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Das Ziehen einer geschichteten Zufallsstichprobe auch stratifizierte Zufallsstichprobe kann in der Statistik Vorteile bringen wenn die Grundgesamtheit in sinnvolle Gruppen die sogenannten Schichten unterteilt werden kann Sinnvoll bedeutet hier dass die Schichten hinsichtlich eines oder mehrerer Merkmale die auch die Auspragung des letztlich interessierenden Merkmals beeinflussen in sich relativ homogen sind und sich voneinander moglichst deutlich unterscheiden Typische Schichten die fur Stichproben zur Beantwortung sozialwissenschaftlicher medizinischer oder Marktforschungs relevanter Fragestellungen eine Rolle spielen waren etwa Altersgruppen oder Bevolkerungsschichten nach Einkommen Bildungsabschluss Wohnort etc 1 Man schrankt nun die rein zufallige Auswahl der Stichprobenelemente insofern ein als man die Stichprobenumfange pro Schicht vorgibt und danach in jeder Schicht eine reine Zufallsstichprobe zieht Die einzelnen Zufallsstichproben werden getrennt ausgewertet und die Ergebnisse im Anschluss zusammengefasst Man verbietet damit extreme Stichproben die beispielsweise zufallig fast nur Elemente aus einer Schicht enthalten und bekommt in der Konsequenz bessere Punktschatzer d h Schatzer mit kleinerer Varianz Durch geeignete Schichtung lasst sich also bei gleicher Ergebnisgenauigkeit der Gesamtstichprobenumfang gegenuber einer einfachen Zufallsstichprobenziehung verringern was die Kosten der Datenerhebung senkt 2 In Monte Carlo Simulationen kann man geschichtete Zufallsziehungen als Mittel der Varianzreduktion einsetzen Die Schichtungsmerkmale Paradaten mussen vorab bekannt sein Inhaltsverzeichnis 1 Grundgesamtheitsgrossen 2 Schatzer fur die Grundgesamtheitsparameter 3 Schichtungsarten 4 Stratifikationsproblematik 5 Vergleich mit Klumpen Stichprobe 6 Vergleich mit Quotenstichprobe 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundgesamtheitsgrossen BearbeitenN displaystyle N nbsp Umfang der Grundgesamtheit L displaystyle L nbsp Anzahl der Schichten X displaystyle X nbsp interessierendes Merkmal Im Folgenden ist i 1 L displaystyle i 1 dots L nbsp N i displaystyle quad N i nbsp Umfang der Schicht i displaystyle i nbsp X i displaystyle quad X i nbsp Auspragung des Merkmals in Schicht i displaystyle i nbsp p i N i N displaystyle quad p i N i N nbsp relative Schichtstarke E X i m i displaystyle quad operatorname E X i mu i nbsp Erwartungswert in Schicht i displaystyle i nbsp Var X i s i 2 displaystyle quad operatorname Var X i sigma i 2 nbsp Varianz in Schicht i displaystyle i quad nbsp Es gilt m E X i 1 L p i m i s 2 Var X i 1 L p i s i 2 i 1 L p i m i m 2 displaystyle mu operatorname E X sum i 1 L p i mu i quad sigma 2 operatorname Var X sum i 1 L p i sigma i 2 sum i 1 L p i mu i mu 2 nbsp Die Gesamtvarianz ist die Summe der Varianz in den Schichten und der Varianz zwischen den Schichten Schatzer fur die Grundgesamtheitsparameter BearbeitenWir konzentrieren uns auf die Schatzung von m displaystyle mu nbsp Seien n i i 1 L displaystyle n i i 1 dots L nbsp die Stichprobenumfange pro Schicht und n i 1 L n i displaystyle n sum i 1 L n i nbsp der Gesamtstichprobenumfang Seien weiter x i 1 x i n i displaystyle x i1 dots x in i nbsp die Stichprobenwerte aus den Schichten Dann ist m i 1 n i j 1 n i x i j X i displaystyle hat mu i 1 n i sum j 1 n i x ij overline X i nbsp ein erwartungstreuer Schatzer fur m i displaystyle mu i nbsp und m i 1 L p i X i displaystyle hat mu sum i 1 