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Auf den Kanarischen Inseln wurden Menschenleichen aus der Zeit vor der Eroberung durch die Europaer gefunden deren Zustand darauf hindeutet dass die Verstorbenen vor der Bestattung behandelt wurden und so vor der Verwesung geschutzt waren Inhaltsverzeichnis 1 Historische Berichte 2 Entwicklung der Forschung 3 Arten der Behandlung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHistorische Berichte Bearbeiten nbsp Darstellung einer Bestattungshohle aus dem 18 Jahrhundert nach dem Bericht aus dem 16 JahrhundertBereits vor der Eroberung der Kanarischen Inseln durch Europaer gab es Berichte uber Mumifizierungen und Bestattungshohlen in denen mehrere Hundert Verstorbene beigesetzt waren Der englische Handler Thomas Nichols berichtete in einem 1583 in England erschienenen Buch dass er Hohlen gesehen habe in denen es 300 Korper gab deren Fleisch getrocknet war und die leicht wie Pergament waren 1 Die Bestattungs und Mumifizierungspraktiken der Ureinwohner der Kanaren wurden von Juan de Abreu Galindo und von Alonso de Espinosa um 1600 also etwa 100 Jahre nach dem Abschluss der Eroberung beschrieben Die Abweichungen der Berichte voneinander werden damit begrundet dass es unterschiedliche Vorgehensweisen gab Fur beide Beschreibungen liegen archaologische Befunde vor 2 Entwicklung der Forschung BearbeitenIm 19 Jahrhundert entwickelten viele Nordeuropaer ein besonderes Interesse fur die Kanarischen Inseln Das betraf einerseits die Geologie und Botanik andererseits aber auch die Geschichte einschliesslich der Fruhgeschichte Auslandische Museen aber auch private Sammler kauften kanarische Mumien und Skelette auf und brachten sie in verschiedene Lander Das Museo Arqueologico y Etnografico de Tenerife heute Museo de Naturaleza y Arqueologia initiierte 1989 ein internationales Programm zur Erforschung der kanarischen Mumien 1992 wurden auf dem I Congreso Internacional de Estudios sobre Momias in Puerto de la Cruz die ersten Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen vorgestellt 3 Die Regierung der Kanarischen Inseln bemuht sich darum ausserhalb der Inseln befindliche prahistorische Objekte auf die Inseln zuruckzuholen oder wenigstens genaue Forschungsergebnisse der archaologischen Funde aus den verschiedenen Landern zu erhalten Die einzige kanarische Mumie die sich in Deutschland befindet ist seit 1802 Teil der Sammlung des Johann Friedrich Blumenbach Instituts fur Zoologie und Anthropologie an der Georg August Universitat Gottingen Es handelt sich dabei um die Uberreste einer 30 bis 40 jahrigen Frau die im spaten 13 oder im fruhen 14 Jahrhundert auf der Insel Teneriffa gelebt hat 4 Die bisherigen Untersuchungsergebnisse zeigen dass die Mumien die auf Teneriffa gefunden wurden in der Zeit vom 5 Jahrhundert n Chr bis ins 14 Jahrhundert n Chr entstanden Bei den Verstorbenen handelte es sich sowohl um Manner als auch um Frauen In einigen Fallen wurden die Innereien ohne die Leber aber nie das Gehirn entfernt Die Konservierung der Leichname die auf den anderen Inseln gefunden wurden scheint eher auf naturliche klimatische Bedingungen zuruckzufuhren zu sein Die Leichen scheinen zwar teilweise behandelt worden zu sein aber nicht mit dem Ziel einer Mumifizierung 5 Arten der Behandlung Bearbeiten nbsp Mumie eines Mannes im Museo de Naturaleza y Arqueologia in Santa Cruz de TenerifeUber den Vorgang der Mumifizierung sind aus der Zeit nach der Eroberung verschiedene Berichte erhalten Diese Darstellungen die unterschiedliche Arten der Behandlung der Toten schildern