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Die Klaviersonate h Moll Liszt gilt als bedeutende und technisch anspruchsvolle Musik der Romantik Als Hohepunkt im Werk von Franz Liszt entstand sie 1849 1853 Zur Urauffuhrung brachte sie Hans von Bulow am 22 Januar 1857 in Berlin Widmungstrager ist Robert Schumann der Liszt 1836 die Fantasie C Dur gewidmet hatte 1 2 Eine Seite des Originalmanuskripts der Sonate Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 2 Ablauf 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseStruktur BearbeitenAhnlich wie bei seinem wenige Jahre zuvor publiziertem und heute relativ unbekannten Werk Grosses Konzertsolo fur Soloklavier in der sich Liszt bereits an einer Mehrsatzigkeit innerhalb einer Einsatzigkeit probierte greifen die Satze auch in der Sonate in h Moll ohne langere Pausen oder jegliche Zasuren ineinander uber Grob lasst sich das Werk in drei Teile einteilen die auch eine Interpretation der Sonate als grossen Sonatensatz erlauben eine Art Exposition in der die Themen vorgestellt und verarbeitet werden ein langsamer Mittelteil Takt 331 bis 460 eine Reprise die schliesslich in eine Coda mundet Auch kann man den Begriff der Mehrsatzigkeit in der Einsatzigkeit anwenden So weist der langsame Mittelteil von Takt 331 bis 460 einzeln betrachtet ebenfalls Zuge einer Sonatenhauptsatzform auf Bei Heinemann siehe Literatur wird der Begriff Binnensonate verwendet Dieser Begriff beschreibt dass innerhalb dieser Sonate ein Abschnitt enthalten ist der ebenfalls eine Sonatenform besitzt Charakteristisch fur das Werk ist die Reduktion auf wenige Kernmotive Am Anfang eine duster klingende absteigende Tonleiter die in unterschiedlichen Lagen und haufig chromatisch verandert erscheint dies vor allem am Schluss des Werkes wo sie wie ein Epilog das Anfangsmotiv aufgreift Sie tritt innerhalb der Sonate als Rahmen auf der verschiedene Abschnitte voneinander trennt beispielsweise zwischen der Exposition des Hauptthemas und der des Seitenthemas Takte 84 104 Das Hauptthema ein aufsteigendes Oktavmotiv gefolgt von jah abfallenden Oktavparallelen in beiden Handen einmal als Septsprung dann als Septabstieg und dann ein Abstieg uber eine verminderte Oktave Das Motiv steht am Beginn des Allegro Das Motiv tritt auch in veranderter Form auf etwa am Beginn der Reprise einstimmig und einen Halbton tiefer ab Takt 460 nbsp Als Antwort erscheint im Bass ein klopfendes Staccato Motiv Es wird in der Literatur als Hammerschlagmotiv bezeichnet Es beginnt mit auftaktigen 32tel Triolen was wie ein Vorschlag klingt Es folgen vier Staccato Achtel eine Achtel zwei 16tel abwarts zur Unterterz und weitere zwei Staccato Achtel Dieses Motiv erscheint in der Mitte der Exposition Takt 153 in liedhafter Form cantabile Um diesen Klangcharakter zu erzielen werden dort die Notenwerte des Motivs verdoppelt Das Notenbeispiel ist die Grundgestalt des Motivs Dass hier keine Staccato Punkte stehen ist aus der Neuen Liszt Ausgabe ubernommen nbsp Das triumphierende Fanfarenthema erscheint nach einer virtuosen kadenzartigen Uberleitung mit gebrochenen Akkordsprungen Liszts Ausdrucksbezeichnung lautet Grandioso Es steht hier in D Dur also der Durparallele zu