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Karl Peter Anspach 13 Dezember 1889 in Sauerschwabenheim 1 Mai 1941 in Heilbronn war ein deutscher Kaufmann der die grosste Blindengenossenschaft der Welt aufbaute Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnspach war ein Sohn des Sauerschwabenheimer Landwirts Philipp Anspach 1864 1890 und dessen Ehefrau Barbara geb Schweikard 1863 1898 Er verlor im Alter von wenigen Monaten seinen leiblichen Vater Seine Mutter heiratete in zweiter Ehe den Zuckerwarenfabrikanten Adolf Wankmuller 1866 1928 Die Familie lebte nun in Frankenthal aus der Ehe Barbara und Adolf Wankmullers gingen drei Kinder hervor die in den Jahren 1894 bis 1898 geboren wurden Bald nach der Geburt ihrer jungsten Tochter Irma starb Barbara Wankmuller Der verwitwete Adolf Wankmuller ehelichte 1901 Juliane von Gemunden 1875 1962 eine Cousine seiner verstorbenen Frau Mit dieser zweiten Ehefrau bekam er funf weitere Kinder Im Vorschulalter erkrankte Karl Anspach an einem Augenleiden Nachdem offenbar eine Operation missgluckt war erblindete er als Achtjahriger vollstandig Infolgedessen musste er die Volksschule verlassen und wurde in der Frankfurter Blindenanstalt untergebracht wo er die Punktschrift erlernte und sich anhand tastbarer Karten auch eine Vorstellung von der Geographie der Welt aneignen konnte aber keine wirkliche Allgemeinbildung erwerben konnte Im Alter von 15 Jahren wurde er nach langeren Zwistigkeiten der Anstalt verwiesen und kehrte nach Frankenthal zuruck Er wurde dort in die Oberrealschule geschickt und gelangte nach zwei Jahren zu einem Schulabschluss der der Mittleren Reife entsprach Ruckblickend war er dankbar fur den Verweis von der Blindenschule da ihn der Besuch der Schule mit Sehenden weit mehr zum Lernen angespornt hatte Er absolvierte dann eine kaufmannische Ausbildung und wurde danach Teilhaber einer Fabrik fur Fahrradzubehorteile in Mannheim 1912 publizierte er eine Logarithmentafel fur Blinde im Punktdruck Zu dieser Zeit wohnte er noch in der Eisenbahnstrasse 30 in Frankenthal wo die Zuckerwarenfabrik Vauwe Veil und Wankmuller ansassig war 1 1915 lautete seine Adresse Rheinhauserstrasse 18 in Mannheim In dieser Stadt sang er im Blindenchor und wurde zunachst zweiter und schliesslich erster Vorsitzender des Vereins der Blinden von Mannheim Ludwigshafen und Umgebung Ausserdem reprasentierte er in dieser Zeit beim Reichsdeutschen Blindenverband den Bereich Elsass Lothringen und Pfalz Moglicherweise lernte er in dieser Funktion Rudolf Kraemer kennen der 1913 die Heilbronner Blindengenossenschaft gegrundet hatte und 1915 auf der Suche nach einem kaufmannischen Leiter dafur war Anspach hielt im April und im Mai 1915 jeweils einen Vortrag uber Blindengenossenschaften beim Wurttembergischen Blindenverein und wurde ab 1917 zu allen Vorstandssitzungen dieses Vereins geladen Im Sommer 1915 gab er seine Teilhaberschaft an der Fabrik in Mannheim auf und ubernahm die Arbeit in der Heilbronner Blindengenossenschaft die er dann mehr als 20 Jahre lang ausuben sollte Die Genossenschaft hatte bei seinem Eintritt 37 Mitglieder und stellte in einer kleinen Werkstatt Blindenwaren aller Art her Anspach steigerte den Jahresumsatz der 1913 nur 16 000 Mark betragen hatte bis 1935 auf uber eine Million Mark Die Werkstatt und Lagerflachen der Genossenschaft waren nach 20 Jahren etwa auf das 35fache ihrer ursprunglichen Grosse angewachsen Die Heilbronner Blindengenossenschaft wurde durch Anspach zur grossten Blindengenossenschaft Deutschlands Anspach kummerte sich aber nicht nur um den wirtschaftlichen Erfolg sondern sorgte auch fur soziale Einrichtungen Das Mittagessen fur die Mitarbeiter wurde subventioniert und kam aus einer eigenen Kuche bezahlter Urlaub und kostenlose Arbeitskleidung gehorten