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Der Konsumkapitalismus englisch consumer capitalism ist ein Konzept der Politikwissenschaften Er sieht die Nachfrage nach Gebrauchsgutern im Mittelpunkt der kapitalistischen Wirtschaft Kernannahme ist dass der Verbraucher verfuhrt und manipuliert wird Der Begriff ist von dem zentralen wirtschaftswissenschaftlichen Konzept der Konsumentensouveranitat abzugrenzen in dem die indirekte Steuerung der Wirtschaft durch die als souveran begriffenen Kaufentscheidungen der Konsumenten beschrieben wird Inhaltsverzeichnis 1 Thesen 2 Kritik 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseThesen BearbeitenDer US amerikanische Politikwissenschaftler Benjamin Barber skizziert den Konsumkapitalismus wie folgt Fruher produzierte man Waren um Bedurfnisse zu befriedigen heute produziert man Bedurfnisse um Waren zu verkaufen 1 Nach Aussagen von Barber losen sich soziale Bindungen im Konsumkapitalismus auf Der Kapitalismus schicke sich an uber die Demokratie zu siegen Der Konsument sei an diesem Prozess der Entdemokratisierung beteiligt indem er seine personliche Identitat auf Markenglaubigkeit und Lifestyle grunde und immer weniger am politischen Prozess partizipiere 2 Dabei sei es im Konsumkapitalismus besonders entscheidend Kinder in Konsumenten zu verwandeln und erwachsene Konsumenten in Kinder zu verwandeln was den Kindern einerseits die Kindheit raube und Erwachsene wiederum durch kindlich impulsives Konsumverhalten auch das Interesse an politischer Partizipation nehme 3 Eine ahnliche Position vertritt der Soziologe Zygmunt Bauman der davon ausgeht dass sich im heutigen Kapitalismus die Gesellschaft der Produzenten zur Gesellschaft der Konsumenten verandert hat Aus der Sicht des Sozialokologen Rudolf Bahro wird im Konsumkapitalismus eine Erzeugungsschlacht gefuhrt die bei den Menschen zu kunstlich erzeugten kompensatorischen Bedurfnissen fuhrt Der Sozialkritiker Burkhard Bierhoff geht davon aus dass der auf der Massenproduktion grundende Kapitalismus sich durch den Konsum stabilisiert dessen Funktion darin besteht die produzierten Waren nach dem Kauf moglichst schnell zu entwerten und zu vernichten damit weiter produziert und eine neue angeblich verbesserte Produktgeneration auf den Markt geworfen werden kann Das Warenangebot im Konsumkapitalismus ubersteige bei weitem einen Bedarf der aus der Sicht einer nachhaltigen Produktion sinnvoll erscheint Der Konsumkapitalismus wird auch von Chandran Nair infrage gestellt da er die weltweite Ausweitung des Massenkonsums besonders in China und Indien mit der zunehmenden Verknappung nicht erneuerbarer Ressourcen in Betracht zieht Aus okologischen Grunden seien dem Konsumkapitalismus deshalb enge Grenzen gesetzt Als ein weltweites Modell fur den Konsum aller Menschen erscheine er als ungeeignet da er ein Kollapsmodell des Wirtschaftens statt eines Kreislaufmodells darstelle Deshalb pladiert Paul Hawken fur einen Oko Kapitalismus oder natural capitalism Besonders durch Werbe und Marketing Strategien werde der Verbraucher in einer bewussten und koordinierten Weise manipuliert Das Kaufen auch von unsinnigen Gutern werde in einem sehr grossen Massstab zum Vorteil von Produzenten und Verkaufern gefordert Kritik BearbeitenDie Theorie des Konsumkapitalismus ist umstritten da sie davon ausgeht dass die Manipulation der Nachfrage des Verbrauchers zu einer starken Zwangswirkung fuhrt Damit steht diese Position im deutlichen Gegensatz zum Konzept der Konsumentensouveranitat Wahrend die Konsumgesellschaft eine uberwiegend neutrale Begriffsbestimmung beinhaltet behauptet die an das Konzept des Konsumkapitalismus gebundene kapitalismuskritische Stellungnahme auch im fortgeschrittenen Kapitalismus andauernde Prozesse der Entfremdung und Ausbeutung Siehe auch BearbeitenKonsumgesellschaft Uberflussgesellschaft Wegwerfgesellschaft Konsumismus Konsumverweigerung Einfaches Leben PrimitivismusLiteratur BearbeitenBenjamin Barber de Ubersetzung Friedrich Griese Consumed Wie der Markt Kinder verfuhrt Erwachsene infantilisiert und die Demokratie untergrabt C H Beck Munchen 2007 ISBN 3 406 57159 X S 395 Zygmunt Bauman de Ubersetzung Richard Barth Leben als Konsum Hamburger Edition Hamburg 2009 ISBN 978 3 86854 211 0 S 203 Burkhard Bierhoff Konsumismus Kritik einer Lebensform Centaurus Freiburg i Br 2013 ISBN 978 3 86226 185 7 S 100 Chandran Nair de Ubersetzung Elisabeth Liebl Der grosse Verbrauch Warum das Uberleben unseres Planeten von den Wirtschaftsmachten Asiens abhangt Riemann Munchen 2011 ISBN 978 3 641 06335 1 S 255 Weblinks BearbeitenErklarung auf den Seiten des humanistischen Pressedienstes Homepage zum KonsumkapitalismusEinzelnachweise Bearbeiten Konsumkapitalismus www emscherplayer de abgerufen am 19 Dezember 2013 Ich konsumiere also bin ich www zeit de abgerufen am 26 Dezember 2013 Wieland Freund Der Kapitalismus macht uns alle zu Kindern In Welt Online 21 April 2008 welt de abgerufen am 29 August 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konsumkapitalismus amp oldid 217835883