h Moll Dieser Tonartverlauf ist gangige Praxis in Sonaten nbsp Im Mittelteil gibt es noch ein Thema das mit den vorigen nicht verwandt ist Wendet man den Begriff der Binnensonate an ist es das Hauptthema der Binnensonate Es steht in Fis Dur und besitzt einen ruhigen melodischen Charakter Es gibt zehn Takte lang keine Wiederholungen in der Melodie Das dazugehorige Seitenthema in A Dur ublich ware Cis Dur A Dur entsprache jedoch der traditionellen Konvention wenn dieses Hauptthema in fis Moll stunde ist der cantabile Hammerschlag nbsp Die Reprise wird von einer Fugato Verarbeitung des Hauptthemas eingeleitet die sich furios steigert Die Coda greift den ruhigen Charakter der Einleitung wieder auf Kenneth Hamilton gliedert die Sonate in vier Abschnitte Damit interpretiert er das Werk als gewohnliche Sonatenform Exposition hier muss der Abschnitt bis Takt 330 gemeint sein Langsamer Satz Takte 331 459 Scherzo Takte 460 530 eine mogliche Abgrenzung Es erfolgt im Takt 531 eine Zasur dadurch dass die Tonart h Moll wieder vorgezeichnet ist Reprise Takte 531 760 Im Laufe der Reprise andert sich die vorgezeichnete Tonart von h Moll auf H Dur das entspricht der klassischen Sonatenform Die etwas unklare Abgrenzung vom Scherzo zur Reprise wird von William Newman auf Takt 533 den Wiedereintritt der Tonika gesetzt nach Heinemann Die Formdeutung in Anlehnung an eine viersatzige Form kann aber dieses Werk der Romantik nicht hinreichend beschreiben Zu viele Merkmale wie beispielsweise die bereits genannte Rahmenbildung finden in dieser Deutung keinen Platz Ablauf BearbeitenSiehe auch Sonatensatzform Ausgehend von den erlauterten Motiven und ihren Funktionen kann man den Ablauf des Werks naher beschreiben Takte 1 7 Rahmen 8 13 Sprungmotiv 13 17 Hammerschlag 18 29 Elemente des Sprungmotivs 30 39 Sprungmotiv Elemente und Hammerschlag taktweise abgewechselt 40 44 Elemente des Sprungmotivs 45 54 Freie Steigerung 55 81 Sprungmotiv mit Fortsetzungen 82 104 Rahmen im Bass Dort beginnt das Seitenthema nbsp Stringendo im 1 Teil Oktaven und Tremolo105 119 Grandioso Motiv im 3 2 Takt erstes Motiv des Seitensatzes 120 140 Sprungmotiv wieder im 4 4 Takt 141 152 Hammerschlag 153 170 Verdoppelter Hammerschlag zweites Motiv des Seitenthemas 170 190 Elemente des Sprungmotiv im Bass 190 196 Verdoppelter Hammerschlag und Rahmen 197 204 kurze Solokadenz 205 231 Sprungmotiv und Gegenbewegung 232 238 Solokadenz 239 254 Kadenz mit Begleitung 255 269 Hammerschlag Elemente mit Kadenzelementen 270 277 Sprunge 278 286 Rahmen 286 296 Sprungmotiv mit Fortsetzung 297 300 Grandioso Motiv im 3 2 Takt 301 Recitativo freies Taktmass 302 305 Grandioso Motiv im 3 2 Takt 306 310 Recitativo 310 314 Hammerschlag 315 318 Elemente des Sprungmotivs 319 330 Hammerschlag mit Sprungmotiv rechte Hand in vergrosserten Notenwerten Langsamer Mittelsatz 331 348 Lyrisches Andante sostenuto Melodiethema 3 4 Takt 349 362 Verdoppelter Hammerschlag mit Kadenzelementen 363 380 Grandioso Motiv in halbierten Notenwerten 381 384 Annaherung ans Sprungmotiv 385 394 Sprungmotiv 395 415 Variiertes Andante sostenuto Melodiethema 415 432 Uberleitung mit Rahmenelementen Abwartsfolgen im Bass 433 445 Verdoppelter Hammerschlag 446 