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Das Processing ist die Aufbereitung seismischer Daten bei reflexionsseismischen Untersuchungen Sie wird durchgefuhrt um aus den Rohdaten eines seismischen Experiments ein sinnvolles geologisches Abbild des Untergrundes zu erhalten Bei einem seismischen Experiment werden Zweiwegelaufzeiten Two Way Travel Time TWT aufgezeichnet also die Zeit von der Abgabe des Impulses an der seismischen Quelle hinunter zum Reflektor und zuruck an die Erdoberflache zum Geophon Die Daten mussen so bearbeitet werden dass aus den Zeitmessungen Informationen zur Tiefe der Reflektoren werden um erfolgreiche Bohrungen z B bei der Kohlenwasserstoff Exploration oder tiefenbezogene Erkenntnisse in der geologischen und geophysikalischen Grundlagenforschung zu ermoglichen CMP Anordnung und Laufzeitunterschiede Normal Move Out Inhaltsverzeichnis 1 Preprocessing 1 1 Bandpassfilterung 1 2 Statische Korrektur 2 Geschwindigkeitsanalyse 2 1 Geschwindigkeitsbestimmung 2 1 1 t Dt Methode 2 1 2 t2 x2 Methode 2 1 3 Dynamische Korrektur 2 1 4 Durchschnittsgeschwindigkeit 2 1 5 Effektivgeschwindigkeit 2 1 6 Intervallgeschwindigkeit 2 1 7 Stapelgeschwindigkeit 2 2 Automatische Geschwindigkeitsanalyse 2 2 1 Constant Velocity Scan 2 2 2 Constant Velocity Stack 2 2 3 Geschwindigkeitsspektrum 2 3 Ergebnis der Geschwindigkeitsanalyse 3 Migration 3 1 Motivation 3 2 Migrationsarten 4 Siehe auch 5 LiteraturPreprocessing BearbeitenFur die anschliessende Bearbeitung werden die gemessenen Daten zunachst in Common Midpoint Gather sortiert Das daran anschliessende Preprocessing umfasst die analoge Bandpassfilterung des Signals statische Korrekturen und die Dekonvolution des Signals Bandpassfilterung Bearbeiten Der Bandpassfilter besteht aus einem Hochpassfilter und einem Tiefpassfilter Bei der Digitalisierung des analogen seismischen Signals kann es zu Alias Effekten kommen Dazu kommt es wenn das Abtasttheorem verletzt wurde und man eine zu niedrige Abtastfrequenz gewahlt hat Um dies zu verhindern setzt man einen analogen Tiefpassfilter vor der Abtastung des Signals ein Ausserdem wendet man einen Hochpassfilter an um Rauschen Netzbrummen und langperiodische Anteile von Oberflachenwellen zu unterdrucken Statische Korrektur Bearbeiten Durch die statische Korrektur wird das seismische Experiment auf ein Bezugsniveau reduziert da die oberste Schicht des Untergrundes Verwitterungsschicht Hohenunterschiede und starke Geschwindigkeitsinhomogenitaten aufweist Zur Berechnung der statischen Korrektur benotigt man die Machtigkeit und die seismische Geschwindigkeit der Schicht zwischen dem Bezugsniveau und der Oberflache Diese lassen sich mittels Refraktionsseismik an den oberflachennahen Schichten oder einer seismischen Quelle in einem Bohrloch ermitteln In der marinen Seismik sind statische Korrekturen notwendig um den Einfluss der Gezeiten sowie unterschiedliche Tiefen von Empfangern und Quelle auszugleichen Geschwindigkeitsanalyse BearbeitenModell GeschwindigkeitsinkrementHorizontaler Reflektor v displaystyle v nbsp n horizontale Reflektoren v R M S displaystyle v RMS nbsp Geneigter Reflektor v cos z displaystyle frac v cos zeta nbsp Beliebiges Modell 1 t 0 d 2 t d x 2 displaystyle sqrt frac 1 t 0 cdot frac text d 2 t text d x 2 nbsp Der Normal MoveOut NMO ist die Abweichung der Laufzeiten von der Einsatzzeit Die Geschwindigkeitsanalyse muss vor der weiteren Bearbeitung der seismischen Daten erfolgen um den Normal MoveOut zu bestimmen und zu korrigieren Die Laufzeitkurve einer seismischen Welle ergibt sich aus t 2 t 0 2 x 2 v N M O 2 displaystyle t 2 t 0 2 frac x 2 v NMO 2 nbsp Die MoveOut Geschwindigkeit v N M O displaystyle v NMO nbsp beinhaltet sowohl die Art der Welle als auch die Modellannahme siehe Tabelle Geschwindigkeitsbestimmung Bearbeiten t Dt Methode Bearbeiten Die t displaystyle t nbsp D t displaystyle Delta t nbsp Methode basiert auf der parabolischen Naherung Die zugrundeliegende Gleichung ist 2 t 0 D t n x 2 v N M O 2 displaystyle 2t 0 Delta t n approx frac x 2 v NMO 2 nbsp Nun tragt man 2 t 0 D t n displaystyle 2t 0 Delta t n nbsp gegen x 2 displaystyle x 2 nbsp auf und kann aus der Steigung 