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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Neogramscianismus ist eine Schule in den Studien zu Internationalen Beziehungen und der Internationalen Politischen Okonomie die den langwahrenden Stillstand zwischen der Denkschule des Realismus und den liberalen Theorien zu durchbrechen versucht Sie stutzt sich in ihrem kritischen Ansatz auf die politische Philosophie des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci Der ehemalige Direktor des Internationalen Instituts fur Arbeitsfragen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO Robert W Cox hat als erster die politische Philosophie Antonio Gramscis fur das Verstandnis der internationalen Beziehungen fruchtbar gemacht 1 Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftsverstandnis des Neogramscianismus 2 Kulturelle Hegemonie 3 Ebenen und Elemente von Hegemonie 4 Historischer Block 5 Disziplinierender Neoliberalismus und Neuer Konstitutionalismus 6 Kritik am Neogramscianismus 7 Neogramscianische Analysen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseWissenschaftsverstandnis des Neogramscianismus BearbeitenDer Neogramscianismus beruht auf einem post positivistischen Wissenschaftsverstandnis Robert W Cox unterteilt hierzu die Theorien der internationalen Beziehungen in problem solving theories und critical theories Erstere gehen davon aus dass bestimmte Eigenschaften der bestehenden Weltordnung permanent sind Innerhalb dieser versuchen sie dann isolierte Probleme zu losen Kritische Theorien hingegen nehmen die bestehende Weltordnung nicht als gegeben hin sondern stellen sie in Frage Zum einen wie sie entstanden ist was ihr momentaner Ist Zustand ist und zum anderen wie und wer sie verandern konnte Kulturelle Hegemonie BearbeitenDer Hegemonie Begriff kulturelle Hegemonie des Neogramscianismus unterscheidet sich insofern von den klassischen Theorien der internationalen Beziehungen als dass darunter nicht die okonomische bzw militarische Dominanz eines einzelnen Landes innerhalb des Staatensystems verstanden wird Hegemonie ist vielmehr die Fahigkeit der herrschenden Klasse ihre Interessen und Uberzeugungen zu universalisieren damit breite Gesellschaftsschichten diese als erstrebenswert erachten auch wenn sie ihren personlichen Interessen entgegenstehen Hegemonie ist zum Beispiel dann erreicht wenn samtliche Beschaftigte dem Satz Wenn es der Wirtschaft gut geht geht es allen gut zustimmen wurden Ebenen und Elemente von Hegemonie Bearbeiten nbsp nbsp Der Kampf um kulturelle Hegemonie artikuliert sich im Gegensatz zum klassischen Gramscianismus nicht mehr nur auf nationaler Ebene sondern findet auf drei Ebenen statt innerhalb der gegebenen Produktionsverhaltnisse auf der Ebene der Staaten und der existierenden Weltordnung Dies geschieht mittels folgender Elemente von Hegemonie Materielle Kapazitaten Produktionsmittel Ideen Theorien und Ideologien und Institutionen Vertrage Organisationen Historischer Block BearbeitenGelingt einer dominanten Klasse die Herausbildung einer Hegemonie mittels aller Elemente auf allen Ebenen des internationalen Systems so sprechen die Vertreter des Neogramscianismus in Anlehnung an Gramsci von einem historischen Block In den letzten Jahrzehnten bildete sich ein Block aus Managern Geschaftspersonen Akademikern und Staatsvertretern heraus der auf den Wertvorstellungen des Neoliberalismus basiert Robert W Cox und Stephen Gill bezeichnen diesen Block wahlweise als transnational capitalist class oder transnational managerial class Eine wichtige Rolle bei der Formierung dieses historischen Blocks spielen auf der einen Seite informelle Kreise wie die Mont Pelerin Society oder die Trilaterale Kommission aber auch internationale Organisationen wie der Internationale Wahrungsfonds die Weltbank und internationale Wirtschaftsschulen in denen der Nachwuchs dieser Klasse ausgebildet wird Disziplinierender Neoliberalismus und Neuer Konstitutionalismus BearbeitenTrotz seiner starken Dominanz ist es dem Neoliberalismus bisher nicht gelungen kulturelle Hegemonie im Sinne von Antonio Gramsci zu erlangen Die bisherige Universalisierung seines Gedankengutes kann seine Widerspruche nicht uberlagern Hier sind besonders zu nennen Diskrepanz zwischen Macht des Kapitals und seiner demokratischen Kontrolle Intensivierung der Disziplin am Arbeitsplatz bei gleichzeitiger Prekarisierung und Marginalisierung von Arbeitsverhaltnissen Ausdehnung der neoliberalen Disziplin auf Bereiche die fruher vor dem Zugriff des Marktes geschutzt warenDie Hegemonie des Neoliberalismus