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Ich han min lehen Lachmann 28 31 ist ein Gedicht von Walther von der Vogelweide das in der manessischen Liederhandschrift zu finden ist Das Gedicht ist ein Teil des Konig Friedrichstons in der es der zehnte Spruch ist Hierin aussert Walther seine Dankbarkeit fur den Erhalt eines Lehens Wahrscheinlich hat er dieses Lehen nach einer Bittstrophe an Friedrich II erhalten Diese Bittstrophe ist im selben Ton aufgenommen und heisst Von Rome voget von Pulle kunic Lachmann 28 1 Es ist jedoch unbekannt was fur ein Lehen Walther bekam Es konnte sich hier um ein Haus oder ein Stuck Grund handeln aber auch um eine Rente obwohl dies von der Forschung eher bezweifelt wird Es sicherte jedenfalls Walthers Einkommen Der Spruch wird auf rund 1220 n Chr datiert Es ist eines der bekanntesten Gedichte von Walther von der Vogelweide Inhaltsverzeichnis 1 Text 2 Interpretation 3 Gattung und Form 4 Datierung 5 Uberlieferung und Handschrift 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseText Bearbeiten 28 31 Ich han min lehen al die werlt ich han min lehen nu enfurhte ich niht den hornunc an die zehen und wil alle boese heren dester minre flehen der edel kunec der milte kunec hat mich beraten daz ich den sumer luft und in dem winter hitze han min nahgeburen dunke ich verre baz getan si sehent mich niht mer an in butzen wis als si wilent taten 29 1 ich bin ze lange arm gewesen an minen danc ich was so volle scheltens daz min aten stanc daz hat der kunec gemachet reine und dar zuo minen sanc Lachmann Anmerkungen von Lachmann 36 minen C 1 arn C Neuhochdeutsche Ubersetzung Ich hab mein Lehen alle Welt ich hab mein Lehen Nun furchte ich nicht mehr den Februar an den Zehen und werde alle schlechten Herren um nichts mehr bitten Der edle Konig der mildtatige Konig hat fur mich gesorgt dass ich im Sommer kuhle Luft und im Winter Warme habe Bei meinen Nachbarn bin ich viel geschatzter Sie sehn mich nicht mehr als Schreckgespenst wie sie es einst taten Ich bin zu lange arm gewesen ohne meine Schuld ich war so voller Schelte dass mein Atem stank Das hat der Konig rein gemacht und mein Singen dazu Interpretation BearbeitenDas Lehen ist ein zuruckkehrendes Thema in Walthers Dichtwerken Zweimal bittet er in dem Friedrichston um ein Lehen namlich in 27 7 und in 28 1 Im ersten geht es um ein unbrauchbares Lehen Die geausserte Kritik hat aber wenig mit dieser Strophe zu tun da es sehr unwahrscheinlich ist dass das Lehen hier Geld ist Hier handelt es eher um ein Grundstuck oder ein kleines Haus 1 In der Strophe zeigt Walther von der Vogelweide seinen Dank fur die Erhalt seines Lehens Die Folgen werden hier betont Walther braucht den hornunc den Februar nicht mehr zu furchten Der Februar ist der kalteste Monat im Jahr und hier als pars pro toto fur den Winter benutzt Auch muss er keine schlechten Herren mehr bitten Es wird angenommen dass er hier auf Otto IV hinweist der in 26 23 als der manne boeste benannt wird Danach verfallt Walther in weitere Danksagungen Am Ende des Gedichts betont er dass er keine Bittstrophen mehr singen muss und sich nun wieder anderen Themen widmen kann 2 Gattung und Form BearbeitenDie Strophe gehort zum Friedrichston der der Sangspruchdichtung unterzuordnen ist Die Sangspruchdichtung ist eine eher politisch engagierte Art der Dichtung die Bezug auf die Realitat nimmt Die Bitte um ein Lehen und das Danken fur den Erhalt des Lehens sind deshalb keine ungewohnlichen Themen Die Sangspruchdichtung hatte ursprunglich