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Die School Mistresses and Governesses Benevolent Institution abgekurzt SGBI war eine britische Hilfsorganisation die Personen unterstutzt die an einer nicht staatlichen Schule gelehrt oder als Privatlehrer oder Privatlehrerin gearbeitet haben Die Organisation wurde 1841 als Governesses Benevolent Institution mit dem Ziel gegrundet in Notlage geratene Gouvernanten zu unterstutzen und ihnen im Krankheitsfall oder im Alter ein Heim zu bieten Die Grundung fallt in einen Zeitraum in dem in Grossbritannien so viele vermogenslose Frauen der burgerlichen Schicht gezwungen waren auf diesen Beruf zuruckzugreifen dass man vom Gouvernantenelend sprach Zu den prominenten Forderern der Hilfsorganisation gehorten der britische Schriftsteller Charles Dickens 1 und die britische Queen Mary Emily Shanks Beim Einstellen einer GouvernanteDie Organisation unterhielt bis zuletzt unter anderem ein Alters und Pflegeheim 2017 ubergab die Organisation die Arbeit an den Teaching Staff Trust 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Geschichte der Hilfsorganisation 2 1 Geschichte der Hilfsorganisation wahrend der ersten 100 Jahre des Bestehens 2 2 Aufgaben der Hilfsorganisation seit Ende des Zweiten Weltkrieges 3 Hauptsitz der Organisation im Zeitverlauf 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelbelegeHintergrund Bearbeiten nbsp Richard Redgrave 1844 Die GouvernanteMit dem Aufstieg der burgerlichen Klasse wurde es ab Ende des 18 Jahrhunderts nicht nur in adeligen sondern zunehmend auch in burgerlichen Schichten ublich die Erziehung von Tochtern einer Gouvernante anzuvertrauen Fur Frauen der gebildeten Mittelschicht stellte in der Folge diese Tatigkeit uber zwei Jahrhunderte eine der wenigen Moglichkeiten dar einen standesgemassen Beruf auszuuben Er wurde fast ausschliesslich von Frauen ergriffen die an einem bestimmten Punkt ihrer Biografie keinen Vater Ehemann oder Bruder besassen der fur ihren Lebensunterhalt aufkam und die daher fur sich selbst sorgen mussten oder wollten Die okonomischen Probleme vermogensloser Frauen die dem hoheren Burgertum zuzurechnen waren waren in Grossbritannien besonders ausgepragt Hier uberstieg nach 1830 die Zahl der Frauen die als Gouvernante arbeiteten wollten oder mussten bei weitem die verfugbaren Stellen 3 Dieses Uberangebot war einerseits Resultat einer Reihe wirtschaftlicher Krisen in der das Vermogen vieler Familien schwand Es lag andererseits aber auch an einem Ungleichgewicht zwischen heiratsfahigen und willigen Mannern und Frauen So viele Frauen waren gezwungen auf diese Weise ihren Broterwerb zu verdienen dass man vom Gouvernantenelend sprach Darunter verstand man materielle Notlage Krankung des Selbstwertgefuhls durch das geringe Ansehen dieses Berufes Missachtung ihrer individuellen Bedurfnisse und den Kampf um einen standesgemassen Beruf auf einem Arbeitsmarkt der Frauen im Vergleich zu Mannern nur sehr begrenzte Moglichkeiten bot nbsp Wassilij Grigorjewitsch Perow Ankunft der Gouvernante in einer KaufmannsfamilieDas Uberangebot an Gouvernanten wirkte sich deutlich auf die Gehalter aus fur die Frauen gezwungen waren Stellen anzunehmen In einer Zeit in der ein Jahreseinkommen von 300 Pfund fur die Mittelschicht typisch waren erhielten einige wenige Gouvernanten 80 Pfund pro Jahr Nach einer Untersuchung lag der Verdienst der meisten Gouvernanten jedoch deutlich darunter Charlotte Bronte arbeitete 1841 fur ein Jahresgehalt von 20 Pfund davon wurden vier Pfund fur das Waschen ihrer Wasche abgezogen 4 Harriet Martineau berichtete 1860 von mehreren ihr bekannten Familien die ihrer Gouvernante zwischen acht und zwolf Pfund jahrlich bezahlten 4 Das geringe Einkommen bedeutete dass Gouvernanten nur begrenzt in der Lage waren fur ihr Alter oder einen Fall von Erkrankung vorzusorgen Eine Gouvernante musste davon ausgehen nur bis zu einem Alter von vierzig oder funfzig Jahren eine Beschaftigung zu finden Nahezu alle Ratgeber fur Gouvernanten legten ihr daher nahe rechtzeitig Geld fur ihr Alter beiseitezulegen Wurde sie angemessen bezahlt war ihr das in der Regel auch moglich Wie aber eine Untersuchung im Jahre 1841 zeigte unterstutzten zahlreiche Gouvernanten mit ihrem Gehalt bedurftige Elternteile zahlten die Ausbildung von Geschwistern oder sprangen ihnen in finanziellen Notlagen zur Seite Viele von ihnen konnten sich vermutlich im Alter oder im Krankheitsfalle auf die