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Kommunalstatistik ist neben der Bundes und Landesstatistik Teil des Gesamtsystems der amtlichen Statistik In Deutschland gehort sie zur informationellen Infrastruktur des demokratischen Staates Uberwiegend von den grossen Stadten wird eine kommunale Statistik in Ausubung ihres Rechts und in Wahrnehmung ihrer Pflicht betrieben die Angelegenheiten der ortlichen Gemeinschaft in eigener Verantwortung zu regeln Art 28 Abs 3 GG Die Stadte verschaffen sich und ihren Burgern damit das zahlenmassig fundierte Wissen das sie fur die kommunalen Planungen und Entscheidungen brauchen Dabei sind die Kommunen grundsatzlich und ohne speziellen gesetzlichen Auftrag fur alle Bereiche der ortlichen Gemeinschaft zustandig so weit der Staat Aufgaben nicht durch Gesetze an sich gezogen hat Entsprechend umfasst das Aufgabenspektrum der kommunalen Statistik grundsatzlich alle Lebensbereiche Im deutschsprachigen Raum finden sich vergleichbare kommunale Einrichtungen auch in Osterreich und in der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Organisation Statistische Geheimhaltung 3 Datenquellen 4 Instrumente und Methoden 5 Kooperative Verfahrensentwicklung 6 Nutzen und Nutzer 7 Erfahrungsaustausch und Fortbildung 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksEntwicklung BearbeitenAls 1861 62 die ersten stadtestatistischen Amter in Bremen und Charlottenburg und spater in den grossen Stadten gegrundet wurden sollten sie vor allem den aus dem rapiden Stadtewachstum entstandenen Informationsbedarf befriedigen und die notwendigen Zahlen zur Fundierung des Wohnungsbaus der Ver und Entsorgung und des Verkehrs erarbeiten Diese Schwerpunkte haben sich in den folgenden Jahrzehnten vielfach gewandelt und den besonderen stadtespezifischen Bedurfnissen angepasst Sie erstrecken sich auf alle Bereiche der Stadtforschung selbst auf den geordneten Stadtruckbau in manchen ostdeutschen Stadten zu Beginn des 21 Jahrhunderts und auf die Herausforderungen des Strukturwandels der Globalisierung sowie in neuerer Zeit der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund 1 2 3 4 Organisation Statistische Geheimhaltung BearbeitenWie die amtliche Statistik allgemein wurde auch die Stadtestatistik von Anfang an aus dem Verwaltungsvollzug ausgegliedert und in einer kommunalen Statistikstelle zentralisiert 5 Dies hatte zunachst vor allem praktische Grunde Man konnte auf diese Weise das erforderliche statistische Fachwissen bundeln und die Daten aus den verschiedenen Verwaltungsbereichen methodisch besser absichern harmonisieren und in Kombination auswerten In den 1970er Jahren kam der Aspekt des Datenschutzes und der statistischen Geheimhaltung hinzu Denn wahrend der Vollzugsverwaltung deren Handeln auf den einzelnen Betroffenen gerichtet ist die Verarbeitung personenbezogener Daten nur zu dem rechtlich vorgegebenen konkreten Zweck ihres Funktionsbereichs gestattet ist durfen allein solche Statistikstellen die nach den gesetzlichen Vorschriften gegenuber allen auf den einzelnen Betroffenen gerichteten Vollzugsaufgaben abgeschottet sind Daten aus verschiedenen Quellen fur kunftige Fragestellungen auf Vorrat speichern und miteinander auswerten Diese Ermachtigung geht insofern uber die Geschaftsstatistiken der Fachbereiche hinaus die sich ausschliesslich auf die eigenen Daten und deren jeweils aktuellen Stand stutzen Materiell gehorte die Wahrung des Statistikgeheimnisses zu den Grundsatzen auch der Kommunalstatistik Allerdings berufen sich hierbei die Stadte heute nicht mehr auf den gesetzesfreien Raum der kommunalen Selbstverwaltung sondern in der Regel auf die datenschutzrechtlichen Bestimmungen der Landesstatistikgesetze