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Das Neyman Pearson Lemma auch Fundamentallemma von Neyman Pearson oder Fundamentallemma der mathematischen Statistik genannt ist ein zentraler Satz der Testtheorie und somit auch der mathematischen Statistik der eine Optimalitatsaussage uber die Konstruktion eines Hypothesentests macht Gegenstand des Neyman Pearson Lemmas ist das denkbar einfachste Szenario eines Hypothesentests das auch Neyman Pearson Test genannt wird Dabei ist sowohl die Nullhypothese H 0 displaystyle H 0 als auch die Alternativhypothese H 1 displaystyle H 1 einfach d h sie entsprechen jeweils einer einzelnen Wahrscheinlichkeitsverteilung deren zugehorige Wahrscheinlichkeitsdichten nachfolgend mit f 0 displaystyle f 0 und f 1 displaystyle f 1 bezeichnet werden Dann so die Aussage des Neyman Pearson Lemmas erhalt man den besten Test durch eine Entscheidung bei der die Nullhypothese verworfen wird wenn der Likelihood Quotient f 0 f 1 displaystyle f 0 f 1 einen bestimmten Wert unterschreitet Das Lemma ist nach Jerzy Neyman und Egon Pearson benannt die es 1933 bewiesen haben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Situation 2 Formale Beschreibung der Situation 3 Formulierung 3 1 Das Neyman Pearson Lemma 3 2 Sonderfalle 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksSituation BearbeitenGesucht ist ein moglichst guter Hypothesentest der mit hoher Zuverlassigkeit eine Entscheidung zwischen Null und Alternativhypothese herbeifuhren soll Dabei wird vorausgesetzt dass Null und Alternativhypothese jeweils genau einer fur die Beobachtungsergebnisse geltenden Wahrscheinlichkeitsverteilung entsprechen Unter dieser Voraussetzung kann fur jede Festlegung eines Verwerfungsbereichs die Wahrscheinlichkeit einer falschen Testentscheidung exakt berechnet werden Im Detail handelt es sich um die beiden Wahrscheinlichkeiten fur einen Fehler erster Art und einen Fehler zweiter Art Daher konnen bei einer durch das Signifikanzniveau vorgegebenen Obergrenze fur einen Fehler erster Art die theoretisch denkbaren Testentscheidungen besonders einfach in qualitativer Hinsicht untereinander verglichen werden Formale Beschreibung der Situation BearbeitenBeobachtet werden Realisierungen eines reellen Zufallsvektors X displaystyle X nbsp mit Dimension d displaystyle d nbsp mit Werten in dem Messraum R d B d displaystyle mathbb R d mathcal B d nbsp Unbekannt ist die exakte Verteilung P X displaystyle P X nbsp von X displaystyle X nbsp Getestet werden soll die Nullhypothese P X P 0 displaystyle P X P 0 nbsp gegen die Alternative P X P 1 displaystyle P X P 1 nbsp fur zwei Wahrscheinlichkeitsmasse P 0 P 1 displaystyle P 0 P 1 nbsp uber dem gegebenen Messraum Die Masse P 0 displaystyle P 0 nbsp und P 1 displaystyle P 1 nbsp besitzen Dichten f 0 displaystyle f 0 nbsp bzw f 1 displaystyle f 1 nbsp bzgl des Lebesgue Masses d h sie sind stetige Verteilungen auf R d displaystyle mathbb R d nbsp Charakterisiert wird ein Entscheidungsverfahren jetzt durch die Festlegung eines Verwerfungsbereichs B B d displaystyle B in mathcal B d nbsp mit dessen Hilfe man die Nullhypothese genau dann verwirft wenn die beobachtete Realisierung von X displaystyle X nbsp in B displaystyle B nbsp liegt Dieser Test darf ein vorgegebenes Niveau a 0 1 displaystyle alpha in 0 1 nbsp nicht uberschreiten P 0 B 1 B x f 0 x d x a displaystyle P 0 B int 1 B x f 0 x dx leq alpha nbsp d h die Wahrscheinlichkeit fur ein falschliches Verwerfen der Nullhypothese der sog Fehler 1 Art darf nicht grosser als a displaystyle alpha nbsp sein Unter