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Gnathologie oder auch Funktionsdiagnostik ist ein zahnarztliches Konzept aus den 1970er Jahren das sich mit der Artikulation und Okklusion der Zahnreihen befasst Es geht davon aus dass eine In vivo Ubertragung der Lage knocherner Strukturen in ein technisches Gerat den Artikulator erfolgt Die Ubertragung erfolgt anhand von Referenzpunkten Sie wird als die Grundlage fur funktionelle Rekonstruktionen mit oder ohne Implantaten im Abrasionsgebiss bei der Herstellung von totalen Prothesen und in der Kieferorthopadie verwendet Die Kosten der Gnathologie im Sinne funktionsdiagnostischer und funktionstherapeutischer Massnahmen werden in Deutschland gemass 28 Abs 2 SGB V von den gesetzlichen Krankenkassen nicht ubernommen Geschichte BearbeitenDie fruhe Geschichte der Gnathologie beginnt mit den Erkenntnissen von A Vesalius 1514 1564 und geht uber F H Balkwill 1866 G W A Bonwill 1885 F Spee 1890 N G Bennett 1908 G H Wilson 1917 R L Hanau 1926 A Gysi 1929 G S Monson 1932 K Thielemann 1938 und spater mit U Posselt 1952 A E Aull 1965 A Gerber 1978 A Motsch 1978 C H Gibbs 1982 C Riise 1983 bis zu H C Lundeen 1987 1 Ausgehend vom Costen Syndrom wurde ein Konzept von Albert Gerber entwickelt Ihm folgte das gnathologische Konzept das vom Konzept von Walter Drum spater vom Konzept nach Janet Graeme Travell abgelost wurde um schliesslich vom Konzept nach Willi Schulte gefolgt zu werden 2 Mitbegrunder der Gnathologie waren u a Peter K Thomas und Charles E Stuart beide USA die in den Jahren 1950 bis 1970 wesentliche Beitrage lieferten volladjustierbaren Artikulator Aufwachs Technik Frontzahn Eckzahnfuhrung Dreipunkt Kontakte der Kauflachen usw 3 In Deutschland ubernahmen als erste Axel Bauer und Alexander Gutowski diese Konzepte 4 In den 1970er und 1980er Jahren wurde diese Lehre auch offizieller Teil des Curriculums an deutschen Universitaten d h eine betrachtliche Anzahl der gegenwartig tatigen Zahnmediziner wurde so ausgebildet Das fuhrte insgesamt zu einer Verbesserung der Qualitat zahnarztlicher Versorgung obwohl Kritiker wesentliche Elemente dieser Lehre als nur unzureichend erklart sehen Dazu zahlen die behauptete zahngefuhrte Unterkieferbewegung und die sogenannte Dreipunktabstutzung der tragenden Hocker So erscheint die Gnathologie als Versuch der Erklarung noch nicht verstandener Phanomene als ein Beispiel fur ein Theoriegebaude das noch nicht ausreichend durch empirische Erkenntnisse gestutzt wird Fur die Funktionstherapie gilt derzeit die S2 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft fur Funktionsdiagnostik und Therapie DGFDT und der Deutschen Gesellschaft fur Zahn Mund und Kieferheilkunde DGZMK 5 Instrumentelle Funktionsanalyse Bearbeiten nbsp Anlegen eines Ubertragungsbogens zur instrumentellen Funktionsanalyse Hauptartikel Kraniomandibulare Dysfunktion Unter dem Begriff der instrumentellen Funktionsanalyse InstrFA werden im zahnarztlichen Bereich Untersuchungsmethoden verstanden die unter Zuhilfenahme spezieller Instrumente und Gerate eine in quantitativer bzw qualitativer Hinsicht ausgerichtete Beurteilung der Funktion des kraniomandibularen Systems ermoglichen Hierzu gehoren kinematische Aspekte des Unterkiefers Aufzeichnung von Bewegungen und deren Analyse instrumentelle Bewegungsanalyse zur Programmierung von Artikulatoren und oder zur Bestimmung der Funktionstuchtigkeit des kraniomandibularen Systems die Kondylenposition Kondylenpositionsanalyse die Kieferrelation horizontale Kieferrelationsbestimmung mittels Stutzstift Registrierung und Aspekte der Muskelaktivitat der Kiefermuskulatur bei bestimmten Unterkieferhaltungen Unterkieferlagen Unterkieferbewegungen oder komplexen Aufgaben wie dem Kauen insbesondere Elektromyographie der Kaumuskulatur Die neuere Gnathologie wendet sich vermehrt den Erkrankungen des Kiefergelenks zu Zu beobachten ist ein Verlassen des mechanistischen Konzepts und eine Hinwendung zur Ganzheitsbetrachtung Allerdings mangelt es auch hier noch an belastbaren Daten aus der Grundlagenforschung Nicht geklart scheint den Kritikern z B die Ursache des orofazialen Gesichtsschmerzes Bis heute gibt es keine Lehre der statischen noch dynamischen Okklusion welche auf wissenschaftlicher Grundlage und Beobachtung der menschlichen Physiologie ein Konzept entwickelt hat das nicht artifiziell erdacht ist sondern die Natur nachahmt und sich somit storungsfrei in das stomatognathe System eingliedern lasst 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Anne End Statische und dynamische Okklusionstheorien Dissertation S 7 Abgerufen am 15 Dezember 2016 Heinz Spranger Differentialdiagnostik der Kieferschmerzen Regulationsmedizinischer Befund und integrative Therapie Bachelor Master Publishing 2015 ISBN 978 3 95684 868 1 google de H Stemmann Zukunft braucht Herkunft vom umgebogenen Turscharnier bis zum virtuellen Artikulator Memento des Originals vom 17 November 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ag dentale technologie de 44 Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie Juni 2015 S 6 13 Abgerufen am 7 September 2015 Alexander Gutowski Axel Bauer Gnathologie Einfuhrung in Theorie und Praxis Quintessenz Verlag 3 Auflage 1984 ISBN 3 87652 158 0 Abgerufen am 6 September 2015 Instrumentelle zahnarztliche Funktionsanalyse S2k Leitlinie Langversion AWMF Registernummer 083 017 Stand Dezember 2015 Gultig bis Dezember 2020 Abgerufen am 10 Mai 2016 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gnathologie amp oldid 225497510