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Das Hilfswerk Oppau wurde nach der Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes am 30 September 1921 von der Bayerischen Staatsregierung gegrundet um die Hilfsleistungen fur die in der bayrischen Pfalz gelegene Gemeinde Oppau zu koordinieren Das Hilfswerk wurde vom bayerischen Staatskommissar und spateren bayerischen Innenminister Karl Stutzel geleitet welchem 1924 fur seinen Einsatz die Ehrenburgerwurde der Stadt Oppau verliehen wurde 1 Geschichte BearbeitenAm Morgen des 21 September 1921 kam es im Oppauer Werk der Badischen Anilin und Sodafabrik zu dem schwersten Explosionsungluck in der Geschichte der deutschen chemischen Industrie bei dem nach offiziellen Angaben 559 Personen getotet oder dauerhaft vermisst und 1977 Personen verletzt wurden 2 Am 24 September 1921 wurde durch das Reichsarbeitsministerium der Reichshilfsausschuss fur Ludwigshafen Oppau gegrundet 3 der aus Vertretern der Reichsregierung sowie den bayrischen badischen hessischen und preussischen Regierungen des deutschen Stadtetages des Deutschen Roten Kreuzes der Industrie der Angestellten und Arbeitnehmerverbanden und der Presse bestand Der Reichshilfsausschuss war insbesondere fur die Berechnung der Sachschaden und die Weiterleitung der eingesammelten Hilfsgelder an das Hilfswerk zustandig 4 Der Ministerialrat Karl Stutzel welcher auf Veranlassung des bayrischen Staatsministeriums fur Soziale Fursorge nach Oppau reiste stellte am 26 September den Vertretern von staatlichen Behorden und Gemeinden ein Konzept fur eine Hilfsorganisation vor Am 30 September wurde Eduard Nortz zum Staatskommissar des Hilfswerk Oppau ernannt welchem Karl Stutzel aber bereits Mitte Oktober 1921 nachfolgte Als Organ des Reichshilfsausschusses erhielt und verwaltete der Staatskommissar des Hilfswerk Oppau die gesammelten Spendengelder und vertrat die Interessen der Opfer gegenuber der BASF aber auch gegenuber Reichs und Staatsstellen Ihm unterstand der Haupthilfsausschuss fur Oppau mit Finanz Bau Presse und Wohlfahrtsausschuss letzterer bestehend aus den Abteilungen Ernahrung Unterbringung und Bekleidung und Einrichtung 5 Der Unterbringungsausschuss veranlasste die Unterbringung von zunachst in Schulen aufgenommenen Obdachlosen in festen Baracken Der Ernahrungsausschuss ubernahm die Verteilung der eingehenden Lebensmittelspenden Insgesamt 829 Waisenkinder und Kinder von Verungluckten wurden in Pflegefamilien untergebracht oder in Erholungsorte geschickt 6 Bis Mai 1922 wurden Spenden in Hohe von mehr als 38 Mio Reichsmark eingesammelt 4 Weitere 70 Mio Mark ergaben sich Ende 1921 auf laufenden Versicherungsvertragen 4 Die durch die Explosion verursachte Schadenssumme wurde auf 321 Mio Mark geschatzt 5 Zunachst gingen der Oppauer Burgermeister Heinrich Suss und der Staatskommissar davon aus dass die BASF einen Betrag von 450 Mio Mark zahlen wurde Die erste Zahlung der Unternehmensfuhrung im Dezember betrug aber gerade einmal 5 Mio Reichsmark 7 Bis Dezember 1921 war die BASF auch noch dazu bereit sofort einen Betrag von 200 Mio Mark an das Hilfswerk Oppau unter der Bedingung zu spenden dass Werksleitung und Betriebsleitung fur das Ungluck und die damit verbundenen Schadenersatzforderungen nicht verantwortlich gemacht werden Leistungen sollten vom Hilfswerk an diejenigen gezahlt werden die auf Anspruche gegen die BASF verzichteten 8 Karl Stutzel bestand dagegen auf einer rechtlichen Verpflichtung und Zahlung bis zum 15 Dezember worauf die BASF das Angebot komplett zuruckzog Erst auf Druck von Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns schlug die BASF nun als Kompromiss eine Summe von 100 Mio Reichsmark ohne rechtliche Verbindlichkeit vor Aus Sicht von Stutzel und Brauns war das Angebot nicht akzeptabel und Stutzel ging zu diesem Zeitpunkt noch davon aus dass die BASF alle Schaden begleichen musste 7 Der bayrische Ministerprasident Hugo Lerchenfeld vermittelte am 16 Januar 1922 in einem Gesprach zwischen Stutzel und dem Vorstandsvorsitzender der BASF Carl Bosch In einer schriftlichen Zusicherung in der auch weiterhin jegliche Verantwortung an der Explosion und damit jede Verpflichtung zur Wiedergutmachung abgelehnt wurde erklarte die BASF sich bereit aus freien