459 RahmenHier beginnt die Reprise nbsp Fugato460 523 Fugato aus Sprungmotiv und Hammerschlag 524 530 Sprungmotiv gefolgt von virtuosen 16tel Laufen 531 540 Sprungmotiv abgewechselt mit Hammerschlag dazu 16tel Laufe 541 554 16tel Laufe 555 569 Akkorde und 16tel Laufe 569 581 Sprungmotiv im Bass abgewechselt mit Abwartsskalen 582 599 Uberleitung und Hammerschlag 600 615 Grandioso Motiv kehrt wieder ab Takt 600 wird H Dur vorgezeichnet 616 650 Verdoppelter Hammerschlag gefolgt von einer SolokadenzDer Bereich ab hier kann als Coda klassifiziert werden samtliche relevanten Motive treten in umgekehrter Reihenfolge auf 650 672 Stretta verdoppelter Hammerschlag Sprungmotiv Elemente 673 681 Presto Abwartsfolgen in Vierteln 682 699 Prestissimo Akkorde und Achtelketten 700 710 Grandioso Motiv 3 2 Takt mit Variation 9 Vierteltriolen statt 12 Achteln pro Takt in der Begleitung 711 728 Lyrisches Andante sostenuto Melodiethema kehrt wieder 3 4 Takt 729 736 Original Hammerschlag im Bass H 737 743 Sprungmotiv verteilt uber beide Hande aber keine parallelen Achtellaufe 743 749 Akkorde 750 754 Rahmen 755 760 SchlussakkordeRezeption Bearbeiten nbsp Stretta im 3 Teil Liszt sandte heute eine an Robert dedizierte Sonate und einige andre Sachen mit einem freundlichen Schreiben an mich Die Sachen sind aber schaurig Brahms spielte sie mir ich wurde aber ganz elend Das ist nur noch blinder Larm kein gesunder Gedanke mehr alles verwirrt eine klare Harmoniefolge ist da nicht mehr herauszufinden Und da muss ich mich nun noch bedanken es ist wirklich schrecklich Clara Schumann tagebucheintrag 25 Mai 1854 3 Literatur BearbeitenTibor Szasz Liszt s Symbols for the Divine and Diabolical Their Revelation of a Program in the B Minor Sonata In Journal of the American Liszt Society 15 1984 ISSN 0147 4413 S 39 95 Michael Heinemann Liszt Klaviersonate h Moll Wilhelm Fink Verlag Munchen 1993 ISBN 3 7705 2782 8 Meisterwerke der Musik 61 Kenneth Hamilton Hrsg The Cambridge Companion to Liszt Cambridge University Press Cambridge u a 2005 ISBN 0 521 64462 3 Cambridge Companions to Music Istvan Kardos Die klassische Sonatenform in Liszt s h moll C F Peters Berlin 1972 Alan Walker Reflections on Liszt Cornell University Press Ithaca NY u a 2005 ISBN 0 8014 4363 6 Moritz Panning Absolute Musik Selbstreflexion und Franz Liszts h Moll Sonate Grin Publishing 2012 ISBN 978 365618940 4 Weblinks BearbeitenKlaviersonate h Moll Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project www kreusch sheet music net Gemeinfreie Noten des vollstandigen Werks Klaviersonate in h Moll 1 2 Vorlage Toter Link tiborszasz de Analysen von Tibor Szasz Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Januar 2022 Suche in Webarchiven Einzelnachweise Bearbeiten Gerard Carter Martin Adler Liszt Piano Sonata Monographs Franz Liszt s Precursor Sonata of 1849 a trial run in the Master s inner circle Wensleydale Press Sydney 2011 ISBN 978 3 8442 0842 9 Maria Eckhardt Vorwort zu Klaviersonate h moll Faksimile der Handschrift Henle Munchen revidierte Ausgabe 2015 Neues zu Liszts h moll Sonate Abgerufen am 24 Oktober 2020 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaviersonate h Moll Liszt amp oldid 232716319