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Die Kirche Illnau ist eine reformierte Pfarrkirche in Ober Illnau im Kanton Zurich Sie ist St Martin geweiht und wurde im 12 Jahrhundert erbaut Die langgestreckte Kirche mit ihrem stammigen Turm thront auf einer markanten Hugelkuppe uber der Kempt Kirche Illnau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Glocken der Kirche Illnau 3 Technik der Turmuhr 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Besiedelung Illnaus durch die Alemannen datiert auf das spate 7 oder fruhe 8 Jahrhundert Aus dieser Zeit durfte auch der erste Kirchenbau stammen vermutlich bereits damals dem Heiligen Martin geweiht 1 Zum ersten Mal wurde die Kirche in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts erwahnt Original im Stiftsarchiv St Gallen Damals gehorten zwei Funftel der Kirche der Abtei St Gallen 2 Die Vermutung dass sie auf den Grundmauern eines romischen Wachtturms erbaut worden sein konnte wurde 1954 anlasslich Grabungen bei einer Renovation widerlegt Bereits vor 1125 gelangte Kirche und zugehoriger Grundbesitz durch eine Schenkung Adalberts von Morsburg in den Besitz der Benediktinerabtei Schaffhausen Aus dieser Zeit stammt der Neubau der Kirche als Steingebaude das noch heute die Grundsubstanz sowohl des Kirchenschiffs als auch des Kirchturms ausmacht Der Kirchturm wurde aus Nagelfluhstucken und Kieselsteinen erbaut und ist ungewohnlich breit Laut einem von Hermann von Friedingen Bischof von Konstanz 1182 1189 ausgehandelten Vergleich ging die Halfte des Zehnten der Kirchgemeinde an den Leutpriester Albrecht die andere Halfte an das Kloster Allerheiligen Am 18 September 1347 bewilligte Papst Clemens V die Inkorporation der ganzen Kirche als Besitz des Klosters Allerheiligen die Bischof Ulrich von Konstanz am 3 Juli 1348 vollzog 3 Illnau war zu dieser Zeit das Zentrum einer Pfarrei die auch Kyburg Rikon Effretikon Tagelswangen und Ottikon umfasste Mit der Auflosung des Klosters 1529 kam der Besitz an die Stadt Schaffhausen Von 1524 bis 1834 erfolgten schrittweise Abtretungen an den Staat Zurich 1420 bekam die Kirche eine erste Glocke die heute zweitgrosste Die Kirche wurde unter der Leitung von Landvogt Felix Schwarzmurer umgebaut Turmrenovationen erfolgten 1584 1625 und 1674 Bei einem grossen Jugendfest am 2 Januar 1819 zum Gedachtnis an den 300 Jahre fruher erfolgten Amtsantritt Zwinglis sturzte der Holzemporenzugang ein der sich ausserhalb der Kirche befand Es gab mehrere Verletzte und einen Toten Daraufhin wurde die Kirche um ein weiteres Stuck verlangert und das Treppenhaus im Innern gebaut Somit erhielt die Kirche Illnau im Wesentlichen die heute sichtbare aussere Gestaltung 1851 erfolgte eine grosse Renovation der Zustand der Kirche war sehr schlecht armlich und beschamend grun vor Feuchtigkeit laut der Beschreibung in der Chronik 1819 wurde der Wunsch nach einer Orgel laut das Interesse der Bevolkerung war aber nicht so gross daher gab es erst 1847 eine erste Orgel von Firma Kuhn 1942 wurde sie von der gleichen Firma durch eine neue ersetzt 1887 erfolgte eine weitere Grossrenovation Da sich die westliche Giebelmauer von den Seitenmauern gelost hatte und einzusturzen drohte wurde die Fassade erneuert Dazu gab es solide Fenster einen neuen Fussboden und eine neue Bestuhlung Nach den Umbauten von 1852 und 1887 erscheint die romanisch gotische Substanz des Langhauses heute biedermeierlich neugotisch wahrend der Turm seinen mittelalterlichen Charakter bewahrt hat Im Inneren besitzt die Gipsplafonddecke in Schiff und Chor eine feinprofilierte Stuckleiste mit Ecklappen und einen mittleren sechseckigen Stern um eine Rosette 1852 Die Fenster stammen von Christian Berbig 1887 Markante Stucke sind der Pfarrstuhl vermutlich aus 1651 ein Sitz mit lebhaft geformten Seitenwangen und die Kanzel 1551 Der sechseckige Korpus lagert auf Konsolchen auf einer Saule Um 1970 wurde auf Anregung eines jungen Pfarrers die Saule stark verkurzt wurde aber auf Intervention des Denkmalschutzes wieder auf fast ursprungliche Hohe zuruckgebaut 1954 gab es neue Sitzbanke das gemalte Dekor uber der Empore wurde uberstrichen bzw entfernt Grossere Renovationen erfolgten 1963 Turm 1967 Aussenrestaurierung Heizsystem etc ca 1993 neuer Aussenanstrich Die Glocken der Kirche Illnau