Konkretisiert werden die Regelungen durch kommunale Satzungen und Geschaftsanweisungen die auch die Stellung der Statistikstelle in der Verwaltung und die Grundsatze ihres Handelns festlegen 6 Datenquellen BearbeitenAls Datenquelle stehen in neuerer Zeit an erster Stelle die automatisierten Verwaltungsregister Alle Kommunalstatistiker konnen die Melderegister nutzen 7 meist in Form periodischer Dateiauszuge und Sammlung der statistisch relevanten Anderungen durch Geburten Sterbefalle Wanderungsdaten Anderungen des Familienstandes und der Staatsangehorigkeit Dazu kommen Auswertungen von Dateien der Sozialverwaltung und der Kraftfahrzeugzulassungsstelle sowie der Arbeitsverwaltung Die fruher vorherrschende Nutzung von Daten der Bundes und Landesstatistik ist seit dem Fehlen einer aktuellen Volkszahlung etwas zuruckgetreten gewinnt aber mit Ubermittlung der Mikrodaten aus der amtlichen Bautatigkeitsstatistik der Schulstatistik der Jugendhilfestatistik und dem Unternehmensregister wieder an Bedeutung Viele Kommunen schreiben eigene statistische Gebaudedateien mit Wohnungsangaben fort Neben diesen quantitativen Daten gewinnen qualitative Daten zunehmend an Bedeutung Seit Anfang der 1970er Jahre betreiben immer mehr Kommunalstatistiker eine eigene Umfrageforschung mit der sie durch reprasentative Stichproben objektive Fakten ermitteln in verstarktem Masse auch subjektive Meinungen und Wunsche der Bevolkerung von ortlichen Unternehmern Mitarbeitern und Besuchern der Stadtverwaltung sowie Veranstaltungsteilnehmer Instrumente und Methoden BearbeitenEin zentrales Instrument der kommunalen Statistik ist ihr System der innerstadtischen sog kleinraumigen Gliederung Die zu Zeiten der manuellen Bearbeitung notwendigerweise starre Gebietseinteilung in statistische Bezirke und Stadtteile ist generell einem flexiblen DV gestutzten Gliederungssystem dem statistischen Raumbezugssystem gewichen das von der einzelnen Adresse uber die Blockseite und den Block bis zum Stadtteil reicht und eine automatisierte problembezogene Gruppierung der gebietlichen Gliederungselemente sowie der ihnen zugeordneten Daten erlaubt Wahrend die Kompetenz fur die exakte Feststellung von Koordinatenpunkten bei den Vermessungsverwaltungen liegt verwalten in den meisten Stadten die Stadtestatistischen Amter die raumlichen Bezugssysteme und ermoglichen so die Erzeugung der gebietsbezogenen Fachdaten im Bereich der Statistik sowie vielfach auch im Verwaltungsvollzug etwa bei Wahlen Einschulungen im Sozialwesen und anderen kommunalen Aufgaben Fur maschinelle Kartierungen halten sie die Grenz Layouts vor und unterstutzen die geographische Analyse z B von Einzugs und Versorgungsbereichen sowie Standortpotentialen 8 In der Anwendung statistischer Methoden spielen neben der Entwicklungsbeobachtung durch Monitoring auch kleinraumige Modell und Prognoserechnungen eine wichtige Rolle Sie beziehen sich nicht nur auf die Stadt als Ganzes und deren Umland sowie ihre Verflechtungen sondern vor allem auch auf Teilraume der Stadt die sich mit Hilfe des raumlichen Bezugssystems flexibel abgrenzen lassen Kooperative Verfahrensentwicklung BearbeitenSolche computergestutzte Verfahren entwickeln die Stadtestatistischen Amter in den Gemeinschaften des KOSIS 9 Verbundes 10 in denen die jeweils interessierten Stadte sich auf das anzustrebende Leistungsspektrum einigen und die Realisierung sowie Wartung und Pflege gemeinsam finanzieren Verfahren sind hierbei die Haushaltegenerierung aus den Daten des Melderegisters HHSTAT die kleinraumig flexible Bevolkerungs und Haushalteprognose SIKURS und Basisprojekte wie das Statistische Informationssystem DUVA die Verwaltung des Raumbezugssystems mit der