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Der Judische Friedhof in Gottingen Niedersachsen befindet sich unter der Adresse Kasseler Landstrasse 1a direkt am alten westlichen Stadtrand von Gottingen 1 Die Lage ist historisch bedeutsam sudwestlich der alten Gottinger Gerichtslinde in unmittelbarer Nachbarschaft zum fruheren Richtplatz 2 3 Die heute angrenzenden Strassenzuge sind Posthof An der Gerichtslinde und Kasseler Landstrasse Das Areal des Friedhofs umfasst eine Flache von gut 6 000 m mit inzwischen uber 500 Grabern 4 Eine Mauereinfriedung des 19 Jahrhunderts schirmt den Friedhof vom Verkehr der heutigen Ausfallstrasse Kasseler Landstrasse Bundesstrasse B 3 ab Die alteste der 437 erhaltenen historischen Mazewot judischen Grabsteine stammt aus dem Jahr 1701 der Friedhof durfte kurz vorher Ende des 17 Jahrhunderts entstanden sein 4 Westlich und sudlich schliesst sich der viel grossere 1881 eroffnete und spater mehrfach erweiterte Gottinger Stadtfriedhof an Der Judische Friedhof ist das einzige offentlich sichtbare Zeugnis der judischen Stadtgeschichte Gottingens das die Vernichtungsaktionen der NS Zeit uberstanden hat ein Zeugnis das die lange Geschichte judischen Lebens in Gottingen ebenso wie die Assimilations Bestrebungen judischer Burger widerspiegelt Berndt Schaller 4 Alterer Teil des Judischen Friedhofs in Gottingen 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Beschreibung 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Beschreibung BearbeitenDie Entstehung des Judischen Friedhofs wird fur die Zeit gegen Ende des 17 Jahrhunderts angenommen 5 oder wenn man den Angaben in alten Akten Glauben schenken will bereits vor 1650 6 Dieses alteste Kernstuck des Judischen Friedhofs befindet sich heute an der sudwestlichen Grenze zum benachbarten kommunalen Stadtfriedhof Eine erste Erweiterung des Judischen Friedhofs erfolgte 1876 77 im zeitlichen Zusammenhang mit der Einrichtung des Stadtfriedhofs 4 aus dieser Zeit stammt der neue Nordeingang des Judischen Friedhofs mit datierten Torpfeilern an der Kasseler Landstrasse Eine nochmalige Erweiterung wurde 1925 26 vorgenommen und reicht im Osten bis an den Strassenzug An der Gerichtslinde wo sich der jetzt hauptsachlich benutzte Friedhofseingang befindet 4 7 Die altesten Mazewot sind Liegeplatten aus Sandstein Die grosse Mehrzahl der Grabmale bilden stehende Grabsteine aus verschiedenen Natursteinarten letztere zumeist mit steinernen Einfassungen der Einzel oder Familiengrabstellen in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde auch die Gestaltung als Obelisk oder als Saule recht beliebt Eine Ausnahmeerscheinung ist das reprasentativ gestaltete Mausoleum fur Siegmund gest 1880 und Lina Deutschmann gest 1907 8 das 1915 nach Entwurfen des Gottinger Architekten Wilhelm Rathkamp aus Wesersandstein errichtet wurde 9 In der Zeit des Nationalsozialismus kam es mehrfach zu Schandungen doch konnte der Friedhof weiter belegt werden 4 Letzte Bestattungen fanden 1941 und 1942 statt Der Friedhof hatte so als einzige Einrichtung der alten judischen Gemeinde die Zeiten uberstanden allerdings in einem stark beschadigten verheerten und verwilderten Zustand 4 Nach 1945 kam es nur zu gelegentlichen Bestattungen die ersten zwei erfolgten 1946 4 In den 1950er Jahren wurde der verwahrloste Friedhof wiederhergerichtet 10 In der Nachkriegszeit tauchten bekannte Namen auf den Grabsteinen auf so von Richard Grafenberg gest 1951 einem der vier Gottinger Juden die in Gottingen selbst uberlebt hatten und der nach 1945 erster Vorsitzende der Gemeinde war 11 10 oder von Gottingens Oberburgermeister Artur Levi gest 2007 Heute dient der Friedhof den seit 1990 neu entstandenen judischen Gemeinden als Begrabnisstatte Vor allem Graber Verstorbener von aus der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten judischen Familien fullen inzwischen den dritten Friedhofsabschnitt und pragen dessen Bild 4 Der alteste Teil des Judischen Friedhofs und die erste Erweiterung sind im Besitz des Landesverbandes der judischen Gemeinden in Niedersachsen und werden von ihm gepflegt Der neuere Teil des dritten Abschnitts ist im Besitz der judischen Gemeinde Gottingen 4 Bis vor einigen Jahren fanden regelmassige Fuhrungen uber den Friedhof statt 12 bis der Friedhof wegen umsturzender Grabsteine aus Sicherheitsgrunden fur Besucher gesperrt werden musste 2021 soll eine durch Bundesmittel geforderte Instandsetzung von 150 Grabsteinen beginnen 13 14 Bildergalerie nbsp Blick uber den westlichen Teil des alten Judischen Friedhofs im Hintergrund das Mausoleum der Familie Deutschmann 2014 nbsp Grabmale im zweiten Bauabschnitt des Judischen Friedhofs Blick von Norden uber die Mauer des Kasseler Landstrasse 2009 nbsp Grabmale im zweiten Bauabschnitt des Judischen Friedhofs 2009 nbsp Blick uber den jungsten Teil dritter Abschnitt des Judischen Friedhofs Blick nach Sudosten im Hintergrund die Bebauung An der Gerichtslinde 2009 Siehe auch BearbeitenAlte Synagoge Gottingen Literatur Bearbeiten chronologisch Peter