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Die judische Schule in Freudental wurde 1862 in einem eigenen Schulhaus untergebracht Zuvor wurde der judisch konfessionelle Schulunterricht ab 1816 in gemieteten Raumen abgehalten Ehemaliges Israelitisches Schulhaus in FreudentalGeschichte BearbeitenJudische Kinder erfuhren bereits einige Jahre vor 1816 Unterricht Dieser wurde von bezahlten Privatlehrern in gemieteten Raumen abgehalten Madchen und Jungen ab 4 Jahren wurde das Alphabet beigebracht sowie Buchstabieren die hebraische Sprache judische Gebetstraditionen und die Ubersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche Diese Schullaufbahn endete fur Madchen mit 9 Jahren und fur Jungen mit 13 Jahren Um erweiterte Deutschkenntnisse zu erwerben wurden die Kinder zu einem dafur bezahlten christlichen Schulmeister gebracht Ab dem Jahr 1816 wurde aufgrund der Zunahme judischer Kinder in Freudental ein Zimmer im Haus des Sohnes des Rabbiners fur den Schulunterricht eingerichtet Neben einem judischen Lehrer wurde ebenfalls eine christliche Lehrkraft fur die Vermittlung erweiterter Deutschkenntnisse bezahlt Der Lehrer Luig folgte nach dem Provisor Mohrle aus Baiersbronn und wurde mit der Bildungsaufgabe betraut Er unterrichtete parallel zum judischen Lehrer Baruch Elsasser Schnell wurde jedoch Kritik seitens der Eltern an Luig aufgrund seines Hangs zur gewaltsamen Kinderzucht laut worauf er 1824 schliesslich entlassen wurde Am 16 August 1825 wurde Jakob Andreas Samet aus Grossbottwar als neuer christlicher Provisor eingestellt 1825 wurde gemass der allgemeinen Neuverordnung in Baden Wurttemberg die Schulpflicht fur judische Kinder ab dem 6 bis zum 14 Lebensjahr eingefuhrt Neben der Einfuhrung eines Sonntagsunterrichts und einer Madchen Industrieschule war ein weiteres Klassenzimmer vorgesehen Im Zuge des Volksschulgesetzes von 1836 wurde es Gemeinden ermoglicht konfessionelle Schulen auf Kosten der politischen Gemeinde zu eroffnen sofern mehr als 60 Familien dieser Konfession ansassig waren Dadurch wurde es der judischen Freudentaler Gemeinschaft ermoglicht eine judisch konfessionelle Schule auf Kosten der politischen Gemeinde zu eroffnen Ab dem Jahr 1835 wurde in der judischen Freudentaler Schule bereits Hebraisch unterrichtet Dieser Unterricht verlor allerdings durch Diskrepanzen mit dem Lehrplan an Bedeutung weshalb der Hebraisch Unterricht nur noch am Nachmittag abgehalten wurde Sowohl Schonschrift als auch der Hebraisch Unterricht durfte spater nur noch in den unteren Klassenstufen abgehalten werden 1 Ab dem Ersten Weltkrieg lernten judische Kinder mit Christen in der Dorfschule nur fur den Religionsunterricht wird im Rabbinatsgebaude Hebraischunterricht gegeben 2 Die dem Nationalsozialismus verpflichteten Lehrer der allgemeinen Schulen waren judischen Kindern prinzipiell nicht wohlgesonnen deshalb richten die Freudentaler judischen Familien ab dem 1 April 1935 wieder eine eigene kleine judische Schule mit wahrscheinlich elf Kindern ein Aber judische Schulen sind seit 1933 keine offentliche Schulen mehr und mussten daher privat gefuhrt und selbst bezahlt werden Es war ein kompletter Neuanfang Es gab kaum noch Lehrmittel und Schulbucher deshalb mussten neue Lernmittel angeschafft werden Die Schule war besonders ausgelegt auf Auswanderung daher wurde Englisch unterrichtet und fur die Auswanderung geeignete Berufe ausgebildet besonders landwirtschaftlich und handwerklich 3 Simon Meisner BearbeitenSimon Meisner geboren in Snjatyn am Pruth 17 November 1912 und gestorben am 19 Mai 1994 in Antwerpen war ein Lehrer Vorsanger und Rabbinatsverweser in Freudental Als Kind floh er aus Polen nach Stuttgart und erhielt nach dem Ersten Weltkrieg die polnische Staatsangehorigkeit Er war der letzte judische Lehrer in Freudental Simon Meisner unterrichtete reformpadagogisch was konkretes Erleben lassen z B Sederabend proben und Gesprache Fragen und Antworten uben hervorhebt Er nutzte beispielsweise Schallplatten um den hebraischen Unterricht zu modernisieren 2 1932 schliesst er sein Lehramtsstudium ab Daraufhin beginnt das Lehren in Freudental 1933 Obwohl er auf Ablehnung stiess aufgrund seiner polnischen Staatsburgerschaft unterrichtete weiter Er brachte seinen Schulern spezifisch Englisch bei als Vorbereitung fur die Flucht vor dem Nationalsozialismus Ab 1935 wird der Unterricht von judischen Schulern nicht mehr in der offentlichen Schule im Freudentaler Rathaus abgehalten sondern im Rabbinatsgebaude da die Freudentaler Schule nun im nationalsozialistischen Gedankengut arisch wurde Meisner appellierte an die Freudentaler Juden zu fliehen und organisierte fur viele judische Kinder die Flucht ins Ausland Er organisierte unter anderem Schmuggler fur 500 Reichsmark fur die Freudentaler Juden nach Belgien 4 Am 4 Februar 1939 floh Meisner auch selbst nach Belgien Ursprunglich wollte er nach Lateinamerika steckte jedoch in Brussel fest Einen Monat spater galt er als staatenloser Refugierter Nach dem Krieg kam er noch einmal nach Freudental zu Besuch und wurde nach seinem Tod als Gerechter geehrt als Zaddik Einzelnachweise Bearbeiten Theobald Nebel Die Geschichte der Freudentaler Juden das Bildnis einer judischen Landgemeinde 2 Auflage Historischer Verein fur Stadt und Kreis Ludwigsburg 1989 S 56 58 a b Theobald Nebel Simon Meisner Leben und Schicksal des letzten judischen Lehrers in Freudental Hrsg Theobald Nebel PKC Freudental Archiv 1999 S 10 19 Theobald Nebel Die Geschichte der Freudentaler Juden Das Bildnis einer judischen Landgemeinde Ludwigsburg 1989 S 94 97 Steffen Pross Adolf Bruchstucke einer deutschen Jugend Freudental 2015 ISBN 978 3 9809962 8 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Schule Freudental amp oldid 232334152