Stucken Mittel zur Wiedergutmachung an das Hilfswerk Oppau zu leisten Nachdem am 10 April 1923 das Landgericht Frankenthal das Verfahren gegen die Unternehmensfuhrung der BASF einstellte da es keinen Nachweis auf eine Schuld oder fahrlassiges Verhalten gab hatte man keine rechtliche Handhabe mehr das Unternehmen zu Zahlungen zu zwingen 9 Wahrend die BASF fur ihre Werksangehorigen und deren Hinterbliebenen aufkam war das Hilfswerk Oppau fur die Entschadigung von Nichtwerksangehorigen und deren Angehorigen zustandig Das Hilfswerk zahlte Ende 1921 zunachst eine einmalige Abfindung und eine Rente welche aber aufgrund der anhaltende Hyperinflation schon nach wenigen Monaten aufgestockt werden musste Ende 1922 wurden die Rentenzahlungen eingestellt und Abfindungen gezahlt die von der BASF unter der Bedingung einer Verzichtserklarung weiterer Forderungen um die gleiche Summe aufgestockt wurden Nach dem Zusammenbruch des Wahrungssystems 1923 verhandelte Karl Stutzel 1924 erneut mit der BASF woraus diese zusagte in allen Fallen in denen durch Tod oder Verletzung von Nichtwerksangehorigen der Anilinfabrik infolge der Explosion vom 21 September die Betroffenen oder ihre Hinterbliebenen in eine noch bestehende Notlage gebracht sind dieser dadurch abzuhelfen dass sie die Geschadigten entweder ab 1 Oktober 1924 wie ihre Werksangehorigen oder deren Hinterbliebenen in dauernde Rentenfursorge nimmt oder ihnen eine der Zeit entsprechende Geldabfindung gibt 10 Letztendlich zahlte das Hilfswerk ca 100 Mio Mark aus davon ca 38 Mio Mark fur Personenschaden bevor es aufgrund fehlender weiterer Zahlungen der BASF am 30 November 1924 aufgelost wurde 8 Karl Stutzel wurde zum 2 Juli 1924 zum bayrischen Innenminister ernannt und verliess das Hilfswerk 11 10 Er erhielt im selben Jahr die Ehrenburgerwurde und die neu erbaute Ringstrasse in Oppau wurde nach ihm benannt 10 Am 10 November 1925 grundete Stutzel die Oppau Gedachtnisstiftung Das Kapital von 40 000 Mark stammte aus dem Verkauf von Baracken die von der Reichsvermogensverwaltung bereitgestellt wurden 12 Einzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein Hg Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein Bd 2 Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart Ludwigshafen am Rhein 2003 ISBN 3 924667 35 7 S 982 Christian Haller Das Explosionsungluck in der BASF vom 21 September 1921 Katastrophenwahrnehmung und verarbeitung in Presse Politik und Fachwelt In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Nr 161 2013 S 327 328 Mannigfaltiges In Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger Nr 223 24 September 1921 S 3 uni mannheim de abgerufen am 20 Januar 2020 a b c Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 84 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten a b Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 88 89 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 91 92 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten a b Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 96 97 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten a b Christian Haller Das Explosionsungluck in der BASF vom 21 September 1921 Katastrophenwahrnehmung und verarbeitung in Presse Politik und Fachwelt In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Nr 161 2013 S 369 371 Christian Haller Das Explosionsungluck in der BASF vom 21 September 1921 Katastrophenwahrnehmung und verarbeitung in Presse Politik und Fachwelt In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Nr 161 2013 S 367 369 a b c Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 98 100 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten Karl Stutzel bei der Bayerischen Landesbibliothek Lisa Sanner Als ware das Ende der Welt da Die Explosionskatastrophen in der BASF 1921 und 1948 Hrsg Stadtverwaltung Ludwigshafen am Rhein Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 42 Ludwigshafen 2015 ISBN 978 3 924667 47 4 S 101 Dissertation LMU Munchen unter dem Titel Die Oppauer Explosion 21 September 1921 und die Ludwigshafener Kesselwagenexplosion 28 Juli 1948 in der BASF eine Vergleichsstudie industrieller Katastrophen in Nachkriegszeiten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilfswerk Oppau amp oldid 236880559