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Hans Friedrich Wilhelm Schimpf 1897 in Esslingen am Neckar 10 April 1935 in Breslau 1 war ein deutscher Offizier und Nachrichtendienstmitarbeiter Er war von 1933 bis 1935 Leiter des sogenannten Forschungsamtes des Reichsluftfahrtministeriums eines Nachrichtendienstes Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 2 Der Todesfall Hans Schimpf 1935 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenSchimpf ein Sohn des Unternehmers Ernst Schimpf und seiner Ehefrau Friederike Marie trat in jungen Jahren in die Marine ein in der er bis 1933 den Rang eines Korvettenkapitans erreicht hatte In den 1920er Jahren war Schimpf der eine kryptologische Ausbildung erhalten hatte als Verbindungsmann der Marine zur Chiffrierstelle der Heeresleitung abgestellt und dort verwendet worden Als sein Mentor galt Wilhelm Fenner Im April 1933 ubernahm Schimpf die Leitung des in diesem Monat auf Veranlassung von Hermann Goring neu eingerichteten sogenannten Forschungsamtes Aufgabe dieser Dienststelle die nur dem Namen nach dem von Goring geleiteten Reichskommissariat fur Luftfahrt das sich spater zum Reichsluftfahrtministerium entwickelte unterstand war die Uberwachung der Telekommunikation von bestimmten Personen und oder Einrichtungen Praktisch bedeutete dies dass das Forschungsamt heimlich Telefongesprache mitanhorte und mitstenographierte was gesprochen wurde sowie dass es Telegraphenleitungen anzapfte um den Text von Telegrammen festzustellen Stellvertreter Schimpfs wurde Gottfried Schapper Als Sitz des Forschungsamtes dienten zunachst Raumlichkeiten in der Berliner Behrenstrasse Im April 1935 folgte der Umzug in die Schillerstrasse Kurz nachdem Goring Schimpf 1933 als Leiter des Forschungsamtes rekrutiert hatte versuchte Reinhard Heydrich der Chef des mit Gorings Forschungsamt konkurrierenden Sicherheitsdienstes der SS SD Schimpf davon zu uberzeugen das Forschungsamt zu verlassen und in den Dienst der SS zu wechseln was dieser aber ablehnte Stattdessen soll Heydrich versucht haben Schimpf mit seinen zahlreichen ausserehelichen Affaren von denen er Kenntnis hatte zu erpressen um ihn so zu einem den Interessen des SD dienlichen Verhalten zu veranlassen Gunther Gellermann zufolge gelangten 1934 1935 intime Briefe Schimpfs an eine Geliebte die mit einem SS Fuhrer verheiratet war in die Hande Heydrichs die dieser als Mittel zur Erpressung Schimpfs einsetzte 2 Der erste Leiter des Geheimen Staatspolizeiamtes Rudolf Diels der Schimpf 1933 kennenlernte beschrieb ihn wie folgt Schimpf war ein vorsichtiger Mann und fur seinen geheimnisvollen Dienst sehr verlasslich er war humorlos und nahm seine Arbeit sehr ernst 3 Schimpfs Nachfolger als Leiter des Forschungsamtes wurde Christoph von Hessen Hans Schimpf war verheiratet mit Margarete Helene geb Deffner 4 Sein Sohn ist der Schauspieler Rolf Schimpf Der Todesfall Hans Schimpf 1935 BearbeitenAm 10 oder 11 April 1935 starb Schimpf unter mysteriosen Umstanden Laut Mitteilung des Polizeiprasidenten in Breslau die Schimpfs Sterbeurkunde zugrunde liegt wurde dieser am 10 April zuletzt um nachmitags acht ein viertel Uhr lebend gesehen und am folgenden Nachmittag um drei Uhr nachmittags als Leiche aufgefunden 5 Am 17 April wurde er im Krematorium Wilmersdorf eingeaschert 6 Die verbreitetste Version ist dass er in einem Hotel in Breslau seine Geliebte erschoss und sich anschliessend das Leben nahm Abweichende Berichte sprechen davon dass er von einem tschechischen Agenten getotet worden sei Der Offentlichkeit gegenuber wurde erklart Schimpf sei in Schlesien bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen Die Presse wurde ausdrucklich angewiesen nur diese uber das Deutsche Nachrichtenburo verbreitete Version zu berichten 7 In auslandischen Zeitungen erschienen Anfang Mai 1935 Berichte uber den Todesfall Darin heisst es Schimpf habe Dokumente aus dem Reichswehrministerium entwenden