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Die Hemmschwellentheorie ist eine strafrechtliche Theorie zur Abgrenzung von bedingt vorsatzlicher Totung und Korperverletzung mit Todesfolge 1 Sie stellt auf die subjektive Tatervorstellung zur Tatzeit ab und beruht auf dem Gedanken dass der Tater bei Totungsdelikten eine besondere Hemmschwelle die Totungshemmschwelle uberwinden musse Die Tatervorstellung wird dabei aus den objektiven Tatumstanden gefolgert Soll der Tater wegen vorsatzlicher Totung bestraft werden muss er zumindest mit Eventualvorsatz gehandelt haben Kommt das Gericht aufgrund der objektiven Gefahrlichkeit der Handlung zu dem Schluss dass der Tater den Todeserfolg fur moglich gehalten haben muss ware die Annahme denkbar dass er sich mit dem Tod des Opfers abgefunden hat wenn er die Tat trotz der von ihm als Moglichkeit erkannten Todesfolge ausfuhrt 2 Damit ware ein Eventualvorsatz gegeben Vertraut der Tater hingegen ernsthaft auf das Ausbleiben des Erfolgs so handelt er lediglich bewusst fahrlassig 3 4 Bei Totungsdelikten ging die hochstrichterliche Rechtsprechung lange davon aus dass dieser Schluss von der Gefahrlichkeit der Handlung auf das Sich Abfinden bzw die Inkaufnahme des Todes nicht ohne Weiteres moglich sei Das Leben eines Menschen sei ein derart wertvolles Rechtsgut dass ein Tater eine hohere innere Hemmschwelle uberwinden musse um ein Leben zu vernichten Deshalb sei das Vorliegen eines Totungsvorsatzes nach einer Gesamtschau aller objektiven Tatumstande genauestens zu beurteilen Der Richter habe sich bei der Aussage und Beweiswurdigung gem 261 StPO immer die Moglichkeit vor Augen zu halten der Tater konnte die Todesgefahr verkannt oder wenigstens auf ein Ausbleiben des als moglich erkannten Todes vertraut haben 5 6 Die Hemmschwellentheorie will einen schematischen Schluss von der objektiven Gefahrlichkeit einer ausseren Handlung auf das innere Willenselement verhindern 7 In neuester Zeit ruckt die deutsche Rechtsprechung zunehmend von der Hemmschwellentheorie ab und verwendet zur Bestimmung des bedingten Vorsatzes stattdessen das Modell des Fehlens vorsatzkritischer Faktoren 7 8 Literatur BearbeitenStefan Muhlbauer Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Totungshemmschwelle Lit Verlag 1999 ISBN 3 8258 4183 9Einzelnachweise Bearbeiten Neumann in Kindhauser Neumann Paeffgen Hrsg Nomos Kommentar Strafgesetzbuch Bd 2 3 Aufl 2010 212 Rn 10 14 BGHSt 7 363 369 BGHR StGB 15 Vorsatz bedingter 1 und 6 Hans Heinrich Jescheck Thomas Weigend Lehrbuch des Strafrechts Allgemeiner Teil 5 Aufl 1996 S 299 f Rudolf Rengier Strafrecht Allgemeiner Teil 4 Aufl 2012 14 Rn 26 ff Claus Roxin Strafrecht Allgemeiner Teil Bd 1 4 Aufl 2006 12 Rn 27 BGH NStZ 1983 407 BGHSt 57 183 BGH Urteil vom 22 Marz 2012 4 StR 558 11 Rn 33 34 Michael Heghmanns Entscheidungsanmerkung zu BGH Urt v 22 Marz 2012 4 StR 558 11 ZJS 2012 S 826 830 a b BGH Urteil vom 5 Dezember 2017 1 StR 416 17 BGH Urteil vom 27 Juli 2017 3 StR 172 17 Rn 14 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hemmschwellentheorie amp oldid 232891580