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La Celestina von Fernando de Rojas ist eine Tragikomodie DatenTitel La CelestinaOriginaltitel Comedia de Calisto y MelibeaGattung TragikomodieOriginalsprache SpanischAutor Fernando de Rojas Erscheinungsjahr 1500PersonenCalisto Geliebter von Melibea aus mittlerem bis hohem Stand Melibea Geliebte von Calisto aus hohem Stand Pleberio Vater von Melibea Alisa Mutter von Melibea Celestina Kupplerin die Calisto und Melibea zusammenbringt Parmeno Diener von Calisto Sempronio Diener von Calisto Tristan Diener von Calisto Sosia Diener von Calisto Lucrecia Dienerin von Melibea Elicia Prostituierte Geliebte von Sempronio Areusa Prostituierte Geliebte von Parmeno Centurio Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhaltsangabe 3 Klage Pleberios 4 Das pessimistische Weltbild der Celestina 4 1 Bezug Rojas auf Petrarca 4 2 Wirken der Fortuna 4 3 Degradierung positiver Werte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Deckblatt von La CelestinaDas Drama kursierte bereits in den 1490ern in Handschriften in den Kreisen der Universitat von Salamanca 1 Im Jahr 1500 wurde es zum ersten Mal in der Offizin Pedro Hagenbachs in Toledo gedruckt Seit dieser Auflage wird den Drucken ein Vorwort vorangestellt in dessen Akrostichon Fernando de Rojas als Autor genannt wird Zwar wird vermutet dass er den Text fur den Druck vorbereite und eigene Veranderungen einfuhrte doch wird seine Autorschaft weitestgehend bestritten Ein Druck von Fadrique de Basilea in Burgos in dem das Jahr 1499 angegeben ist ist nach Stand der Forschung vermutlich vordatiert 2 Das Werk erhielt zunachst die Bezeichnung Comedia obwohl es ein tragisches Ende hat Auf Wunsche des Publikums nach einem langeren Liebesplot wurde das Drama auf 21 Akte erweitert nunmehr mit der Kategorisierung als Tragikomodie Als fruheste Version wird ein Druck von 1502 aus Salamanca vermutet welcher verschollen ist In Spanien firmierte das Drama bis ins 17 Jahrhundert unter diesem Titel Im Ausland ausgehend von Italien burgerte sich schon im 16 Jahrhundert der heute gangige Titel ein La Celestina gilt als eines der bekanntesten und grossten Werke der spanischen Literaturgeschichte Sie wurde von Christoph Wirsung zweimal Ain Hipsche Tragedia 3 1520 VD16 R 2930 und AJnn recht Liepliches buchlin 4 1534 VD16 R 2931 ins Deutsche ubertragen Seine Ubersetzung erfolgte anhand einer italienischen Fassung von Alfonso Ordonez 5 Inhaltsangabe BearbeitenCalisto ein junger Mann verliebt sich in Melibea Diese jedoch darf und will nichts von ihm wissen Um sein Begehren zu erfullen schaltet Calisto auf Anraten seines Dieners Sempronio Celestina ein eine alte Kupplerin Sie verschafft sich alsbald Zugang zu Melibea und kann sie davon uberzeugen dass sie sich mit Calisto trifft Sein anderer Diener Parmeno versucht Calisto von diesem Vorhaben vergeblich abzuhalten Durch die Hilfe von Celestina werden Melibea und Calisto ein Liebespaar Celestina zieht Sempronio und Parmeno auf ihre Seite indem sie Sempronio mit Elicia und Parmeno mit Areusa verkuppelt Dadurch wird das Verlangen der Diener nach den beiden Frauen gestillt und sie versuchen nun zusammen mit Celestina aus der Begierde Calistos Profit zu schlagen Als Celestina von Calisto bezahlt wird will sie nicht mit den beiden teilen Sie toten Celestina und fliehen werden aber geschnappt und wenig spater gehangt Auch das Gluck von Melibea und Calisto wahrt nicht mehr lange Eines Abends besucht