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Die Grabmoschee mit Derwischkonvent des Sultans Faradsch in Kairo wurde in den Jahren 1400 bis 1411 errichtet Ihr Erbauer war Faradsch der zweimal als Sultan in Agypten 1399 bis 1405 und 1405 bis 1412 regierte Faradsch der Sohn Barquqs fuhrte nach der Plunderung Aleppos durch Timur Leng im Jahre 1400 seine Armee nach Syrien ohne jedoch Damaskus retten zu konnen welches von Timurs Truppen ebenfalls geplundert und gebrandschatzt wurde Faradschs Herrschaft wurde 1405 fur zwei Monate unterbrochen wahrend derer ihn sein Bruder Abd al Aziz ersetzte Er kehrte auf den Thron zuruck aber seine Regierung war durch Anarchie in Syrien und Unzufriedenheit in Agypten gekennzeichnet und er wurde schliesslich von rebellischen Emiren abgesetzt die vom Kairoer Abbasidenkalifen al Mustain unterstutzt wurden Im Zuge einer ausserordentlichen Initiative inthronisierten die Emire fur eine Ubergangsperiode den Kalifen als Sultan Faradsch der seine Absetzung abzuwenden versucht hatte wurde schlussendlich ermordet Grabmoschee mit Derwischkonvent des Sultans Faradsch ibn BarquqDer Gebaudekomplex befindet sich in der nordlichen Totenstadt von Kairo und beinhaltet eine Freitagsmoschee einen Sufi Konvent zwei qubba Kuppelmausoleen und zwei sabil kuttabs offentliche Brunnen mit einer Grundschule daruber Inhaltsverzeichnis 1 Der Bauplatz 2 Die Bauarbeiten 3 Die Architektur 3 1 Abweichungen und Ungenauigkeiten in der Architektur 3 2 Minarette 3 3 Kuppelmausoleen 4 Literatur 5 WeblinksDer Bauplatz BearbeitenSultan Faradsch erfullte den Wunsch seines Vaters in der Wuste und der Nachbarschaft von Heiligen und Gelehrten begraben zu werden statt in seinem Grabkomplex im Stadtzentrum Daher baute er diese Grabmoschee mit Sufi Konvent in der nordlichen Totenstadt wofur Barquq einen Betrag von 80 000 Dinaren hatte bereitstellen lassen fur die Errichtung sowie die Ausstattung der Stiftung Im Osten der fatimidischen Stadtmauer auf freier Flache in der Wuste konnte der Sufi Konvent ohne die Beschrankungen im stadtischen Umfeld errichtet werden Indem er als Bauplatz fur den Komplex ein ehemaliges Hippodrom wahlte wollte Sultan Faradsch Ibn Barquq diese Gegend mit dem urbanen Kairo verbinden und das Odland in ein Residenzviertel verwandeln Er liess die alljahrliche Prozession am Beginn der Pilgerfahrt nach Mekka umleiten sodass diese nun uber das Grundstuck des von ihm errichteten Komplexes verlief und beauftragte neben den darin inkludierten sabil kuttabs an denen sich die Pilger erfrischen konnten ausserdem den Bau von Suqs Herbergen fur Reisende Hammams Backofen und Backereien an diesem Platz Faradsch starb jedoch bevor das Projekt vollendet werden konnte Die Bauarbeiten BearbeitenBarquq wurde in hier im Jahr 1399 begraben bevor das Gebaude errichtet worden war Eine Inschrift an der Kuppelbasis im nordlichen Mausoleum halt fest dass die Turbe auf Anordnung des Sultans Barquq von seinem Sohn Faradsch im Jahr 803 nach der Hidschra 1400 01 n Chr erbaut worden ist Eine andere Inschrift direkt darunter teilt mit dass der Bau im Dschumada th thaniya des Jahres 808 H November 1405 durch Sultan Abd al Aziz einen Bruder Faradschs der in jenem Jahr kurz die Herrschaft ubernommen hatte fertiggestellt wurde Bei seiner Ruckkehr auf den Thron vollendete Faradsch das Bauwerk Das sudliche Mausoleum wurde 813 H 1410 11 fertiggestellt Dasselbe Datum scheint auf einer beschrifteten Steinplatte an der Fassade auf Eine Inschrift im Nordwestportal wiederum nennt Emir Lagin al Turuntay als Aufseher uber die Bauarbeiten Barquq hatte zuvor Yunus al Dawadar fur diese Aufgabe ausersehen Die Bauarbeiten begannen also nach Barquqs Tod mit dem nordlichen Mausoleum wahrend die Gebetshalle wahrscheinlich zur gleichen Zeit oder kurz danach errichtet wurde Das sudliche Mausoleum tragt das jungste Datum Der ubrige Gebaudekomplex ist nicht datiert Die gesamte Bauzeit betrug elf Jahre was fur die Mamlukenzeit ungewohnlich lang ist Man darf jedoch nicht vergessen dass der Sultan in dieser unruhigen Zeit zweimal entthront wurde Faradsch wollte wie erwahnt Suqs in diesem Viertel ansiedeln starb jedoch bevor er seine Plane verwirklichen konnte Die Architektur BearbeitenObwohl diese Periode des agyptischen Mamluken Sultanats mit schwersten wirtschaftlichen und politischen Problemen konfrontiert war