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Geselligkeit ist eine von den Zwecken der Alltagsgeschafte enthobene Grundform des menschlichen Miteinanders und Austauschs bei der die daran Beteiligten gemeinsamen Werten verpflichtet sind Sie dient gleichermassen der Zerstreuung und Unterhaltung wie der Identitatsstiftung und Einbindung in die Gesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Einzelheiten 2 Geschichtliche Aspekte 3 Weblinks 4 AnmerkungenEinzelheiten BearbeitenDer Soziologe Georg Simmel legt der Geselligkeit einen Trieb zugrunde und definiert diese als die Spielform der Vergesellschaftung und als mutatis mutandis zu deren inhaltsbestimmter Konkretheit sich verhaltend wie das Kunstwerk zur Realitat Simmel nennt in einem weiteren Vergleich die Koketterie eine Spielform der Erotik Geselligkeit im engeren Sinn entsteht wenn der Prozess der Vergesellschaftung als Wert an sich und Gluckszustand jenseits der sozialen Realitaten erlebt wird Geselligkeit zeichnet sich durch die grosse Bedeutung aus die den geselligen Umgangsformen zukommt Wie bei anderen Spielen handelt es sich um eine Beschaftigung die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefuhl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des Andersseins als das gewohnliche Leben Johan Huizinga Keine oder eine nur nuancierende Rolle spielen soll im Raum der Geselligkeit was seine Bedeutung vor allem im Raum der allgemeinen Gesellschaft hat Reichtum und Ansehen Gelehrsamkeit herausragende Fahigkeiten und Verdienste Uberhaupt hat der Kern dessen was die Personlichkeit und das Auftreten eines Individuums generell oder auch nur vorubergehend ausmacht Charakter Stimmung und Lebenswirklichkeit aussen vor zu bleiben Der angestrebte Gluckszustand des Einzelnen ist im Raum der Geselligkeit durchaus an den des Gegenubers gebunden prinzipiell niemand kann auf Kosten der Anderen seine Befriedigung finden Geschichtliche Aspekte BearbeitenAls herausragende geschichtliche Beispiele von Geselligkeitsformen gelten die Symposien des antiken Griechenlands und die franzosischen Salons des 17 und 18 Jahrhunderts deren Charakter jene als Mannergesellschaft diese weiblich bestimmt aber abhangig vom kulturellen Hintergrund sehr unterschiedlich ausfiel In deutschen Texten erschien das Wort Geselligkeit im Sinne des nicht zweckorientiertem Zusammenseins verbreitet erst ab den 1720er Jahren Davor nahm man entsprechend den herrschenden kulturellen Vorbildern jener Zeit lateinische oder franzosische Begriffe zu Hilfe wie otium loisir divertissement civilite haufig auch socialitas sociabilite und bisweilen Soziabilitat Im damals anlaufenden Diskurs uber die Geselligkeit kam ein tiefgreifend gewandeltes Bewusstsein fur menschliches Miteinander und kulturell konnotierte Gruppenbildungen zum Ausdruck Dieses schlug sich in fast allen Textsorten aufklarerischer Prosa nieder In Traktaten Briefen Erzahlungen und vor allem in Beitragen fur die moralischen Wochenschriften die den Zeitungsmarkt beherrschten und sich an ein gebildetes burgerliches Publikum richteten Die burgerliche Geselligkeit entwickelte ausgepragte und differenzierte Formen dieser Geselligkeit gerade auch im hauslichen Bereich 1 Aus ihr entstand im 19 Jahrhundert das Vereinswesen das als offentliche Form von Geselligkeit gegenuber der hauslichen der Salons und Diners gelten kann Auch kommunikationstechnische Gegebenheiten bedingen Inhalte und Gelegenheiten der Geselligkeit Auch der Chat stellt einen Raum der Geselligkeit dar wobei aber die Moglichkeit der Anonymitat ein signifikanter Unterschied zu den bisher bekannten Formen der Geselligkeit ist und sich auf Identitatsstiftung sowie Integration als bisher konstitutive Elemente der Vergesellschaftung auswirkt Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Geselligkeit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Georg Simmel Die Geselligkeit Beispiel der reinen oder formalen Soziologie In Grundfragen der Soziologie Individuum und Gesellschaft G J Goschen sche Verlagshandlung Berlin und Leipzig 1917 Wolfgang Adam Freundschaft und Geselligkeit im 18 Jahrhundert PDF 159 kB Anmerkungen Bearbeiten Als Beispiel Barbel Pusback Geselligkeit im Kieler Bildungsburgertum im 19 Jahrhundert am Beispiel der Familie des Professors fur Nationalokonomie Wilhelm Seelig in Mitteilungen der Gesellschaft fur Kieler Stadtgeschichte Bd 84 2008 H 4 S 265 284 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geselligkeit amp oldid 237735211