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Der Muhldorf Prozess war ein Kriegsverbrecherprozess der United States Army am Militargericht in Dachau Im Prozess waren 14 Personen angeklagt denen Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit Konzentrationslagern und Rustungsprojekten bei Muhldorf zur Last gelegt wurden Das Verfahren Teil der Dachauer Prozesse dauerte vom 1 April bis zum 13 Mai 1947 und endete mit zwolf Schuldspruchen Offiziell wurde der Fall als Case 000 50 136 United States of America v Franz Auer et al bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Anklage 3 Die Angeklagten 4 Die Urteile 5 Weitere Prozesse 6 Literatur 7 QuellenVorgeschichte BearbeitenHauptartikel Weingut I und KZ Aussenlagerkomplex MuhldorfSeit Juli 1944 liefen im Muhldorfer Hart im oberbayerischen Landkreis Muhldorf Bauarbeiten fur das Projekt Weingut I dessen Ziel die Errichtung eines halbunterirdischen Rustungsbunkers fur die Produktion der Messerschmitt Me 262 dem ersten einsatzfahigen Militarflugzeug mit Strahltriebwerken war Das Bauprojekt wurde von der Firma Polensky amp Zollner P amp Z im Auftrag der Organisation Todt OT geleitet Im Zusammenhang mit diesem Bauprojekt standen auch mehrere Konzentrationslager um Muhldorf in Mettenheim im Muhldorfer Hart in Mittergars und in Thalham bei Obertaufkirchen Daneben gab es in der Umgebung der Baustelle mehrere Arbeitslager der OT die zum grossten Teil Zwangsarbeiter beherbergten Die Anklage BearbeitenDie Anklage basierte auf den Nachforschungen des War Crimes Investigating Team 6827 das im Rahmen des War Crimes Program Kriegsverbrechen ermittelte und Beweise sicherte Die Untersuchungen stellten fest dass Prugel Uberarbeitung unhygienische Lebensbedingungen mangelhafte Unterbringung bei vollig unzureichender Kleidung und Ernahrung sowie das Unterlassen medizinischer Hilfeleistung zum Tod von mindestens 1 800 Haftlingen fuhrte Uberarbeitung war dabei in Verbindung mit Unterernahrung die haufigste Todesursache Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Vernichtung durch Arbeit Die Angeklagten wurden zudem beschuldigt im Rahmen eines gemeinsamen Vorgehens Common Design an Misshandlungen und Totungen nicht deutscher Zivilisten und Kriegsgefangener rechtswidrig und vorsatzlich teilgenommen zu haben Die rechtliche Basis des Verfahrens bildete die ab Marz 1947 gultige Legal and Penal Administration ausgehend von den Erlassen des Military Government Das Kontrollratsgesetz Nr 10 vom 20 Dezember 1945 auf dessen Grundlage Personen verurteilt werden konnten die wegen Kriegsverbrechen Verbrechen gegen den Frieden oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurden spielte bei den Militargerichtsprozessen nur eine Nebenrolle Die Angeklagten BearbeitenInsgesamt waren im Muhldorf Prozess 14 Personen angeklagt Franz Auer war SS Hauptscharfuhrer und als Arbeitseinsatzleiter fur die Verteilung der Zwangsarbeiter zustandig Karl Bachmann war Direktor der Munchner Filiale von P amp Z und verantwortlich fur die Koordinierung des Arbeitseinsatzes auf den Baustellen Wilhelm Bayha war SS Oberscharfuhrer der Wachmannschaft Heinrich Engelhardt war SS Hauptscharfuhrer und geschaftsfuhrender Adjutant Erika Flocken war Arztin der OT und zustandig fur die medizinische Versorgung der Haftlinge sowie die Selektionen nach Auschwitz Karl Gickeleiter war P amp Z Bauleiter auf der Hauptbaustelle von Weingut I Hermann Giesler war leitender Direktor der OT Daniel Gottschling war SS Unterscharfuhrer und zustandig fur die Lebensmittelversorgung der Haftlinge Wilhelm Griesinger war Architekt auf der Hauptbaustelle und verantwortlich fur die Vertragserfullung Wilhelm Jergas war SS Hauptscharfuhrer im Waldlager und verantwortlich fur die Bewachung auf der Hauptbaustelle Anton Ostermann war Hauptmann und verantwortlich fur die Bewachung im Waldlager Jakob Schmidberger war SS Scharfuhrer und als Wache im Waldlager eingesetzt Herbert Spaeth war SS Hauptscharfuhrer der Wachmannschaft Otto Sperling war