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Kriegsverbrecherprozesse in Singapur waren die dort koordinierten Verfahren die nach dem Ende des pazifischen Krieg gegen japanische Kriegsverbrecher der Kategorie B oder C jap BC級戦犯 an verschiedenen Orten des zuruckeroberten Kolonialreichs Sudostasiens unter den Bestimmungen des Royal Warrant vom 14 Juni 1945 durchgefuhrt wurden Die Anklagebank am 21 Januar 1946 wahrend des ersten britischen Kriegsverbrecherprozesses in Singapur Die Angeklagten von links nach rechts Hauptmann Gozawa Sadaichi Oberleutnant Nakamura Kaniyuki ein Oberfeldwebel Feldwebel Yabi Jinichiro Unteroffizier Osaki Majoto Unteroffizier Ashoiya Tamotsu Hauptgefreiter Chiba Mesami Hauptmann Okusawa Ken Oberleutnant Kajino Ryuichi und Oberfeldwebel Tadasu Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Organisation 3 Prozesse 3 1 Singapur 3 2 Malaya 3 3 Rangun 3 4 Car Nicobar 3 5 Revision 3 6 Verurteilungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenBereits fruh im Krieg hatten Amerikaner und Briten sich darauf geeinigt dass nach Abschuss der Kampfhandlungen gegen Angehorige der Alliierten begangene Kriegsverbrechen zu suhnen seien Zu diesem Zweck war im Oktober 1943 zunachst die United Nations War Crimes Commission UNWCC gegrundet worden deren sub committee zunachst mit der Sammlung von Informationen von Kriegsverbrechen in China befasst war Nach Grundung der Far Eastern Commission FEC 1 ging diese Aufgabe an dessen Committee No 5 War Criminals uber Der Aufgabenbereich wurde auf alle japanischen Kriegsverbrechen erweitert Der britische Royal Warrant Army Order 81 1945 verkundet am 18 Juni 1945 legte die Regeln fest unter denen weltweit Kriegsverbrecherprozesse durchgefuhrt werden sollten Im Gegensatz zu den Richtlinien anderer Lander wie zum Beispiel fur Niederlandisch Indien wurden Kriegsverbrechen in diesem Dokument noch konventionell definiert Die Verfolgbarkeit war auf Taten ab dem 2 September 1939 beschrankt Organisation BearbeitenDie ortliche Zustandigkeit in Asien umfasste seit November 1945 den gesamten unter dem Kommando des South East Asian Command SEAC 2 stehenden Bereich der zum grossen Teil japanisch besetzt gewesen war Birma Malaya Singapur Niederlandisch Indien die Andamanen Nikobaren und Britisch Nordborneo aber auch Siam Franzosisch Indochina Shanghai Tientsin und Hongkong Der in Singapur eingerichtete War Crimes Branch unterhielt 17 teilweise multinationale Ermittlungsteams die auch die Verfolgungsbemuhungen niederlandischer und australischer Strafverfolger unterstutzte Andere westliche Alliierte errichteten Verbindungsstellen ausserdem bestand Liaison zum War Crimes Branch in Tokio Fur die Tatigkeit britischer Ermittler und die Auslieferung Verdachtiger in Tientsin und Shanghai waren diese auf die Unterstutzung der US Armee angewiesen der sie aus diplomatischen Grunden beigeordnet wurden In Saigon ermittelte lediglich ein Verbindungsoffizier Die Teams befragten die einheimische Bevolkerung sammelten Beweismittel vor Ort und verhafteten Verdachtige Gleichzeitig wurden an befreite Gefangene Fragebogen zu eventuellen Kriegsverbrechen ausgegeben und samtliche inhaftierten Japaner erkennungsdienstlich behandelt Zusatzlich konnte beim War Cimes Complaint Bureau Anzeige erstattet werden Insofern sich ein konkreter Verdacht durch Identifizierung erhartete wurden die Akten an die War Crimes Registry Section in Singapur weitergeleitet Nach eventuell weitergehenden Ermittlungen wurde der Fall an die als Anklagebehorde fungierende Legal Section abgegeben Der Royal Warrant legte fest welche hochrangigen Offiziere das Recht hatten Militartribunale Military Court einzuberufen Die Kriegsgerichte hatten ausser einem Prasidenten noch mindestens zwei Offiziere als Mitglieder von denen zumindest einer juristische Fachkenntnisse haben sollte Die Offiziere sollten mindestens den gleichen oder hoheren Rang wie der Angeklagte haben mindestens einer derselben Waffengattung angehoren Sofern es der Gerichtsprasident fur notig hielt konnten Offiziere anderer alliierter Nationen als Richter ernannt werden Dem Gericht beigegeben werden konnte ein judge advocate der als neutraler Berater ohne Stimmrecht der Militarrichter die juristische Situation zusammenfasste jedoch nicht