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Mit Liturgischem Archaologismus benannte Papst Pius XII in seiner Enzyklika Mediator Dei im November 1947 einen der Irrtumer bezuglich der Liturgie der romisch katholischen Kirche Mit dem Begriff ist gemeint in den gottesdienstlichen Riten nur den reinen Ursprung am Anfang gelten zu lassen 1 und spatere Weiterentwicklungen ausschliesslich daran zu messen Kardinal Walter Kasper zitiert Papst Johannes XXIII Die Liturgie ist kein Museum sondern wie ein Dorfbrunnen aus dem frisches Wasser sprudelt 2 Papst Pius XII wehrte einseitig nach ruckwarts gerichtete Massstabe ab und bejahte ausdrucklich die Bedeutung fortwahrender Erneuerung der Liturgie in der Kirche unter Fuhrung des Heiligen Geistes Ganz gewiss die Liturgie der alten Zeit ist zweifelsohne verehrungswurdig Aber ein alter Brauch ist nicht allein schon deshalb weil er Altertum ausstrahlt in sich oder fur spatere Zeiten und neue Verhaltnisse als geeigneter und besser zu betrachten Auch die neueren liturgischen Riten sind ehrfurchtiger Beobachtung wurdig weil sie unter Eingebung des Heiligen Geistes entstanden sind der immerdar der Kirche beisteht bis zur Vollendung der Zeiten und auch sie sind gleichberechtigte Werte mit deren Hilfe die ruhmreiche Braut Christi die Menschen zur Heiligkeit anspornt und zur Vollkommenheit fuhrt Mit Geist und Herz zu den Quellen der heiligen Liturgie zuruckzukehren ist sicher weise und sehr lobenswert da das Studium dieses Wissenszweiges durch Zuruckgreifen auf dessen Anfange nicht wenig dazu beitragt die Bedeutung der Feste und den Sinn der verwendeten heiligen Texte und Zeremonien tiefer und genauer zu erforschen dagegen ist es nicht weise und nicht lobenswert alles um jeden Preis auf das Altertum zuruckzufuhren Mediator Dei Nr 61f Die Arbeit der Historiker insgesamt wird in der Enzyklika gelobt Der Papst schreibt Die segensreichen Fruchte dieses eifrigen Bemuhens sc Wetteifer auf dem Gebiet der liturgischen Studien konnte man auf dem Gebiet der theologischen Wissenschaften wahrnehmen wo die liturgischen Riten der abend und morgenlandischen Kirche erschopfender und tiefer durchforscht und erfasst wurden wie auch im geistlichen und privaten Leben vieler Christen Mediator Dei Nr 4Die liturgiegeschichtliche Forschung seit dem 17 Jahrhundert spielte eine wichtige Rolle in der Kirche die der Liturgiewissenschaftler Aime Georges Martimort 1911 2000 so kennzeichnet Sie verhalf Klerus und Glaubigen dazu den Wert und Reichtum der Liturgie ihre Bedeutung in der Uberlieferung der Kirche den wahren Sinn der Riten und Gebete die Unterscheidung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem und die Einheit und Mannigfaltigkeit des kirchlichen Erbgutes wiederzuentdecken Der Ursprung der Riten erklart deren wahren Sinn hilft zur Bestimmung ihrer grosseren oder geringeren Bedeutung und lehrt entweder ihre Uberzeitlichkeit schatzen oder ihre Abhangigkeit von kulturellen Faktoren erkennen Wichtig ist dabei so Martimort dass die Erforschung des ausseren und sichtbaren Verlaufes der Riten nicht genuge Der Historiker muss auch versuchen die innere Haltung zu entdecken mit der jeweils die Riten von Klerus und Glaubigen gelebt wurden 3 Zum Begriff Liturgischer Archaologismus in Kontrast steht das Ideal der Altehrwurdigen Norm der Vater pristina sanctorum patrum norma als Massstab fur Traditionsgemassheit des liturgischen Handelns der Kirche das von Papst Pius V 1570 formuliert und vom Zweiten Vatikanischen Konzil in seiner Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium Nr 50 aufgenommen wurde Anmerkungen Bearbeiten Kardinal Karl Lehmann Gastvorlesung an der Universitat Wurzburg am 4 Dezember 2010 1 Abschn VI Radio Vatikan vom 13 Oktober 2013 Aime Georges Martimort Hrsg Handbuch der Liturgiewissenschaft I Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1963 S 12f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liturgischer Archaologismus amp oldid 217607781