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Gespenster ist ein deutsch franzosischer Spielfilm von Christian Petzold aus dem Jahr 2005 Er zeichnet das Portrat einer scheuen Aussenseiterin die an einem Tag zwei existenzielle Begegnungen erlebt die Verheissung und Enttauschung mit sich bringen Die Hauptrollen spielen Julia Hummer Sabine Timoteo und Marianne Basler Filmpremiere war am 15 Februar 2005 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin der deutsche Kinostart am 15 September 2005 Gemeinsam mit Die innere Sicherheit und Yella bildet der Film Petzolds sogenannte Gespenster Trilogie FilmTitel GespensterProduktionsland DeutschlandOriginalsprache Deutsch FranzosischErscheinungsjahr 2005Lange 85 MinutenAltersfreigabe FSK 12 1 StabRegie Christian PetzoldDrehbuch Christian Petzold Harun FarockiProduktion Florian Koerner von Gustorf Michael Weber ARTEMusik Stefan Will Marco DreckkotterKamera Hans FrommSchnitt Bettina BohlerBesetzungJulia Hummer Nina Sabine Timoteo Toni Marianne Basler Francoise Aurelien Recoing Pierre Benno Furmann Oliver Anna Schudt KaiChronologie Die innere Sicherheit Yella Inhaltsverzeichnis 1 Handlung und Figuren 2 Hintergrund 3 Form 4 Drehorte 5 Kritik 6 Auszeichnungen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung und Figuren BearbeitenDer Film erzahlt episodisch 24 Stunden aus dem Leben des etwa 16 jahrigen Berliner Waisenmadchens Nina Julia Hummer die im Zeichen von zwei Begegnungen stehen durch die sich in beiden Fallen Wunsche erfullen im ersten von Nina selbst In der allmahlichen Annaherung an die etwas altere Toni Sabine Timoteo wird offenbar dass die beiden im Grunde nur eins gemeinsam haben Sie sind Aussenseiterinnen In ihrem Temperament konnten sie kaum unterschiedlicher sein Nina ein Heimkind ist scheu in sich gekehrt und lebt ganz in ihren Traumen die sie in Tagebuchern zu verarbeiten sucht wogegen die vagabundierende Toni impulsiv dominant und besitzergreifend ist Letzteres auch im Wortsinn denn sie ist eine notorische Diebin und macht die oft vollig uberrumpelte Nina wie selbstverstandlich zur Komplizin Das geschieht auch als Nina plotzlich von einer wildfremden Frau Marianne Basler mit Marie angesprochen wird Die Frau eine Franzosin hatte in Berlin einst ihre damals 3 jahrige Tochter Marie durch eine Entfuhrung verloren Sie kehrt seithdem immer wieder zwanghaft zum Tatort zuruck und glaubt nun wieder einmal in der Jugendlichen die Gesuchte zu erkennen Sie bittet Nina anhand von zwei Korpermerkmalen einer Narbe am linken Knochel und einem kleinen herzformigen Leberfleck auf dem Rucken prufen zu durfen ob sie ihre verschwundene Tochter sein konnte Die Inspektion des ersten Merkmals verlauft positiv die des zweiten wird dadurch unterbrochen dass Toni der Frau die Brieftasche entwendet mit Nina fluchtet und die Beute nach Entnahme des Geldes in einen Papierkorb wirft Danach lotst Toni Nina zu einem Casting bei dem es darum geht dass zwei Madchen erzahlen sollen wie sie Freundinnen geworden sind Vereinbarungsgemass legt Toni vor mit einer frei erfundenen Geschichte wirkt aber langst nicht so sicher wie bei den Proben zuvor Nina hingegen die sich lange straubt uberrascht mit einer zwar stockend vorgetragenen aber authentisch wirkenden Geschichte in der sich Traum Wunschtraum und Reales mischen Die mit einem Lob verbundene Einladung zu einer abendlichen Party nehmen die beiden an und tanzen dort innig miteinander Am Morgen danach ist Nina jedoch allein Toni verbringt die Nacht offenbar mit dem Regisseur der das Casting geleitet und beide eingeladen hatte Nina geht noch einmal zuruck zu dem Ort an dem sie am Vortag die Franzosin getroffen hatte wo diese tatsachlich wartet und sie zum Fruhstuck einladt Dort kommt ihr Mann hinzu und drangt seine Frau zu gehen Zu Nina sagt er ihre Tochter Marie sei tot Nina begibt sich nun noch einmal dorthin wo Toni die Brieftasche entsorgt hatte betrachtet die darin befindlichen Fotos von Marie wirft sie entschlossen in den Papierkorb zuruck und geht weiter Hintergrund BearbeitenDie Handlung ist in