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Granit ist eine Erzahlung Adalbert Stifters aus der Sammlung Bunte Steine 1853 Der Grossvater des Protagonisten erzahlt diesem darin wahrend eines Fussmarsches von der vergeblichen Flucht einer Pechbrennerfamilie und der Rettung zweier Kinder Es ist die uberarbeitete Fassung der 1848 erschienenen Erzahlung Die Pechbrenner Illustration Ludwig Richters aus der Erstausgabe der Bunten Steine 1853 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Aufbau 3 Entstehung 4 Geographische Einordnung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDer Erzahler erinnert sich an ein Ereignis aus seiner Kindheit im bohmischen Oberplan dem Geburtsort Stifters Ein fahrender Pechbrenner bestrich ihm die Beine mit Wagenschmiere Als er so in die Stube trat und den frisch gescheuerten Fussboden beschmutzte wurde er von seiner Mutter gezuchtigt Um den Buben zu trosten nahm ihn sein Grossvater auf einen Fussmarsch in ein Nachbardorf mit und erzahlte dabei eine sagenhafte Geschichte die er selbst von seinem Grossvater gehort habe Ein Pechbrenner wollte mit seiner Familie der nahenden Pest entkommen und floh in die tiefen Walder Es half aber nichts und die Familie starb nur der kleine Sohn des Pechbrenners blieb am Leben Dieser fand ein verirrtes kleines Madchen und unter der Fuhrung des Knaben gelangten beide wieder aus dem Wald Jahre spater als der Knabe bereits zu einem jungen Mann herangewachsen war suchte ihn das Madchen von damals auf und es stellte sich heraus dass sie eine Schlossherrin ist Er folgte ihr und gelangte so zu Wohlstand und Ansehen Soweit die Erzahlung des Grossvaters Als Grossvater und Enkel am Abend wieder daheim ankamen war die Sache mit der Wagenschmiere vergessen Der Erzahler schliesst mit der Feststellung dass er sich zwar in allen Einzelheiten an die Erzahlung erinnere aber nicht an die Umstande die alles einleiteten So wisse er etwa nicht ob und wie die Pechspuren entfernt wurden 1 Aufbau BearbeitenObwohl die Erzahlung relativ kurz ist in der Erstausgabe von 1853 nimmt sie 60 Seiten ein 2 verwendet der Autor mehrere Zeitebenen die aussere Rahmenhandlung die in der Gegenwart angesiedelt ist die innere Rahmenhandlung zur Zeit der Kindheit des Erzahlers und die Binnenerzahlung des Grossvaters Entstehung BearbeitenEine erste Fassung unter dem Titel Die Pechbrenner erschien 1848 in Vergissmeinnicht Taschenbuch fur 1849 Verlag Thomas Leipzig Stifter schrieb diese Erzahlung eigenen Angaben nach im Winter 1847 48 In einem Brief an Herausgeber Carl Herlosssohn schreibt er dass diese auf einer Erzahlung seines eigenen Grossvaters vaterlicherseits beruhe Augustin Stifter 1744 1834 Der Heimatort des Dichters wurde tatsachlich mehrmals von Pestepidemien heimgesucht 1464 1585 1680 und 1713 Da Stifters Ururgrossvater Georg Stuffter 1680 geboren wurde ist wahrscheinlich die Pestepidemie von 1713 gemeint es konnen aber auch mundliche Uberlieferungen von 1680 eingeflossen sein 3 Wahrend in Die Pechbrenner das Schicksal der Familie des Pechbrennerknaben ausfuhrlich geschildert wird ist diese in Granit nur angeschnitten In der Urfassung hilft der 13 jahrige Josef verzweifelten Fremden und bringt dadurch die Pest uber seine Familie Als Strafe wird er von seinem Vater auf einen unzuganglichen Felsen dem Hungertod preisgegeben Nur mit Hilfe von zwei weiteren Uberlebenden dem fremden kleinen Madchen Magdalena und dem Knecht Knut gelingt es ihm seiner misslichen Lage zu entkommen Alle drei finden den Weg aus dem Wald Das Ende der ersten Fassung stimmt wie der Beginn wieder weitgehend mit Granit uberein 4 Stifter schloss die Uberarbeitung im Januar 1852 ab Es ist die einzige Erzahlung aus den Bunten Steinen die in der Buchfassung kurzer ausfallt 3 Geographische Einordnung BearbeitenStifter nutzt diese Erzahlung wie bei zahlreichen anderen um die Gegend des Bohmerwaldes die Heimat seiner Kindheit zu beschreiben Dabei bedient er sich mehrerer authentischer Ortsbezeichnungen Ausserdem gibt Stifter vergleichbar einem historischen Roman Informationen zur gesellschaftlichen Struktur Sudbohmens im 18 19 Jahrhundert Literatur BearbeitenAdalbert Stifter Bunte Steine Erzahlungen Stuttgart 1994 Adalbert Stifter Samtliche Erzahlungen nach den Erstdrucken Hg Wolfgang Matz Deutscher Taschenbuch Verlag 2005 ISBN 3 423 13369 4Einzelnachweise Bearbeiten Die Erzahlung Granit auf Projekt Gutenberg angesehen am 8 Juni 2020 Granit in der Erstausgabe von 1853 im Deutschen Textarchiv angesehen am 16 Mai 2013 a b Adalbert Stifter Samtliche Erzahlungen nach den Erstdrucken Hg Wolfgang Matz Deutscher Taschenbuch Verlag 2005 Kommentar zu Die Pechbrenner S 1621f ISBN 3 423 13369 4 Adalbert Stifter Samtliche Erzahlungen S 1180ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Granit Stifter amp oldid 200767897