er Melibea Als er ein Gerausch hort will er nachsehen wie es seinen neuen Dienern geht die fur ihn Wache geschoben haben Dabei sturzt er von einer Leiter und stirbt Melibea ausser sich wegen des Verlustes begeht Selbstmord indem sie sich von einem Turm sturzt Das Werk endet mit der Klage Pleberios Melibeas Vater uber das Wirken der Fortuna der Welt und der Liebe alle drei zusammen seien fur den Tod seiner Tochter verantwortlich Mit diesem Schlussmonolog wird Fernando de Rojas pessimistisches Weltbild der Celestina komplettiert Klage Pleberios BearbeitenDie Klage Pleberios des Vaters von Melibea bildet den Schluss der Tragikomodie La Celestina Die Klage erscheint als Fazit der negativen Ereignisse des gesamten Geschehens und gibt eine Wertung mit auf den Weg An keiner anderen Stelle des Textes tritt das pessimistische Weltbild Fernando de Rojas La Celestina deutlicher hervor Dabei kann man sagen dass Pleberio als das Mundstuck von Rojas fungiert Durch den Charakter Pleberios bringt Rojas in dessen Schlussmonolog dem Leser seine pessimistischen Ansichten naher Durch den Tod seiner geliebten Tochter glaubt Pleberio nicht mehr wie fruher daran dass die Geschehnisse auf der Welt objektiv von einer inneren Ordnung gelenkt werden Vielmehr scheinen Fortuna die Welt und die Liebe die Menschen zu beherrschen und ins Ungluck zu sturzen Seiner Ansicht nach sind alle drei Krafte ungerecht denn dort wo sie nach Vernunft wirken sollten sind sie planlos und somit auch gefahrlich Die Fortuna zerstorte mit Absicht das was ihm am liebsten war seine Tochter Die Welt ist nunmehr nichts weiter als ein Labyrinth aus Irrtumern in dem man sich nicht mehr zurechtfinden kann Weder die Fortuna noch die Welt reprasentieren eine Ordnung im Gegenteil Ungerechtigkeit und Planlosigkeit beherrschen das irdische Geschehen Urheber und Ausloser allen Ubels ist fur Pleberio allerdings die Liebe Die Welt erscheint lediglich als Buhne fur das Auftreten der Liebe zu fungieren und die Liebe ist es die nicht nur den Tod seiner Tochter sondern auch den Tod von vier weiteren Menschen verantworten muss Sie erscheint als der Motor aller Ereignisse Die Liebe ist verantwortlich dass Calisto und Melibea sterben mussten Durch deren Liebe zog Calisto Celestina als Hilfe heran Diese musste am Ende ebenso sterben wie seine beiden Diener Sempronio und Parmeno Seiner Tochter die sich das Leben aus freien Stucken nahm gibt Pleberio keine Schuld Wenn man sich erst einmal der Liebe hingegeben hat gibt es kein Entrinnen mehr Die Klage von Melibeas Vater ist Ausdruck einer pessimistischen Weltanschauung Diese Weltanschauung lasst Rojas in seinem Werk hervortreten und durch sein Sprachrohr Pleberio verkunden Das pessimistische Weltbild der Celestina BearbeitenBezug Rojas auf Petrarca Bearbeiten Fernando de Rojas bezieht sich in seinem Werk La Celestina in mehreren Stellen auf den italienischen Dichter Francesco Petrarca sowohl durch wortliche Zitate wie auch durch Anlehnungen an die Einsichten Petrarcas Die Zitate wurden zumeist aus dem Index einer Petrarca Sammlung von 1496 entnommen die Rojas gelesen hatte Dennoch scheint Rojas auch mit den Vorstellungen Petrarcas im Allgemeinen vertraut gewesen zu sein Besondere Bedeutung haben die Werke De Remediis De Rebus Familiaribus und Bucolicum Carmen Neben der Thematisierung des Lebens als universeller Konflikt scheint Rojas besonders auch an den Ansichten Petrarcas uber die Gefahren von Wohlstand Habsucht und der