Gespenster von untergeordneter Bedeutung Es geht in ihm mehr darum ein Portrat oder eine Skizze 2 zu entwerfen Stimmungen fuhlbar zu machen eine Atmosphare des Ubergangs Hoffnungen Trugschlusse fortgesetzte Versuche 3 Petzold selbst bekundete dass er nach Realisierung der vorangegangenen Filme gar keine Lust mehr hatte einen Plot zu entwickeln eine Geschichte voranzutreiben Er habe auch mit den Schauspielern keinen Konsens herstellen wollen Du bist jetzt die Tochter oder du bist es nicht sondern vielmehr eine Art Schwebezustand Daher auch seine Vorliebe fur ein offenes Ende nicht nur in Gespenster 4 In einem anderen Interview bekannte er dass er es mag wenn die Figuren von Anfang an ausserhalb der Normalitat stehen und auch wenn sie bestrebt sind normal zu werden Teil irgendeiner Normalitat oder eben der Vorstellung von Normalitat In seinem Film Gespenster so Petzold weiter sei nun der Effekt der dass die anderen Figuren die diese Madchen beruhren plotzlich nicht mehr so aussehen als ob sie alle ein tolles normales Leben fuhren und nur diese beiden Madchen keine Moglichkeit hatten an diesem Leben teilzunehmen Dort wo die anderen Menschen seien beginne daher nicht die Normalitat sondern die nachste Gespensterzone 5 Eine erste Idee zu dem Film so Petzold gehe zuruck auf die Lekture von Rainald Goetz Rave und einem Roman von Cesare Pavese der davon handle wie sich zwei Madchen aus dem Proletariermilieu an der Kunstlerwelt infizieren und spater allein gelassen zugrunde gehen Das Expose davon habe aber niemanden interessiert mit Ausnahme von Julia Hummer Mit ihr zusammen habe er auch eine andere Geschichte weiterentwickelt die einer Franzosin die in Berlin nach ihrem verlorenen Kind sucht Harun Farocki habe dann die Idee gehabt beides zusammenzubringen 6 Als Wurzeln fur seinen Film beschreibt Petzold zwei Erfahrungen Eine seien Fotoserien von seit Langem verschwundenen Madchen gewesen auf die er in einem franzosischen Postamt stiess Die Serien zeigten ausser der jeweils letzten Aufnahme der Vermissten eine Reihe von Computerbildern die darstellen sollten wie sie spater moglicherweise aussahen Bilder die Petzold als merkwurdig geisterhaft empfand ohne soziale Alterung eigentlich tot Gespensterportraits 7 Eine solche Serie findet auch Nina in der Brieftasche der Franzosin Als zweite Wurzel erwies sich eins von Grimms Marchen die Petzold seiner Tochter vorlas Das Totenhemdchen Es handelt davon dass eine Mutter den Verlust ihrer kleinen Tochter nicht verwinden kann und das ihr mehrfach erscheinende tote Kind sie bitten muss doch endlich loszulassen weil es sonst nicht in den Himmel kommen konne Neben Anklangen an weitere konkrete Marchen unter anderem Hansel und Gretel Aschenputtel Schneewittchen und Rotkappchen oder bestimmte Marchenmotive sind es auch Traume die das Verstandnis fur die Figuren vertiefen An zentraler Stelle steht Ninas Erzahlung beim Casting die sie damit einleitet dass sie Toni noch bevor sie sie in Wirklichkeit traf schon aus einem wiederkehrenden Traum gekannt habe Dieser Traum der darin gipfelt dass sie einem von Vergewaltigern bedrohten Madchen beistehen will ist ihrer realen Erstbegegnung mit Toni in der Tat ahnlich zumindest ausserlich Den wahren Kern des Vorfalls die Manner jagen Toni Diebesbeute ab scheint sie jedoch ausblenden zu wollen So ist auch ihre zweite Geschichte ihre erfundene Version von der Begegnung beider uberhoht Zu neuen Pflegeeltern und in eine neue Schule gekommen habe sie sich gewunscht dass die Konigin der Klasse die fur alles was sie tut bewunderte Toni mit ihr Nina befreundet sein moge Die sonst so abgebruht wirkende Toni weint beim Zuhoren angesichts dessen was Nina in sie projiziert Form BearbeitenHochste Bedeutung kommt hierbei der Kamerafuhrung zu Gedreht wurde im Naturlicht und es gab auch den Einsatz der Steadicam durch die der Zuschauer ahnlich wie in Gus Van Sants Elephant nicht zum stillen Beobachter des Films sondern zum stillen Beobachter im Film wird Aus finanziellen Grunden musste der Regisseur jedoch dennoch weitgehend mit Schienen