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Heinz Demisch 7 Oktober 1913 in Konigsberg 1 24 November 2000 in Saarbrucken war ein deutscher Maler Zeichner und Schriftsteller Der zwolfteilige Baum Zyklus den Demisch von Januar bis August 1946 unmittelbar nach der Ruckkehr aus sowjetischer Gefangenschaft schuf sollte sein malerisches Hauptwerk werden In der symbolischen Verdichtung weniger abstrahierter Bildmotive wie Sonne Baum Berg und Schleier erhalten diese Bilder eine Leuchtkraft die seinen reifen Kolorismus der Vorkriegsbilder noch steigert Zugleich uberraschen sie durch eine strenge nahezu klassische Liniensprache Von Bild zu Bild umkreist der Zyklus in vielfaltigen Sinn Bezugen das Hauptthema der ersten Nachkriegszeit die spirituelle Erneuerung Nach diesem Hohepunkt wollte Demisch nur noch sozial wirken und arbeitete fortan in Wort und Schrift als Vortragender und Schriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werkentwicklung als Maler 3 Der Schriftsteller 4 Veroffentlichungen 4 1 Buchpublikationen 4 2 Aufsatze Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNachdem Heinz Demisch seit dem 14 Lebensjahr auf einer privaten Malschule in Konigsberg eine erste akademische Ausbildung erfahren hatte studierte er ab Winter 1931 32 in Konigsberg an der Akademie der Bildenden Kunste bei Alfred Partikel in der Klasse fur Landschaftsmalerei und bei Wilhelm Worringer Kunstgeschichte an der Universitat Obgleich Partikel ihn zum Meisterschuler machen wollte suchte Demisch seine weitere Ausbildung eher im Westen fortzusetzen Im Winter 1932 wechselte der 19 Jahrige an die Kunstschule Weimar Nach nur zwei Semestern brach er das Studium ab nachdem ihm der Direktor Paul Schultze Neumann zum Zwecke der Umerziehung mit einem paramilitarischen Lageraufenthalt gedroht hatte Derart fruh mit der kulturideologischen Barbarei der Nazis konfrontiert floh Demisch im Herbst 1933 nahezu mittellos nach Palermo Dort erarbeitete er sich wahrend der folgenden Monate die Grundlagen fur seine spateren Landschaftspoesien Bis zur Militarausbildung Anfang 1939 und der Einberufung zu Kriegsbeginn blieben ihm fur die eigene kunstlerische Weiterentwicklung nur funf Jahre die er in Weimar Hagen und Berlin verbrachte Der Krieg endete fur Demisch im September 1943 mit einer Schussverwundung und zweijahriger sowjetischer Gefangenschaft Die Schikanen in einem Arbeitslager und die tagliche Akkordarbeit in einem primitiven Kohlebergwerk brachten ihn an den Rand des Todes Religiose Grenzerfahrungen hielten ihn aufrecht Schwerkrank konnte er mit dem ersten Gefangenentransport im November 1945 in sein Berliner Atelier zuruckkehren Noch als Rekonvaleszent malte er von Januar bis August 1946 sein eigentliches Hauptwerk einen Zyklus von zwolf Bildern Darin erscheint als kontinuierliches Hauptmotiv das Symbolum des Baumes der sich zur Sonne erhebt Er gewinnt von Bild zu Bild an Starke und Raum Weitere Bildzeichen wie Berg und Schleier kamen hinzu um schliesslich auf verschlusselte Weise uber die Metaphorik des abgestorbenen und neu keimenden Baumes auf den christlichen Weg von der Passion zur Auferstehung zu verweisen Der Zyklus von 1946 herausragend in seiner lichten Farbigkeit Formenstrenge und konzeptuellen Stringenz bedeutete fur Demisch zugleich und ohne dass er darin einem Vorsatz gefolgt ware einen inneren Abschluss Er wollte nunmehr direkter in die Kulturszene einwirken Ab 1947 war er fur den Rest seines Lebens als Schriftsteller und Vortragender tatig Im gleichen Jahr heiratete er die Schriftstellerin und Lektorin Eva Maria Lichtenstern geb Mankiewicz 1915 1969 die spater unter den Initialen EMD bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Redakteurin verantwortlich fur die Schonen Kunste ein reiches Wirkungsfeld entwickelte 1948 wurde der gemeinsame Sohn Ernst Christian Demisch geboren Im Sommer 1947 schloss Demisch sein Buchlein Franz Marc Der Maler eines Neubeginns ab Es erschien 1948 und stiess sogleich bei Maria Marc u a m auf grosse Akzeptanz Daneben schrieb Demisch in zahlreichen Zeitungen Bis 1959 half er in Berlin den Kulturimpuls der Anthroposophie