basiert deshalb zunehmend nicht mehr auf Konsens sondern Zwang Stephen Gill spricht von einem disziplinierenden Neoliberalismus der zunehmend samtliche Bereiche des Lebens der Marktdisziplin unterwirft Auf politisch institutioneller Ebene wird dieser disziplinierende Neoliberalismus durch einen neuen Konstitutionalismus verankert Dieser versucht politische Entscheidungen zu entdemokratisieren und eine neoliberale Politik durch internationale Abkommen zu zementieren Ein Beispiel hierfur ist das Maastrichtkriterium siehe EU Konvergenzkriterien welches nationale Regierungen zu fiskalischer Disziplin zwingt und eine alternative Wirtschaftspolitik unmoglich macht Kritik am Neogramscianismus BearbeitenSachzwange des kapitalistischen Systems werden unter und Handlungsmoglichkeiten der darin agierenden Akteure uberschatzt Dominanz des kapitalistischen Systems basiert uberwiegend auf Zwang und nicht auf Konsens Neogramscianer tendieren teilweise zu einer Elitenfixierung und vernachlassigen daruber hinaus den Einfluss anderer Akteure Die Rolle der Nationalstaaten wird zu Gunsten der internationalen Zivilgesellschaft marginalisiert Staaten spielen bei vielen Neogramscianern nur noch eine untergeordnete Rolle quasi als Transmissionsriemen und haben innerhalb der existierenden Weltordnung kaum HandlungsspielraumeNeogramscianische Analysen BearbeitenWeitere von Gramsci inspirierte Analysen finden sich beim kanadischen Politikwissenschaftler Stephen Gill und in Deutschland z B bei Hans Jurgen Bieling Jochen Steinhilber Erik Borg und Christoph Scherrer Die zentrale Kategorie zur Analyse von Herrschaft bildet bis heute die Hegemonie Hegemonie ist nach Gramsci eine Form politischer Herrschaft die auf Konsens beruht Mit dem Hegemonie Begriff knupft der Neogramscianismus an die Debatte um den Niedergang der US amerikanischen Hegemonie seit den 70er Jahren an American Decline Stephen Gill untersuchte die Trilaterale Kommission als Beispiel fur die Rolle transnationaler Politiknetzwerke fur die Herausbildung neoliberaler Hegemonie in den internationalen Beziehungen vgl Gill 1990 Neuere Arbeiten untersuchen den politischen Charakter von Globalisierung Antonio Gramsci ist nur eine wichtige Quelle fur diese Richtung es werden weiters auch Eric Hobsbawm Karl Polanyi Karl Marx Max Weber Niccolo Machiavelli dazu gezahlt sowie als jungere Quellen auch Max Horkheimer Theodor W Adorno Michel Foucault Jacques Derrida und Stuart Hall Diese Richtung wird oft als die kritische Theorie Internationaler Beziehungen bezeichnet Literatur BearbeitenBernhard Stahl Internationale Politik verstehen Eine Einfuhrung 3 aktualisierte Auflage Verlag Barbara Budrich utb Opladen 2020 ISBN 978 3 8252 8768 9 Hans Jurgen Bieling Frank Deppe Gramscianismus in der Internationalen Politischen Okonomie In Das Argument 217 1996 S 729 740 einfuhrender Aufsatz zur Thematik Hans Jurgen Bieling Jochen Steinhilber Hrsg Die Konfiguration Europas Dimensionen einer kritischen Integrationstheorie Munster 2000 Erik Borg Projekt Globalisierung Soziale Krafte im Konflikt um Hegemonie Hannover 2001 Sonja Buckel Andreas Fischer Lescano Hrsg Hegemonie gepanzert mit Zwang Zivilgesellschaft und Politik im Staatsverstandnis von Antonio Gramsci Baden Baden 2007 ISBN 978 3 8329 2438 6 Robert W Cox Labor and Hegemony In International Organization 31 1977 3 S 385 424 Robert W Cox Power Production and World Order New York 1987 Robert W Cox Weltordnung und Hegemonie Grundlagen der Internationalen Politischen Okonomie Forschungsgruppe Europaische Gemeinschaften Studie Nr 11 Marburg 1998 uni marburg de PDF 12 9 MB Stephen Gill American hegemony and the Trilateral Commission Cambridge 1990 Uwe Hirschfeld Hrsg Gramsci Perspektiven Beitrage zur Grundungskonferenz des Berliner Instituts fur Kritische Theorie e V vom 18 bis 20 April 1997 im Jagdschloss Glienicke Berlin Argument Verlag Berlin Hamburg 1998 darin vor allem der Beitrag von Christoph Scherrer Benjamin Opratko Oliver Prausmuller Hgg Gramsci global Neogramscianische Perspektiven in der Internationalen Politischen Okonomie Argument Verlag Berlin Hamburg 2011 Christoph Scherrer Globalisierung wider Willen Die Durchsetzung liberaler Aussenwirtschaftspolitik in den USA Ed Sigma Berlin 1999 Weblinks BearbeitenErik Borg Steinbruch Gramsci Michael R Kratke Antonio Gramscis Beitrage zu einer Kritischen Okonomie Fondazione Istituto GramsciEinzelnachweise Bearbeiten Robert W Cox Labor and Hegemony in International Organization 31 1977 3 S 385 424 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neogramscianismus amp oldid 227966855