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35 75 36 716666666667 Koordinaten 35 45 0 N 36 43 0 OGharmachi 1 Gharmachi 1 ist ein altpalaolithischer Fundplatz der sich sudlich des aus der gleichen Epoche stammenden Fundplatzes Latamne im Nordwesten Syriens befindet Die Fundstatte liegt etwas uber 30 km flussabwarts von Hama am linken Ufer des Orontes in einem als Friwan bekannten Gebiet unweit des namensgebenden Wadi Gharmachi Die Artefakte wurden der MIS 12 11 zugeordnet also einem Alter von 474 000 bis 424 000 MIS 12 bzw 424 000 bis 374 000 Jahren MIS 11 Alle Kerne Abschlage und Faustkeile befinden sich im Nationalmuseum Damaskus Inhaltsverzeichnis 1 Surveys und Grabungen 2 Geologie Datierung 3 Lithische Analyse 4 Literatur 5 AnmerkungenSurveys und Grabungen BearbeitenIm Oktober 1977 wurde vom Centre national de la recherche scientifique im Rahmen des Forschungsprogramms L homme et le milieu dans la region Levantine Quaternaire ein breit angelegter Survey durchgefuhrt der das Gebiet zwischen Rastan und der Aacharne Ebene umfasste 1 Dabei standen drei Okozonen namlich der mediterrane Westen des Landes die Steppengebiete und die Wuste im Vordergrund Anhand der drei Fundorte die diese Okozonen reprasentieren sollten namlich Nahr el Kebir das Orontestal und das Euphrattal sollten lokale Chronologien miteinander in Beziehung gesetzt werden Allein im Orontestal fand man an 69 Fundstatten mehr als 4 000 Artefakte In Gharmachi 1 fanden sich 265 Artefakte darunter 40 Faustkeile 2 1979 und 1981 folgten weitere Grabungen unter Leitung von Francis Hours und Sultan Muhesen bei denen uber 2 000 weitere Artefakte zu Tage kamen 1977 wurden 17 Sondagen durchgefuhrt die meisten der Artefakte wurden aufgelesen Diese Funde wurden als Anlass genommen um dort wo sie sich hauften zu graben Dies erfolgte schliesslich auf einer Flache von 237 m an den Sondagepunkten 1 2 14 und 17 bis zu einer Tiefe von einem Meter zumeist jedoch weniger als 40 cm tief Artefakte wurden dabei ausschliesslich uber fluvialem Schotter in Gruben gefunden Schliesslich liessen sich deutliche Fundhaufungen an den Sondagepunkten 6 bis 8 und 15 bis 16 feststellen An diese Stellen kehrten die beiden Ausgraber 1981 zuruck um an drei Stellen auf 85 95 und 90 m Flache noch einmal gezielt bis zu 30 cm tief zu graben bis man den fluvialen Schotter erreichte Hours und Muhesen teilten die Funde in vier Serien A bis D ein Bei C und D handelt es sich ausschliesslich um Oberflachenfunde Serie B schien fortgeschrittener zu sein als Serie A Die rot braunen Faustkeile der Serie A wurden als naher zu denen von Latamne eingeordnet da sie gross verhaltnismassig dick und zugespitzt waren sie wiesen zudem Spuren erheblicher fluvialer Bewegungen in Form von Abrasionen auf Somit mussen sie naher am Schotter gelegen haben Die der Serie B zugeordneten braunen Faustkeile waren eher rund oder mandelformig auch sah man intensivere Randbearbeitungen sie waren deutlich weniger abradiert und wurden womoglich am oberen Rand des von Boden angeschnittenen Schotters zuruckgelassen So wurde die Form eher dem Mittelpalaolithikum zugeordnet 13 Kerne und 5 Abschlage wiesen alle Anzeichen der Levalloistechnik auf und wurden Serie B zugeschrieben Geologie Datierung BearbeitenDie Schichten im Wadi bestehen zunachst aus einer Mergellage uber der sich bis zu 15 m dicke Schotterlagen absetzten die sich mit zunehmender Entfernung vom Fluss relativ gleichmassig vermindern um nach etwa 4 km ganzlich zu verschwinden Daruber findet sich holozaner Boden In den Grabungszonen war der Boden nur 30 cm stark Die fluvialen Ablagerungen befinden sich heute 30 m uber dem Orontes Ahnlich wie in Latamne datierte man die Fundstatte auf MIS 12 11 Lithische Analyse Bearbeiten2008 berichtete Andrew Douglas Shaw er habe nur noch sechs Artefakte aus der Grabung von 1981 die der Serie A zugeordnet worden waren identifizieren konnen wahrend die Artefakte von 1979 noch vollstandig gewesen waren Er konnte zwar die Differenzierung der Ausgraber bestatigen doch waren die Abrasionsunterschiede nicht so signifikant wie angenommen Abschlage und Kerne wiesen in Serie B zu 44 bzw 32 Abrasionsspuren