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Die Grabstele des Sophytos ist eine 2004 im Antikenhandel erworbene Kalksteinplatte mit einem in altgriechischer Sprache verfassten hellenistischen Grabepigramm Als Fundort wird Kandahar im Suden Afghanistans das antike Alexandria in Arachosien angegeben Sophytos wahrscheinlich indischer Herkunft stellt sich mit der Inschrift dem Leser als weitgereister Kaufmann vor der nach Jahren reich in seinen Heimatort zuruckkehrte Die Inschrift zeigt einen hohen Grad an griechischer Bildung Foto der Sophytos Inschrift Kandahar Bereich der hellenistischen Stadt rot markiert wo die Kalksteinplatte gefunden worden sein soll Die Platte befindet sich in Privatbesitz die Inschrift wurde von Paul Bernard Georges Jean Pinault und Georges Rougemont publiziert Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibstoff und Palaografie 2 Griechischer Text 3 Inhaltsangabe 4 Kommentar 4 1 Sophytos Sohn des Narados 4 2 Griechische Bildung 4 3 Historischer Hintergrund 5 Textausgaben 6 Literatur 7 AnmerkungenBeschreibstoff und Palaografie BearbeitenDie weisse quadratische Kalksteinplatte 62 62 cm hat eine Starke von maximal 12 5 cm und ist vollstandig erhalten 1 Sie stammt aus dem Antikenhandel und soll in Kandahar gefunden worden sein dem antiken Alexandria in Arachosien Uber diese hellenistische Stadt ist durch Ausgrabungen nur wenig bekannt Die Ruckseite der Platte ist nicht abschliessend bearbeitet was darauf hindeutet dass sie nicht sichtbar sein sollte Die Seitenflachen weisen weder Anathyrosis noch Zapfenlocher auf 1 Die Vorderseite ist sorgfaltig geglattet und zeigt folgendes Layout Breite Marge links 17 5 cm unbeschriebener Rand oben 3 cm unten 4 cm Auffallig ist der grosse Zeilenabstand bei durchschnittlich 1 cm grossen Buchstaben betragt die Interlinea etwa 1 75 cm Die Buchstaben Epsilon Sigma und Omega weisen die sogenannten lunaren Formen der Kursivschrift auf 2 Wahrscheinlich war die beschriftete Kalksteinplatte dazu bestimmt in eine Wand des in der Inschrift erwahnten Mausoleums eingesetzt zu werden 3 Griechischer Text BearbeitenSwfytoy sthlh dd dd dd D Dhrὸn ἐmῶg kokyῶn ἐri8hlea dwmat ἐonta I ἲs ἄmaxos Moirῶn ἐ3olesen triados A aὐtὰr ἐgὼ tynnὸs komidῆi biotoio te patrῶn S Swfytos eὖnis ἐὼn oἰktrὰ Naratiadhs W ὡs ἀretὴn Ἑkatoy Moysewn t ἤsxhka sὺn ἐs8lῆi F fyrtὴn swfrosynhi 8hmos ἐpefrasamhn Y ὑpswsaimi ke pῶs megaron patrwion aὔ8is T teknoforon dὲ labὼn ἄllo8en ἀrgyrion O oἴko8en ἐ3emolon memaὼs oὐ pros8 ἐpanel8eῖn Y ὕpsiston ktᾶs8ai prὶm m aga8ῶn ἄfenos T toὔnek ἐp ἐmporihisin ἰῶn eἰs ἄstea pollὰ O ὄlbon ἀlwbhtos eὐrὺn ἐlhisamhn Y ὑmnhtὸs dὲ pelwn patrhn ἐteessin ἐsῖgmai N nhri8mois terpnos t eὐmenetais ἐfanhn A ἀmfoteroys d oἶkon te seshpota patrion eἶ8ar R ῥe3as ἐk kainῆs kressona syntelesa A aἶan t ἔs tymboy peptwkotos ἄllon ἔtey3a T tὴn kaὶ zῶn sthlhn ἐn ὁdῶi ἐpe8hka lalon O oὕtws oὖn zhlwtὰ tad ἔrgmata syntelesantos Y yἱees yἱwnoi t oἶkon ἔxoien ἐmoὖ 4 Inhaltsangabe BearbeitenIn der Ich Form berichtet Sophytos der Sohn des Narates das Schicksal habe das einst bluhende Haus seiner Vorfahren vernichtet und er selbst sei jung oder klein ohne Unterstutzung zuruckgeblieben habe aber eine grundliche griechische Bildung gehabt Er habe nach reiflicher Uberlegung Geld auf Zinsen genommen und sei fortgezogen mit der Absicht erst wieder heimzukehren wenn er zu Reichtum gelangt sei Als Kaufmann habe er sodann viele Stadte bereist und ein grosses Vermogen erworben Nach langer