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Ein Lesezeichen in der Schweiz Buchzeichen dient als Markierung in einem Buch um die Stelle an der der Leser pausiert hat schneller zu finden Lesezeichen sind meist flache Objekte oftmals aus Papier oder am Buch angebrachte Stoffbander Lesebandchen Es gibt auch kunstvolle Lesezeichen aus verschiedenen anderen Materialien wie zum Beispiel Metall Holz oder textilen Stoffen die demselben Zweck dienen Manche Leser benutzen eingeknickte Seitenecken sogenannte Eselsohren als Markierung Vergessene Lesezeichen Eine Auswahl der Dusseldorfer Zentralbibliothek Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Entwicklung 2 Verwendung 3 Formen 4 Materialien 5 Gestaltung und Technik 6 Werbelesezeichen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte und Entwicklung Bearbeiten nbsp Buch mit LesebandchenDas fruheste noch erhaltene Lesezeichen stammt aus dem 6 Jahrhundert und wurde in einem koptischen Einband in Sakkara Agypten gefunden 1 Es handelt sich um ein aus Leder gefertigtes und mit Ornamenten verziertes Lesezeichen das mit einem Lederstreifen am Einband des Buches befestigt war Reste solcher Lederstreifen in anderen koptischen Kodizes legen nahe dass die Verwendung der Lesezeichen seit dem 1 Jahrhundert gebrauchlich ist Weitere an Buchband befestigte Lesezeichen aus Leder stammen aus dem 7 bis zum 11 Jahrhundert 2 An karolingischen Bucheinbanden aus dem 8 bis 12 Jahrhundert dienten Schnure oder Lederriemen die am Buchrucken angebracht wurden als Lesezeichen Im 14 und 15 Jahrhundert nutzten Monche in europaischen Klostern Lesezeichen in Form von Leseradchen Lesebandchen und Stecklesezeichen Diese wurden einzeln und ausschliesslich fur diesen Zweck in klosterlichen wie auch in weltlichen Buchbinder Werkstatten angefertigt In der Renaissance waren gewobene Seidenbander gezwirnte Schnure und Textilstreifen als Lesezeichen in Gebrauch die in vielen Fallen mit einem Knoten oder einem Knopf aus Holz Bein oder Messing versehen waren und dadurch gegen das Rutschen zwischen die Seiten des Buches gesichert wurden Im 19 Jahrhundert erlebte das Lesezeichen eine Blutezeit als die Herstellung von gestickten Lesezeichen bei den viktorianischen Damen grosse Mode wurde 1862 begann Thomas Stevens in Coventry England mit der maschinellen Herstellung von aus Seide gewobenen Lesezeichen die mit farbenprachtigen und detailreichen Bildern verziert waren und bis zum Ende des Jahrhunderts mit grossem Erfolg auch in Europa und USA verkauft wurden Mit dem ausgehenden 19 Jahrhundert wurde das Lesezeichen als preiswerter Werbetrager fur verschiedene Branchen entdeckt und wie Werbebroschuren oder Sammelbildchen massenhaft hergestellt Besonders begunstigt wurde die Massenproduktion der Lesezeichen durch die einsetzende Industrialisierung und deren technische Moglichkeiten Lesezeichen sind aufgrund der einfachen Beschaffenheit auch ein beliebtes Bastelobjekt Verwendung BearbeitenEin Lesezeichen dient vor allem als Einlegemarkierung um die Seite in einem Buch oder einer Zeitschrift schneller zu finden an der man mit dem Lesen pausiert hat So werden z B die Fristzettel der Bibliotheken die an den Ruckgabetermin des Buches erinnern auch als Lesezeichen benutzt Formen BearbeitenEinlegelesezeichen Die Einlegelesezeichen 3 bilden die grosste Gruppe der Lesezeichenarten Sie werden zwischen den Buchseiten so eingelegt dass sie oben aus dem Buch herausragen Das allgemein ubliche Material ist Papier oder Karton Ist an dem Lesezeichen zusatzlich eine Quaste oder ein Bandchen angebracht erfolgt die Seitenmarkierung durch die unten heraushangenden Quasten oder Bandchen Auch die mit dem oberen Buchrucken fest verbundenen Lesebandchen die aus dem unteren Buchschnitt heraushangen zahlen zur Gruppe der Einlegelesezeichen Leseradchen Von den Leseradchen sind heute nur noch wenige erhalten Sie sind einzeln gefertigt und in ihrer Gestaltung und Technik