bekannt zu machen indem er vielbeachtete Kongresse mit organisierte Jahrelang unterstutzte er ehrenamtlich die Offentlichkeitsarbeit der Berliner Waldorfschule Ab 1955 bis in die fruhen 70er Jahre war er als freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tatig und entfaltete zugleich auf den Gebieten moderner und alter Kunst eine umfangreiche Vortragstatigkeit 1959 erfolgte der Umzug von Berlin nach Schonberg bei Kronberg im Taunus 1971 zog er mit seiner zweiten Frau Antonie Vellemann nach Eppstein im Taunus und 1989 nach Frankfurt am Main zu seiner Stieftochter Christa Lichtenstern um mit ihr 1998 anlasslich ihrer Berufung in die Leitung des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universitat des Saarlandes nach Saarbrucken zu wechseln Am 24 November 2000 erlag Demisch seinem langen Leiden Werkentwicklung als Maler BearbeitenDemischs malerisches Werk findet heute postum seinen Weg in die Offentlichkeit In den wenigen Jahren die ihm als Kunstler blieben und in denen ihn die nationalsozialistischen Obstruktionen der Krieg und die sowjetische Gefangenschaft in seiner Entwicklung schwer behinderten bezeugt es dennoch eine erstaunliche Reife und Eigenstandigkeit Orientierten sich seine Anfange noch an der Neuen Sachlichkeit so hatte er bereits mit zwanzig Jahren seit dem Sommer 1934 zu einer eigenen Durchdringung von Farbe und Imagination gefunden Bemerkenswerterweise basieren seine Bildpoesien u a Berglandschaften Schluchten und Hohlen auf fundierten Studien von Goethes und Rudolf Steiners Farbenlehren um sich darin bis 1939 frei und unabhangig fortzuentwickeln Dies fuhrte zur Ausarbeitung ganzer Bilderreihen in Blau Rot Gelb nur in einem verschollenen Aquarell Violett und Grun Die Rationalitat dieser Vorgehensweise korrespondiert mit Demischs uberlegter Technik einer beruhigten alles Handschriftliche vermeidenden Schicht an Schicht Malerei Die gezielte Objektivierung der Pinselsprache sollte seine systematische Einubung in Farbgesetzmassigkeiten unterstutzen Der sehr bewusste in sich bundige Farbauftrag kann geradezu als ein Erkennungszeichen von Demischs Malerei gelten Er tragt entscheidend in dem kleinen Gemalde Die Felsenschlucht vom Juni 1934 zum Beginn seiner Transzendenz Landschaft bei Der Begriff zielt auf das Phanomen dass Demisch ab 1934 seine Bildmotive weitgehend an die Metaphysik der Farben band Ebenso gehort dazu dass seine Bilder ab diesem Zeitpunkt vielfach auch inhaltlich auf das Licht als ein geistiges Zentrum ausgerichtet sind Diese Sichtweise radikalisierte sich 1946 im Baum Zyklus Nahezu jedes der zwolf Gemalde tragt im Focus die Sonne Ob von menschlich anmutenden Baumen wie durch Arme angerufen oder von einzelnen Bergen erhoht und schliesslich die Stirb und Werde Thematik gebrochener oder junger Baume begleitend stets wirkt die Sonne wie der Fluchtpunkt einer Strebung Wie bei van Gogh den Demisch sehr bewunderte kann die Sonne auch in dem Zyklus zu einem in den Kosmos versetzten spirituellen Sehnsuchtsort werden Der Schriftsteller BearbeitenAls Schriftsteller behandelte Heinz Demisch parallel zu seinen unten verzeichneten Buchern bevorzugt Wissenschaftsthemen aus der Vor und Fruhgeschichte der Agyptologie und der Klassischen und Christlichen Archaologie Ebenso wirkte er in Wort und Schrift fur die Belange der Kunst der Klassischen Moderne und der Gegenwart wobei er sich oftmals auf zahlreiche Atelierbesuche stutzen konnte Von 1955 bis zum Beginn der 70er Jahre war Demisch freier Mitarbeiter bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Ausserdem schrieb er als Schriftsteller fur zahlreiche andere Kulturzeitschriften wie z B DIE KOMMENDEN und DIE DREI Auffallend enthalten Demischs kunstwissenschaftliche Standardwerke Geschichte der Sphinx Darstellung der erhobenen Hande und des ganzen Ludwig Richter vielfache Korrespondenzen zu seiner Malerei So beruhrt sich verkurzt gesagt sein starker Bezug zur Sonne als Maler mit den von ihm herausgearbeiteten solaren Aspekten des Symboltiers Sphinx Die flehenden Arme seiner Baume im Zyklus von 1946 gehen nahtlos in die fruhen Studien zur agyptischen KA