Wilhelm Die judische Gemeinde in der Stadt Gottingen von den Anfangen bis zur Emanzipation Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 10 Hrsg Stadt Gottingen Gottingen 1973 S 68 69 Peter Wilhelm Die Synagogengemeinden Gottingen Rosdorf und Geismar Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 11 Hrsg Stadt Gottingen Gottingen 1978 S 23 33 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Bd 5 1 Stadt Gottingen Bearbeitet von Ilse Ruttgerodt Riechmann Friedr Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1982 ISBN 3 528 06203 7 S 72 Digitalisat auf digi ub uni heidelberg de abgerufen am 1 April 2023 Ilse Boppert Cellarius Der Ewige Ort Ein Rundgang uber Gottingens judischen Friedhof In Gottinger Jahresblatter Jg 11 1988 S 151 154 Beschreibt einen Rundgang mit Berndt Schaller Sibylle Obenaus Gottingen In Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Hrsg Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Wallstein Verlag Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 Bd 1 S 626 663 hier S 627 633 648 657 659 f Berndt Schaller Synagogen in Gottingen Aufbruche und Abbruche judischen Lebens Universitatsverlag Gottingen Gottingen 1 Aufl 2006 ISBN 3 938616 54 7 S 24 26 Digitalisat 24 3 MB 2 uberarb u erg Aufl 2017 ISBN 978 3 86395 299 0 S 24 26 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Gottingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bernd sic Schaller Der Judische Friedhof Gottingen auf jg goettingen de Karte des Stadtfriedhofs Gottingen Zeigt die Lage des Judischen Friedhofs am Nordostrand des Stadtfriedhofs Judische Friedhofe in Niedersachsen Gottingen auf zentralarchiv juden de Enthalt Links zu drei Grabinschriften Dokumentationen von 1988 und 1990 Namensliste Judischer Friedhof am Stadtfriedhof Gottingen auf grabsteine genealogy net abgerufen am 6 August Enthalt auch Fotos des Friedhofs und von einzelnen Grabsteinen jud friedhof gottingen auf rosadora de Enthalt stimmungsvolle Kunstfotos von Grabmaldetails Judischer Friedhof in Gottingen wird saniert am 3 September 2021 auf ndr deEinzelnachweise Bearbeiten Heute ist dies die Grenze der Ortsteile Gottingen und Grone Karl Brethauer Das Gericht auf dem Leineberg In Gottinger Monatsblatter Ausg 52 Juni 1978 S 6 Gerichtslinde In wiki goettingen de 12 Februar 2014 abgerufen am 1 April 2023 a b c d e f g h i j Bernd sic Schaller Der Judische Friedhof Gottingen In jg goettingen de Judische Gemeinde Gottingen e V abgerufen am 5 August 2021 Berndt Schaller Synagogen in Gottingen Aufbruche und Abbruche judischen Lebens Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2006 ISBN 3 938616 54 7 S 24 26 Peter Wilhelm Die judische Gemeinde in der Stadt Gottingen von den Anfangen bis zur Emanzipation Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 10 Hrsg Stadt Gottingen Gottingen 1973 S 68 69 Peter Wilhelm Die Synagogengemeinden Gottingen Rosdorf und Geismar Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 11 Hrsg Stadt Gottingen Gottingen 1978 S 23 33 mit Kartenmaterial Grabsteine Judischer Friedhof am Stadtfriedhof Gottingen In grabsteine genealogy net GenWiki Verein fur Computergenealogie e V abgerufen am 6 August 2021 Jan Volker Wilhelm Das Baugeschaft und die Stadt Stadtplanung Grundstucksgeschafte und Bautatigkeit in Gottingen 1861 1924 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 978 3 525 85425 9 S 367 f mit Abb 6 55 Digitalisat auf books google de abgerufen am 1 April 2023 a b Matthias Manthey Judische Burger in Gottingen ab 1889 in 100 Jahre Gottingen und sein Museum Texte und Materialien zur Ausstellung im Stadtischen Museum und im Alten Rathaus 1 Oktober 1989 7 Januar 1990 Redaktion Jens Uwe Brinkmann Hans Georg Schmeling Druckhaus Gottingen Gottingen 1989 S 213 224 hier S 223 f Die judische DP Gemeinde in Gottingen 1945 1949 In after the shoah org Nurnberger Institut fur NS Forschung und judische Geschichte des 20 Jahrhunderts e V 17 September 2020 abgerufen am 5 August 2021 Jorn Barke Uber 300 Jahre alt Der judische Friedhof Gottingen In goettinger tageblatt de Gottinger Tageblatt Online Ausgabe 17 April 2011 abgerufen am 5 August 2021 Markus Scharf Geld fur Restaurierung 243 000 Euro fur Judischen Friedhof Gottingen In goettinger tageblatt de Gottinger Tageblatt Online Ausgabe 9 November 2018 abgerufen am 5 August 2021 Bernd Schlegel Denkmalgeschutzter Bereich 243 000 Euro stehen bereit Judischer Friedhof in Gottingen wird jetzt saniert In hna de Hessisch Niedersachsische Allgemeine Online Ausgabe 11 November 2018 abgerufen am 5 August 2021 Judische Friedhofe in Stadt und Landkreis Gottingen Adelebsen Bovenden Bremke Alter Friedhof Bremke Neuer Friedhof Dankelshausen Dransfeld Duderstadt Ebergotzen Forste Geismar Gottingen Hedemunden Mollenfelde Munden Alter Friedhof Munden Neuer Friedhof Osterode am Harz Alter Friedhof Osterode am Harz Neuer Friedhof Rosdorf Wollmarshausen 51 533736 9 911814 Koordinaten 51 32 1 4 N 9 54 42 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Gottingen amp oldid 235303661