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Helmut Richter 13 Juni 1941 in Graz 15 Juni 2014 in Wien 1 war ein osterreichischer Architekt und Hochschullehrer Richter konnte neben Ausstellungsarchitekturen u a in Paris Venedig Wien und Krems die Restaurants Kiang I und II Wohnbauten in Graz sowie u a eine Wohnbebauung mit verglastem Laubengang in Wien und die Informatik Mittelschule Kinkplatz in Wien mit verglastem Dreifachturnsaal umsetzen Helmut Richter 1995 Fotograf Mischa Erben Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Wirken 2 1 Informatik Mittelschule Kinkplatz 3 Wurdigung 4 Bauten und Projekte 5 Auszeichnungen und Preise 6 Ehemalige Mitarbeiter 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenRichter studierte bis 1968 an der Technischen Universitat Graz Architektur Von 1969 bis 1971 vervollstandigte er seine Ausbildung mit einem Studium der Informationstheorie sowie der System und Netzwerktheorie an der University of California Los Angeles UCLA wo er auch als Forschungsassistent tatig war 1977 nahm er mit der Grundung seines Ateliers in Wien seine freischaffende Tatigkeit als Architekt auf LehrtatigkeitVon 1971 bis 1975 lehrte er als Professor fur Architektur an der Ecole nationale superieure des beaux arts de Paris 1986 nahm Richter einen Lehrauftrag als Lektor an der Hochschule fur angewandte Kunst in Wien an Von 1986 bis 1987 lehrte er daruber hinaus als Gastprofessor an der Gesamthochschule Kassel Von 1991 bis 2007 war er ordentlicher Universitatsprofessor an der Technischen Universitat Wien Lehrkanzel an der Abteilung fur Hochbau 2 Richter wurde am Ober Sankt Veiter Friedhof bestattet Wirken BearbeitenSeine kreative Tatigkeit begann Helmut Richter Ende der 1960er Jahre mit Wettbewerbsbeitragen und Prototypen fur Mobel Liegen Sitzen Mobiles Buro Fernsehsessel Zeitschriftenstand So gewann er 1967 als einer von 72 Teilnehmern den 1 Preis fur den Wittmann Mobel Wettbewerb Ausgeschrieben worden war ein mechanisches Bett das durch einfache Manipulation in eine Bank verwandelt werden kann Richter loste diese Aufgabe indem er eine Liegeflache in einen doppelten Stahlrohrrahmen einhangte und darauf drei unabhangige auf und abhebbare Fauteuils montierte Dieser Prototyp wurde in der Selection 66 in einer von Johannes Spalt kuratierten Ausstellung im MAK Museum fur angewandte Kunst Wien prasentiert 1966 entwarf er auch ein Mobiles Buro einen visionar innovativen mobilen Arbeitsplatz technisch hochst ausgetuftelt und seiner Zeit weit voraus 2 Das Einfamilienhaus Haus Konigseder entwarf er 1977 bis 1980 gemeinsam mit seinem damaligen Partner Heidulf Gerngross fur einen Arzt Es gilt als ein Signal des Aufbruchs in der osterreichischen Architektur Ende der 1970er Jahre Am Hohepunkt postmoderner Ruckbesinnung entworfen zeugt dieser Annex von neumoderner Kraft 3 Das Haus Plattner in Niederosterreich 1979 1982 war ebenfalls ein fruher Bau der als Systemkritik am Thema Landhaus gilt Die Schwierigkeiten bei der Baubewilligung waren damals nur auf politischer Ebene zu uberwinden 4 Mit dem Wohnbau auf den Graf amp Stift Grunden in Wien 19 verwirklichten Helmut Richter und sein Partner Heidulf Gerngross einen grossen kommunalen Wohnbau wobei jedoch praktisch kein Detail in Richters Sinn realisiert wurde weshalb er sich auch von diesem Bau distanzierte 5 Es folgt 1983 bis 1984 das Badezimmer Sares in Wien 3 Obwohl fur die Offentlichkeit ein