1 v N M O 2 displaystyle frac 1 v NMO 2 nbsp die MoveOut Geschwindigkeit berechnen t2 x2 Methode Bearbeiten Die t 2 displaystyle t 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp Methode ist genauer als die t displaystyle t nbsp D t displaystyle Delta t nbsp Methode da sie auf der Hyperbelnaherung basiert Man kann die Laufzeitkurve in ein t 2 displaystyle t 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp Diagramm eintragen und die Geschwindigkeit bestimmen Wie bei der t displaystyle t nbsp D t displaystyle Delta t nbsp Methode betragt die Steigung der Gerade 1 v N M O 2 displaystyle frac 1 v NMO 2 nbsp Dynamische Korrektur Bearbeiten Die dynamische NMO Korrektur reduziert die Laufzeitkurve offsetabhangig auf die Einsatzzeit Fur jedes CMP Gather wird fur jedes t 0 displaystyle t 0 nbsp eine NMO Korrektur durchgefuhrt Dies gibt eine grobe Abschatzung der seismischen Geschwindigkeiten im Untergrund birgt allerdings Probleme Die NMO Korrektur ist eine nicht lineare Streckung der Zeitachse entlang des Offsets Entsprechend wird das Signal mit zunehmenden Offset gestreckt NMO Stretch und die Frequenz wird gemindert Die Daten werden um den NMO Stretch korrigiert indem man einen linearen Filter anwendet der die Anteile im Gather Null setzt Die Daten sind nun bereit gestapelt zu werden Durchschnittsgeschwindigkeit Bearbeiten Um die Durchschnittsgeschwindigkeit zu ermitteln versenkt man Geophone in ein Bohrloch und zundet eine seismische Quelle neben dem Bohrloch vertical seismic profiling Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezeichnet den geometrisch kurzesten Weg von der Quelle zum Reflexionspunkt v a k 1 n z k k 1 n z k v k displaystyle v a sqrt frac sum limits k 1 n z k sum limits k 1 n frac z k v k nbsp Effektivgeschwindigkeit Bearbeiten Die Effektivgeschwindigkeit Root Mean Square bezeichnet den quadratischen Mittelwert der Geschwindigkeit v R M S k 1 n z k v k k 1 n z k v k displaystyle v RMS sqrt frac sum limits k 1 n z k cdot v k sum limits k 1 n frac z k v k nbsp Intervallgeschwindigkeit Bearbeiten Die Intervallgeschwindigkeit ergibt sich aus der Dix Durbaum Krey Formel v n 2 v R M S n 2 t 0 n v R M S n 1 2 t 0 n 1 t 0 n t 0 n 1 displaystyle v n 2 frac v RMS n 2 cdot t 0 n v RMS n 1 2 cdot t 0 n 1 t 0 n t 0 n 1 nbsp v n displaystyle v n nbsp ist die Geschwindigkeit der Schicht zwischen t 0 n displaystyle t 0 n nbsp und t 0 n 1 displaystyle t 0 n 1 nbsp Fur eine homogene Schicht ist v n displaystyle v n nbsp die Schichtgeschwindigkeit v displaystyle v nbsp und fur einen geschichteten Bereich ist v n displaystyle v n nbsp die Effektivgeschwindigkeit v R M S displaystyle v RMS nbsp Stapelgeschwindigkeit Bearbeiten Die Stapelgeschwindigkeit ergibt zusammen mit der Pseudoeinsatzzeit t 0 s displaystyle t 0s nbsp die Laufzeitkurvet s t 0 s 2 x 2 v s 2 displaystyle t s sqrt t 0s 2 frac x 2 v s 2 nbsp Diese Hyperbel nahert sich an die wahre Laufzeitkurve in der Art an dass die Flachen der positiven und negativen Abweichung sich balancieren Die Stapelgeschwindigkeit und die Pseudoeinsatzzeit variieren mit dem Offset der Laufzeitkurve Automatische Geschwindigkeitsanalyse Bearbeiten Die t 2 displaystyle t 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp Methode muss von Hand ausgefuhrt werden sie lasst sich weder automatisieren noch ist sie objektiv Diese Anspruche werden jedoch an moderne Processing Algorithmen gestellt Constant Velocity Scan Bearbeiten Es werden konstante Geschwindigkeiten aus einem adaquaten Geschwindigkeitsbereich verwendet um eine NMO Korrektur anzuwenden Anschliessend wird fur jede Reflexion die Geschwindigkeit ausgewahlt die die MoveOut Zeiten auf die Einsatzzeit verschiebt Dies Verfahren muss visuell ausgewertet werden und ist besonders bei schlechtem Rauschabstand sehr subjektiv Constant Velocity Stack Bearbeiten Beim Constant Velocity Stack oder Brute Stack werden wieder konstante Geschwindigkeiten aus einem Geschwindigkeitsbereich verwandt um die NMO Korrektur auf das CMP Gather anzuwenden Anschliessend werden die einzelnen Spuren des CMP aufsummiert Durch destruktive Uberlagerungen werden Laufzeitkurven die mit der falschen NMO Geschwindigkeit korrigiert