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Mathilde Goudstikker 13 Marz 1874 in Hamburg 15 April 1934 in Munchen verh Goschel war Portrat und Architekturfotografin sowie Mitinhaberin des Ateliers Elvira Sie war die Schwester der Frauenrechtlerin Sophia Goudstikker 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werdegang 2 1 Atelier Elvira in Augsburg 2 2 Atelier Elvira in Munchen 2 3 Ehe 2 4 Erster Weltkrieg 2 5 1920 bis 1934 3 Varia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMathilde Goudstikker war das zwolfte Kind des Antiquitaten und Olgemaldehandlers Salomon Elias Goudstikker und seiner Frau Gretje geb Klisser Die judische Familie ursprunglich aus Amsterdam zog 1879 von Hamburg nach Dresden und auch da immer wieder um Man lebte in Geldnoten und uberwiegend in schwierigen beengten Verhaltnissen Ab 1885 waren nur noch Mathilde und die um 8 Jahre altere Schwester Sophia bei den Eltern 1866 verliess auch der Vater die Familie Sophia ging mit Anita Augspurg nach Munchen um sich mit einem Fotoatelier selbstandig zu machen Zuruck blieben die Mutter und die jungste Tochter Sophia kummerte sich jedoch zeitlebens um ihre jungere Schwester und ihre Mutter Nachdem das Munchner Atelier Elvira sehr erfolgreich war grundeten Anita Augspurg und Sophia Goudstikker 1891 eine Filiale im nahen Augsburg die Mathilde anvertraut wurde In Augsburg gab es bereits neun Fotoateliers aber der Standort Ludwigstrasse eine lebendige Geschaftsstrasse in Theaternahe war vielversprechend Es war das erste von Frauen gegrundete Fotostudio in Augsburg Werdegang BearbeitenAtelier Elvira in Augsburg Bearbeiten Mathilde Goudstikker wurde zunachst von ihrer Schwester eingearbeitet und unterstutzt mit 17 Jahren wurde sie Geschaftsfuhrerin Bald traute sie sich einiges zu etwa als sie 1892 versuchte mit Hilfe ihres Kunden Hans von Bulow Otto von Bismarck wahrend eines Augsburgaufenthalts dafur zu gewinnen sich im Atelier Elvira fotografieren zu lassen Bulow notierte allerdings Hoho Augsburg Grossartig naiv 1 der Versuch blieb auch ohne Erfolg Mit der Zeit stellte sich jedoch namhafte Kundschaft ein Die einzige erhaltenen Fotografie mit einem Hinweis auf den Entstehungsort Augsburg ist das Foto des Fursten Karl von Fugger Babenhausen 1895 Ansonsten gilt fur das Haupthaus in Munchen und die Augsburger Filiale ein gemeinsames Signet Die beiden Schwestern ubernehmen die Geschaftsleitung auch gemeinsam als Anita Augspurg sich zuruckzieht um in der Schweiz Jura zu studieren Als sich auch Sophia Goudstikker immer starker fur die Frauenfrage engagiert wird die Augsburger Filiale an Richard Fischer 2 verkauft der den Laden unter gleichem Namen weiterfuhrt Mathilde ist nun fur das Munchner Haus verantwortlich Atelier Elvira in Munchen Bearbeiten Es beginnt eine erfolgreiche Arbeit Im Atelier Elvira werden beruhmte Buhnenkunstlerinnen wie Elsa Brunner und Milka Ternina portratiert die beide lesbisch sind und die im Atelier Elvira dank Sophia Goudstikker Gleichgesinnte treffen Rainer Maria Rilke lasst sich im Februar 1897 ablichten und schwarmt seither von Mathilde er schreibt ihr Briefe wovon noch 13 3 erhalten sind er widmet ihr sogar sein Theaterstuck Hohenluft Allerdings erwidert sie seine Gefuhle nicht Rilke bleibt aber weiter im Freundeskreis ebenso wie Lou Andreas Salome Frieda von Bulow und August Endell