sexuellen Liebe interessiert gewesen zu sein Das Schicksal als von Anfang an bestimmender Faktor des menschlichen Lebens lehnt Petrarca ab wenn der Mensch allerdings von seinem positiven Wege abkommt gerat er in einen Kreislauf in dem er selbst nicht mehr die volle Entscheidungsgewalt besitzt Der Mensch sollte von der Vernunft geleitet werden Dieser gegenuber stehen aber Wollust und Begehrlichkeit Wenn diesen Affekten nachgegeben wird verlasst der Mensch den Weg der Massigung und beschreitet einen neuen Weg auf den er keinen Einfluss mehr besitzt Besonders schwierig ist es weiterhin mit Vernunft zu entscheiden wenn man vom Gluck begunstigt wird denn dann werden die meisten Menschen unmassig und geben sich den Affekten hin Auch bei dem Werk von Fernando de Rojas geht es um den Konflikt zwischen Vernunft auf der einen und Unmassigkeit auf der anderen Seite im Zentrum stehen Calisto und Melibea die vom Gluck begunstigt werden und sich ineinander verlieben Sie konnen sich aber nicht massigen und gleiten somit in eine sexuelle Beziehung an deren Ende der Tod beider steht Sempronio und Parmeno werden habgierig und toten nicht nur Celestina aus Gier sondern mussen selbst auch dafur bezahlen Rojas ubernahm die Vorstellungen Petrarcas jedoch nicht als blosses Plagiat vielmehr legte er sie nach seinen Vorstellungen aus und hob sie auf ein noch pessimistischeres Level Wirken der Fortuna Bearbeiten In Fernando de Rojas La Celestina kommen immer wieder Anspielungen auf das Wirken der Fortuna vor Dies ist Ausdruck fur das renaissancehafte Gedankengut in La Celestina Die Fortuna ist die antike Gottin des Glucks sie ist fur das irdische Geschick des Menschen verantwortlich Sie hilft allerdings nur den Tapferen und Beherzten Ihr Werkzeug und Symbol ist das Rad Wer auf der obersten Stufe des irdischen Glucks angekommen ist muss unweigerlich so wie es die Bewegung des Rades will auch wieder herab Als Celestina den Hohepunkt erreicht hat Zusammenbringen von Calisto und Melibea Freundschaft mit dessen Dienern Sempronio und Parmeno Bezahlung durch Calisto muss sie diesen Hohepunkt wieder verlassen und stirbt durch die Hande der beiden Diener Auch den anderen Protagonisten ergeht es nicht anders Sempronio und Parmeno waren gierig geworden und toteten Celestina Aus diesem Grund mussten auch die beiden sterben Die Liebe zwischen Calisto und Melibea steht unter keinem guten Stern denn sie ist nicht in der hofischen Liebe verhaftet Bei beiden ist die Begierde grosser als die Vernunft Calisto fallt von der Leiter und Melibea setzt ihrem Leben selbst ein Ende Auch die Art des Todes ist kein Zufall In vier von funf Fallen sterben die Personen durch einen Sturz lediglich bei der Kupplerin ist der Fall metaphorisch zu sehen Da der Mensch wenn er einmal in dem Kreislauf Fortunas sich verfangen hat es nicht mehr schafft mit eigener Kraft diesen Zyklus wieder zu verlassen pragt dies eine negative Weltanschauung Ebendieses pessimistische Weltbild wird in dem Werk zum Ausdruck gebracht Degradierung positiver Werte Bearbeiten Die Figuren in La Celestina setzen selbst positiv konnotierte Werte wie etwa Freundschaft Liebe und Loyalitat auf derart falsche Grundlagen dass diese selbst Ausloser fur das Verderben der Akteure sind Die Liebe zwischen Calisto und Melibea fusst auf falschen Voraussetzungen denn keiner der beiden halt sich an die von der Gesellschaft vorgegebenen Topoi der hofischen Liebe Bereits in der ersten Begegnung verstosst