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Als Holztafelbild bezeichnet man in der Kunstgeschichte ein auf Holz gemaltes Gemalde Bis ins 15 Jahrhundert ist Holz der einzige Bildtrager in der europaischen Tafelmalerei Im Laufe des 16 Jahrhunderts wird das Holztafelbild langsam vom Leinwandgemalde ersetzt Erst im 19 Jahrhundert findet man wieder kleinere Gemalde auf sehr glatt bearbeiteten Holztafeln Auf der Ruckseite des Holztafelbildes sind die Hande und die Burg aus dem Antwerpener Stadtwappen eingebrannt sowie die Hausmarke des Tafelmachers eingeschlagen Das bedeutet dass das Holztafelbild im 17 Jahrhundert in Antwerpen entstanden ist Im holzernen Bildtrager liegen eine Fulle von Informationen fur die Gemaldebestimmung So ist es moglich allein mit Hilfe der Holzarten der Art und Weise wie ein Bildtrager hergestellt wurde Werkspuren Brettschnitt und der Untersuchung der Jahresringe Dendrochronologie eine vorsichtige zeitliche und ortliche Einordnung des Holztafelbildes vorzunehmen Inhaltsverzeichnis 1 Holzart 2 Werkspuren 3 Brettschnitt 4 Brandmarken Schlagmarken 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHolzart BearbeitenHolztafelbilder bestehen aus Brettern europaischer und seit dem 17 Jahrhundert auch uberseeischer Baume Die Bestimmung der Holzart eines Bildtragers erlaubt vorsichtige Ruckschlusse auf Ort und gelegentlich auch Zeit seiner Entstehung und damit auch des Gemaldes das auf ihm gemalt wurde Die Holzart eines Bildtragers wird mit Hilfe der mikroskopischen Untersuchung Mikrountersuchung anhand ihrer artspezifischen Zellstruktur bestimmt Nach den Untersuchungen Jacqueline Marettes wurde in Italien zu uber 90 Pappelholz zu 2 3 Walnussbaum und Tanne verwendet in Deutschland Tanne Linde Fichte und Eiche alle um 20 in den Niederlanden Eiche 100 und ganz vereinzelt uberseeische Holzer wie Teakholz und Mahagoni in Spanien Kiefer 42 und Pappel 36 in Portugal Eiche 82 und Edelkastanie 13 1 Werkspuren Bearbeiten nbsp Mit Hilfe der Bearbeitungsspuren auf der Ruckseite eines Holztafelbildes bekommt man erste Anhaltspunkte uber seine Entstehungszeit Niederlandische Eichenholztafeln mit Faserrissen linke Abb rechts unten und Sagespuren Mitte sind in der Regel vor dem 17 Jahrhundert entstanden Eine glatt bearbeitete Ruckseite mit abgefasten Randern im 17 Jahrhundert nbsp Auch die Dicke Starke der niederlandischen Tafeln des 16 und 17 Jahrhunderts ist unterschiedlich Die Holztafeln des 16 Jahrhunderts sind auffallend dicker starker links und haufig auch grober bearbeitet Werkspuren oder Bearbeitungsspuren konnen in einem gewissen Umfang ebenfalls Auskunft uber das Alter eines Gemaldes geben Im Mittelalter wurden die Holzbretter nicht aus dem Stamm gesagt sondern aus dem Stamm gespalten Deshalb sind vereinzelt bis ins 16 Jahrhundert die Ruckseiten von Holztafelbildern nicht glatt sondern zeigen herausgerissene Holzfasern Charakteristische Sagespuren finden sich erst bei Holztafelbildern des 15 und 16 Jahrhunderts Besonders die hollandischen Tafelmacher des 17 Jahrhunderts versahen ihre Bildtafeln mit breiten Fasen Auch die Dicke Starke der niederlandischen Tafeln des 16 und 17 Jahrhunderts ist unterschiedlich Die Holztafeln des 16 Jahrhunderts sind auffallend dicker starker und haufig auch grober bearbeitet Brettschnitt Bearbeiten nbsp Die niederlandische Tafel ist perfekt aus dem Stamm geschnitten