Endell wird auch ausgewahlt den Neubau des Atelier Elvira in der Von der Thann Strasse zu gestalten Die Bautragerinnen sind Mathilde und Sophia Goudstikker sowie Anita Augspurg 1898 wird das Atelier mit dem spektakularen Jugendstilmotiv fertig das dazugehorige Wohnhaus ein Jahr spater Hier wohnen die Goudstikker Schwestern wieder mit ihrer Mutter zusammen allerdings schon im Jahr 1900 stirbt Am 15 April 1900 findet in Paris die Weltausstellung statt zur dort stattfindenden Sammelausstellung der Fotographie ist auch das Atelier Elvira eingeladen Die Goudstikker Schwestern prasentieren dort laut Katalog Kunstlerische Photographien Ehe Bearbeiten Am 15 April 1903 heiratet Mathilde Goudstikker den um ein Jahr jungeren aus Nurnberg zugezogenen Architekten Sigismund Heinrich Goschel Er hat eine Anstellung als Assistent in der Koniglichen Obersten Baubehorde und ist in die Bauplanung der Gefangnisse Landsberg und Aichach eingebunden Sie ziehen in ein Haus in der Mandlstrasse 1c wo auch Otto Falckenberg wohnt Spater leben sie am Ferdinand Miller Platz 10 wo auch der Maler Carl Jacobs und seine ebenfalls kreative Frau Anna Jacobs wohnen Mit ihnen und unter den Kindern entwickelt sich eine Freundschaft Jacobs kann sogar die farbliche Gestaltung von Goschels Neubauten ubernehmen Bei Sigismund Goschel folgt eine Beforderung auf die andere 1906 ist er Koniglicher Militar Bauamtmann im Vorstand des Militarischen Neubauamtes Im gleichen Jahr kommt der Sohn Heinz Walter Karl zur Welt Die Ehe ist harmonisch und von beiderseitiger Unterstutzung gepragt Es ist belegt dass Sigismund Goschel einen Vortrag im Verein fur Fraueninteressen halt wo auch Mathilde Mitglied ist Umgekehrt illustriert Mathilde seine Vortrage mit Fotos von bayerischen Bauwerken und Denkmalern Mathilde zieht sich nach ihrer Heirat aus dem Atelier Elvira zuruck dokumentiert aber fotografisch die Bauwerke ihres Mannes Im besten Wissen uber alle Details der Bauten schafft sie erstklassige Architekturfotografien die in Zeitschriften die Berichte uber die Arbeit ihres Mannes bebildern Dabei gelingt es ihr die Prinzipien einer Architektur die den Menschen starker in den Mittelpunkt ruckt in eine neue Bildasthetik zu ubertragen schreiben Goudstikkers Biografen Ein Hohepunkt in Goschels Karriere ist die Einladung von Prinzregent Luitpold in das private Steinzimmer der Residenz Dies stellt eine Ehrung dar und ist verbunden mit einem sechsmonatigen Diensturlaub Die junge Familie verbringt davon zwei Monate in Paris und zwei Monate in London wo Mathilde Goudstikker Fotos vom Ledigenheim in London macht die der Ehemann dann auf einem Vortrag mit Architekturfotografien aus Berlin und Budapest vorfuhrt 1913 steht ein erneuter Umzug in die Koniginstrasse 105 an ein Mehrfamilienhaus in bester Lage Es hat einen Blick auf den Englischen Garten Man beschaftigt nun ein Dienstmadchen Erster Weltkrieg Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkriegs wird Sigismund Goschel zunachst in militarische Bauprojekte eingebunden etwa um die Innenarchitektur des Militar Erholungsheimes Bad Reichenhall zu gestalten 1916 wird er jedoch in Verdun an die Front geschickt kehrt aber schon in Kurze verletzt zuruck 1918 muss er an der Westfront in Frankreich erneut in den Kampf Mathilde setzt sich einstweilen dafur ein dass ihr Mann einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Munchen bekommt Dank ihres Kontakts zu Theodor Fischer gelingt das auch Ab 1919 wird er dort Dozent bald darauf folgt eine ordentliche Professur fur Baukunst und Hochbaukonstruktionslehre Man zieht in die unmittelbare Nahe in die Arcisstrasse 19 1920 bis 1934 Bearbeiten Zu Beginn der Zwanziger Jahren baut sich Familie Goschel ein Holzhaus in Widdersberg am Pilsensee wo auch die Schriftstellerin Helene Bohlau ein Domizil hat Es ist eine Gegend in der viele Kunstler leben 1924 stirbt Sophia Goudstikker sie vermacht ihr gesamtes Vermogen ihrer jungeren Schwester 1931 steht fur die Familie Goschel ein erneuter Umzug an in die Martiusstrasse 3 Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus beginnt eine finstere Zeit Zwar sind Mathilde und ihre Mutter bereits 1892 nach dem Tod von Salomon Ellias Goudstikker vom Judentum zum Protestantismus konvertiert Zusammen mit ihrem Mann trat Mathilde 1932 auch noch aus der Kirche aus aber die judische Abstammung war dennoch eine Gefahr Sohn Heinz mittlerweile promoviert musste fur die Anstellung als Hochschulassistent die judische Herkunft seiner Mutter verleugnen Im Haus in Widdersberg haben spatere Eigentumer ein Versteck hinter der Ruckwand eines Schrankes entdeckt wohl fur einen Notfall gedacht Am 13 Marz 1934 stirbt Mathilde Goudstikker im Alter von 60 Jahren im Krankenhaus Dritter Orden in Munchen Ob es in Folge eins Selbstmordversuches war eventuell wegen einer moglichen Affare ihres Mannes mit einer jungeren Sekretarin ist ungeklart Die Urne mit ihrer Asche wird zunachst nach Nurnberg dem Ort ihrer Schwiegereltern gebracht 1981 erfolgt eine Umbettung nach Bad Wiessee in das Grab ihres Sohnes Heinz Goschel Varia BearbeitenDie beiden Goudstikker Schwestern wurden in Ernst von Wolzogens Schlusselroman Das dritte Geschlecht 4 als die Schwestern Martha und Hildegard Heider erkennbar dargestellt Mathilde ist Martha deren Schonheit hervorgehoben wird Es existierte eine Buste von Mathilde Goudstikker gefertigt um 1900 von Hermann Obrist 1944 wurde die Plastik zerstort 5 Literatur BearbeitenDaniel Karrasch und Christoph Sauter Mathilde Goudstikker Etappen einer Spurensuche In Ingvild Richardsen Hrsg Die modernen Frauen des Atelier Elvira in Munchen und Augsburg 1887 1908 Volk Munchen 2022 S 58 121 Weblinks BearbeitenPortraits judischer Personlichkeiten Mathilde Nora GoudstikkerEinzelnachweise Bearbeiten a b Daniel Karrasch Christoph Sauter Mathilde Goudstikker Etappen einer Spurensuche In Ingvild Richardsen Hrsg Die modernen Frauen des Atelier Elvira in Munchen und Augsburg 1887 1908 Volk Munchen 2022 Franz Haussler Fotografie in Augsburg 1839 bis 1900 mit einem Bildteil aus den Fotoschatzen des Stadtarchivs Augsburg Augsburg 2004 S 155 Die Briefe befinden sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach Ernst von Wolzogen Das dritte Geschlecht Berlin 1899 Eine erhaltene Fotografie ist hier zu sehenNormdaten Person GND 116798351 lobid OGND AKS VIAF 30296958 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goudstikker Mathilde NoraALTERNATIVNAMEN Goudstikker MathildeKURZBESCHREIBUNG Portrat und ArchitekturfotografinGEBURTSDATUM 13 Marz 1874GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 15 April 1934STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mathilde Nora Goudstikker amp oldid 238480928