auf in Serie A zu 20 56 bzw 11 76 3 Daher lehnte Shaw die Trennung in Serien ab und untersuchte die Fundstucke gemeinsam Er nahm an dass die lithischen Artefakte nicht nur wie beschrieben zuruckgelassen worden sein sondern dass sie auch in feinkornigem Schotter gelegen haben konnten Damit bleibt die Datierung fur die stark abradierten Artefakte bestehen diejenigen die kaum derlei Spuren aufweisen mussen undatiert bleiben Shaw analysierte dementsprechend nur die Artefakte die keine Lesefunde waren Ahnlich wie in Latamne wurden grobkorniger Chert und Flint aus externer Quelle verarbeitet womit die angelsachsische Archaologie meist feuersteinhaltiges Material meint Hinzu kamen vier Quarzitabschlage aus der Grabung von 1979 Der uberwiegende Teil stammt allerdings ursprunglich aus dem Schotter des Flusses Wie bei Latamne Kernen waren die von Gharmachi mittelgross denn sie wiesen eine mittlere Maximallange von 79 7 mm und ein Durchschnittsgewicht von 296 2 g auf Die Kerne wurden mit 7 9 Abschlagen im Schnitt recht intensiv bearbeitet doch nur 4 7 wiesen eine Rate von mehr als 15 Abschlagen auf Auch wiesen fast zwei Drittel der Kerne ihre ursprungliche Oberflache auf waren also in keiner Weise vorbereitet worden Im Allgemeinen wurden ab Erreichen einer mittleren Grosse die Kerne nicht mehr weiterbearbeitet um kleine Abschlage zu gewinnen Dabei ist die Anzahl der Abschlagkerben pro Kern im Mittel noch niedriger als in Latamne denn sie liegt dort bei 5 5 in Gharmachi 1 jedoch nur bei 3 4 Die Kerne wurden in Gharmachi haufiger bearbeitet aber dafur weniger intensiv Dies durfte mit der tafelartigen Grundform der Ausgangsstucke in Latamne zusammenhangen die eine andere Herangehensweise nahelegt als bei runderen Formen Im Gegensatz zu den Faustkeilen wurde die Mehrzahl der Abschlage durch harte Hammerschlage gewonnen 77 8 Ihr Ausgangsmaterial wurde ausserhalb der Fundstelle vorbereitet ahnlich wie in Latamne Zwolf retuschierte Abschlage fanden sich in Gharmachi 1 Sie wurden ad hoc bearbeitet Die Bearbeitung der Faustkeile unterscheidet sich sehr viel starker von der in Latamne So wurden in 28 4 der Falle harte Hammerschlage ausgefuhrt in 44 6 der Falle weiche und in 18 9 eine Mischung beider Schlagarten Damit erreichten sie eine deutlich feinere Bearbeitungsstufe Moglicherweise hangt dieser Eindruck aber auch damit zusammen dass sie starker abradiert waren was wiederum seine Ursache in der Lagerung hat die die Steine nach dem Gebrauch durchlebten 32 8 der Faustkeile weisen keinen Kortex auf oder sie kennen ihn nur auf einer Seite Eine rundherum laufende Schneidekante weisen 34 4 der Faustkeile auf Spuren einer zweiten Retuschierung gibt es nicht So weichen die Faustkeile von Gharmachi stark von denen von Latamne ab deren Ausgangsmaterial ziegelartige Stucke waren wahrend sie in Gharmachi eher rund waren Dies erfordert von vornherein eine andere Herangehensweise Die Unterschiede mussen daher nicht auf chronologische oder kulturelle Unterschiede hinweisen Literatur BearbeitenAndrew Douglas Shaw The Earlier Palaeolithic of Syria Settlement History Technology and Landscape use in the Orontes and Euphrates Valleys PhD University of Durham 2008 S 97 117 Anmerkungen Bearbeiten Jacques Besancon Lorraine Copeland Morphologie et prehistoire de la vallee de l Oronte entre Rastan et le Ghab Syrie in Comptes rendus de l Academie des Sciences de Paris 287 1978 857 860 Lorraine Copeland Francis Hours The Middle Orontes Palaeolithic Flint industries in Le Paleolotique de la vallee moyenne de l Oronte Syrie peuplement et environnement British Archaeological Reports International Series 587 Hg Paul Sanlaville Jacques Besancon Lorraine Copeland Sultan Muhesen Archaeopress Oxford 1993 S 63 144 Andrew Douglas Shaw The Earlier Palaeolithic of Syria Settlement History Technology and Landscape use in the Orontes and Euphrates Valleys PhD University of Durham 2008 S 97 Andrew Douglas Shaw The Earlier Palaeolithic of Syria Settlement History Technology and Landscape use in the Orontes and Euphrates Valleys PhD University of Durham 2008 S 100 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gharmachi 1 amp oldid 233463889