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Der Hamburger Kessel war ein Polizeieinsatz in Hamburg am 8 Juni 1986 Auf dem Heiligengeistfeld hatte sich eine Menschenmenge gesammelt um eine politische Demonstration durchzufuhren Die Menschen wurden von der Polizei eingekesselt 1 und bis zu 13 Stunden lang innerhalb von Absperrketten festgehalten Das Verwaltungsgericht Hamburg erklarte den Einsatz spater fur rechtswidrig 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 2 Folgen 2 1 Rechtliche Folgen 2 2 Weitere Folgen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenAm 7 Juni 1986 wurde ein Zug Hamburger Demonstrationsteilnehmer zum Kernkraftwerk Brokdorf im schleswig holsteinischen Kleve angehalten Die Polizei machte Jagd auf die Demonstrationsteilnehmer und griff deren Autos an bei 90 Autos wurden die Reifen zerstochen bei vielen wurde durch Knuppel Blechschaden verursacht die ersten beiden Autos waren komplett ausgebrannt Fur diesen Sachschaden gab es nie eine Entschadigung Daraufhin wurde am 8 Juni eine nicht angemeldete 1 Spontandemonstration fur ein Recht auf Demonstration und gegen Polizeiwillkur als Reaktion auf das Verhalten der Polizei am Vortag abgehalten Die Einkesselung der Demonstranten begann kurz nach 12 Uhr mittags und endete erst lange nach Mitternacht als die letzten Menschen abtransportiert und auf Polizeiwachen in ganz Hamburg verteilt waren Wahrend der Einkesselung wurde zum Beispiel den Eingeschlossenen bis 17 Uhr der Gang zur Toilette verwehrt Im weiteren Verlauf des Tages kam es rund um das Heiligengeistfeld zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Sympathisanten der Eingekesselten und der Polizei Innensenator Rolf Lange bezeichnete die Eingeschlossenen als Gewalttater polizeibekannte Sympathisanten der RAF Leute aus der Hafenstrasse und sogenannte Autonome Nach anderen Darstellungen handelte es sich um einen vollig wahllos herausgegriffenen Querschnitt durch die politische Landschaft uberwiegend aus dem gemassigten Spektrum Der Polizeibericht nannte insgesamt 838 Ingewahrsamnahmen und 22 Festnahmen allerdings nur 15 eingeleitete Ermittlungsverfahren sieben davon wegen Verstosses gegen das Versammlungsgesetz In den Abendstunden als noch immer hunderte Menschen im Kessel festsassen beschlossen Taxifahrer den Eingekesselten beiseite zu stehen und boten eine kostenlose Fahrt nach Hause an Die Polizei griff daraufhin nach 20 Minuten die ca 30 bis 40 hupenden und blinkenden Taxis und vereinzelten Privatautos mit Gummiknuppeln an und zerstorte vereinzelt deren Scheiben Folgen BearbeitenVier Tage spater am 12 Juni 1986 demonstrierten etwa 50 000 Menschen angefuhrt von ca 100 Taxis gegen Polizeiwillkur in Hamburg Rechtliche Folgen Bearbeiten Das Verwaltungsgericht Hamburg erklarte den Einsatz spater fur rechtswidrig 2 Das Urteil stellt fest dass auch eine noch nicht zusammengetretene politische Versammlung vom Grundrecht der Versammlungsfreiheit gedeckt ist Der Tenor des Urteils stellt insbesondere heraus Die Verhinderung einer Versammlung ist soweit nicht von den im Versammlungsgesetz vorgesehenen Instrumentarien Gebrauch gemacht wird im Versammlungsgesetz nicht vorgesehen und damit unzulassig Ebenso ist es vom Versammlungsgesetz nicht gedeckt und damit rechtswidrig wenn die Polizei eine sich versammelnde Menschenansammlung von der bis zu diesem Zeitpunkt keine Storungen ausgingen umstellt die einzelnen Teilnehmer daran hindert den Platz zu verlassen und sie anschliessend in Gewahrsam nimmt Die vier verantwortlichen Polizeifuhrer wurden vom Landgericht Hamburg wegen 861 facher Freiheitsberaubung verwarnt Die Verurteilung zur Geldstrafe blieb vorbehalten Das Landgericht Hamburg sprach den Eingekesselten 200 DM Schadenersatz pro Person zu 3 Weitere Folgen Bearbeiten Der Hamburger Kessel war Ausloser zur Grundung des Hamburger Signals einer Vereinigung Hamburger Polizisten die sich offentlich gegen diesen Polizeieinsatz aussprachen Aus dem Hamburger Signal ging die Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten hervor Siehe auch BearbeitenHagenmarkt der Braunschweiger Kessel 2005Literatur BearbeitenJoachim Blau Klaus Dammann Der Hamburger Kessel In Demokratie und Recht 1986 S 365 371 Joachim Blau Zur verwaltungs und zivilgerichtlichen Aufarbeitung des Hamburger Kessels In Demokratie und Recht 1987 S 332 333 Jochen Hofmann Zur Frage der Rechtswidrigkeit polizeilicher Massnahmen Hamburger Kessel In Neue Zeitschrift fur Verwaltungsrecht 1987 S 769 771 Hans W Alberts Die Polizeifestigkeit der Versammlungsfreiheit In Verwaltungsrundschau 1987 S 298 301 Hans W Alberts Nochmals der Hamburger Kessel In Neue Zeitschrift fur Verwaltungsrecht 1988 S 224 225 Weblinks BearbeitenHamburg Heiligengeistfeld 8 Juni 1986 In nadir org Abgerufen am 22 April 2018 Kai von Appen Im Kessel gar gekocht In TAZ de 8 Juni 2016 abgerufen am 22 April 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b Katja Iken Als waren wir Schwerverbrecher In Der Spiegel 8 Juni 2016 abgerufen am 8 Juni 2016 a b VG Hamburg vom 30 Oktober 1986 Az 12 VG 2442 86 LG Hamburg Urteil vom 23 Oktober 1991 Az 830 Js 182 86 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hamburger Kessel amp oldid 237522767