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Das Melodram ist eine Form des lyrischen Dramas deren fur diese Gattung typische musikalische Komponente hier jedoch nach und nach in den Hintergrund tritt Die Entstehung des in der Literatur heute mit dem Begriff Melodram bezeichneten Stils kann man am ehesten in der franzosischen Aufklarung finden Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Geschichte 3 Das Wesen des Melodrams 4 Das Moralisch Okkulte 5 LiteraturDefinition BearbeitenMelodram setzt sich aus zwei griechischen Wortern zusammen melos Lied Klang und drama Handlung Das Melodram ist zunachst eine Form des lyrischen Dramas das Lyrische ist seit der Antike fester Bestandteil des Dramas das aus dem Chorgesang entstand und die Mitwirkung der Musik verlangte In der Literatur entwickelt sich das Melodram in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts aus der Oper dem Singspiel und aus lyrischen Kantaten sowie dem Oratorium Im Laufe der Jahre tritt jedoch das musikalische immer starker in den Hintergrund Sind die ersten lyrischen Dramen im 18 Jahrhundert noch religiose Trauerspiele trennt sich der Weg von rein literarischen Werken und fur das Theater geschriebenen Stucken spatestens nach der Hochblute des lyrischen Dramas im Frankreich des spaten 18 Jahrhunderts Auch in den Theaterstucken verschwindet das melos jedoch nach und nach da die Theatertechnik dieser Zeit musikalische Eingriffe kaum ermoglichen kann In einigen spateren Werken wird diese Technik jedoch von den Autoren wieder bewusst eingesetzt zum Beispiel in Drachmanns Stuck Volund Smed Lyrische Dramen im Allgemeinen und das Melodram im Speziellen zeichnen sich vor allem durch das Uberwiegen einer lyrischen Grundstimmung gegenuber dem haufig stark zurucktretenden dramatischen Geschehen aus Darstellungen von ausschliesslich innerseelischen Entwicklungen Handlungen oder Leidenschaften sind typisch fur das literarische Melodram Das Melodram ist also ein gefuhlsbetontes oder Seelendrama Lyrische Dramen entstehen immer in Epochen gesteigerter Empfindsamkeit in denen der Irrationalismus des Gefuhlskults die klassischen Dramenformen sprengt Wodtke 1965 Geschichte BearbeitenNach den musikalischen Buhnen dramen des 18 Jahrhunderts markiert J J Rousseaus Pygmalion gleichzeitig den Hohepunkt aber auch die Zasur der lyrischen Dramen Rousseau trennt namlich als Erster Sprache und Musik Dennoch folgen noch eine grosse Zahl bedeutender lyrischer Dramen nach ehe zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Mono und Duo sowie die Melodramen verfallen und mehrfach parodiert werden In der deutschen Romantik kann sich das Melodram nicht auf den alten Grundlagen weiterentwickeln doch tragen fast alle Werke dieser Epoche Wesenszuge des lyrischen Dramas Dabei ist eine inhaltliche Verschiebung hin zu Traum Ahnung und Sehnsucht zu erkennen In England und Frankreich jedoch bleibt das lyrische Drama vor allem im romantischen Melodram lebendig verschiedene Autoren sind hierbei von grosser Bedeutung Byron oder Victor Hugo seien exemplarisch benannt Das lyrische Drama der Moderne entstand im Symbolismus des ausgehenden 19 Jahrhunderts Dabei wurde als Gegenbewegung zum Naturalismus auf die Inhalte der lyrischen Dramen der Romantik zuruckgegriffen Schwermut und Tragik des asthetischen Menschen die Zweifel an der Tragfahigkeit der eigenen Existenz und das Bewusstsein um Verganglichkeit und Tod bestimmten beispielsweise die kleinen Dramen Hugo von Hofmannsthals Das Wesen des Melodrams BearbeitenGrundsatzlich basiert das Melodram auf dem Kampf zwischen Gut und Bose Das Bose muss in der melodramatischen Welt als solches entlarvt und bekampft und im besten