Zeit sei er heimgekehrt nun ein beruhmter Mann Dies habe die ihm Wohlgesinnten erfreut Das verfallene Elternhaus habe er restaurieren und ein zweites besseres neu bauen lassen Fur den vom Grabmal herabgesturzten Aias eine Aiasfigur der Giebel habe ich einen anderen machen lassen und habe darauf noch zu meinen Lebzeiten am Weg diese sprechende Inschrift hinzugefugt 5 Sophytos schliesst mit dem Wunsch Kinder und Enkel mogen seine Bauten noch besitzen Kommentar BearbeitenSophytos Sohn des Narados Bearbeiten nbsp Munze des Satrapen Sophytes Sophytos und Naratos sind keine griechischen Namen Georges Jean Pinault vermutet dass es sich um indische Namen handelt und vergleicht altgriechisch Swfytos Sṓphytos mit dem indischen Personennamen Subhuti der in der buddhistischen Legende mehrfach vorkommt Er bedeutet Gedeihen Wohlstand 6 Der Vatersname Naratos ist weder griechisch noch iranisch aber ein dahinter stehender indischer Name ist weniger eindeutig zu ermitteln Pinault erwagt dass es sich um eine Kurzform von altgriechisch Naradattos Naradattos handeln konnte Der indische Personenname Naradatta ist in der buddhistischen Literatur mehrfach bezeugt Oder der Sanskrit Name Narada wurde uber mittelindisch Narada zu altgriechisch Naratos Naratos umgeformt 7 Wahrend Naratos als griechischer Name sonst nicht bezeugt ist begegnet der Name Sophytes oder Sophytos im 4 3 Jahrhundert v Chr mehrfach auf Munzpragungen aus dem Osten des hellenistischen Kulturraums was uns aber leider wenig uber unseren Sophytos im Kandahar des 2 Jahrhunderts verrat 8 Griechische Bildung Bearbeiten Die ungewohnlich lange Grabinschrift besteht aus zehn elegischen Distichen in archaisierendem Griechisch Der erste Buchstabe jeder Zeile wird wiederholt und ergibt von oben nach unten gelesen DIA SWFYTOY TOY NARATOY Von Sophytos Sohn des Naratos Dem Betrachter soll durch diese Textgestaltung ins Auge springen dass es sich um ein Akrostichon handelt Anspielungen auf Homer und die alexandrinische Dichtung besonders Kallimachos Hekale zeigen ein hohes Niveau griechischer Bildung Diese ist im Sinne der Inschrift eine Ressource die es Sophytos ermoglichte sein Schicksal erfolgreich selbst in die Hand zu nehmen 9 Historischer Hintergrund Bearbeiten Bei der Erstpublikation wurde die Inschrift aufgrund palaografischer Merkmale auf etwa 150 130 v Chr datiert Wenn Sophytos wie es in der Inschrift heisst als Kind erlebte wie seine Familie einen schweren Schicksalsschlag erlitt so lasst sich dies versuchsweise mit der Ruckeroberung der Region um Kandahar durch den grakobaktrischen Konig Demetrios I um 190 v Chr in Verbindung bringen Dies bedeutete moglicherweise einen sozialen oder wirtschaftlichen Abstieg fur indische Familien die unter der Maurya Herrschaft die Oberschicht im antiken Alexandria in Arachosien stellten 40 Jahre spater als Sophytos zuruckkehrte und mit Bauwerken und Inschrift seinen hohen Status dokumentierte befand sich seine Heimatstadt im Herrschaftsgebiet des grakobaktrischen Konigs Menandros Warum Sophytos seine hellenistische Bildung betonte ist vor diesem Hintergrund verstandlich Alles hangt aber an der palaographischen Datierung und diese ist seit der Erstpublikation in Frage gestellt worden Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt die Sophytos Inschrift aus dem ausgehenden 1 Jahrhundert v Chr oder fruhen 1 Jahrhundert n Chr 10 Sie wurde demnach zu einer Zeit angefertigt in dem Arachosien zum Reich des indoparthischen Konigs