vierhebige Verse und wurde mit Paarreimen geschrieben Dies anderte sich spater wodurch auch andere Reimformen und Metren vorkommen Das Reimschema dieses Tons und deshalb auch von dieser Strophe ist AAA BCCB EEE Die ersten drei und letzten drei Zeilen werden im Paarreim geschrieben doch dazwischen gibt es umschlingende Reime Metrisch hat jeder Vers 13 Silben Vers 2 und 3 sind auftaktlos was bedeutet dass die Betonung auf dem zweiten Wort liegt Vers 6 hat ein zweisilbigen Auftakt die Betonung liegt auf nahgebuhren In Vers 4 7 und 10 stehen einige dreisilbige Binnentakte kunic der und kunic hat in Vers 4 sehent mich und wis als si in Vers 7 und kunic ge in Vers 10 Hier liegt die Betonung auf der ersten Silbe und es folgen zwei unbetonte Silben 2 Datierung BearbeitenAllgemein wird angenommen dass Walther sein Lehen 1220 n Chr erhalten hat 1220 ist das Jahr in dem Friedrich nach Italien ging Er hat danach Deutschland zu Walthers Lebzeiten nicht mehr betreten In der Lehensbitte 28 1 spricht Walther von not Es wird angenommen dass es sich hier um die Not des Konigs handelt da er zum Kreuzzug aufbrechen musste Den hatte er schon 1215 versprochen aber erst 1220 sah es danach aus dass er auf den Kreuzzug gehen konnte Der im Jahr 1220 gehaltene Hoftag in Frankfurt am Main wird allgemein als das Moment wann Walther sein Lehen erhielt gesehen Jedoch nimmt Karl Bertau an dass das Lehen schon eher vergeben wurde Seiner Meinung nach ist es lacherlich dass der Konig Walther belehnt bevor er aufbricht Bertau glaubt eher dass das Lehen auf einem der Wurzburger Hoftage die 1216 1218 und 1219 stattfanden gegeben wurde Deshalb datiert er die Lehensbitte schon 1215 als Friedrich zum Konig gekront wurde Die Gegend von Wurzburg nennt er deshalb weil Walther aller Wahrscheinlichkeit nach dort beerdigt wurde 1 Uberlieferung und Handschrift BearbeitenAnders als die Lehensbitte die in funf verschiedenen Handschriften uberliefert worden ist ist der Lehensdank nur in der manessischen Liederhandschrift C uberliefert In dieser Handschrift sind noch einige Strophen zu finden die mit dem Lehen zu tun haben Zweifelhaft ist die Beziehung zu Lachmann 27 7 in der Walther ironisch auf ein Lehen Bezug nimmt Wahrscheinlich bezieht sich diese Strophe nicht auf dieses Lehen Wohl stehen noch zwei Frauenpreislieder in Verbindung mit der Lehensbitte namlich Lachmann 27 17 Durhsuezet und gebluemet sint die reinen frouwen und 27 27 Vil sueze frowe hohgelopt mit reiner guete Diese konnten als weiteren Dankesstrophen gelten 2 Literatur BearbeitenKarl Lachmann 1923 Die Gedichte Walthers von der Vogelweide 8 Auflage Walter de Gruyter amp Co Berlin S 37 Ubersetzung von Margherita Kuhn 2005 in Deutsche Lyrik des fruhen und hohen Mittelalters 2 Auflage Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main S 509 511 Manfred Gunther Scholz 2005 Walther von der Vogelweide 2 Auflage J B Metzler Stuttgart S 15 16 Gunter Schweikle 1994 Walther von der Vogelweide Werke Gesamtausgabe Band 1 Spruchlyrik 1 Auflage Reclam Stuttgart S 380 381 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ich han hern otten truwe er welle mich noch richen Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten a b Manfred Gunther Scholz Walther von der Vogelweide 2 Auflage J B Metzler Stuttgart 2005 S 15 16 a b c Gunter Schweikle Walther von der Vogelweide Werke Gesamtausgabe 1 Auflage 1 Spruchlyrik Reclam Stuttgart 1994 S 380 381 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ich han min lehen amp oldid 210034634