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Das Mahnmal im Tiergarten beim Bahnhofsgelande von Luneburg erinnert an ein Massengrab von 256 KZ Haftlingen deren Transport aus einem Aussenlager des KZ Neuengamme in Wilhelmshaven am 7 April 1945 bombardiert wurde Bis zu 80 der meist verletzten und geschwachten Haftlinge die nicht weitertransportiert werden konnten wurden am 11 April 1945 von ihren Bewachern erschossen und liegen hier gemeinsam bestattet mit den Opfern des Bombenangriffs Mahnmal im Tiergarten in Luneburg 2007Mahnmal im Jahre 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Raumungstransport 2 Bombardierung 3 Massaker vom 11 April 4 Nach dem Krieg 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseRaumungstransport BearbeitenDas seit September 1944 bestehende Aussenlager des KZ Neuengamme Alter Banter Weg in Wilhelmshaven wurde im April 1945 aufgelost Wahrend eine Gruppe der KZ Haftlinge zu Fuss in Richtung Hamburg marschieren musste wurden etwa 390 kranke und geschwachte Manner am 3 April mit Lastwagen zum Bahnhof Mariensiel gebracht Diese Gruppe wurde in vier gedeckte Waggons gezwangt Die Wachmannschaft bestand aus 17 Marineinfanteristen und dem SS Mann Gustav Alfred Jepsen als Transportfuhrer Der Zug kam nur langsam voran Die Weserbrucke bei Bremen Huchting war zerstort Die Gefangenen wurden mit einer Fahre ubergesetzt und in funf Waggons verladen im funften Wagen befanden sich Schwerstkranke und mehrere schon Verstorbene Die Wagen wurden an einen Versorgungszug der Wehrmacht angekoppelt und erreichten nach viertagiger Fahrt am Morgen des 7 April 1945 den Guterbahnhof von Luneburg Bombardierung BearbeitenUm 13 Uhr gab es Luftalarm Gegen 15 Uhr griffen US Bomber in vier Wellen den Bahnhof an Vier Wachmanner blieben beim Zug wahrend die anderen im nahegelegenen Waldstuck dem sogenannten Tiergarten Deckung suchten Einer der funf Waggons erhielt einen Volltreffer weitere wurden beschadigt und brannten Auch andere Zuge die sich auf den Rangiergleisen befanden wurden getroffen darunter auch Kesselwagen mit Treibstoff und Truppentransportzuge Leichtverletzte Haftlinge versuchten sich aus der Gefahrenzone zu retten Einige fluchteten sich auf Felder andere kamen bis in den Innenstadtbereich Luneburgs Nach dem Angriff trieben die Wachleute die uberlebenden Haftlinge auf einem Feld zusammen Dabei machten sie rucksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch und unterbanden Hilfeleistungen von Aussenstehenden Zwei Tage mussten die Haftlinge dort ohne jede Versorgung bleiben Lediglich funfundzwanzig Personen wurden ins Gerichtsgefangnis gebracht und erhielten dort medizinische Hilfe Zwei Militarlastwagen schafften am 9 und 10 April bis zu 140 Uberlebende weiter nach Bergen Belsen Eine kleinere Gruppe meist die schwachsten Haftlinge konnte wegen fehlender Transportmittel nicht mehr abtransportiert werden und blieb auf dem Gelande zuruck Die Gestapo wies den Befehlshaber der Luneburger Schutzpolizei an die Leichen der Haftlinge vom Bahngelande beseitigen zu lassen Am 10 und 11 April wurden die Korper der Opfer im Tiergarten einem Waldstuck neben den Gleisanlagen notdurftig verscharrt Massaker vom 11 April BearbeitenAngeblich uberbrachte am 11 April 1945 ein namentlich unbekannter SS Unterscharfuhrer dem Transportfuhrer Jepsen den Befehl die uberlebenden Haftlinge zu toten Es gebe keine sichere Unterbringungsmoglichkeit und es bestehe Seuchengefahr Es ist ungeklart ob dies eine nachtragliche Schutzbehauptung war Jepsen hatte selbst ein Interesse