Gondophares gehorte Es war dann nicht die herrschende griechische Elite die Sophytos mit seinen Versen zu beeindrucken suchte sondern eher griechische und hellenisierte Bewohner der Region die Griechisch sprachen und sich fur Manifestationen der hellenistischen Kultur interessierten wie etwa eine Inschrift in gepflegten Versen obwohl sie in einer politisch fragmentierten und sich rasch wandelnden Welt lebten um deren Kontrolle Dynasten mit verschiedenem sprachlichem und kulturellem Hintergrund konkurrierten 11 Textausgaben BearbeitenSupplementum Epigraphicum Graecum Band 54 2004 2008 Nr 1568 Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale In Journal des savants 2004 2 S 227 356 Erstveroffentlichung Digitalisat Reinhold Merkelbach Josef Stauber Jenseits des Euphrat Griechische Inschriften Ein epigraphisches Lesebuch Saur Munchen Leipzig 2005 ISBN 978 3 598 73025 2 darin Nr 105 Der Lebensbericht des reichen Kaufherrn Sophytos S 17 19 Literatur BearbeitenJulia Lougovaya Greek Poetry in a Post Greek Milieu The Epigram for Sophytos from Kandahar Contextualized In Patrick Antoine Sanger Hrsg Minderheiten und Migration in der griechisch romischen Welt Politische rechtliche religiose und kulturelle Aspekte Studien zur Historischen Migrationsforschung Band 31 Schoningh Paderborn 2016 ISBN 978 3 506 76635 9 S 185 201 Digitalisat Rachel Mairs Sopha grammata Acrostichs in Greek and Latin Inscriptions from Arachosia Nubia and Libya In Jan Kwapisz David Petrain Mikolaj Szymanski Hrsg The Muse at Play Riddles and Wordplay in Greek and Latin Poetry Beitrage zur Altertumskunde Band 305 De Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 027000 6 S 279 308 Anmerkungen Bearbeiten a b Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale 2004 S 229 Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale 2004 S 229 231 Shane Wallace Greek Culture in Afghanistan and India Old Evidence and New Discoveries In Greece amp Rome 63 2 2016 S 205 226 hier S 219 Supplementum Epigraphicum Graecum Band 54 2004 2008 Nr 1568 Der Beginn von Zeile 17 AIANTEC ist unklar Hier die Ubersetzung nach Reinhold Merkelbach Josef Stauber Der Lebensbericht des reichen Kaufherrn Sophytos S 17 19 Vgl Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale 2004 S 232 et comme leur tombeau gisait ecroule a terre j en ai fait un autre la stele de mon vivant je l ai placee sur le chemin pour qu elle parle Rachel Mairs Sopha grammata Acrostichs in Greek and Latin Inscriptions from Arachosia Nubia and Libya Berlin Boston 2013 S 286 I also prepared a new tomb to replace the old that had fallen into ruin and I placed a stele that would speak of my life by the roadside Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale 2004 S 250f Paul Bernard Georges Jean Pinault Georges Rougemont Deux nouvelles inscriptions grecques de l Asie Centrale 2004 S 254f Rachel Mairs Sopha grammata Acrostichs in Greek and Latin Inscriptions from Arachosia Nubia and Libya Berlin Boston 2013 S 287 Shane Wallace Greek Culture in Afghanistan and India Old Evidence and New Discoveries In Greece amp Rome 63 2 2016 S 205 226 hier S 220f Julia Lougovaya Greek Poetry in a Post Greek Milieu The Epigram for Sophytos from Kandahar Contextualized Paderborn 2016 S 188f Julia Lougovaya Greek Poetry in a Post Greek Milieu The Epigram for Sophytos from Kandahar Contextualized Paderborn 2016 S 201 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabstele des Sophytos amp oldid 243713178