www.wikidata.de-de.nina.az
Die preussische Juni Konferenz auch Schulkonferenz vom 4 bis 8 Juni 1900 in Berlin behandelte padagogische Probleme zum Abitur und zu den Gymnasialtypen Sie wurde vom preussischen Kultusminister Konrad von Studt einberufen und unter Leitung von Friedrich Althoff durchgefuhrt um die ungelosten Fragen der Gymnasialtypen und des Hochschulzugangs nach der unbefriedigenden Losung der Dezember Konferenz 1890 zu erortern Erneut stand der Gegensatz zwischen humanistischer und realistischer Bildung im Mittelpunkt Die konservativen Philologen hatten eine Braunschweiger Erklarung mit 15 000 Unterschriften mitgebracht Ausser Padagogen wurden auch bekannte Gelehrte wie Theodor Mommsen oder Adolf von Harnack eingeladen Im Eingangsreferat eroffnete der Minister die Alternative entweder ein einheitliches Gymnasium mit mehr Realienwissen auf Kosten des altsprachlichen Unterrichts zu schaffen oder den nach wie vor bestehenden drei Gymnasialtypen Humanistisches Gymnasium Realgymnasium Oberrealschule die gleiche Berechtigung zum Hochschulstudium fur alle Fachrichtungen zu geben Die Mehrheit der Kongressteilnehmer befurwortete Letzteres Nur fur die Theologie blieb ein altsprachliches Abitur Voraussetzung Altsprachliche Kenntnisse sollten auf den Universitaten nachgeholt werden konnen Der fuhrende Altphilologe Ulrich von Wilamowitz Mollendorff raumte in einer Rede ein dass der asthetische Vorrang der antiken Literatur an den die deutschen Klassiker noch geglaubt hatten in der modernen Welt nicht mehr zu halten sei Die Antike als Einheit und Ideal ist dahin die Wissenschaft selbst hat diesen Glauben zerstort Kaiser Wilhelm II ein Anhanger des Bildungsrealismus unterzeichnete als preussischer Konig am 26 November 1900 den Erlass auf seiner Yacht in Kiel Der Kieler Erlass bedeutete zwar nicht das Ende der humanistischen Bildung aber leitete ihren quantitativen Ruckgang im Schuleranteil der hoheren Schulen ein Die anderen Staaten im Deutschen Reich zogen bald nach mit geringen Abweichungen wie Bayern das auch fur Jura ein humanistisches Abitur verlangte Zitate BearbeitenDer Philosoph und Padagoge Wilhelm Dilthey begrundete 1900 seine Zuruckhaltung gegen die Naturwissenschaften im Gymnasium Der naturwissenschaftliche Geist hat die abstrakten Prinzipien auf das wirksamste unterstutzt welche in der Franzosischen Revolution so einflussreich gewesen sind Das abstrakte mathematische Denken angewandt auf Gebiete des gesellschaftlichen Lebens wird stets das heranwachsende Geschlecht empfanglich machen fur die leeren Ideale eines Staates der nach den Grundsatzen der Gleichheit geregelt ist Frankreich hat den Sozialismus hervorgebracht Ich frage Sie nun was in dem Unterricht einer Oberrealschule dem Fortschreiten dieses Geistes seinem Eindringen in unser Beamtentum entgegenzuwirken vermag In dem Gegensatz gegen die Propaganda der Revolution ist die historische Schule entstanden So kampfen wir fur die Monarchie indem wir die Entwicklung des geschichtlichen Bewusstseins als die Vorschule des Juristen und des Beamten zur Geltung bringen Schulreform 1900 zitiert nach Herwig Blankertz Geschichte der Padagogik Wetzlar 1982 ISBN 3 88178 055 6 S 169 Literatur BearbeitenManfred Fuhrmann Latein und Europa Die Geschichte des gelehrten Unterrichts in Deutschland von Karl dem Grossen bis Wilhelm II Die fremdgewordenen Fundamente unserer Bildung 2 Auflage DuMont Literatur und Kunst Koln 2001 ISBN 3 8321 7948 8 S 214 216 Wolfgang J Mommsen Burgerliche Kultur und kunstlerische Avantgarde Kultur und Politik im deutschen Kaiserreich 1870 bis 1918 Ullstein 33168 Propylaen Studienausgabe Ullstein Frankfurt am Main u a 1994 ISBN 3 548 33168 8 S 65f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Juni Konferenz 1900 amp oldid 220251565