werden bei der Summation Stapelung ausgeloscht Sind alle MoveOut Zeiten in Phase mit der Einsatzzeit ist die Amplitude der resultierenden Spur am grossten und die gewahlte Geschwindigkeit optimal Dieses Verfahren muss trotzdem noch visuell ausgewertet werden und unterliegt einer gewissen Subjektivitat Geschwindigkeitsspektrum Bearbeiten nbsp Geschwindigkeitsanalyse mit Seismic UnixDie Berechnung von Geschwindigkeitsspektren automatisiert die Auswahl der Geschwindigkeitsfunktion v t 0 displaystyle v t 0 nbsp Fur jede Einsatzzeit wird fur eine Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp die NMO Korrektur angewandt Daraufhin wird der Semblance Koeffizient S displaystyle S nbsp fur ein Zeitfenster um t 0 displaystyle t 0 nbsp berechnet S i 1 M j 1 N a i j 2 N i 1 M j 1 N a i j 2 displaystyle S frac sum limits i 1 M left sum limits j 1 N a ij right 2 N sum limits i 1 M sum limits j 1 N a ij 2 nbsp Hierbei bezeichnet N die Anzahl der Spuren im CMP Gather und M die Anzahl der diskreten Werte in der j ten Spur Der Semblance Koeffizient normiert die Energie der eingehenden Spur auf die Energie aller Spuren weswegen er nur Werte zwischen 1 und 0 annehmen kann Diese Berechnung wird fur alle t 0 displaystyle t 0 nbsp and alle v N M O displaystyle v NMO nbsp wiederholt und in ein v t 0 displaystyle v t 0 nbsp Diagramm eingetragen Man erhalt die Funktion S v t 0 displaystyle S v t 0 nbsp fur das Geschwindigkeitsspektrum Nun kann automatisiert fur jede Reflexion der hochste Semblance Koeffizient ausgewahlt werden der die optimale Stapelgeschwindigkeit charakterisiert Der Semblance Koeffizient ist ein Mass fur die Koharenz und wird wegen der hohen Auflosung in Zeit und Geschwindigkeit verwendet Ergebnis der Geschwindigkeitsanalyse Bearbeiten Aus der Geschwindigkeitsanalyse und NMO Korrektur der CMP Gather mit anschliessender Stapelung erhalt man eine Zeitsektion aus Lotzeiten auch Zero Offset Sektion oder Stapelsektion genannt Diese simulieren einen vertikalen Strahleinfall von der Quelle zum Reflektor Das Datenvolumen wird um den Faktor des Uberdeckungsgrades des CMP Gathers reduziert Migration Bearbeiten nbsp Nichtmigrierte synthetische Zero Offset Sektion mit Triplikation Migration von lateinischen migratio Wanderung Ubersiedlung in der Seismik bezeichnet Verfahren zur Erstellung eines Untergrundbildes aus dem gemessenen Wellenfeld an der Oberflache Ziel der Migration ist es aus den Reflexionen im Untergrund ein geologisches Abbild des Untergrundes mit den korrekten Neigungen Langen und Positionen der Reflektoren zu erstellen Motivation Bearbeiten CMP Gather konnen Triplikationen und andere kreuzende Schichten beinhalten die geologisch nicht vorkommen Zudem werden diese Zeiten in Tiefen migriert um exakte Bohrungen zu ermoglichen Migrationsarten Bearbeiten Man kann verschiedene Kriterien zur Unterscheidung der Migration heranziehen Zum einen wird zwischen der Zeitmigration in den x t displaystyle x t nbsp Raum und der Tiefenmigration in den x z displaystyle x z nbsp Raum unterschieden Die Tiefenmigration reagiert dabei empfindlicher auf Fehler im Geschwindigkeitsmodell des Untergrundes liefert im Gegensatz zur Zeitmigration dafur ein authentisches Abbild des Untergrundes Zum anderen kann man zwischen der Prestack und der Poststack Migration unterscheiden Die Poststack Migration wird nach der Geschwindigkeitsanalyse und Stapelung gemacht Die Prestack Migration findet vor der Geschwindigkeitsanalyse und der Stapelung statt um auch Amplituden der eingehenden Signale zu berucksichtigen Durch speziellere Prestack Migrationen konnen Aussagen uber die Reflexionskoeffizienten im Untergrund getroffen werden Siehe auch BearbeitenLaufzeitdiagramm RefraktionsseismikLiteratur BearbeitenO Yilmaz Seismic data processing Society of Exploration Geophysicists Tulsa 2001 ISBN 0 931830 40 0 Dirk Gajewski Vorlesungsskript Angewandte Geophysik II PDF 32 5 MB Hamburg 2010 abgerufen am 26 Februar 2010 Claudia Vanelle Vorlesungsskript Migration Hamburg 2009 Kapitel 1 PDF Kapitel 2 PDF Kapitel 3 PDF abgerufen am 26 Februar 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Processing Seismik amp oldid 203084322 Migration