ebenso zu den Annehmlichkeiten fur die Betriebszugehorigen wie eine Blindenbucherei und ein Unterstutzungsfonds an den man sich in Not und Krankheitsfallen wenden konnte 1921 organisierte er eine Ausstellung mit Blindenwaren in Frankfurt um die Sehenden auf diese Produkte aufmerksam zu machen Im selben Jahr wurde das Blindenerholungsheim auf dem Kniebis eingerichtet dessen Geschaftsfuhrung Karl Anspach ubernahm ausserdem wurde er um diese Zeit auch nebenamtlicher Geschaftsfuhrer des Wurttembergischen Blindenvereins was er bis 1932 blieb und gehorte ab 1924 dem Reichsblindenverband an ab 1930 als Beisitzer des Vorstandsgremiums und ab 1938 als Ehrenmitglied dieses Gremiums Ausserdem leitete er die Abteilung Arbeitsfursorge des Reichsblindenverbandes die 1932 eingerichtet wurde Die Arbeitsfursorge des Bayerischen Blindenbundes leitete Anspach nebenamtlich ab 1935 Ab 1926 war Anspach Mitarbeiter des Rentenausschusses des Reichsblindenverbandes und kampfte mit Rudolf Kraemer um die Einfuhrung der Blindenrente Im selben Jahr fungierte er als Vertreter des Reichsblindenverbandes in Gesprachen mit der Kreditgemeinschaft gemeinnutziger Selbsthilfeorganisationen als es um die Schaffung eines Warenzeichens ging das blinde Handwerker vor betrugerischen Unternehmen schutzen sollte Dieses Blindenwarenzeichen wurde 1927 eingefuhrt Eine Arbeitsgemeinschaft zur Forderung des deutschen Blindenhandwerks e V die im Zuge dieser Bemuhungen gegrundet worden war wurde 1935 in den Reichsverband fur das Blindenhandwerk uberfuhrt Ein weiterer Verein an dessen Grundung Anspach beteiligt war war der Ring der Sudwestdeutschen Blindenbetriebe der 1933 auf einer Tagung in Heilbronn ins Leben gerufen wurde Anspach publizierte zahlreiche Beitrage und Schriften Anfangs stellte er vor allem Blindenvereine in Schriftreihen fur Blinde vor bald darauf schrieb er aber auch uber Fragen der Organisation des Blindenwesens und der Erwerbsmoglichkeiten fur Blinde im Handwerk Er grundete 1924 in Heilbronn den Schwabischen Heimatverlag mit dem er Erzeugnisse des schwabischen Geistes auch Blinden zuganglich machte Im selben Jahr veroffentlichte er im Zuge des Stuttgarter Blindenwohlfahrtskongresses die Denkschrift des Reichsdeutschen Blindenverbandes e V uber den derzeitigen Stand der Blindengewerbe und uber Vorschlage zur Besserung des Loses unserer Handwerker in der er wieder fur das Genossenschaftsmodell eintrat Ab 1924 erschien auch die Zeitschrift Das Blindenhandwerk bei der Anspach sowohl als Autor als auch als Schriftleiter tatig war Ab 1933 hiess dieses Organ Handwerk und Handel Monatszeitschrift fur blinde Gewerbetreibende Wohl ab 1936 hatte Anspachs Freund Dr Alexander Reuss die Schriftleitung inne Anspach war aber weiterhin fur diese Zeitschrift tatig In den 1930er Jahren befasste sich Anspach auch mit den Arbeitsmoglichkeiten von Blinden jenseits des Handwerks befragte zahlreiche Betriebe hinsichtlich ihrer Erfahrungen mit Blinden in Wirtschafts und Verwaltungspositionen und gab die Ergebnisse in Buchform heraus Neben seinen Schriften fur die Sache der Blinden verfasste Anspach auch meist in privatem Rahmen Gedichte Mit einem 1926 als Wettbewerbsbeitrag zu einem Weihnachts Preisratsel der Heilbronner Neckar Zeitung geschriebenen kleinen Schauspiel in Versen das den Titel Die Volksversammlung von Kathchenbronn trug gewann er einen Einkaufsgutschein im Wert von 300 Mark einzulosen im Kaufhaus Landauer in der Kaiserstrasse Ab 1929 publizierte er mehrere Bande einer Reihe die er Der Rezitator nannte Sie enthielt ausgewahlte Werke der Literatur darunter viele Gedichte in Blindenschrift Karl Anspach starb uberraschend im Alter von 51 Jahren am 1 Mai 1941 an einem Herzschlag Noch am Tag vor seinem Tod hatte er an einer Vorstandssitzung der Wurttembergischen