums im Usenberger Hof im Burgerhaus der Stadt Endingen vom 28 Marz bis zum 19 Mai 1997 zusammengestellt von Franz Quarthal Endingen 1997 E Schmidt B Scholkmann Die Nikolauskapelle auf dem Grunen Hof in Ulm Ergebnisse einer archaologischen Untersuchung Mit Beitragen von St Kummer und Fr Quarthai In Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 7 1981 S 303 370 E Schmidt B Scholkmann Die Nikolauskapelle auf dem Grunen Hof in Ulm Ergebnisse einer archaologischen Untersuchung Mit Beitragen von St Kummer und Fr Quarthai In Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 7 1981 S 303 370 Preistrager des Europa Nostra Preises 1984 Memento des Originals vom 8 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www europanostra at europanostra at abgerufen am 8 April 2016 Literatur BearbeitenE Schmidt B Scholkmann Die Nikolauskapelle auf dem Grunen Hof in Ulm Ergebnisse einer archaologischen Untersuchung Mit Beitragen von St Kummer und Fr Quarthai In Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 7 1981 S 303 370 Thomas Vogel Kunst und Kulturdenkmale im Alb Donau Kreis und in Ulm ISBN 3 8062 1901 X S 86 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg II ISBN 3 422 03030 1 S 780 Gebaude Nr 318 In Erwin Zint Bilanzierung Historische Bausubstanz Ulm 1993 S 300 Die Freiherren von Ulm Eine Adelsfamilie in Schwaben und im Breisgau zwischen Reich Vorderosterreich und Reichskirche Sonderausstellung des Vorderosterreich Museums im Usenberger Hof im Burgerhaus der Stadt Endingen vom 28 3 1997 bis zum 19 5 1997 Zusammengestellt von Franz Quarthal Endingen 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nikolauskapelle Ulm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Franz Quarthal 5 Das Steinhaus und die Nikolauskapelle des kaiserlichen Notars Marquards in der historischen Uberlieferung In Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Hrsg Forschungen und Berichte zur Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 7 Theiss 1981 S 357 369 online PDF abgerufen am 29 Februar 2016 48 397338 9 996318 Koordinaten 48 23 50 4 N 9 59 46 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nikolauskapelle und Steinhaus amp oldid 221639575