Calisto gegen die sozialen Normen des 15 Jahrhunderts im Umgang mit einer Frau Trotzdem verlieben sich die beiden ineinander und sind sich sehr wohl bewusst dass ihre korperliche Lieben von der Gesellschaft nicht toleriert werden Sie begeben sich damit bewusst in Gefahren die mit dem Sturz Calistos von der Leiter und dem Suizid Melibeas enden Somit wird die eigentlich positive Konnotation des Wortes Liebe von den beiden umgekehrt und in etwas Negatives verwandelt dass letztendlich beide ins Verderben sturzt Gleiches gilt fur die Freundschaft Rojas stellt beispielsweise die Freundschaft der Diener Sempronio und Parmeno als eine sehr starke dar doch auch diese wird degradiert und abgewertet weil sie auf falschen Voraussetzungen beruht Zum einen schafft Celestina es nur Parmeno von den Vorteilen einer Freundschaft mit Sempronio zu uberzeugen indem sie mit Geschichten uber dessen Mutter sein Vertrauen gewinnt und zum anderen durch die Erfullung seiner Begierde nach der Prostituierten Areusa Der andere negative Punkt ist dass durch diese Freundschaft die beiden Diener ihre Loyalitat gegenuber Calisto vollig vergessen und stattdessen versuchen aus seinem Liebeskummer Profit zu schopfen Besonders auffallend ist die Verkummerung der Loyalitat gegenuber Calisto bei Parmeno der sich zu Beginn des Werkes sehr wohl als loyaler Diener seines Herren erweist Doch als sich die Freundschaft zu Sempronio entwickelt entwickelt sich auch eine immer grossere Gier der beiden und die Loyalitat zu Calisto geht gegen Null Beide denken nur noch an sich und ihren Vorteil und geben nicht mehr auf ihren Herrn oder gar dessen Sicherheit sondern versuchen ihn zu tauschen Fernando de Rojas lasst positive Werte wie Liebe Freundschaft und Loyalitat in seinem Werk unweigerlich zu etwas Negativem fuhren da die Charaktere nicht in der Lage sind sich fur das Richtige zu entscheiden Literatur BearbeitenEnrique Fernandez Hrsg A Companion to Celestina The Renaissance Society of America Texts and Studies Series Band 9 Brill Leiden Boston 2017 ISBN 978 90 04 34929 2 Theo Reichenberger Imaginare Portrats zu La Celestina Edition Reichenberger Kassel 1998 ISBN 3 931887 43 X Theo Reichenberger Szenische Graphiken zu La Celestina Edition Reichenberger Kassel 1998 ISBN 3 931887 48 0 Wilhelm Fehse Christoph Wirsungs deutsche Celestinaubersetzungen E Karras Halle Saale 1902 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons La Celestina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien La Celestina im Project Gutenberg englisch Einzelnachweise Bearbeiten Joseph T Snow The Significance of Celestina In Enrique Fernandez Hrsg A Companion to Celestina The Renaissance Society of America Texts and Studies Series Band 9 Brill Leiden Boston 2017 ISBN 978 90 04 34929 2 S 3 17 hier S 3 Jose Luis Canet The Early Editios and the Authorship of Celestina In Enrique Fernandez Hrsg A Companion to Celestina The Renaissance Society of America Texts and Studies Series Band 9 Brill Leiden Boston 2017 ISBN 978 90 04 34929 2 S 21 40 hier S 23 25 28 VD16 R 2930 auf gateway bayern de VD16 R 2931 auf gateway bayern de Kathleen V Kish Early Responses to Celestina Translations and Commentary In Enrique Fernandez Hrsg A Companion to Celestina The Renaissance Society of America Texts and Studies Series Band 9 Brill Leiden Boston 2017 ISBN 978 90 04 34929 2 S 305 320 hier S 308 309 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title La Celestina amp oldid 238064011