allen Tests die dieses Niveau einhalten nennt man denjenigen den starksten Test der die sog Teststarke P 1 B displaystyle P 1 B nbsp maximiert sprich einen minimalen Fehler 2 Art P 1 B 1 B x f 1 x d x displaystyle P 1 B complement int 1 B complement x f 1 x dx nbsp die Wahrscheinlichkeit fur ein falschliches Nichtverwerfen der Nullhypothese besitzt Formulierung BearbeitenDas Neyman Pearson Lemma Bearbeiten Unter der obigen Situation betrachtet man fur eine Realisierung von X displaystyle X nbsp den erweiterten Likelihood Quotienten q x f 0 x f 1 x f 1 x gt 0 1 f 0 x f 1 x 0 f 0 x gt 0 f 1 x 0 displaystyle q x begin cases frac f 0 x f 1 x amp f 1 x gt 0 1 amp f 0 x f 1 x 0 infty amp f 0 x gt 0 f 1 x 0 end cases nbsp Der Fall f 0 x f 1 x 0 displaystyle f 0 x f 1 x 0 nbsp wird nur der Vollstandigkeit halber definiert da er mit keiner positiven Wahrscheinlichkeit eintritt Jetzt ist ein Test der Hypothese P X P 0 displaystyle P X P 0 nbsp gegen die Alternative P X P 1 displaystyle P X P 1 nbsp zu einem gegebenen Niveau a 0 1 displaystyle alpha in 0 1 nbsp genau dann optimal starkster Test wenn ein g 0 displaystyle gamma in 0 infty nbsp existiert sodass sein Verwerfungsbereich B B d displaystyle B in mathcal B d nbsp die Forderungen P 0 B a displaystyle P 0 B alpha nbsp sowie q x g displaystyle q x leq gamma nbsp fur fast sicher alle x B displaystyle x in B nbsp und q x g displaystyle q x geq gamma nbsp fur fast sicher alle x B displaystyle x in B complement nbsp erfullt Die fast sicheren Eigenschaften aus 2 und 3 beziehen sich hierbei auf das Wahrscheinlichkeitsmass 0 5 P 0 P 1 displaystyle 0 5 P 0 P 1 nbsp d h sie mussen fast sicher bzgl P 0 displaystyle P 0 nbsp und P 1 displaystyle P 1 nbsp eintreten Erfullt ein Verwerfungsbereich B displaystyle B nbsp die Forderungen 1 3 nennt man diesen auch einen Neyman Pearson Bereich In diskreten Modellen existiert solch ein Verwerfungsbereich nur zu bestimmten Niveaus a displaystyle alpha nbsp um ein vorgegebenes Niveau komplett auszuschopfen muss gegebenenfalls auf randomisierte Tests zuruckgegriffen werden Sonderfalle Bearbeiten Durch das obige Lemma nicht betrachtet wurden wenigstens die folgenden Sonderfalle Der Verwerfungsbereich B 0 f 0 0 displaystyle B 0 f 0 0 nbsp ist der starkste Test zum Testniveau a 0 displaystyle alpha 0 nbsp d h der Test weist keinen Fehler 1 Art auf Der entsprechende Testparameter ist g 0 displaystyle gamma 0 nbsp Der Verwerfungsbereich B 1 f 1 gt 0 displaystyle B 1 f 1 gt 0 nbsp ist der starkste Test zum Niveau a P 0 B 1 displaystyle alpha P 0 B 1 nbsp denn er besitzt die Teststarke P 1 B 1 1 displaystyle P 1 B 1 1 nbsp d h der Test weist keinen Fehler 2 Art auf Der entsprechende Testparameter ist g displaystyle gamma infty nbsp Literatur BearbeitenJorg Bewersdorff Statistik wie und warum sie funktioniert Ein mathematisches Lesebuch Vieweg Teubner Verlag 2011 ISBN 978 3 8348 1753 2 S 196 201 doi 10 1007 978 3 8348 8264 6 Edward J Dudewicz Satya N Mishra Modern Mathematical Statistics John Wiley amp Sons 1988 Jerzy Neyman Egon Pearson On the Problem of the Most Efficient Tests of Statistical Hypotheses In Philosophical Transactions of the Royal Society of London Series A Containing Papers of a Mathematical or Physical Character 231 Jahrgang 1933 S 289 337 doi 10 1098 rsta 1933 0009 jstor org Einzelnachweise Bearbeiten Neyman Pearson lemma In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Weblinks Bearbeitencnx org Neyman Pearson criterion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neyman Pearson Lemma amp oldid 226945853