Statistischen Gebaudedatei AGK Dazu kommen zur Unterstutzung des Stadtevergleichs die Gemeinschaftsvorhaben zur Datensammlung KOSTAT und Urban Audit mit denen die beteiligten Stadte auch uber Eurostat in internationale Kooperationen eingebunden sind 11 Nutzen und Nutzer BearbeitenDie geordneten Datensammlungen sowie die fortgeschriebenen Gebaudedateien und Raumbezugssysteme der kommunalstatistischen Dienststellen ermoglichen vielfaltige problemspezifische Selektionen Kombinationen und Verdichtungen durch die Nutzer 12 Sichtbarere Produkte der Kommunalstatistiker sind ihre Expertisen sowie ihre regelmassigen Veroffentlichungen in Form von Monats Quartals und Jahresberichten Jahrbucher Die technische Entwicklung erleichtert zunehmend auch kartographische Darstellungen und somit thematische Kartenwerke zur Veranschaulichung der stadtraumlichen Strukturen Entwicklungen und Verflechtungen 13 Immer mehr Stadte machen ihr statistisches Informationsangebot auch im Internet zuganglich zum Teil mit nutzerdefinierter Tabellen Graphik und Kartenausgabe 14 Hauptnutzer der Arbeitsergebnisse sind die Verwaltungsfuhrungen die gewahlten Gremien und die planenden Dienststellen der Verwaltung aber auch die in den Kommunen wirkenden privaten und halboffentlichen Akteure wissenschaftliche Einrichtungen sowie die Burger selbst Teilweise wirken die kommunalstatistischen Fachbereiche auch noch als Datensammelstellen der Landes und Bundesstatistik und fur die Volkszahlung Die Zusammenstellung und Analyse von Wahlergebnissen Burgerbegehren und entscheiden gehort in vielen Stadten zu ihren besonders offentlichkeitswirksamen Aufgaben Erfahrungsaustausch und Fortbildung BearbeitenDen notwendigen Erfahrungsaustausch die Interessenvertretung gegenuber Landes und nationaler Statistik wie auch gegenuber den anderen Fachbereichen der Verwaltung haben die Leiter der neu geschaffenen Stadtestatistischen Amter bereits 1879 in der Konferenz der Leiter dieser Amter organisiert Sie ging 1904 in den Verband Deutscher Stadtestatistiker VDSt uber 15 der seither als eingetragener Verein fast alle wissenschaftlich tatigen Mitarbeiter der Stadtestatistik umfasst und auch rechtlicher Trager des 1981 gegrundeten KOSIS Verbundes ist Seit 1988 veroffentlicht der VDSt die Zeitschrift Stadtforschung und Statistik und hat sich 1998 ein Leitbild gegeben Dieser Verband veranstaltet seit seiner Grundung Jahrestagungen An diesen Statistischen Wochen beteiligen sich auch die starker wissenschaftlich ausgerichtete Deutsche Statistische Gesellschaft 16 und seit der deutschen Wiedervereinigung auch die Deutsche Demographische Gesellschaft Seit 1981 organisiert der Verband auch die VDSt Fruhjahrs und seit 2005 die KOSIS Tagungen die vor allem der Fortbildung dienen Der Weiterbildung von Sachbearbeitern in den Amtern dienen die zusammen mit dem Deutschen Stadtetag angebotenen Bamberg Seminare Die interkommunale fachliche Abstimmung mit der Stadtepolitik leistet der Stadtetags Arbeitskreis Stadtforschung Statistik und Wahlen bis 2002 der Statistische Ausschuss des Deutschen Stadtetages Einzelnachweise Bearbeiten Ralf Zeitler Die Deutsche Kommunalstatistik Stuttgart und Berlin 1938 Bernhard Mewes Werden und Wesen stadtestatistischer Amter In Stadtestatistik in Verwaltung und Wissenschaft Berlin 1950 S 92 ff Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Die Stadtestatistik im Wandel der Zeit Koln 1975 Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Stadtestatistik und Stadtforschung Leistungen Aufgaben Ziele 100 Jahre Verband Deutscher Stadtestatistiker 1879 1979 Hamburg 1979 Klaus Trutzel Strategische Aufgaben der Kommunalstatistik In Der Stadtetag 1997 H 6 S 396 