unsichtbares Kabinettstuck ist dieser Einbau in eine gutburgerliche Stadtwohnung aus der Grunderzeit eine Zeichensetzung an der architektonischen Zeitenwende zuruck zu einer zweiten Moderne Richter verwendet sein mit historischen Strukturen radikal brechendes dynamisierendes Raumkonzept keine fur Wien typische synchrone Inszenierung von freigelegten alten und beigefugten neuen Schichten 6 Es folgt 1985 der erste sogenannte High Tech Chinese Wiens das Restaurant Kiang I in der Rotgasse in Wien Wie Dietmar Steiner im Buch fur Helmut Richter bemerkte eine Aufregung die man sich heute kaum mehr vorstellen kann Mit diesem Lokal wurde ein architektonischer Kontrapunkt zur inzwischen schon klassischen kleinen Wiener Architektur gesetzt 7 Fur viele Studierenden an den Wiener Architekturschulen wurden diese Projekte zu Leitbildern und sie verdanken ihm wesentliche Impulse 8 Wahrend seiner Lehrtatigkeit an der Technischen Universitat Wien betreute er mehr als 500 Diplomarbeiten 9 Seine Lehre pragte damit laut Johannes Baar Baarenfels eine Wiener Architektengeneration 10 Zahlreiche Wettbewerbsteilnahmen fuhrten ihn auch ins Ausland u a Wettbewerb Friedrichstadt in Berlin 1982 und Opera de la Bastille Paris 1982 1983 Wettbewerb Museo del Prado Madrid 1995 1996 und Wettbewerb Neubau Hauptbetriebshof Frankfurt 1993 11 Daneben war Richter als Ausstellungsarchitekt in Wien und Italien tatig Festwochenausstellung Bildlicht im Museum des 20 Jahrhunderts 1991 in Wien Vertreibung der Vernunft Biennale Venedig 1993Informatik Mittelschule Kinkplatz Bearbeiten Hauptartikel Ehemalige Informatikmittelschule Kinkplatz nbsp Ehemalige Informatik Mittelschule Kinkplatz in Wien AussenansichtDie 1994 erbaute ehemalige Schule ist Richters aufsehenerregenstes Werk Von drei Hauptachsen gehen zwei keilformige Korper weg die in Glas ausgefuhrt sind und hell und freundlich wirken sollen mit ihrem blaulich schimmernden Glas sollen sie an Libellenflugel erinnern Nach Richters Worten Ich wollte eine Schule machen bei der nicht gleich das Unangenehme das bei Schulen immer so auffallt sich bemerkbar macht Diese Glastrakte sind auch etwa von der Gloriette aus von weitem sichtbar 12 Die Informatik Mittelschule am Kinkplatz geriet jedoch schon bald wegen massiver architektonischer Mangel in die Kritik Aufgrund der Probleme wurde die Schule im Jahr 2014 in ein Ersatz Quartier ubersiedelt Das Gebaude wurde 2017 aufgegeben und steht nun leer Im Jahr 2019 wurde bekannt dass eine notwendige Generalsanierung der Schule EUR 55 Mio kosten wurde woraufhin endgultig beschlossen wurde das Gebaude kunftig nicht mehr als Schule zu nutzen 13 Ein Abriss wurde seitens der stadt Wien ausgeschlossen steht aber angesichts der Sanierungskosten dennoch im Raum 14 Wurdigung BearbeitenKlaus Semsroth wurdigt ihn als grossen Architekten der als Grenzganger zur Weiterentwicklung der Architektur beigetragen und mit seinem architektonischen Werk eine Reihe von unorthodoxen Losungswege fur die Architektur des 21 Jahrhunderts eingeleitet habe 15 Rudolf Schicker bezeichnet den Wohnbau in der Brunnerstrasse in Wien 1986 1990 als Hauptwerk und Ikone der zeitgenossischen Architektur So spektakular sich dieses Gebaude oder besser gesagt dessen strassenseitige Glasfassade auch auf den ersten Blick darstelle so logisch und analytisch reagiere es auf den stadtebaulich undefinierten Ort 16 Der Architekturhistoriker Markus Kristan bezeichnet