sehr individuell Das Besondere an den Leseradchen ist dass mithilfe eines beschriebenen Radchens nicht nur die Seite sondern auch die Textspalte eingemerkt werden konnte Die wenigen erhaltenen Leseradchen befinden sich heute in Museums oder Bibliotheksbesitz Stecklesezeichen Die Stecklesezeichen auch Seitenreiter genannt werden auf die zu markierende Blattseite gesteckt und wurden bereits im ausgehenden Mittelalter rein zweckbestimmt verwendet Seinerzeit aus Papier oder Pergament werden Stecklesezeichen seit Mitte des 19 Jahrhunderts aus anderen Materialien gefertigt uberwiegend aus Metallen wie Messing oder Silber und es wurde bei der Herstellung zunehmend auch auf dekorative Zwecke Wert gelegt Blattweiser Die Blattweiser werden ublicherweise verwendet wenn mehrere Seiten eines Buches systematisch und auf Dauer eingemerkt werden sollen wie etwa bei Kapitelunterteilungen oder zum schnellen Auffinden der einzelnen biblischen Bucher in Studienbibeln und anderen Bibelausgaben Auf die entsprechenden Buchseiten aufgeklebt ragen sie ein Stuck weit uber den Vorderschnitt des Buches hinaus Sie konnen aus Papier Pappe Leder Gewebe oder Pergament bestehen und beschriftet sein 4 5 Eine Gestaltung als Kugelchen ist ebenso moglich Messbucher sind durchweg mit Blattweisern versehen Abgewandelt finden sich Blattweiser auch in Form von Trennblattern als Ordnungs und Registraturhilfe bei Aktenordnern nbsp Blattweiser nbsp Blattweiser in KugelformDreiecklesezeichen Die Dreiecklesezeichen sind etwa seit dem beginnenden 20 Jahrhundert bekannt Sie werden ahnlich den Stecklesezeichen uber die obere Ecke der einzumerkenden Buchseite gestulpt Sie sind grosstenteils aus Metall oder Karton hergestellt Bugellesezeichen Die Bugellesezeichen haben sich erst in den vergangenen Jahren durchgesetzt In Form eines Spazierstocks werden sie so zwischen die einzumerkenden Seiten eingelegt dass der Bugel am oberen Teil des Lesezeichens uber den Kopfschnitt oder den Buchrucken hangt Buchreiter Buchreiter Aufstecklesezeichen engl Pageholder sind Klammern aus Metall die nur fur feste Pergamente geeignet waren Sie konnten ahnlich wie Stecklesezeichen auf dem Kopfschnitt als Seiten und Spaltenweiser und auf dem Vorderschnitt als Zeilenweiser fungieren Die beiden Backen werden dazu mit einem Ring fixiert 6 Materialien Bearbeiten nbsp Lesezeichen Koch s Buchhandlung Konigsberg i Pr vor 1944So wie die Form variiert auch das Material Papier oder Karton ist bis heute das am haufigsten genutzte Material fur Lesezeichen Unter Nutzung verschiedener Drucktechniken wie zum Beispiel dem Holzschnitt oder Kupferstich wird Papier seit dem 13 Jahrhundert als Material fur Lesezeichen genutzt Es ist aber keineswegs verbindlich Neben Papier gelten vor allem textile Stoffe als alteste verwendete Materialien fur Lesezeichen Ausgehend von der Firma Stevens in Coventry in England Mitte des 19 Jahrhunderts wurden erstmals Seidenlesezeichen mit Bildwebereien hergestellt Ab 1880 wurde Stevengraphs auch allgemein als Begriff fur gewebte Seidenlesezeichen verwendet und weist seitdem auf die Herstellungsart der maschinellen Bildweberei hin Von England breiteten sich fortan die gewebten Seidenlesezeichen auch auf den europaischen Kontinent aus wurden aber um die Jahrhundertwende immer mehr von den gunstigeren Papierlesezeichen verdrangt Seit dem ausgehenden 19 Jahrhundert werden auch Metalle als Werkstoff fur Lesezeichen genutzt Sie bieten seither eine Variationsvielfalt in der Formgebung wie sie bei anderen Materialien nur schwer zu erreichen ist Uberwiegend Silber Messing Zinn und versilbertes oder vergoldetes Metall wurden verwendet Ublicherweise sind sie als Stecklesezeichen bestehend aus einem Kopf und einer Klammer hergestellt worden Aufgrund ihrer aufwendigen Gestaltung waren sie anfanglich keine Massenartikel wie die Papierlesezeichen und haben den Leser meist uber einen langeren Zeitraum begleitet Heute werden aber auch