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Maze ˈmaːse ist ein mittelhochdeutsches Wort fur Masshalten Massigung Es kennzeichnet die durch zuht lebenslange Selbsterziehung erreichte Ausgewogenheit zwischen zwei Extremeigenschaften welche die gottgewollte Ordnung zerstoren Die Maze gehorte zum Grundkanon der ritterlichen Tugenden der mittelhochdeutschen Dichtung Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Literarische Dokumentation 2 1 Mittelhochdeutsche Epik 2 2 Mittelhochdeutsche Lyrik und Spruchdichtung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenIm hochmittelalterlichen Tugendkanon der manheit Tapferkeit der staete Bestandigkeit der triuwe Treue der zuht Wohlerzogenheit der hoveschkeit hofische Bildung der werdekeit Wurde der ere ritterliches Ansehen der milte Grosszugigkeit der guete Freundlichkeit kam der maze eine Ausnahmestellung zu Die maze beinhaltet die Bandigung der Triebe und Leidenschaften Gegenbegriff ist die unmaze Die Erfullung des Tugendkatalogs diente der Bewahrung der gottlichen Weltordnung Noch das gleichnamige Gedicht Die Maze der hofischen Spatzeit des 13 oder fruhen 14 Jahrhunderts preist die maze als die Mutter aller Tugenden mit deren Hilfe mit eren gotes hulde zu gewinnen sei V 117 119 Das Versgedicht gibt allgemeine nach Geschlechtern getrennte Lebensregeln fur Manner und Frauen Maze wird durch zuht erreicht die eine strenge Selbsterziehung und einen lebenslangen Reifungsprozess beinhaltet bei dem der verehrten frouwe als Wegweiserin und Vorbild ein wesentlicher Anteil zukommt Literarische Dokumentation BearbeitenMittelhochdeutsche Epik Bearbeiten Heinrich von Veldeke ca 1145 1195 thematisiert in seinem Hauptwerk Eneit Aneas Epos den angemessenen Umgang mit der Minne Wichtiges Kriterium dafur ist die maze Menschen die bei der Aneignung der maze versagen und der unmaze verfallen verstossen gegen die verpflichtende gottliche Ordnung und haben dies entsprechend zu bussen Unmaze ist nach Veldeke die Ursache allen Ubels Dies wird an zwei gegensatzlichen Frauengestalten Dido und Lavinia die sich um die Gunst des Aneas bemuhen kontrastierend exemplifiziert Das Triebhafte und Sinnliche muss gezugelt werden damit das Seelische und Sittliche sich entfalten kann Dido zerstort ihre Minne durch ihre zwanghafte Masslosigkeit Sie bekennt Ich habe euch in unmaze geliebt Sie hat dadurch ihre Frauenehre vernichtet und ihre konigliche Stellung bedroht was sie nach gottlichem Willen in den Freitod treibt Lavinias Minne endet glucklich weil sie in Einklang gebracht wird mit der Weltordnung und in die Ehe mundet Auch bei den anderen Figuren setzt sich dieses Prinzip der zerstorerischen Wirkung der unmaze durch Lavinias Mutter stirbt an der Masslosigkeit ihres Zorns weil die Ereignisse sich nicht nach ihren Wunschen entwickeln Und Turnus der sich unritterlich in ungezugelten Hasstiraden gehen lasst uberheblich auftritt und sich als ehrloser Leichenschander vergeht unterliegt schliesslich nach der Fugung der Gotter im Kampfe dem sittlich uberlegenen Helden Aneas 1 Auch im hofischen Epos von Wolfram von Eschenbach ca 1170 1220 werden zuht und maze als verpflichtender Anspruch fur jedes Mitglied der ritterlichen Gesellschaft propagiert Dabei geht es nicht um die Darstellung einer gelebten Wirklichkeit sondern um erzieherische Motive In ihrer Ehrgesinnung idealisierte Menschen und entsprechende Geschehnisse sollen eine Vorbildwirkung ausuben auf das Handeln und die Vollendung der Personlichkeit des edlen Ritters 2 Mittelhochdeutsche Lyrik und Spruchdichtung Bearbeiten Im Spatwerk des mittelhochdeutschen Dichters Walthers von der Vogelweide ca 1170 1230 wird Maze zu einem Leitwort Walthers Groll wird von der Erfahrung eines gesellschaftlichen Wandels dem Gefuhl des Untergangs der Epoche der hofischen Dichtung ausgelost die er in einer literarischen Fehde mit dem aufsteigenden Kontrahenten Neithart von Reuental glaubt verteidigen zu mussen Sein explizit ausgesprochener Zorn gilt der unfuoge einer schamelos gewordenen Jugend welche die maze verloren hat und in einer doerperlichen Poesie zu versinken droht Mit einem Bild aus dem Brettsteinspiel beklagt er die Verwirrung der gottgewollten Grundordnung durch die unmaze der mannlichen Weiber und weibischen Manner der pfaffenhaften Ritter und ritterhaften Pfaffen der alten Juncker und jungen Altherren Spruche der Reihe 78 24 ff In der Minnedichtung sucht er einen Kompromiss zwischen der Vorstellung der hofisch uberhohten verklarten distanzierten verehrten frouwe der hohen Minne und der Frau als innig erlebter Madchen Erscheinung der herzeliebe in der heraufziehenden niederen Minne Das Produkt der maze ist die ebene Minne in der die verehrte Frau gleichzeitig friundin unde frouwe ist In seinem Gesprachslied 43 9 und in seinem Anruf an Frau Maze 46 32 verlangt er die Minne solle ze maze nider unde ho sein d h sich im Mittelfeld der Extreme von doerperlich niederer und hofisch hoher Minne bewegen 3 Literatur BearbeitenHelmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Band 2 Die hofische Literatur 1170 1250 3 Auflage Verlag Beck Munchen 1957 Karl Kurt Klein Zur Spruchdichtung und Heimatfrage Walthers von der Vogelweide Schlernschriften Band 90 Innsbruck 1952 Fritz Martini Deutsche Literaturgeschichte Das ritterliche Epos Ideal und Wirklichkeit 11 Auflage Kroner Stuttgart 1961 S 39 ff Helmut Rucker Maze und ihre Wortfamilie in der deutschen Literatur bis um 1220 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 172 Goppingen 1975 Wilhelm Wilmanns Hrsg Walther von der Vogelweide Band 2 Lieder und Spruche 4 Auflage Halle 1924 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Bd 2 Die hofische Literatur 1170 1250 Verlag Beck 3 Auflage Munchen 1957 S 46 48 Fritz Martini Deutsche Literaturgeschichte Das ritterliche Epos Ideal und Wirklichkeit 11 Auflage Kroner Stuttgart 1961 S 39 ff Wilhelm Wilmanns Hrsg Walther von der Vogelweide Bd 2 Lieder und Spruche 4 Auflage Halle 1924 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maze amp oldid 221772460