arbeiten Der Film bleibt zu dem was er zeigen will auf Distanz Er fuhlt sich einer Reduktion verpflichtet in welcher der formale Aspekt den emotionalen Gehalt uberlagert Die Kamera lauft den Protagonisten hinterher schaut ihnen beim Handeln uber die Schultern steht bei ihnen wenn sie miteinander sprechen und wenn sie sich wieder verlieren Drehorte BearbeitenDer Film wurde vom 8 Juni 2004 bis zum 21 Juli 2004 in Berlin und Paris gedreht Kritik Bearbeiten In diesen Liebkosungen in weiteren dieser Liebkosungen ist Gespenster ein grosser Film Im ganzen ist er das nicht So wundervoll die Tonspur ist so sehr sie dazu einladt die Augen zu schliessen und diesen Film einfach nur zu horen so klar die Bilder sind so wunderbar Christian Petzold wie immer dramaturgisch beraten von Harun Farocki seine Motive gegeneinander balanciert so grossartig die Schauspielerinnen sind und so wenig man die filmische Intelligenz dieses Regisseurs ubersehen kann Es funktioniert im ganzen nicht Gespenster hat das Zeug zu einem Meisterwerk aber das ist er nicht Ekkehard Knorer Filmzentrale 8 Eine Studie uber Trauer Einsamkeit und die vergebliche Suche nach Nahe in der sich die Erzahlstrange gegenseitig in ihrer atmospharischen Dichte beeintrachtigen Durch den kuhl distanzierten Erzahlgestus bleiben die Charaktere und ihre Konflikte allzu leblos Lexikon des internationalen Films 9 Mit der fast schon fur ihn typischen Melancholie schildert Regisseur Christian Petzold erneut eine Problem behaftete Aussenseiter Geschichte Doch ohne die Lockerheit und Selbstverstandlichkeit franzosischer Vorbilder wirkt das Ganze oft sehr steif und verkrampft Prisma 10 Auch dieses Berlin ist eine Geisterstadt Petzold bewegt sich darin ganz still wie auf Zehenspitzen um seine somnambulen Figuren zwar zu beobachten aber ja nicht aufzuwecken Peter Zander Die Welt 11 Unaufhaltsam wird der Betrachter in eine Geschichte von Sehnsucht und Verlust gezogen Die lichte Klarheit des Berliner Sommers das Rauschen der Blatter und des Windes das Brummen des Verkehrs all dies wird zu einer Erfahrung zweiter Ordnung als sei es ein Traum eine Erinnerung oder ein Marchen dessen Figuren vielleicht nur durch die Sehnsucht der anderen existieren und in der Welt gehalten werden Wirklich ist in diesem mit fast hypnotischer Ruhe fotografierten Film vielleicht nur die bodenlose alles durchdringende Sehnsucht einer Frau nach ihrem Kind Katja Nicodemus Die Zeit 12 Auszeichnungen Bearbeiten2005 Findlingspreis 2005 Preis der deutschen Filmkritik in der Kategorie Bester Spielfilm Weblinks BearbeitenOffizieller Internetauftritt des Films Gespenster in der Internet Movie Database englisch Gespenster bei filmportal de Roter Teppich und Pressekonferenz zum Film mit Christian Petzold Julia Hummer Sabine Timoteo und Aurelien Recoing Berlinale Archiv Mit geschlossenen Augen horen Interview mit Christian Petzold taz vom 15 Februar 2005 Die Plots sind alle gelaufen Interview mit Christian Petzold zu Gespenster critic de vom 31 August 2005Einzelnachweise Bearbeiten Freigabebescheinigung fur Gespenster Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft August 2005 PDF Pruf nummer 103 448 K Braunschweiger Zeitung in Gespenster PDF 1 1 MB Presseheft Pressespiegel zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Neues Deutschland in Gespenster PDF 1 1 MB Presseheft Pressespiegel zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Die Plots sind alle gelaufen Interview mit Christian Petzold zu Gespenster critic de vom 31 August 2005 zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Gespenster PDF 1 1 MB Presseheft Interview mit Christian Petzold zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Gespenster PDF 1 1 MB Presseheft Interview mit Christian Petzold zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Gespenster PDF 1 1 MB Presseheft Director s Note zuletzt abgerufen am 18 April 2014 Gespenster bei Filmzentrale Gespenster In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Gespenster In prisma Abgerufen 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