lassen Dies sei entdeckt und Schimpf zunachst beurlaubt dann von Goring entlassen worden Daraufhin habe ihn die Gestapo als Mitwisser vieler Geheimnisse ermordet Hier wird unter anderem eine angebliche Meldung der Gestapo zitiert wonach Schimpf in einem Walde 20 Kilometer von Berlin entfernt erschossen aufgefunden worden sei 8 Eine ahnlich lautende Darstellung gibt ohne Quellen zu nennen Wilhelm F Flicke angereichert durch weitere Details z B weitere angebliche Auffindeorte 9 Gellermann geht davon aus dass Schimpf sich zusammen mit seiner Geliebten das Leben nahm weil er von Heydrich mit Unterlagen aus denen die ehebrecherische Beziehung der beiden hervorging erpresst wurde Gellermann zitierte einen ehemaligen Mitarbeiter des Forschungsamtes mit der Aussage dass die Geliebte den Madchennamen Brenneisen hatte 10 Tatsachlich wurde eine junge verheiratete Frau aus Berlin mit diesem Madchennamen jedenfalls laut ihrer amtlichen Sterbeurkunde zum gleichen Zeitpunkt wie Schimpf in Breslau tot aufgefunden 11 Jonathan Petropoulos der sich in einer Monographie uber Adelige wahrend der NS Zeit u a auch mit Schimpfs Nachfolger dem Prinzen Christoph von Hessen befasste vertritt die Auffassung dass das wahrscheinlichste Szenario eine Ermordung Schimpfs im Auftrag Heinrich Himmlers und Reinhard Heydrichs sei die Schimpfs Nachrichtendienst als eine unliebsame Konkurrenz zu dem ihnen unterstehenden Sicherheitsdienst der SS gesehen hatten Nigel West spricht demgegenuber vom Verlust geheimhaltungswurdiger Unterlagen wahrend des Umzugs von der Behrenstrasse in die Schillerstrasse als Grund fur den Selbstmord Literatur BearbeitenHeinz Hohne Die Zeit der Illusionen 1994 S 97 Nigel West Historical Dictionary of Signals Intelligence S 95f Jonathan Petropoulos Royals and the Reich The Princes von Hessen in Nazi Germany 2006 S 130f Einzelnachweise Bearbeiten Landesarchiv Berlin Personenstandsregister Standesamt Breslau II Sterbeurkunde 720 1935 Gellermann Gunther W Und lauschten fur Hitler Bonn 1991 S 21 Rudolf Diels Lucifer ante portas es spricht der erste Chef der Gestapo 1950 S 232 Landesarchiv Berlin Personenstandsregister Standesamt Breslau II Sterbeurkunde 720 1935 Landesarchiv Berlin Personenstandsregister Standesamt Breslau II Sterbeurkunde 720 1935 Gabriele Toepser Ziegert NS Presseanweisungen der Vorkriegszeit Edition und Dokumentation Bd 3 I 1935 Munchen London New York Oxford 1987 S 228 Teilansicht bei Google Books Gabriele Toepser Ziegert NS Presseanweisungen der Vorkriegszeit Edition und Dokumentation Bd 3 I 1935 Munchen London New York Oxford 1987 S 228 Sensationeller Fememord der Gestapo an Vertrautem Gorings in Neuigkeits Welt Blatt Wien 62 Jahrgang Nummer 107 vom 8 Mai 1935 S 1 2 Digitalisat bei anno onb ac at Aufgrund dieses Berichts auch Neuer Fememord der Gestapo aufgedeckt Marineleutnant a D Schimpf bei Berlin erschossen aufgefunden Ein Mitwisser vieler Geheimnisse beseitigt in Pariser Tageblatt vom 10 Mai 1935 Bd 3 Nr 514 2 DNB 1040206433 Digitalisat in der Sammlung Exilpresse Digital der DNB Wilhelm F Flicke War Secrets in the Ether Washington 1953 Teil 2 S 226 229 Das Manuskript entstand unter dem Titel Kriegsgeheimnisse im Ather kurz nach Kriegsende Die National Security Agency liess es ins Englische ubersetzen und zum eingeschrankten Gebrauch restricted drucken Digitalisat auf nsa gov freigegeben 2014 abgerufen am 20 Mai 2020 Gellermann Und lauschten fur Hitler 1991 S 21 Landesarchiv Berlin Personenstandsregister Standesamt Breslau II Sterbeurkunde 731 1935 von Christine Ella Plessow geb Brenneisen wohnhaft in Berlin Steglitz 22 Jahre Ehefrau des Bankbeamten Gerhard PlessowPersonendatenNAME Schimpf HansALTERNATIVNAMEN Schimpf Hans Friedrich Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier und NachrichtendienstlerGEBURTSDATUM 1897GEBURTSORT EsslingenSTERBEDATUM 10 April 1935STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Schimpf amp oldid 239142195