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Die Keramikscherbe von Osterronfeld ist ein archaologisches Fundstuck der jungeren romischen Kaiserzeit aus Osterronfeld westlich von Kiel Kreis Rendsburg Eckernforde in Schleswig Holstein Eine gewisse Bedeutung kommt dem Objekt durch eingeritzte mogliche Schriftzeichen zu die als Vorformen von Runen oder als germanische Versionen lateinischer Majuskeln diskutiert werden Lesung nach erster Untersuchung Runenzeichen ᚱ und ᚨ Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Scherbe wurde im Rahmen einer Siedlungsgrabung 1977 in einer gut ausgebauten Zisterne die ins 1 Jahrhundert datiert wird gefunden Bedingt durch den Fundort ist sie den Siedlungsgehoften nicht zuzuordnen Die 4 6 cm grosse Scherbe stammt aus der Wandung einer weitmundigen Schale einer einfachen Gebrauchskeramik Auf der Innenseite sind deutlich erkennbar zwei Zeichen mit einer Hohe von ca 1 1 2 cm Zwischen diesen Zeichen zeigt die Scherbe einen kurzen horizontalen Strich als drittes Zeichen Diese wurden vor dem Brand in den feuchten Ton eingeritzt Edith Marold las diese zunachst nach einer ersten Untersuchung als ᚱ und ᚨ als R und A einer Runeninschrift nach einer genaueren mikroskopischen Untersuchung korrigierte sie die Lesung des zweiten Zeichens von ᚨ zur ᚦ beziehungsweise ᚹ Rune und raumt des Weiteren auch die lateinische Majuskel P ein und dann eine Lesung von lateinischem R und runischem A Der horizontale Strich ist fur Marold weder aus dem runischen noch lateinischen Inschriftenkorpus erklarbar In Bezug des horizontalen Strichs wurde durch Hermann Reichert angefuhrt dass in der runischen Schriftlichkeit Worttrenner immer durch ubereinanderstehende Punkte ausgefuhrt wurden und nie durch einen Bindestrich Er deutet daher mit Bernard Mees und zuletzt Sigmund Oehrl die Zeichen wenn nicht als Runen so doch als germanische Versionen von lateinischen Majuskeln insofern als fruhe Formen von germanischen Schriftzeichen beziehungsweise Schriftubungen und versuche im Vorfeld einer spateren Entwicklung zur Ausentwicklung der genuin germanischen Runenschrift des Futhark Somit kommt nach Oehrl in der Gesamtsicht dem Fundstuck eine ausserordentliche Bedeutung bei unabhangig davon ob es sich doch um fruhe Runen oder nur lateinische Buchstaben handelt Diese Bedeutung des Fundstucks in der Germania aus germanischer Herstellung betont ebenfalls Lisbeth M Imer Sie erklart die Zeichen als mogliche Nachahmung romischer Gewichtsangaben als P I Zeichen fur Pfund und Unzen an Geschirren aus Keramik und Metall unter Vergleich mit gegossenen Fundstucken aus dem Silberschatz von Kaiseraugst und einem der Silberbecher von Hoby Herstellermarke am Boden des Philoktet Becher 1 und diversen Funden bei romischer Gebrauchskeramik Amphoren und Terra Sigillata Siehe auch BearbeitenFibel von MeldorfLiteratur BearbeitenMartina Dietz Edith Marold Hauke Jons Eine fruhkaiserzeitliche Scherbe mit Schriftzeichen aus Osterronfeld Kr Rendsburg Eckernforde In Archaologisches Korrespondenzblatt 26 1996 S 179 188 Klaus Duwel Runenkunde J B Metzler Stuttgart Weimar 2008 4 aktualisierte Auflage 2008 Klaus Duwel Robert Nedoma Sigmund Oehrl Die sudgermanischen Runeninschriften Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 119 Walter de Gruyter Berlin Boston 2020 ISBN 978 3 11 053099 5 Ulla Lund Hansen Die ersten Runen In Wilhelm Heizmann Astrid van Nahl Hrsg Runica Germanica Mediaevalia Festschrift fur Klaus Duwel Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 37 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 978 3 11 017778 7 S 394 398 Kostenpflichtig bei de Gruyter Online Lisbeth M Imer Runes and Romans in the North In Futhark International Journal of Runic Studies 1 2010 S 41 61 online Edith Marold Keramikscherbe aus Osterronfeld In Nytt om Runer 9 1994 S 16 Dies Notiz zur Scherbe von Osterronfeld In Nytt om Runer 10 1995 S 13 Bernard Mees Runes in the First Century In Marie Stoklund Hrsg et al Runes and their Secrets Studies in Runology Kopenhagen 2006 S 201 231 Hermann Reichert Rezension von Klaus Duwel Hrsg et al Von Thorsberg nach Schleswig Sprache und Schriftlichkeit eines Grenzgebietes im Wandel eines Jahrtausends Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 25 In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 134 2005 S 62 72 Christoph B Ruger Lateinische Schriftlichkeit im romischen Grenzgebiet gegen die Germanen In Klaus Duwel Sean Nowak Hrsg Runeninschriften als Quellen interdisziplinarer Forschung Abhandlungen des Vierten Internationalen Symposiums uber Runen und Runeninschriften in Gottingen vom 4 9 August 1995 Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 15 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 978 3 11 015455 9 S 357 375 Weblinks BearbeitenRunenprojekt der Universitat Kiel Steckbrief mit FotoAnmerkungen Bearbeiten Franz Fischer Jorg Heiligmann Bemerkungen zur Germania des Tacitus aus archaologischer Sicht In Wolfgang Haase Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt ANRW Teil 2 Principat Band 33 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1991 ISBN 978 3 11 012541 2 S 2223 2254 Abbildung Tafel 8 kostenpflichtig bei de Gruyter Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keramikscherbe von Osterronfeld amp oldid 240597451