Solidaritat ihrer Familie verlassen die Zahl der tragischen Falle die im Alter in verzweifelter Armut zuruckblieben ist trotzdem hoch 5 Bei der britischen Volkszahlung im Jahre 1851 bezeichneten sich 25 000 Frauen als Gouvernante Das entsprach zwei Prozent aller unverheirateten Frauen in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren 6 Diese vergleichsweise hohe Zahl lasst darauf schliessen dass nahezu jede Frau der Mittelschicht die ohne anderes Einkommen war diesen Beruf ergreifen musste 6 Wahrend die Erwerbssituation von Frauen der Unterschicht von denen 750 000 als Dienstboten arbeiteten 7 zu dieser Zeit kein Gegenstand einer offentlichen Diskussion war erregten die Probleme dieser verhaltnismassig kleinen Gruppe das besondere Interesse und Mitgefuhl des burgerlichen Publikums 8 Geschichte der Hilfsorganisation BearbeitenGeschichte der Hilfsorganisation wahrend der ersten 100 Jahre des Bestehens Bearbeiten Auf Grund der offentlichen Aufmerksamkeit die die besondere Situation von Gouvernanten erregte wurde bereits 1829 die Governesses Mutual Assurance Society mit dem ausdrucklichen Ziel gegrundet Gouvernanten in Notlagen insbesondere aber bei Krankheit oder wenn sie altersbedingt keine Arbeit mehr finden beizustehen Angedacht war dass Frauen Hilfszahlungen erhielten Durch Spenden sollte ausserdem ein Fonds entstehen von dem Gouvernanten Anteile erwerben konnen sollten um so fur ihr Alter vorzusorgen 9 Der Hilfsorganisation gelang es jedoch nicht entsprechende Spendenmittel zu erhalten und wurde 1838 wieder beendet 1841 kam es zu einem zweiten Versuch eine Hilfsorganisation zu Gunsten von Gouvernanten zu grunden Die Neugrundung sah neben der Governesses Benevolent Institution auch einen Governesses Provident Fund vor wobei letzterer zur Altersversorgung dienen sollte Erneut gelang es jedoch nicht ausreichend Spendenmittel zu erbitten so dass der Vorstand der beiden Hilfsorganisationen 1843 die Zusammenfuhrung beider Organisationen vorschlug Um unmittelbar zur Verbesserung der Lage von Gouvernanten beizutragen half die Organisation auch Arbeitssuchende mit geeigneten Stellen zu versorgen Es gab dafur zwar auch professionelle Vermittlungsagenturen die aber nicht selten mehr als funf Prozent eines Jahresgehalts als Gebuhr verlangten ohne eine Erfolgsgarantie abzugeben 10 Auf Grund der Erhebungen die die Organisation im Rahmen dieser Vermittlungstatigkeit vornahm ist auch die soziale Herkunft dieser Berufsgruppe belegt Vater von Gouvernanten waren uberwiegend Kaufleute Arzte Offiziere Beamte Anwalte und Notare sowie Pfarrer 11 Ab 1843 konzentrierte sich die Hilfsorganisation zunachst darauf Gouvernanten in Not unmittelbar mit finanzieller Hilfe beizustehen Wenig spater ermutigte man Gouvernanten ausserdem Rentenanteile zu erwerben mit denen sie fur ihr Alter vorsorgen sollten 1844 gab es die erste Nutzniesserin solcher Rentenzahlungen 12 1845 grundete die Hilfsorganisation ein Wohnheim fur zeitweilig arbeitslose Gouvernanten in der Londoner Harley Street Die Harley Street war fur solche wohltatige Einrichtungen bekannt Eines der ersten Krankenhauser die dort eroffneten war 1853 das kurzzeitig von Florence Nightingale geleitete Establishment for sick Gentlewomen das sich als Hilfsorganisation ebenfalls um in Notlagen geratene Frauen der Burgerschicht kummerte 13 Das Wohnheim das in seinen letzten drei Jahren in einer anderen Londoner Strasse angesiedelt war wurde erst 1930 geschlossen Ab 1847 bot die Hilfsorganisation Gouvernanten auch Abendvorlesungen an Dem Komitee der Organisation die sich um Ausbildung kummerte stand Frederick Denison Maurice vor der am King s College in London einen Lehrstuhl fur Englische Geschichte und Literatur innehatte und der die ersten Vorlesen hielt Ihr Erfolg motivierte ihn im Fruhjahr 1848 eine weiterfuhrende Schule fur Madchen zu grunden Das Queen s College das daraus hervorging gilt als die erste weiterfuhrende Madchenschule Grossbritanniens deren Unterricht hohen akademischen Anspruchen genugte Die Abendvorlesungen fur Frauen die bereits als Gouvernante arbeiteten wurden parallel zum Schulbetrieb fortgesetzt Die Schule besteht bis heute und befindet sich unverandert in der Harley Street 14 1849 wurde ein Altersheim in Kentish Town gegrundet das 1870 jedoch verkauft wurde Mit den Mitteln wurde in Chislehurst Kent eine aus zwolf Hausern bestehende Wohnsiedlung angelegt die 1872 erstmals bezogen wurde Ab 1911 trug diese