Gebarde der erhobenen Hande uber Sie legten ihrerseits den Grund zu seinem Gebarden Buch Die in der Konigsberger Gymnasialzeit gegebene Nahe zum Pietismus fundiert die religiose Grundrichtung von Demischs Malerei Von daher erklart sich die Aufmerksamkeit die er in seiner spaten Richter Untersuchung 1998 abgeschlossen Richters pietistisch ausgerichteter Religiositat entgegenbringt Die derart von Demisch authentisch gelebte Verbindung von Kunst und Wissenschaft spricht sich ebenfalls auffallend in seiner starken Beziehung zu Franz Marc aus Nicht selten beruhrt sich seine Palette mit Marcs Farben Unbedingt teilte er Marcs Devise Erkennt meine Freunde was Bilder sind das Auftauchen an einem anderen Ort 1947 setzte seine schriftstellerische Arbeit mit einer Uberblicksdarstellung zu Marcs Werk und seinem Gedankengut ein und endete 50 Jahre spater mit einer Einzeluntersuchung zu Marcs Turm der blauen Pferde und die Stoa Hier konnte Demisch zeigen wie das Motiv der in die Hohe gestaffelten vier Pferde moglicherweise auf eine kosmische Vision des Stoikers Dion Chrysostomos zuruckgeht Veroffentlichungen BearbeitenBuchpublikationen Bearbeiten Franz Marc Der Maler eines Neubeginns Berlin Minerva Verlag 1948 Vision und Mythos in der modernen Kunst Stuttgart Verlag Freies Geistesleben 1959 Die Sphinx Geschichte ihrer Darstellung von den Anfangen bis zur Gegenwart Stuttgart Urachhaus Verlag 1977 Erhobene Hande Geschichte einer Gebarde in der bildenden Kunst Stuttgart Urachhaus Verlag 1984 Ludwig Richter Eine Revision hrsg von Christa Lichtenstern Berlin Gebr Mann Verlag 2003 Heinrich von Kleist Wer wollte auf dieser Welt glucklich sein Hrsg v Ernst Christian Demisch Mit einem Nachwort von Christel Kiewitz Stuttgart Verlag Freies Geistesleben 2 Aufl 2011 Erstaufl 1964 Aufsatze Auswahl Bearbeiten Marchen und Erziehung in Deutsche Rundschau 70 10 Oktober 1947 S 42 Surrealismus Die Flucht vor der Entscheidung in Die Kommenden 9 Februar 1948 S 9 Der deutsche Kunstlerbund Ein Wort zu seinen Aufgaben und Zielen in Die Kommenden 25 Oktober 1951 S 5 Psychiatrie und Comicbooks Eine amerikanische Untersuchung in Frankfurter Allgemeine Zeitung 21 Juni 1955 Rembrandts Lichterlebnis Zum Ausklang des Rembrandt Gedenkjahres 1956 in Die Agnes Karll Schwester Jg 10 Oktober 1956 o P Caspar David Friedrich und das Kunstverstandnis des 20 Jahrhunderts in Neue Schau Januar 1960 1 S 5 8 Nachruf auf Wilhelm Worringer in Frankfurter Allgemeine Zeitung 1 April 1965 Aufstieg der Seele Ein Euripides Vers bei Kleist in Frankfurter Allgemeine Zeitung 20 April 1967 In Sachen Kleist Zur Forschung von Helmut Sembdner in Die Drei Zeitschrift fur Wissenschaft Kunst und soziales Leben November 1984 S 813 821 Neue Beobachtungen zu Natur und Geist von Philipp Otto Runge in Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1996 S 171 200 Franz Marcs Turm der Blauen Pferde und die Stoa in Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst 3 Folge Bd LI 2000 S 243 256 Notizen zur Biographie Unveroffentlichtes Manuskript Demisch Archiv Berlin 1983Literatur BearbeitenChrista Lichtenstern Farbe und Imagination Heinz Demisch Maler und Schriftsteller Baden Baden aga press 2016 ISBN 978 3 945364 05 5 Christa Lichtenstern Aus der Tiefe Eine Bildbetrachtung in a tempo Lebensmagazin Nr 196 April 2016Weblinks BearbeitenFARBE UND IMAGINATION Heinz Demisch Maler und Schriftsteller Biografie Heinz Demischs kulturimpuls org Eintrag uber Heinz Demisch in Zeitschrift fur Anthroposophie in Wissenschaft Kunst und sozialem Leben Eintrag in Verlag Freies Geistesleben Heinz Demisch 2019 in der Villa Wessel in IserlohnEinzelnachweise Bearbeiten Forschungsstelle Kulturimpuls Biographien DokumentationNormdaten Person GND 128385596 lobid OGND AKS LCCN n85110835 VIAF 73975689 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Demisch HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher Maler Zeichner und SchriftstellerGEBURTSDATUM 7 Oktober 1913GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 24 November 2000STERBEORT Saarbrucken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Demisch amp oldid 208467573