Helmut Richters Architekturen im uberwiegend technologiefeindlichen osterreichischen Umfeld als Sonderleistungen internationalen Zuschnitts die aus den zumeist in Osterreich gewohnten Normen ausbrechen Sein Werk nahere sich den Arbeiten franzosischer oder englischer Architekten wo diese mit den Ingenieuren und der Bauindustrie durch ein kooperatives Verhaltnis verbunden seien Richters unkonventionelle Losungen riefen oftmals starkes Echo hervor Er habe sich Mitte der 1980er Jahre mit neuen Baumaterialien und damals noch unerprobten kuhnen Konstruktionen die in einer eigentumlich sinnlich poetischen Weise sogar uber die zu jener Zeit international aufkommende High Tech Architektur hinausgingen befasst und dabei die konstruktiven Moglichkeiten der modernen Baumaterialien und statischen Berechnungen bis an die Grenzen ausgelotet Glas sei dabei bestimmendes Element in dem Werk des Architekten In seinen Werken sei er mit dem ihm zur Verfugung stehenden Mitteln sparsam umgegangen und habe Formalismus vermieden 17 Bauten und Projekte Bearbeiten nbsp Wohnhausanlage Brunner Strasse 26 32 Wien1967 Liegen Sitzen Prototyp Wittmann Mobelwettbewerb 1 Preis 1967 Mobiles Buro Wettbewerb 1968 Fernsehsessel Prototyp 1968 Zeitschriftenstand Staatsprufung Technische Hochschule Graz 1968 Zentrales Verwaltungsgebaude Linz Wettbewerb Rathaus Linz 1977 1980 Haus Konigseder Aufstockung Arzthaus Baumgartenberg 1979 1982 Haus Plattner Sollenau 1988 Wohnanlage Graf amp Stift Grunde Wien 1982 1983 Opera de la Bastille Internationaler Wettbewerb Paris unrealisiert 1983 1984 Bad Sares Wien 1984 1985 Restaurant Kiang I Wien 1988 Trigon Museum Wettbewerb Graz unrealisiert 1986 1991 Wohnhausanlage Brunner Strasse 26 32 Wien 1985 1992 Wohnanlage Peterstalstrasse Graz 1991 Bildlicht Malerei zwischen Material und Immaterialitat Festwochenausstellung Museum des 20 Jahrhunderts Wien 1992 Betriebsgebaude Kawasaki Gutachterverfahren Maria Enzersdorf Niederosterreich 1 Preis unrealisiert 1993 Neubau Hauptbetriebshof Frankfurt geladener Wettbewerb unrealisiert 1993 Vertreibung der Vernunft Ausstellung der Biennale von Venedig Fondaco Marcello 1992 1994 Doppelhauptschule Informatik Mittelschule Kinkplatz Wien 1995 1996 Museo del Prado Wettbewerb unrealisiert 1996 1997 Bundesschulzentrum Scharding Oberosterreich Wettbewerb unrealisiert 1996 1997 Restaurant Kiang II Wien Landstrasser Hauptstrasse 50 Wien 1997 1998 Sport und Freizeitpark Tivoli Wettbewerb Innsbruck Tirol 1996 1999 Wohnanlage Thermensiedlung Oberlaa Wien 1996 1999 Wohnbau Grundacker Wien 2008 Burohaus Wien Trinkwasseraufbereitungsanlage Westhoven Deutschland Auszeichnungen und Preise Bearbeiten1990 Osterreichischer Bauherrenpreis fur die Wohnanlage Brunner Strasse 1992 Preis der Stadt Wien fur Architektur 1995 Osterreichischer Bauherrenpreis fur die Informatik Mittelschule Kinkplatz 1995 Europaischer Stahlbaupreis 1998 Adolf Loos Architekturpreis fur das Restaurant Kiang III in WienEhemalige Mitarbeiter BearbeitenAndreas Muhlbauer 18 Harald RoserLiteratur BearbeitenFranz Wittmann KG Hrsg Wittmann Mobelwettbewerb 1967 Katalog zur Ausstellung im Museum fur angewandte Kunst in Wien Etsdorf am Kamp 1967 Hans Hollein Bernhard Hafner Neue Konzepte aus Graz in BAU Wien Heft 4 1969 Helmut Richter Bauten und Projekte Birkhauser Verlag 2000 ISBN 3 7643 5361 9 B Lootsma architectuur als houding Richter Gerngrosz architecture as an attitude