Blindengenossenschaft in Heilbronn teilgenommen und war mit der Verhandlungsfuhrung bei Rentenverhandlungen mit der Stuttgarter Regierungskasse betraut worden Am Tag seines Todes hatte er einen Garten der Blindengenossenschaft im Heilbronner Suden einweihen sollen Er wurde am 5 Mai 1941 auf dem Heilbronner Hauptfriedhof bestattet Er hinterliess seine Witwe Liesel geb Eppinger 1896 1949 und eine Tochter Dr Ingeborg Langle Die Raume der Heilbronner Blindengenossenschaft in der Achtungstrasse und in der Mozartstrasse wurden bei den Luftangriffen auf Heilbronn im September und Dezember 1944 komplett zerstort Die Genossenschaft wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in wiederaufgebauten und spater erweiterten Raumlichkeiten in der Achtungstrasse fortgefuhrt und 1949 in Wurttembergische Blindengenossenschaft umbenannt 1953 eroffnete die Genossenschaft zusatzlich ein Blindenwohnheim in der Olgastrasse Die Genossenschaft war vor allem in den 1970er Jahren wirtschaftlich erfolgreich erlitt dann jedoch aufgrund von Mitgliederschwund ihren Niedergang und wurde von 1995 bis 2006 liquidiert Schriften Auswahl BearbeitenVerein der Blinden von Mannheim Ludwigshafen und Umgebung e V In Blindenwelt 3 1915 S 57 58 Blindengenossenschaft e G m b H Heilbronn In Blindenwelt 5 1917 S 114 118 Wurttembergischer Blindenverein e V In Blindenwelt 7 1919 S 27 28 Ein Beitrag zum Selbstbestimmungsrecht In Blindenwelt 8 1920 S 88 89 Das Blindenhandwerk und seine Zukunft ein Beitrag zur modernen Blindenfursorge Heidelberg 1922 Das Blindenhandwerk in Gefahr In Blindenwelt 12 1924 S 119 127 Die Blindengewerbe In Handbuch der Blindenwohlfahrtspflege Berlin 1927 S 128 152 Mitteilungen aus dem New Yorker Blindenwesen In Beitrage zum Blindenbildungswesen 1927 S 76 80 Die Geflugelzucht als Haupt oder Nebenerwerb fur Blinde In Blindenwelt 16 1928 S 293 294 Richtlinien fur die Gestaltung der Blindenarbeit In Blindenwelt 17 1929 S 34 42 Die Wiederbelebung der Burstenmacherei In Blindenwelt 17 1929 S 167 169 Federwascheklammern Eine neue Blindenbeschaftigung In Blindenfreund 52 1932 S 279 280 Handwerk und Handel In Blindenwelt 21 1933 S 51 54 25 Jahre Blindengenossenschaft Heilbronn Bericht uber unsere Arbeit von 1913 bis 1938 Heilbronn 1938 Die Korbmacherei das Steifkind des Blindenhandwerks In Blindenwelt 27 1939 S 215 218 Industrieatbeot innerhalb eines blindengewerblichen Betriebes In Blindenwelt 28 1940 S 55 Bezugsquellen fur das Deutsche Blindengewerbe Berlin 1941 Literatur BearbeitenChristhard Schrenk Der Vater der deutschen Blindengenossenschaften Karl Anspach 1889 1941 In Christhard Schrenk Hrsg Heilbronner Kopfe III Lebensbilder aus drei Jahrhunderten Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 48 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 2001 ISBN 3 928990 78 0 S 9 22 Christhard Schrenk Karl Anspach Ein blinder Kaufmann revolutioniert das Blindenhandwerk Mit Beitragen zur Geschichte der Wurttembergischen Blindengenossenschaft Heilbronn des Wurttembergischen Blindenvereins und seiner Heilbronner Ortsgruppe sowie des Vereins deutschredender Blinder Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Heilbronn Band 57 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 2009 ISBN 978 3 940646 03 3 Einzelnachweise Bearbeiten Briefkopf der Zuckerwarenfabrik auf oldthing de Memento vom 14 Juli 2014 im Internet Archive Normdaten Person GND 139674462 lobid OGND AKS LCCN n2011061402 VIAF 102534644 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Anspach KarlALTERNATIVNAMEN Anspach Karl PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher UnternehmerGEBURTSDATUM 13 Dezember 1889GEBURTSORT SauerschwabenheimSTERBEDATUM 1 Mai 1941STERBEORT Heilbronn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Anspach amp oldid 187797734