wie sein amerikanisches Pendant als Staatsanwalt fungierte Die Bestimmungen uber Kriegsgerichte des British Army Act bildeten die Verfahrensordnung jedoch wurden die normalerweise strengen Beweiswurdigungsgrundsatze aufgeweicht um den kriegsbedingten Umstanden Rechnung zu tragen Die Verhandlungen sollten offentlich sein soweit es die Quartiere zuliessen Schriftliche Urteilsbegrundungen wurden normalerweise nicht verfasst jedoch wurden Wortprotokolle aller Verhandlungen nach London gesandt Viele der Tribunale betrachten juristische Kommentare wie das British Manual of Military Law als autorativ Eine der politischen Vorgaben lautete dass nur wasserdichte Anklagen zur Verhandlung kommen sollten In Verhandlungen wo die Opfer Amerikaner waren ubernahm normalerweise ein amerikanischer Strafverfolger die Vertretung der Anklage Die Tatvorwurfe konnten nach Verhandlungsbeginn noch geandert werden Die Angeklagten durften Anwalte wahlen die meistens Militarjuristen waren nur in Singapur traten vereinzelt zivile Verteidiger auf Den Verwandten der Verurteilten sollten wenn moglich Berichte der Verhandlungen zukommen Prozesse BearbeitenInsgesamt wurden zwolf Kriegsgerichte an verschiedenen Platzen Sudostasiens eingerichtet Sofern ein Prozess vor Ort aus irgendeinem Grund nicht stattfinden konnte wurde er nach Singapur verlegt Die Gerichte in Malaya und Borneo tagten an verschiedenen Orten Samtliche Verfahren waren bis zum Juni 1948 abgeschlossen Der Kommandeur Lord Louis Mountbatten 3 bestand darauf dass keine politischen Verfahren durchgefuhrt wurden Unmittelbar nach Kriegsende bei Bekanntwerden der zahlreichen Grausamkeiten hatte die offentliche Meinung im Mutterland kurzen Prozess gefordert Er widersetzte sich diesen Forderungen Als dann die Verfahren im folgenden Jahr in Gang kamen war im Mutterland das Interesse nur noch gering Singapur Bearbeiten nbsp Leutnant Nakamura vor der Vollstreckung seines Todesurteils am 14 Marz 1946 Er war schuldig befunden worden einen indischen Soldaten auf den Palau Inseln gekopft zu haben nbsp Drei japanische Kriegsverbrecher auf dem Weg zu ihren Zellen am 21 Januar 1946Der erste britische Prozess in Sudostasien begann am 21 Januar 1946 Hauptmann Gozawa Sadaichi und neun Untergebenen wurde vorgeworfen zwischen April 1943 und September 1945 indische Kriegsgefangene misshandelt und ermordet zu haben Der Grund mit diesem Verfahren zu beginnen war dass London zeigen wollte dass auch seine farbigen Untertanen unter dem Schutz der British justice standen Die Verteidigung stutzte sich darauf dass viele der Inder als heiho zur japanischen Seite ubergetreten waren und deshalb nicht mehr als Untertanen i S d Royal Warrant galten Trotzdem wurden neun Angeklagte schuldig gesprochen Es gab ein Todesurteil und Haftstrafen von zwei bis sieben Jahren Alle Urteile wurden am 4 Marz bestatigt 4 Eine weitere Massenverhandlung war das sogenannte Double Tenth Trial gegen 21 Angehorige der Militarpolizei kempeitai die Gefangene gequalt hatten Die meisten Angeklagten beriefen sich auf Befehlsnotstand trotzdem gab es acht Todesurteile und sechs Verurteilungen zu Haftstrafen Durch die unhistorische Verfilmung der Geschichte der Brucke am Kwai sind die Leiden tausender Kriegsgefangener beim Bau der Burma Siam Railway weltweit bekannt geworden Die juristische Aufarbeitung erforderte mehrere Prozesse Ein erster endete im Juni 1946 von der Offentlichkeit kaum beachtet mit einem Todesurteil gegen einen Major der den Tod von 570 von 2 000 Gefangenen unter seiner Obhut verursacht hatte Bedeutender war die Verhandlung gegen den verantwortlichen Generalleutnant Ishida und vier Offiziere seines Stabes Zeugen beschrieben ihre Peiniger durchgehend als sadistisch Nach sechswochiger Verhandlung wurden alle Angeklagten schuldig gesprochen Es gab zwei Todesurteile einmal zwanzig Jahre und zweimal auch fur Ishida zehn Jahre Haft Die Zustande im Internierungslager Sime Road wurden in einem Verfahren das grosses offentliches Interesse erregte aufgearbeitet Die Verteidigung der funf Angeklagten ubernahmen zwei japanische Rechtsanwalte und ein britischer Hauptmann Nach elftagiger Verhandlung verkundete das Gericht schon nach 40 Minuten ein vergleichsweise harsches Urteil drei Todesurteile einmal lebenslanglich einmal