BearbeitenDie grosste Glocke stammte aus dem Jahr 1420 Aufgrund eines Sprunges wurde sie 1753 in Zurich umgegossen Sie wiegt ca 2046 kg 300 kg schwerer als die alte Ihr Ton ist es Ihre Inschrift lautet Ich berufe zusammen die Christen rein bis kommt der Richter allgemein Weitere Pragungen sind das Wappen von Salomon Hirzel Landvogt zu Kyburg die Giesserkartusche von M Fussli und am unteren Rand die Wappen von Johann Heinrich Seiler damaliger Pfarrer in Illnau Untervogt Jakob Wegmann Muller zu Mannenberg und Landrichter und von Hans Jakob Egg Kirchenpfleger und Muller in der Thalmuhle In der Giess Kartusche steht geschrieben Aus Hitz und Feuer bin ich geflossen Moritz Fussli aus Zurich hat mich gegossen Ein Hammer schlagt auf ihr die Stunden und Halbstunden an Die zweitgrosste Glocke die alteste wurde vermutlich 1420 von der Giesserfamilie Klain in Rottweil gegossen Sie wiegt 1730 kg und hat den Ton as Sie soll einst im Zusammenhang mit den Schwabenkriegen in Gailingen BW zwischenzeitlich gestohlen worden sein Als Schmuck tragt sie zwei Reliefs Eines zeigt den Heiligen Martin mit dem Bettler dem er die Halfte seines Mantels uberlasst das andere Christus mit einer zeigenden Handbewegung Inschrift Im Namen des Herrn Amen Mit dieser Glocke beklage ich die Verstorbenen schmucke ich Feste und breche ich Blitze Die drittgrosste Glocke 468 kg wurde 1541 von Hans Fussli gegossen und ist auf den Ton b gestimmt Inschrift O rex gloria Christe veni nobis cum pace oh Konig der Ehren Christus komm zu uns mit Frieden Die kleinste Glocke 200 kg wurde ebenfalls 1541 von Hans Fussli gegossen Ihre damalige Inschrift war Ave Maria gracia plena dominus tecum Anno domini M CCCCC XXXXI Gegrusst seist du Maria voller Gnaden Der Herr ist mit Dir 1853 wurde sie umgegossen Das Glockengelaute ist in der Lautordnung geregelt Einige Beispiele Wenn die Beerdigung eines Mannes anzuzeigen ist beginnt das Gelaute mit der grossten Glocke in der Reihenfolge 1 2 3 4 bei einer Frau mit Glocken 3 2 1 4 bei einem Kind lauten Glocken 4 3 2 Bis 1947 wurden die Glocken durch handgezogene Seile gelautet was fur den Sigristen eine standige Prasenz erforderte wurde doch jeden Tag viermal gelautet um 5 Uhr morgens 11 Uhr 15 Uhr Sommer bzw 16 Uhr Winter das Vesperlauten und um 19 Uhr das Betzeitlauten Die Elektrifizierung und die spatere Lautautomatik erleichterten die Arbeit Auch in Illnau anderte sich die Zeit Auswartige zogen zu und beklagten sich wegen des Morgengelauts So wurde von der Kirchenpflege beschlossen im Winter statt um 5 Uhr morgens eine Stunde spater zu lauten Technik der Turmuhr BearbeitenIn den 60er Jahren wurde die rund 100 jahrige Andelfinger Turmuhr stillgelegt und durch elektrischen Antrieb fur Uhr und Glocken ersetzt Dabei erfolgte die Uhrensteuerung mit hochpraziser Funkuhr Ca 2006 wurde durch Firma Muff die mechanische Uhr totalrevidiert und mit Elektronik kombiniert So wird der Stundenschlag wieder von der altehrwurdigen Uhr gesteuert Einziger Unterschied ist dass nicht mehr das Pendel im Uhrwerk sondern ein kleiner funkuhr gesteuerter Motor das Uhrwerk antreibt und damit hochste Ganggenauigkeit bringt Eine neue elektronische Steuerung der Glockenmotoren ermoglicht einen sanften Tonanschlag der Kloppel aufgrund des Schwunges der Glocken berechnet die Steuerung die genau richtigen Ein und Ausschaltzeitpunkte der Motoren Die fruher dafur notwendigen Endschalter mit eigenem Kettenzug entfallen dabei Literatur BearbeitenDie Kunstdenkmaler des Kantons Zurich Bd III Basel 1978 S 83 91 Walter Drack Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Kirche Illnau ZH In Unsere Kunstdenkmaler Mitteilungsblatt fur die Mitglieder der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte 20 1969 doi 10 5169 seals 393004Einzelnachweise Bearbeiten Das Martinspatrozinium durfen wir hier sicher als Beweis einer fruhfrankischen Kirche ansehen P Klaui in Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zurich 1965 S 15 in Illinaugia de illa ecclesie de V partibus et ille casale in Illinaugia Chartularium Sangallense 1 Band I 16 Nr 14 Nuscheler Bisthum Constanz Orell Fussli und Comp 1867 282f 47 414557 8 717987 Koordinaten 47 24 52 4 N 8 43 4 8 O CH1903 696548 252314 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Illnau amp oldid 229666578