gehort die Architektur dieses Gebaudes zu den originellsten und herausragendsten der gesamten Epoche Dieses Urteil teilt auch der Historiker Ibn Taghribirdi der Bauplan und Kunstfertigkeit in der Ausfuhrung fur die zweitbeste seiner Epoche hielt khusunat al amal wa l imkan einzig von der Sultan Hasan Moschee ubertroffen Lediglich die relativ lange Bauzeit gab demnach Anlass zu Kritik Da dem Architekten reichlich Platz zur Verfugung stand konnte er ein freistehendes Gebaude entwerfen das sich durch Symmetrie auszeichnet was ein seltenes Merkmal bei mamlukischen Grundrissen ist und uberdies die Moglichkeit bot alle Hauptelemente Minarett Kuppel und sabil maktab zu verdoppeln Der Komplex beinhaltet somit jeweils zwei identische Kuppeln und Minarette die so angeordnet sind dass die beiden Minarette vom Westen zu sehen sind die Zwillingskuppeln an den Ecken der Ostfassade und eine Kombination aus beiden Bauelementen beim Blick jeweils vom Norden bzw vom Suden Der Grundriss des insgesamt 72 73 Meter grossen Komplexes ist jener einer abgewandelten Arkaden Moschee was in der gesamten Mamluken Architektur eine Ausnahme bleiben sollte Die nordlichen und sudlichen Arkaden des Innenhofs die etwas niedriger sind als jene der Gebetshalle und der ihr gegenuberliegenden Arkadenhalle werden von den ehemaligen Wohneinheiten der Sufis uberragt welche sich uber drei Stockwerke erstrecken Die Horizontalitat der 72 Meter langen und 17 Meter hohen Westfassade mit den der Stadt zugewandten Zwillingsminaretten ist einzigartig Die vier Aussenmauern des Gebaudekomplexes sind schlicht gestaltet Die West bzw Hauptfassade ist durch vertikale Nischen in Abschnitte geteilt welche von jeweils einer Stalaktiten Hohlkehle bekront werden In jeder Nische befinden sich zwei Fenster ubereinander wobei das untere das jeweils grossere ist und von dem fur die mamlukische Architektur so typischen al ablaq dunklem und hellem in diesem Fall rot und weiss quergestreiftem Mauerwerk eingerahmt wird Die Minarette betonen ausserdem die Hauptachse des Bauwerks gemeinsam mit einer kleinen Kuppel uber der Mitte der Ostfassade welche von aussen die Position des schlichten Mihrabs an der Innenmauer anzeigt Neben dem Haupt Mihrab gibt es noch zwei ebenfalls ganz einfach gestaltete Seiten Mihrabs Sultan Kait Bay der sich moglicherweise an der Strenge dieser Gebetshalle storte liess im Jahr 1483 888 H einen reich verzierten steinernen Minbar hinzufugen sowie links davor ein holzernes Prediger Podium das ebenfalls seinen Namen tragt Das Rundfenster das Standard Bauelement jener Zeit mittels dessen dem Betrachter von aussen an der Fassade die Position des Mihrabs angezeigt wurde befindet sich untypischerweise an der gegenuberliegenden Westfassade Abweichungen und Ungenauigkeiten in der Architektur Bearbeiten Der Haupt Mihrab ist zusammen mit dem daruber liegenden Bogenfenster nicht genau in der Mittelachse des zentralen Schiffs sondern weicht um etwa 20 cm nach Norden ab Die beiden seitlichen Mihrabs weichen zusammen mit den jeweils daruber liegenden Bogenfenstern noch deutlicher aus der Achse ihrer jeweiligen Arkadenbogen ab Die Bogenfenster in der gesamten qibla Wand also der nach Mekka hin orientierten Wand sind nicht axial entsprechend ihren Schiffen angeordnet sondern folgen stattdessen der Anordnung der eingelassenen Paneele der Ostfassade Die beiden Seiten Mihrabs folgen der Anordnung der Fenster was ihre asymmetrische Position erklart Die Abweichung des Haupt Mihrabs hingegen ist anscheinend eher auf einen Mangel an handwerklicher Prazision zuruckzufuhren als auf irgendeinen bautechnischen Zwang was wiederum bei einem Bauwerk von derartiger Qualitat uberrascht Der Mihrab ist jedoch nicht die einzige Unregelmassigkeit wie bei den Mausoleen noch zu sehen sein wird Minarette Bearbeiten Anders als die Minarette der al Hakim Moschee welche die Eckpunkte des Gebaudes uberragen oder die Minarette die ursprunglich das Portal der Sultan Hasan Moschee bekronten stehen jene des Sultan Faradsch Komplexes abgesetzt von den Gebaudeecken die stattdessen von je einem Portal mit dazugehorigem sabil maktab eingenommen werden Die Form der Minarette mit ihrem fur diese Zeit ungewohnlichen quadratischem Grundriss des ersten Stockwerks und daruber einem zylindrischen zweiten Stockwerk ohne Ubergang erinnert an das nordostliche Minarett der