Angestellter von P amp Z und Leiter der Zementmischerei auf der Hauptbaustelle Die Urteile BearbeitenAlle Angeklagten bekannten sich nicht schuldig im Sinne der Anklage Die Urteile wurden am 13 Mai 1947 verkundet Nur die Angeklagten Bachmann und Ostermann wurden freigesprochen Bachmanns schuldhafte Beteiligung an den Bedingungen des Arbeitseinsatzes konnte nicht nachgewiesen werden und Ostermann hatte sich von den Haftlingen noch im April 1945 einen Persilschein ausstellen lassen Auer Flocken Jergas Spaeth und Sperling wurden zum Tode durch den Strang verurteilt Das Urteil fur Engelhardt und Giesler lautete auf lebenslangliche Haft Gickeleiter Griesinger und Schmidberger wurden zu 20 Jahren Gottschling zu 15 und Bayha zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt Die Haftlinge wurden nach Prozessende ins Kriegsverbrechergefangnis Landsberg am Lech gebracht Auer wurde am 26 November 1948 hingerichtet Die restlichen Todesurteile wurden noch im Mai 1947 in lebenslangliche Haftstrafen umgewandelt und spater schrittweise weiter reduziert Bayha wurde am 24 Februar 1952 aus der Haft entlassen Heinrich Engelhards lebenslange Freiheitsstrafe wurde im Mai 1948 auf 25 Jahre im August 1951 schliesslich auf 15 Jahre verringert Er wurde am 16 Juni 1955 aus der Haft entlassen Erika Flockens Haftstrafe wurde auf 38 Jahre reduziert Sie wurde aber bereits am 13 Juli 1958 endgultig entlassen Gickeleiter wurde nach zweimaliger Reduzierung der Haftstrafe am 19 Juli 1952 entlassen OT Direktor Giesler verbusste seine Haftstrafe bis 18 Oktober 1952 Gottschling kam nach Verkurzung der Haftdauer im Juli 1951 am 11 Januar 1952 frei Griesingers Haftstrafe dauerte bis zum 28 Februar 1952 Jergas wurde nach mehrmaliger Haftzeitverkurzung am 9 April 1958 entlassen Schmidberger wurde als erster der Angeklagten am 14 Dezember 1951 aus der Haft entlassen Spaeths Haftstrafe dauerte bis zum 4 Juli 1957 Sperling blieb bis zum 20 Juli 1957 in Haft Weitere Prozesse BearbeitenDer Kommandant des KZ Aussenlagerkomplexes Muhldorf Walter Langleist und Johann Kirsch Kommandofuhrer in Mittergars einem Nebenlager des Dachauer KZ Aussenlagerkomplexes Muhldorf waren bereits im Dachau Hauptprozess im Dezember 1945 zum Tode verurteilt und am 28 Mai 1946 hingerichtet worden Im sogenannten Muhldorf Ringprozess United States of America v Michael Vogel et al Case No 000 50 2 112 waren sieben weitere Beschuldigte darunter auch ein Kapo in einem Nachfolgeverfahren zum Dachau Hauptprozess vom 8 bis 15 Juli 1947 angeklagt Neben vier lebenslangen und zwei zeitigen Haftstrafen erging auch ein Freispruch Des Weiteren wurde gegen Georg Schallermair in einem weiteren Nebenprozess Case No 000 50 2 121 US vs Georg Schallermair zum Dachau Hauptverfahren vom 18 bis 23 September 1947 verhandelt Dem ehemaligen Rapportfuhrer des Aussenlagerkomplexes Muhldorf wurden Misshandlungen von Haftlingen teilweise mit Todesfolge zur Last gelegt Schallermair wurde am 23 September 1947 zum Tode verurteilt und am 7 Juni 1951 hingerichtet Literatur BearbeitenRobert Sigel Im Interesse der Gerechtigkeit Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945 48 Campus Verlag Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 593 34641 9Quellen BearbeitenUnited States Army Investigation and Trial Records of War Criminals United States of America v Franz Auer et al November 1943 July 1958 National Archives and Records Administration Online abrufbar als PDF Datei 0 9 MB Review and Recommendations United States of America v Franz Auer et al Case No 000 50 136 Online abrufbar als PDF Datei 12 18 MB Review and Recommendations United States of America v Michael Vogel et al Case No 000 50 2 112 Online abrufbar als PDF Datei 1 84 MB Review and Recommendations des Deputy Judge Advocate s Office der War Crimes Group vom 7 Januar 1948 Uberprufung und Billigung des Ersturteils von 1947 gegen Georg Schallermair PDF Datei 1 38 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhldorf Prozess amp oldid 215700368