ff Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Kommunalstatistik zwischen Grundrechtsschutz und Selbstverwaltungsgarantie Nurnberg 1988 ISBN 3 922421 18 0 Klaus Trutzel Kommunalstatistische Planungsinformation mit Hilfe der Datenverarbeitung dargestellt am PENTA Projekt In Der Stadtetag 1979 H 12 S 729 ff Klaus Trutzel Rudolf Schulmeyer Raumbezogenes Informationsmanagement In Der Stadtetag 1999 H 1 S 9 ff KOSIS Kommunales Statistisches Informationssystem Memento des Originals vom 18 April 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www staedtestatistik de Verband Deutscher Stadtestatistiker und KOSIS Verbund Hrsg Ziele Aktivitaten Organisation Nurnberg 1994 KOSIS Verbund Archivierte Kopie Memento des Originals vom 18 April 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www staedtestatistik de Stadt Nurnberg Amt fur Stadtforschung und Statistik Hrsg Wegweiser zur amtlichen Statistik der Stadt Nurnberg Nurnberg 1989 Strukturatlas der Stadt Augsburg Amt fur Statistik und Stadtforschung Amt fur Stadtforschung und Statistik Hrsg Nurnberger Perspektiven zum 100 Geburtstag des Statistischen Amtes Nurnberg 2000 Gunther Bantzer Die Funktion von Statistik und Stadtforschung in der modernen Kommunalverwaltung In Der Stadtetag 1979 H 12 S 725 ff Horst Rinne Hundert Jahre Allgemeines Statistisches Archiv In Allgemeines Statistisches Archiv Gottingen 1991 Literatur BearbeitenGunther Bantzer Die Funktion von Statistik und Stadtforschung in der modernen Kommunalverwaltung Festansprache des Prasidenten des Deutschen Stadtetages anlasslich des 100 jahrigen Bestehens des Verbandes am 23 Oktober 1979 in Hannover in Der Stadtetag 1979 H 12 S 725 ff Bernhard Mewes Werden und Wesen stadtestatistischer Amter In Stadtestatistik in Verwaltung und Wissenschaft Berlin 1950 S 92 ff Horst Rinne Hundert Jahre Allgemeines Statistisches Archiv In Allgemeines Statistisches Archiv Gottingen 1991 Klaus Trutzel Kommunalstatistische Planungsinformation mit Hilfe der Datenverarbeitung dargestellt am PENTA Projekt In Der Stadtetag 1979 H 12 S 729 ff Klaus Trutzel Strategische Aufgaben der Kommunalstatistik In Der Stadtetag 1997 H 6 S 396 ff Klaus Trutzel Rudolf Schulmeyer Raumbezogenes Informationsmanagement In Der Stadtetag 1999 H 1 S 9 ff Ralf Zeitler Die Deutsche Kommunalstatistik Stuttgart und Berlin 1938 Stadt Nurnberg Amt fur Stadtforschung und Statistik Hrsg Wegweiser zur amtlichen Statistik der Stadt Nurnberg Nurnberg 1989 Stadt Nurnberg Amt fur Stadtforschung und Statistik Hrsg Nurnberger Perspektiven zum 100 Geburtstag des Statistischen Amtes Jubilaumsheft Nurnberg 2000 online Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Die Stadtestatistik im Wandel der Zeit Koln 1975 Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Stadtestatistik und Stadtforschung Leistungen Aufgaben Ziele 100 Jahre Verband Deutscher Stadtestatistiker 1879 1979 Hamburg 1979 Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Zahl und Entscheidung 1879 2004 Festschrift zum 125 jahrigen Jubilaum des Verbandes Deutscher Stadtestatistiker in Stadtforschung und Statistik 2 2004 Verband Deutscher Stadtestatistiker Hrsg Kommunalstatistik zwischen Grundrechtsschutz und Selbstverwaltungsgarantie Nurnberg 1988 ISBN 3 922421 18 0 Verband Deutscher Stadtestatistiker und KOSIS Verbund Hrsg Ziele Aktivitaten Organisation Nurnberg 1994Weblinks Bearbeitenhttp www staedtestatistik de Verband Deutscher Stadtestatistiker http www staedtestatistik de 197 html Leitbild der Stadtestatistik http www staedtestatistik de statistikseiten html Stadtestatistische Amter im Internet http www staedtestatistik de kosis html KOSIS Verbund http www duva de DUVA 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