beinahe einhundert Jahre alteren Moschee des an Nasir Muhammad auf der Zitadelle von Kairo Die spateren Minarette der Madrasa von Sultan Barsbay und Emir Qanibay al Sarkazy folgen dem gleichen Muster Diese Form wurde moglicherweise auch bei dem abgeschnittenen Minarett des Grabmoschee Sufi Konvents von Barsbay weiter im Suden derselben Totenstadt wiederaufgenommen das ebenfalls ein erstes Stockwerk mit quadratischem Grundriss aufweist Der quadratische Schaftabschnitt beider Minarette ist auf jeder Seite von einem Erker durchbrochen der jeweils aus einer rechteckigen Fassadenvertiefung hervorspringt und auf Mauerkappen mit muqarnas Stalaktitengewolbe Verzierungen ruht Das zweite Stockwerk ist jeweils mit dem gleichen ineinander verflochtenen Muster wie das 1370 errichtete Minarett von Emir Asanbugha verziert hat jedoch im Unterschied dazu flach eingravierte Inschriften mit Koranversen daruber Die daruber befindliche Struktur ist modern Illustrationen und Photographien der Minarette aus dem 19 Jahrhundert zeigen dass deren Bulbi und die Steinbalustraden der Erker in moderner Zeit alle ersetzt worden sind Die letzteren waren vor der Restaurierung aus Holz gefertigt was das ursprungliche Material oder Ersetzungen aus osmanischer Zeit gewesen sein konnte Kuppelmausoleen Bearbeiten Man betritt die Mausoleen direkt von der Gebetshalle her durch eine Gitterwand aus geometrischem Fachwerk Im nordlichen Kuppelmausoleum qubba sind Sultan Barquq und sein Sohn Faradschs Bruder Abd al Aziz begraben Faradsch selbst wurde in Syrien ermordet wo sein Korper auch verblieb Seine Tochter sind gemeinsam mit ihrer Kinderfrau in der sudlichen qubba begraben Die beiden Raume sind nicht identisch Im sudlichen dem Frauen Mausoleum reichte der Platz zwischen den beiden Fenstern in der qibla Wand fur den Mihrab nicht aus welcher daher schmaler ausgefuhrt werden musste als jener im nordlichen Mausoleum Der Abstand zwischen den ostlichen Fenstern im nordlichen Mausoleum ist grosser Wie schon beim Gebetshallen Mihrab scheint die Abweichung im Abstand zwischen den Fenstern der beiden Mausoleen eher auf einen Rechenfehler der Handwerker als auf irgendeinen bautechnischen Zwang zuruckzufuhren sein Mit einem Innendurchmesser von 14 3 Metern sind die beiden Kuppeln uber den Mausoleen die grossten gemauerten Kuppeln der Mamlukenzeit Ihre Innenhohe bis zum Schlussstein betragt etwa 30 4 Meter und sie ruhen uber einer hohen Ubergangszone mit gewelltem Profil das der Minarett Architektur entlehnt ist Beide Kuppeln sind innen in roter und schwarzer Farbe mit dem Muster einer Rosette und Inschriftenbandern bemalt und imitieren dabei Marmor ein Material das sowohl zu teuer als auch zu schwer fur die Konstruktion gewesen ware Die Pendentifs beeindrucken mit ihren neun Reihen von steinernen muqarnas Verzierungen wahrend die Aussenoberflache der Kuppeln mit einem vertikalen Fischgratmuster verziert ist das zur Spitze der Kuppel hin sukzessive niedriger wird Dieses Zickzack Muster tauchte erstmals bei dem 1395 erbauten Mausoleum von Gamal al Din Mahmud al Ustadar Mahmud al Kurdi auf und wurde danach mehrmals eingesetzt Das nicht zu unterschatzende Gewicht der beiden Kuppeln wird durch einen solide gemauerten Ubergang abgefangen der dem Betrachter leichter erscheint durch den raffinierten Wechsel von konkaven und konvexen Formen Die beiden Kuppeln hier gehoren zu den fruhesten ihrer Art in dieser Dimension in Kairo und zeigen einen Gipfelpunkt mamlukischer Architektur Literatur BearbeitenAli Ateya Mamluk Art The Splendour and Magic of the Sultans Museum With No Frontiers Kairo Al Dar Al Masriah Al Lubnaniah 2001 ISBN 1 874044 37 6 S 103 106 Doris Behrens Abouseif Cairo of the Mamluks A history of the architecture and its culture Tauris Books London 2007 ISBN 978 1 84511 549 4 S 231 237 Doris Behrens Abouseif The Minarets of Cairo Islamic Architecture from the Arab Conquest to the End of the Ottoman Empire The American University in Cairo Press 2010 ISBN 978 977 416 426 2 S 206 209 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabmoschee des Sultans Faradsch ibn Barquq Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Moschee auf archnet org engl 30 049036 31 278881 Koordinaten 30 2 57 N 31 16 44 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabmoschee des Sultans Faradsch ibn Barquq amp oldid 200635282