daran die zuruckgebliebenen Zeugen dieses Todesmarsches zu beseitigen Die auf dem Feld ausharrenden 50 bis 80 Uberlebenden zu denen auch die inzwischen eingefangenen fluchtigen und die aus dem Gerichtsgefangnis zuruckgefuhrten Haftlinge gehorten wurden am Abend des 11 April von Jepsen und den Marineinfanteristen erschossen Die Leichen wurden am nachsten Tag wiederum im Wald verscharrt In der Luneburger Zeitung dem amtlichen Organ des Gaues Osthannover erschien am 11 April 1945 ein Aufruf in dem die Bevolkerung aufgefordert wird sich an der Fahndung nach den entflohenen KZ Haftlingen zu beteiligen diese festzunehmen und sie bei Gegenwehr unschadlich zu machen 1 Nach dem Krieg BearbeitenGustav Alfred Jepsen wurde spater in Danemark festgenommen und im August 1946 mit dem Luneburger Schutzpolizeichef Muller und dem Gestapoverantwortlichen Freitag vor einem britischen Militargericht in Luneburg angeklagt Die Mitangeklagten wurden freigesprochen Jepsen fur das eigenhandige Erschiessen von sechs Opfern zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt In einem weiteren Prozess in Wilhelmshaven wurde Jepsen wegen anderer Taten zum Tode verurteilt und am 26 Juni 1947 im Gefangnis Hameln hingerichtet Die beteiligten Marinesoldaten standen niemals vor Gericht Die Opfer von denen nur ein Drittel identifiziert werden konnte wurden exhumiert und im Oktober 1945 im Tiergarten Gelande feierlich bestattet Das gepflegte Massengrab im Tiergarten hat einen Gedenkstein der die Opfer falschlich unter einem einzigen Sterbedatum zusammenfasst Auch eine hinzugefugte Tafelinschrift erklart den Ablauf nicht hinreichend Seit 1990 fuhrt der ortliche VVN parallel zu den alljahrlich vom VDK durchgefuhrten Gedenkveranstaltungen am Volkstrauertag auf dem Luneburger Zentralfriedhof Gedenkveranstaltungen am Ehrenmal im Tiergarten dem sogenannten KZ Friedhof durch um an die Widerstandsleistenden und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnern 2 Literatur BearbeitenDaniel Blatman Die Todesmarsche 1944 45 Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2011 ISBN 978 3 498 02127 6 S 255 263 Immo de Vries 11 April 1945 Der Massenmord in Luneburg an Haftlingen des KZ Aussenlagers Wilhelmshaven durch SS und Wehrmachtssoldaten In Detlef Garbe Haftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung Die Auflosung des KZ Neuengamme und seiner Aussenlager durch die SS im Fruhjahr 1945 Bremen 2005 ISBN 3 86108 799 5 S 145 153 Immo de Vries Kriegsverbrechen in Luneburg das Massengrab im Tiergarten Geschichtswerkstatt Luneburg Luneburg 2000 ISBN 3 9804521 3 1 Hans Erwin Zabel Das Massengrab im Tiergarten Luneburg In Der Heidewanderer Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung Uelzen Jg 70 1994 Nr 47 49 S 189 200 VVN Luneburg Vom KZ Friedhof zum Rhododendron Park Luneburg 2016 Weblinks BearbeitenProjekt Guterwagen Aussenlager Wilhelmshaven Immo de Vries Gedenken an die Kriegsverbrechen Lars Groning Ein Eisenbahnwaggon der mahnen soll bei ndr de vom 22 Marz 2015 Lars Groning Mord an KZ Haftlingen in Luneburg Wer ist schuldig bei ndr de vom 11 April 2020Einzelnachweise Bearbeiten Dok VEJ 16 230 in Andrea Rudorff Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 16 Das KZ Auschwitz 1942 1945 und die Zeit der Todesmarsche 1944 45 Berlin 2018 ISBN 978 3 11 036503 0 S 717 VVN Luneburg Vom KZ Friedhof zum Rhododendron Park S 56 53 229611111111 10 428055555556 Koordinaten 53 13 46 6 N 10 25 41 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mahnmal im Tiergarten amp oldid 234902168