Falle schlussendlich auch vertrieben werden Sowohl Gut als auch Bose sind im Melodram immer personalisiert werden also durch handelnde Menschen verkorpert Die gesellschaftliche Ordnung die Moral und die Ethik sind die Massstabe um das Gute vom Bosen zu unterscheiden Der gute handelnde Mensch erkennt sich selbst alsbald als Schauspieler auf der Buhne des Lebens er erkennt dass es von aussen auf ihn einwirkende Krafte gibt die er nicht besiegen kann Das Melodram lasst dann beide Moglichkeiten zu Entweder durch diese Erkenntnis zu scheitern beziehungsweise an den Kraften zu zerbrechen oder aber das schier ubermachtige Bose doch besiegen zu konnen beides hat jedoch den Triumph der Tugend zur Folge Die Sprache im Melodram ist stets eine uberhohte Ausdrucksweise einfacher alltaglicher Gesten Dabei werden auch Beziehungen zwischen einfachen Handlungen und meist utopischen Wunschen hergestellt Sage immer die Wahrheit Ich bitte dich darum bei diesen Fussen die ich in meinen Handen gewarmt habe als du noch in der Wiege lagst lasst Denis Diderot beispielsweise einen ans Bett gefesselten Vater zu seinem Sohn sagen Diderot 1968 Dahinter steckt der Wunsch der fruhen melodramatischen Schriftsteller das einfache Leben durch Uberhohungen interessant zu machen Dies wird erreicht indem Druck auf die Oberflache dieses einfachen oder scheinbar geordneten Lebens ausgeubt wird und zwar eben durch das eingangs angesprochene Bose und auch dadurch dass eine Mitte zwischen Gut und Bose radikal ausgeschlossen wird Brooks 1994 Das Moralisch Okkulte BearbeitenBrooks spricht in seinem Aufsatz zum Melodram von dem Moralisch Okkultem als Grundthema das Melodrams Im Zuge der Aufklarung und der damit einhergehenden Entsakralisierung fehlt vor allem den Schriftstellern und Theaterautoren der wesentliche religios moralische Bezugspunkt an dem sich die meisten dramatischen Stucke und Werke bis zu dieser Zeit orientiert hatten und den sie auch meist als zentrale Handlungsanweisung fur ihre Protagonisten genutzt hatten Dieser Verlust wurde in der Gesellschaft aufgefangen durch ein entstehendes Bewusstsein fur rationelle Handlungen Vernunft Ethik und Moral Die neue dramatische Handlungsweise bestand also nun darin die nicht mehr von aussen fruher Kirche vorgegebene Sicht und Seinsweise des modernen Menschen zu hinterfragen und auch seine Verzweiflung und Ausweglosigkeit aufzuzeigen Die vage Definition von Moral und Ethik machte diese beiden Begriffe und die dazugehorigen Lebenskonstrukte angreifbar im Melodram wird dieser Angriff immer vom Bosewicht ausgefuhrt Ziel des Melodrams muss es dann sein den Angriff des Bosewichts auf das Gute abzuwehren Diese uber allem schwebende Moral bezeichnet Brooks als das Moralisch Okkulte eine nicht fassbare spirituelle Kraft die innerhalb der Realitat zwar nicht eindeutig erkenn und benennbar aber dennoch stets wirksam ist Das Gute muss es sich nicht nur zur Aufgabe machen diese Kraft zu verteidigen oder wiederherzustellen sondern sie auch sichtbar zu machen sie zu erfassen und zu artikulieren Literatur BearbeitenBrooks Peter Die melodramatische Imagination In Cargnelli Christian Palm Michael Hg Und immer wieder geht die Sonne auf Texte zum Melodramatischen im Film Wien 1994 S 35ff ISBN 3 901196 03 X Diderot Denis Vorrede zum naturlichen Sohn In ders Asthetische Schriften Band 1 Frankfurt am Main 1968 S 159ff Wodtke Friedrich Wilhelm Lyrisches Drama In Merker Paul Stammler Wolfgang Hg Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte Zweiter Band L O Zweite Auflage hrsg v Kohlschmidt Werner und Mohr Wolfgang Berlin 1965 S 252ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melodram Literatur amp oldid 188173743