Wohnsiedlung den Namen The Home for Retired Governesses eine zweite Umbenennung erfolgte 1946 als es in The Queen Mary Homes for Governesses umbenannt wurde da die britische Queen Mary seit Beginn des 20 Jahrhunderts diese Institution forderte Seit einem Neubau im Jahre 1966 bietet es Platz fur 44 Heimbewohnerinnen Ein zweites Wohnheim fur Gouvernanten entstand 1924 als The Ada Lewis Governesses Homes als die Hilfsorganisation mit einer Erbschaft bedacht wurde es wurde 1967 in Folge des Neubaus des Queen Mary Homes geschlossen 1905 erbte die Governesses Benevolent Institution ausserdem ein grosses Haus auf der Isle of Wight das Gouvernanten als Ferienheim angeboten werden konnte Der Verkauf dieses Hauses erfolgte 1937 Mit den Mitteln aus dem Verkauf wurde ein Fonds gegrundet aus dem Gouvernanten Mittel erhielten um in Urlaub fahren zu konnen Aufgaben der Hilfsorganisation seit Ende des Zweiten Weltkrieges Bearbeiten Die Zahl der als Gouvernanten tatigen Frauen nahm seit Beginn des 20 Jahrhunderts stetig ab Entsprechend sank auch die Zahl der Gouvernanten die in Notlagen gerieten und eine Unterstutzung der Hilfsorganisation benotigten 1952 wurde die Satzung der Organisation entsprechend geandert um auch Frauen unterstutzen zu konnen die als Lehrerinnen an Privatschulen gearbeitet hatten Die Organisation wurde entsprechend in Schoolmistresses and Governesses Benevolent Institution umbenannt Es werden seit 1982 in die Altersheime auch Frauen aufgenommen die keine Lehrtatigkeit wahrend ihres Berufslebens ausgeubt haben Finanzieller Beistand kann unverandert jedoch nur solchen Personen gewahrt werden die wahrend des grossten Teils ihres Lebens Lehrtatigkeiten an einer nicht staatlichen Schule ausubten oder als Privatlehrerin gearbeitet haben Die Hilfe richtet sich primar an britische Staatsburger unter bestimmten Bedingungen wird jedoch auch Nicht Briten Hilfe gewahrt Hauptsitz der Organisation im Zeitverlauf Bearbeiten1843 1912 32 Sackville Street London W 1912 1916 Walter House 418 422 Strand London WC 1916 1934 Dacre House 5 Arundel Street Strand London WC2 1934 1959 58 Victoria Street London SW1 1959 1981 39 Buckingham Gate London SW1 1981 2015 Queen Mary House Manor Park Road Chislehurst Kent BR7 5PY 2015 2017 Nord West Kent 2 Literatur BearbeitenRuth Brandon Other People s Daughters The Life and Times of the Governess Phoenix London 2008 ISBN 978 0 7538 2576 1 Trev Broughton Ruth Symes The Governess An Anthology Sutton Publishing Thrupp 1997 ISBN 0 7509 1503 X Irene Hardach Pinke Die Gouvernante Geschichte eines Frauenberufs Campus Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 593 34929 9 Geschichte und Geschlechter Kathryn Hughes The Victorian Governess The Hambledon Press London 1993 ISBN 1 85285 002 7 Jane Robinson Bluestockings The Remarkable Story of the First Women to Fight for an Education Viking London 2009 ISBN 978 0 14 196109 5 Weblinks BearbeitenOffizielle Website Memento vom 26 April 2017 im Internet Archive Geschichte der Governesses Benevolent Institution auf der Website des britischen NationalarchivsEinzelbelege Bearbeiten Jane Robinson Bluestockings The Remarkable Story of the First Women to Fight for an Education S 30 a b Geschichte des Teaching Staff Trust Teaching Staff Trust abgerufen am 13 Marz 2022 englisch Hardach Pinke Die Gouvernante Geschichte eines Frauenberufs S 15 a b Ruth Brandon Other People s Daughters The Life and Times of the Governess S 19 Ruth Brandon Other People s Daughters The Life and Times of the Governess S 22 23 a b Ruth Brandon Other People s Daughters The Life and Times of the Governess S 1 Lecaros The Victorian Governess Novel 2001 S 20 Hardach Pinke Die Gouvernante Geschichte eines Frauenberufs S 16 Geschichte der Governesses Benevolent Institution auf der Website des britischen Nationalarchivs aufgerufen am 25 April 2015 Hughes The Victorian Governess 1993 S 46 Hughes The Victorian Governess 1993 S 28 Geschichte der Governesses Benevolent Institution auf der Website des britischen Nationalarchivs aufgerufen am 25 April 2015 Mark Bostridge Florence Nightingale Penguin Books London 2009 ISBN 978 0 140 26392 3 S 191 Jane Robinson Bluestockings The Remarkable Story of the First Women to Fight for an Education S 31 Normdaten Korperschaft GND 10356693 4 lobid OGND AKS VIAF 148792634 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title School Mistresses and Governesses Benevolent Institution amp oldid 238474575