sieben Jahre Malaya Bearbeiten Im September 1946 wurde in Kuala Lumpur ein Unteroffizier zum Tode verurteilt der betrunken einen Zivilisten ermordet hatte Das Gnadengesuch wurde abgelehnt Das grosste Verfahren Malayas sollte im April 1946 in Penang beginnen konnte jedoch wegen umfangreicher Vorbereitungen erst Ende August starten Verhandelt wurde gegen 35 Angehorige der Militarpolizei die eine wahre Terrorherrschaft gegen die lokale Bevolkerung errichtet hatten Nach einem Monat gab es 21 Todesurteile und drei Freispruche Gegen 44 Warter des Outram Road Military Prison wurde im August 1947 in Kuala Lumpur verhandelt Die schrecklichen Haftbedingungen dort wurden mit den Zustanden im KZ Bergen Belsen verglichen Es gab 39 Schuldspruche davon funf Todesurteile Verwunderung erregte das Urteil gegen Leutnant Murakami der in einem Hotelzimmer mit Sicherheit versucht hatte eine Britin zu vergewaltigen Sie sturzte aus dem Fenster etwa 35 Meter tief zu Tode Da nicht geklart werden konnte ob ihr Sturz ein Unfall war sie gestossen wurde oder freiwillig sprang wurde er mangels Beweisen freigesprochen Rangun Bearbeiten nbsp Major Ichikawa am 25 Februar 1946 Er wurde beschuldigt mit seinen Mannern uber 600 Bewohner des Dorfes Kalagan getotet zu haben Im Februar 1946 befanden sich in Rangun 113 bekannte Kriegsverbrecher und weitere 40 Verdachtige in Haft nbsp Anklagebank wahrend des Kriegsverbrecherprozesses in Rangun am 22 Marz 1946 Im ersten Verfahren in der Civic Hall im Februar 1946 wurde ein Major zum Tode verurteilt weil er 637 Bewohner des Dorfes Kalagon qualen und toten hatte lassen Car Nicobar Bearbeiten Dass British justice doch nicht immer so farbenblind hinsichtlich der Hautfarbe der Opfer war wie man glauben machen wollte zeigte sich als ein Japaner fur die Misshandlung und Ermordung 150 Einheimischen nur zwei Jahre Haft erhielt Revision Bearbeiten Samtliche Freispruche waren unanfechtbar Verurteilungen waren auf Verlangen des Angeklagten einem uberprufenden Offizier zuzuleiten Dieser stimmte dem Urteil entweder zu oder leitete es zur weiteren Prufung an die Dienststelle des Judge Advocate General weiter Verurteilungen Bearbeiten In insgesamt 306 Verfahren wurden 920 Personen angeklagt von denen 811 schuldig gesprochen wurden Von den 279 Todesurteilen wurden 265 vollstreckt weiterhin gab es 55 Verurteilungen zu lebenslanglich Uber 17 der ursprunglichen Strafen wurden im Revisionsverfahren gemildert oder aufgehoben Es wurde nur etwa gegen ein Zehntel der ursprunglichen Verdachtigen verhandelt Literatur BearbeitenPhilip R Piccigallo The Japanese on Trial Allied war crimes operations in the East 1945 1951 University of Texas Press Austin TX u a 1979 ISBN 0 292 78033 8 S 97ff Kapitel 6 Britain Supreme Commander for the Allied Powers Trials of Class B and C War Criminals Tokyo 1952 SCAP A P V Rogers War Crimes Trials under the Royal Warrants 1945 1949 In International amp comparative law quarterly 4th Series 39 1990 4 ISSN 0020 5893 S 780 800 L C Green The Trials of Some Minor War Criminals In Indian Law Review 4 1950 ZDB ID 426958 5 S 249 275 R John Pritchard The gift of clemency following British war crimes trials in the Far East 1946 1948 In Criminal Law Forum 7 1996 ISSN 1046 8374 S 15 50 Archivalien des War Office War 1939 1945 WO 311 Military Deputy Judge Advocate General War Crimes Files ref no 538 575 WO 325 War crimes South East AsiaEinzelnachweise Bearbeiten vgl Agreement of Foreign Ministers at Moscow establishing Far Eastern Commission and Allied Council for Japan Dec 27 1945 in Political Reorientation of Japan Part II A S 421 genauer General Headquarters Allied Land Forces South East Asia vgl Peter Dennis Troubled Days of Peace Mountbatten and Southeast Asia Command 1945 1946 St Martin s 270S vgl Sleeman Colin Hrsg Vorwort Lord Mountbatten Trial of Gozawa Sadaichi and Nine Others London 1948Japanischer Name Wie in Japan ublich steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen Somit ist Gozawa der Familienname Sadaichi der Vorname Kriegsverbrecherprozesse gegen Japaner Chabarowsk China Guam IMTFE Tokio Indochina Manila Neuguinea Niederlandisch Indien Shanghai Singapur Yokohama Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriegsverbrecherprozesse in Singapur amp oldid 238117827