Kernholzbrett Dies erkennt man an den Spiegeln auf der Ruckseite Abb links und den stehenden Jahresringen an der Hirnholzseite nbsp Auf den beiden Tafeln sollen sich niederlandische Gemalde des 17 Jahrhunderts befinden Dies kann nicht der Fall sein weil es sich um tangential aus dem Stamm geschnittene Bretter handelt Die Stabilitat und das Verhalten eines Holztafelbildes hangen davon ab wie die einzelnen Bretter aus dem Baumstamm gekeilt oder gesagt wurden d h vom fachgerechten Brettschnitt Am stabilsten sind im Hinblick auf Arbeiten und Verwolbung die radial geschnittenen Kernbretter Niederlandische Holztafelbilder des 14 17 Jahrhunderts bestehen immer aus Kernholzbrettern d h Brettern mit stehenden Jahrringen Ist das bei einem niederlandischen Gemalde nicht der Fall kann seine Echtheit fraglich sein Anders ist dies bei den in der Regel sehr viel dickeren starkeren italienischen Pappelholztafeln die uberwiegend tangential geschnitten sind und nicht selten schrag verlaufende bis liegende Jahresringe aufweisen 2 Brandmarken Schlagmarken Bearbeiten nbsp Aufgrund einer Verordnung der Antwerpener St Lukasgilde brannte man in die Bildtrager die die vorgeschriebene Qualitat besassen die Burg und die Hande aus dem Antwerpener Stadtwappen Auch die Tafelmacher schnitten schlugen oder brannten ihr Monogramm oder Hausmarke in die Tafel Diese Marken wurden auch gefalscht 3 Einige Eichenholztafeln besitzen Brand oder Schlagmarken die ihre Herstellung in Antwerpen belegen Aufgrund einer Verordnung der Antwerpener St Lukasgilde aus dem Jahre 1470 brannte man in Holztafeln die die vorgeschriebene Qualitat besassen die Hande aus dem Antwerpener Stadtwappen und nach Abnahme der Malerei die Burg aus dem gleichen Wappen Auch die Tafelmacher ritzten schlugen oder brannten ihr Monogramm oder ihre Hausmarke in die Tafel Die beschriebenen Brand oder Schlagmarken findet man nur auf Antwerpener Eichenholztafeln des 16 und 17 Jahrhunderts Fur keine andere Kunstregion sind bisher vergleichbare Markierungen auf der Gemalderuckseite festgestellt worden Allerdings findet man vereinzelt auch Gemalde hollandischer Kunstler auf Tafeln mit den diesen Brandmarken Es ist anzunehmen dass diese Tafeln entweder als Handelsware nach Holland kamen oder der hollandische Kunstler die Tafel bei einem Aufenthalt in Antwerpen bemalte Die Brandmarken treten in verschiedenen Variationen auf Vermutlich handelt es sich um eine Weiterentwicklung der beiden Motive im Laufe der Jahrzehnte Wahrend auf fruhen Tafeln z B die Burg nur in Umrissen angedeutet ist wird sie auf spateren Bildtragern dem Stadtwappen entsprechend in allen Einzelheiten dargestellt Die Brandmarken sind leicht nachzuahmen und so findet man sie gelegentlich auch auf den Ruckseiten von gefalschten Holztafelbildern 3 Literatur BearbeitenHerrman Kuhn u a Reclams Handbuch der kunstlerischen Techniken Stuttgart 1984 ISBN 3 15 010322 3 Theodor von Frimmel Gemaldekunde Leipzig 1920 Knut Nicolaus DuMont s Handbuch der Gemaldekunde Dumont Buchverlag Koln 2003 ISBN 3 8321 7288 2Einzelnachweise Bearbeiten Jaqueline Marett Connaissance des Primitifs par l Etude Paris 1961 Hermann Kuhn u a Reclams Handbuch der kunstlerischen Techniken Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 010322 3 Theodor von Frimmel Gemaldekunde Leipzig 1920 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holztafelbild amp oldid 199870259