In Forum voor architectuur en daarmee verbonden kunsten 4 1984 1985 Seite 172 175 Richter Gerngross In L architecture d aujourd hui September 1982 222 S 36 47 H Richter Architektur ist Sache des Charakters Wohnbebauung Graf und Stift Grunde Wien In Bauwelt Oktober 37 1988 S 1620 1622 Die Asthetik im Wohnbau Teil 2 Helmut Richter im Gesprach mit Patricia Zacek Asthetik als Ethisches Problem in Architektur amp Bauforum 1991 147 S 5 10 Ute Woltron Das gerade noch Mogliche bauen In Der Standard 22 November 2007 Technische Universitat Wien Fakultat fur Architektur und Raumplanung Hrsg Ein Buch fur Helmut Richter 2007 ISBN 978 3 9501497 7 7 Stadtplanung Wien Hrsg Ganztagshauptschule Kinkplatz Wien 14 In Projekte und Konzepte Heft 3 April 1995 ISBN 3 901210 57 1 Helmut Richter Bad Sares Wien 3 Bauzeit 1983 84 In UmBau Nr 8 Wien Dezember 1984 Seite 77 78 Herausgeber OGFA Osterreichische Gesellschaft fur Architektur Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Helmut Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helmut Richter In architektur im netz nextroom at Abgerufen am 13 Juni 2014 Helmut Richter In archINFORM abgerufen am 14 Februar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Architekt Helmut Richter 73 jahrig verstorben In Kleine Zeitung vom 16 Juni 2014 Der geniale Architekt des hand tailored tech Brigitte Groihofer in Architektur amp Bauforum am 24 Juni 2014 Walter Chramosta Helmut Richter Bauten und Projekte Birkhauser Verlag 2000 ISBN 3 7643 5361 9 Walter Chramosta Helmut Richter Bauten und Projekte Birkhauser Verlag 2000 ISBN 3 7643 5361 9 S 34 Helmut Richter Architektur ist Sache des Charakters Wohnbebauung Graf und Stift Grunde Wien In Bauwelt Nr 37 Oktober 1988 S 1620 1622 Walter Chramosta Helmut Richter Bauten und Projekte Birkhauser Verlag 2000 ISBN 3 7643 5361 9 Technische Universitat Wien Fakultat fur Architektur und Raumplanung Ein Buch fur Helmut Richter 2007 ISBN 978 3 9501497 7 7 S 29 Helmut Richter Nichts ist egal Christian Kuhn In die Presse 4 Juli 2014 Das gerade noch Mogliche bauen In Der Standard 22 November 2007 Technische Universitat Wien Fakultat fur Architektur und Raumplanung Ein Buch fur Helmut Richter 2007 ISBN 978 3 9501497 7 7 S 7 Walter Chramosta Helmut Richter Bauten und Projekte Seite 34 Birkhauser Verlag 2000 ISBN 3 7643 5361 9 Eintrag des Gebaudes auf nextroom at Chronik Aus fur Schule in Architekturikone In orf at 4 Juli 2019 abgerufen am 5 Juli 2019 Mittelschule Kinkplatz Unglucksgebaude wird endlich generalsaniert oder abgerissen Abgerufen am 9 September 2020 Technische Universitat Wien Fakultat fur Architektur und Raumplanung Ein Buch fur Helmut Richter 2007 ISBN 978 3 9501497 7 7 S 9 Technische Universitat Wien Fakultat fur Architektur und Raumplanung Ein Buch fur Helmut Richter 2007 ISBN 978 3 9501497 7 7 S 44 Markus Kristan Architekturhistoriker Albertina Wien Die Informatik Mittelschule in Wien Kinkplatz von Helmut Richter ist vom Abriss bedroht aufgerufen am 14 Marz 2013 Andreas Muhlbauer In archINFORM abgerufen am 7 Februar 2022 Normdaten Person GND 119535440 lobid OGND AKS LCCN nr98043033 VIAF 79429285 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richter HelmutKURZBESCHREIBUNG osterreichischer ArchitektGEBURTSDATUM 13 Juni 1941GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 15 Juni 2014STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Richter Architekt amp oldid 229140024