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Der Graf Rudolf ist ein Fragment eines mittelhochdeutschen Kreuzzugsepos aus dem 12 13 Jahrhundert Er beruht vermutlich auf einer alteren franzosischen Quelle und steht in der Tradition der Chanson de geste Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Datierung 3 Handlung 4 Bewertung durch die Forschung 5 Literatur 6 WeblinksUberlieferung BearbeitenDie Bruchstucke des Epos wurden 1823 Celle und 1842 Braunschweig entdeckt und 1844 von Wilhelm Grimm unter dem Titel Grave Ruodolf veroffentlicht Insgesamt existieren 14 Fragmente auf Doppelblattern und Doppelblatthalften aus Pergament wobei die Fragmente a d in Braunschweig und die Fragmente A K in Gottingen gelagert werden Die Grosse der einzelnen Blatter betragt 200x145 mm der Textspiegel selbst ist auf 153 165x110 115 mm bemessen Die Verse des Textes sind nicht voneinander abgesetzt und bilden Reimpaare Hierbei dominieren reine Reime die Fragmente es treten jedoch gelegentlich Assonanzen auf Untersuchungen der Bruchstucke haben einen gemeinsamen Ursprung in einer einzigen Handschrift ergeben die von zwei unterschiedlichen Schreibern angefertigt wurde Vor ihrer Entdeckung wurden die Pergamentblatter zur Verstarkung von Bucheinbanden genutzt wie es auch in Braunschweig noch der Fall war Uber die sprachliche Einordnung des Werkes und mogliche Vorlagen herrscht nach wie vor Unklarheit Man vermutet den Ursprung der Handschrift im thuringischen oder hessischen Sprachraum und fuhrt die Thematik auf eine franzosische Quelle eine Chanson de Geste zuruck die jedoch nicht erhalten ist Hinweise fur einen Ursprung im Franzosischen sind unter anderem die Namen der Beteiligten Bonifait Beatrise Gilot usw und die Erklarung franzosischer Begriffe seitens des Autors Aufgrund der Behandlung mit Reagenzien die die Schrift lesbarer machen sollten ist diese heute in einem sehr schlechten Zustand und stellenweise kaum noch zu entziffern Datierung BearbeitenDie Datierung des Epos erfolgt auf verschiedene Art Palaographische Untersuchungen machen eine Datierung fur das Ende des 12 Jahrhunderts bzw den Beginn des 13 Jahrhunderts wahrscheinlich Eine andere Moglichkeit besteht darin die im Text enthaltenen Geschehnisse zu nutzen und sie auf historische Parallelen aus der Lebenswelt des Autors zu ubertragen Eine solche Datierungshilfe ware zum Beispiel der Einzug des Grafen in das christliche Jerusalem das 1187 von Saladin erobert wurde Die Entstehung des Textes musste also vor 1187 erfolgt sein da im Text keine Klage uber den Verlust der Stadt fur das Christentum formuliert wird Die Problematik dieser Einordnung anhand der Anspielungen im Text besteht darin dass die franzosische Quelle unbekannt ist und damit auch einfache Ubernahmen aus dem franzosischen Text nicht zu erkennen sind Auch die Eigenstandigkeit und die Fahigkeiten des Autors einen zeitlosen Text zu verfassen werden damit in Abrede gestellt Handlung BearbeitenDie Handlung der 14 Fragmente lasst sich in 5 inhaltliche Blocke gliedern Der Papst ruft zum Kreuzzug auf Rudolf nimmt gegen den Willen seiner Eltern teil und zieht von Flandern nach Palastina Auf der Reise erleben die Kreuzfahrer Kriminalitat und Hunger Rudolf zieht unter grossen Ehrungen in Jerusalem ein und wird zum Vasallen des Konigs Gilot des christlichen Herrschers im Heiligen Land Rudolf und Gilot ziehen gegen die Stadt Askalon Wahrend der Konig das Umland verwustet ubernimmt Rudolf die Belagerung Den Heiden gelingt es durch eine List einen Waffenstillstand auszuhandeln indem sie Frauen in Mannerkleidung auf die Mauern stellen um ihre ungebrochene Starke vorzutauschen Wieder in Jerusalem wird Rudolf damit beauftragt wichtige Aufgaben fur Gilot zu ubernehmen Ein hochrangiger Heide ubergibt Rudolf seinen Sohn Apollinart um ihn in den hofischen Tugenden erziehen zu lassen Das Zusammenleben zwischen Christen und Moslems lauft gewaltlos ab und Rudolf veranstaltet Feste in Jerusalem die von beiden Seiten besucht werden Rudolf ist inzwischen zu den Heiden und deren Konig Halap ubergelaufen Er liebt die heidnische Prinzessin und kampft tapfer fur Halap gegen die Christen unter Gilot Da er aber immer noch zum christlichen Glauben steht totet er seine Feinde nicht sondern kampft nur mit dem flachen Schwert Rudolf befindet sich in Gefangenschaft aus der er aber schwer verletzt fliehen kann Er ist auf die Hilfe vorbeiziehender Pilger angewiesen und muss sich verborgen halten Die Prinzessin lasst sich auf den Namen Irmengart taufen und lehnt das Heiratsangebot eines Konigs ab Sie macht sich vor allem in der Armenversorgung verdient Rudolf und Irmengart wollen zusammen mit der Zofe Beatris und Rudolfs Neffen Bonifait nach Flandern reisen Wahrend der Nacht wird die Gruppe jedoch von Raubern uberfallen und Bonifait stirbt im Kampf weil er sich weigert Rudolf aufzuwecken Die Fragmente enden mit der Klage um Bonifait Aufgrund der fragmentarischen Uberlieferung ist eine zusammenhangende Rekonstruktion der Handlung nicht moglich Die einzelnen Abschnitte sind teilweise durch grosse Sinnlucken wie dem Uberlaufen Rudolfs von den Kreuzfahrern zu den Heiden voneinander getrennt Bewertung durch die Forschung BearbeitenDie Besonderheit des Epos der die Erlebnisse des Grafen Rudolf beschreibt ist seine nuchterne weitgehend realistische Darstellung der Kreuzzuge An die Stelle religios motivierter Formeln tritt die Erzahlung uber einen anfanglich begeisterten Kreuzfahrer der im Laufe seines Aufenthalts im Orient seine Illusionen und Motive uberdenkt Dabei bleibt er jedoch seinen hofischen Idealen verpflichtet immer tugendhaft Die Tugenden bzw die hofischen Sitten sind es auch die sowohl Heiden wie Halap und die Prinzessin als auch Christen wie Rudolf oder Bonifait verbinden obwohl sie verschiedenen Kulturkreisen und Religionen entstammen Literatur BearbeitenTextausgabe Peter F Ganz Hrsg Der Graf Rudolf Philologische Studien und Quellen 19 Berlin 1964 Forschungsliteratur Peter F Ganz Graf Rudolf In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon Zweite vollig neu bearbeitete Auflage Hrsg von Kurt Ruh Band 3 Berlin 1981 Sp 212 216 Karin Schneider Gotische Schriften in deutscher Sprache Band 1 Vom spaten 12 Jahrhundert bis um 1300 Wiesbaden 1987 S 117 Hans Fromm Der Graf Rudolf In PBB 119 1997 S 219 221 Weblinks BearbeitenEintrag zur Uberlieferung im Handschriftencensus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graf Rudolf amp oldid 226176758