sind durch archaologische Untersuchungen bestatigt worden Mit dem Herrichten der Leichen und der Bestattung waren Manner und Frauen befasst die ausserhalb der Gesellschaft standen und nur Tote ihres Geschlechts behandelten Es konnen grundsatzlich drei Verfahren unterschieden werden Bei dem aufwandigsten Verfahren wurde der Leichnam in eine Hohle gebracht und die Innereien nicht aber das Gehirn entfernt 6 In den folgenden Tagen wurde der Korper mehrfach gewaschen Danach wurde er mit einer Mischung aus Holz der Baumheide Kiefernrinde und Vulkanasche behandelt Das anschliessende Einreiben des Korpers mit Ziegen oder Schafbutter ubernahmen dann wieder die Angehorigen Zum Schluss wurde der Tote in Ziegenfelle eingewickelt die zugenaht wurden Die Leichen der Stammeshauptlinge wurden auf ein Grabgestell gelegt Weniger bedeutende Personen wurden auf Reisig oder Steine gelegt um die Bodenfeuchtigkeit durch Luftzirkulation abzuhalten Bei einem anderen Verfahren wurde die Leiche auch grundlich gewaschen und dann 15 Tage in wechselnden Positionen an der Sonne getrocknet Die Innereien wurden nicht entfernt sondern nur eine Konservierungsmischung durch den Mund in den Korper eingefuhrt Auch diese Leichen wurden anschliessend in Tierfelle eingewickelt welche zugenaht wurden Diese Konservierungsmethode wurde bei den meisten heute bekannten kanarischen Mumien angewendet Das einfachste Verfahren bestand darin dass die Korper der Verstorbenen mit Wasser und Salz gewaschen und dann an der Sonne getrocknet wurden Literatur BearbeitenArthur Aufderheide The scientific study of mummies Cambridge UniversityPress Cambridge 2003 englisch Domingo Gonzalez Martin Momias los Secretos del Pasado Catalogo Hrsg Museo Arqueologico y Etnogrofico de Tenerife Cabildo de Tenerife Santa Cruz de Tenerife 1999 ISBN 84 88594 21 6 S 95 spanisch museosdetenerife org abgerufen am 9 Marz 2019 Conrado Rodriguez Maffiote Las Momias Guanches de Tenerife Hrsg Museo Arqueologico y Etnografico de Tenerife Organismo Autonomo Complejo Insular de Museos y Centros Santa Cruz de Tenerife 1995 ISBN 84 88594 02 X spanisch Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww museosdetenerife org 2Fmnh museo arqueologico de tenerife 2Fpublication 2F78 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D abgerufen am 30 Juni 2018 Hans Joachim Ulbrich Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife Kanarische Inseln In Almogaren Nr 32 33 2002 S 107 120 almogaren org abgerufen am 12 Dezember 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Alejandro Cioranescu Thomas Nichols mercader de azucar hispanista y hereje Con la edicion y traduccion de su Descripcion de las Islas Afortunadas Instituto de Estudios Canarios La Laguna 1963 S 117 spanisch iecanvieravirtual org abgerufen am 1 Marz 2019 Hans Joachim Ulbrich Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife Kanarische Inseln In Almogaren Nr 32 33 2002 S 109 almogaren org abgerufen am 12 Dezember 2016 Museo Arqueologico y Etnografieo de Tenerife Hrsg I Congreso Internacional de Estudios sobre Momias Cabildo de Tenerife Santa Cruz de Tenerife 1992 spanisch museosdetenerife org abgerufen am 13 Februar 2019 Frau aus der Guanchen Kultur sic getrennt ohne Bindestrich pdf Presseinformationen zur Sonderausstellung Mumien der Welt Roemer und Pelizaeus Museum 2015 abgerufen am 28 Juni 2018 Conrado Rodriguez Maffiote Estamos en uno de los mejores momentos en cuanto a la investigacion sobre la cultura guanche Corporacion Radio Television Espanola 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