sie aufgrund technischer Moglichkeiten als Massenartikel gefertigt Andere Naturmaterialien fur die Herstellung von Lesezeichen waren Holz Horn Knochen Elfenbein Perlmutt und Leder Diese fanden aber durch die aufwendigere Verarbeitung nicht so haufig Verwendung und sind heutzutage eher selten Als synthetisches oder halbsynthetisches Material wurde seit Ende des 19 Jahrhunderts auch Kunststoff zur Herstellung von Lesezeichen genutzt Gestaltung und Technik BearbeitenDer Gestaltung sind kaum Grenzen gesetzt Die Mangelwirtschaft wahrend der Weltkriege spiegelt sich hier ebenso wider wie ganz allgemein gestalterisch asthetische Vorstellungen der jeweiligen Entstehungszeit Jedoch kehren bestimmte Merkmale wie Firmenlogos Kontaktinformationen und Abbildungen der beworbenen Produkte immer wieder Das bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts gangige Verfahren des Buchdrucks fur Papierlesezeichen ist inzwischen weitgehend vom Offsetdruck abgelost worden Werbelesezeichen Bearbeiten nbsp Werbelesezeichen fur das Medikament Peremesin gegen ReisekrankheitenEnde des 19 Jahrhunderts erkannten Handel und Industrie neben der rein zweckmassigen Nutzung als Einmerker die Moglichkeit der kommerziellen Nutzung des Lesezeichens als Werbetrager Diese bilden bis heute den grossten Sektor der Lesezeichen und haben eine doppelte Funktion Sie dienen als Markierung und Werbung Unter den Herausgebern von Werbelesezeichen findet man nahezu alle Branchen die das Lesezeichen als Instrument der kostengunstigen Dauerwerbung nutzen Die Firmen legen dabei viel Wert auf eine ansprechende Gestaltung und einen hohen Wiedererkennungswert Dies erreichte man vor allem durch die Entwicklung ganzer Lesezeichen Serien die ahnlich den Sammelbildern dazu genutzt wurden eine enge Kundenbindung zu Artikeln einer Firma herzustellen Ein besonders gelungenes Beispiel fur dieses Verfahren waren die in den 1950er Jahren den rororo Bandchen Taschenbucher des Rowohlt Verlages beigelegten Lesezeichen mit Abbildungen landestypischer Trachten und Kostume Verlage Buchhandlungen Antiquariate und Versandhandler legen Lesezeichen gerne Buchern oder Bestellungen bei um Werbung fur Neuerscheinungen und lieferbare Titel zu treiben Literatur BearbeitenLexikon des gesamten Buchwesens Bd IV 2 Aufl 1995 S 500 501 Bibliographie E Gunther Rehse Lesezeichen Itzehoe 1994 ISBN 3 88013 473 1 Hans Heid 100 Lesezeichen der Historischen Bibliothek der Stadt Rastatt Rastatt 2001 ISBN 3 923082 37 1 Klaus Flemming Im Dialog mit dem Buch Lesezeichen Lesezeichen als Kunstobjekte In Muschelhaufen Jahresschrift fur Literatur und Grafik Nr 38 Viersen 1999 ISSN 0085 3593 Karl Heinz Steinbeisser Lesezeichen sammeln Geschichte und Formen der Lesezeichen aus sechs Jahrhunderten Vom Leseradchen zum modernen Lesezeichen Ingolstadt 2006 ISBN 3 00 017649 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lesezeichen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lesezeichenmuseum Mirage Bookmark Umfangreiche Seite und Ausstellung uber Lesezeichen in Englischer Sprache International Friends of Bookmarks IFOB Website mit vielen Informationen uber LesezeichenEinzelnachweise Bearbeiten Asim Maner Earliest History of Bookmarks History of Ancient and Medieval Bookmarks 0 1500 AD Hrsg International Friends of Bookmarks Publ Nr 1 2016 S 12 J A Szirmai The Archeology of Medieval Bookbinding Ashgate 1999 ISBN 978 0 85967 904 6 S 300 Asim Maner Earliest History of Bookmarks History of Ancient and Medieval Bookmarks 2016 IFOB Publ No 1 www ifobookmarks org ifob publications html Glossar zur spatmittelalterlichen Buchmalerei und Buchherstellung Beispiel eines aufgeklebten Blattweisers cpg20 Uni Heidelberg Udo Jobst Seltene angelsachsische Lesezeichen oder doch nur historische Pinzetten in Wolfenbutteler Notizen zur Buchgeschichte H 2 Jg 36 2011 S 109 117 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lesezeichen Buch amp oldid 237757134