L p i overline X i nbsp eine erwartungstreue Schatzung fur m displaystyle mu nbsp Zum Vergleich mit dem hier interessierenden Schatzer m displaystyle hat mu nbsp wird das auf reiner Zufallsauswahl beruhende Stichprobenmittel X displaystyle overline X nbsp herangezogen Schichtungsarten BearbeitenProportionale Schichtung Von einer proportional geschichteten Zufallsstichprobe spricht man wenn die Umfange der den verschiedenen Schichten entnommenen Stichproben proportional zum Anteil der Schicht an der Grundgesamtheit sind So ist jede Schicht in der Stichprobenauswahl in gleicher Relation wie in der Grundgesamtheit vertreten 1 Wenn man n i p i n i 1 L displaystyle n i p i n quad i 1 dots L nbsp wahlt dann sind die n i displaystyle n i nbsp proportional zum Schichtumfang N i displaystyle N i nbsp Var m displaystyle operatorname Var hat mu nbsp ist deutlich kleiner als Var X displaystyle operatorname Var overline X nbsp wenn sich die Erwartungswerte m i displaystyle mu i nbsp in den Schichten stark unterscheiden d h wenn die Varianz zwischen den Schichten gross ist Bei proportionaler Zweifachschichtung werden die Stichprobenumfange in den Schichtzellen haufig keine ganzen Zahlen sein siehe dazu Kontrolliertes Runden Disproportionale Schichtung Sind die Grossen der den Schichten entnommenen Zufallsstichproben unabhangig vom Anteil der Schicht an der Grundgesamtheit handelt es sich um eine disproportional geschichtete Zufallsstichprobe 1 Im einfachsten Fall werden aus allen Schichten etwa gleich grosse Zufallsstichproben gezogen Ein Motiv fur ein solches Vorgehen kann z B sein dass die zu entnehmende Zufallsstichprobe fur eine sehr kleine Schicht bei proportionaler Schichtung und vertretbarem Aufwand fur die Gesamterhebung zu klein fur eine sinnvolle statistische Auswertung ware So werden etwa bei den Erhebungen fur die PISA Studien disproportional geschichtete Stichproben verwendet um auch die Eigenschaften kleinerer Schichten wie etwa die der Schuler der kleinen Bundeslander Hamburg und Bremen mit hinreichender Genauigkeit zu ermitteln Um die Studienergebnisse insgesamt nicht zu verzerren werden die aus den einzelnen Schichten gewonnenen Ergebnisse wiederum proportional gewichtet 3 Sonderformen der disproportionalen Schichtung sind die varianzoptimale und die kostenoptimale Schichtung Varianzoptimale Schichtung Wenn n i n j 1 L p j s j p i s i i 1 L displaystyle n i frac n sum j 1 L p j sigma j p i sigma i quad i 1 dots L nbsp dann ist bei stark unterschiedlichen s i displaystyle sigma i nbsp die Varianz von m displaystyle hat mu nbsp wesentlich kleiner als bei proportionaler Schichtung weil Schichten mit grosser Streuung starker beprobt werden Proportionale Schichtung ist varianzoptimal wenn alle s i displaystyle sigma i nbsp gleich sind Kostenoptimale Schichtung Seien c displaystyle c nbsp die zur Verfugung stehenden Gesamtkosten und c i displaystyle c i nbsp die Kosten fur die Auswahl eines Elementes aus Schicht i i 1 L displaystyle i i 1 dots L nbsp Wenn man nun die Varianz von m displaystyle hat mu nbsp minimiert unter der Nebenbedingung die Kosten nicht zu uberschreiten dann ergibt sich n i n j 1 L p j s j c j p i s i c i displaystyle n i frac n sum j 1 L p j sigma j sqrt c j cdot frac p i sigma i sqrt c i nbsp In der Regel ist obiger Wert keine naturliche Zahl und daher zu runden Stratifikationsproblematik BearbeitenStratifikation ist die Einteilung der Grundgesamtheit in Schichten Dabei entstehen zwei Teilprobleme Die Festlegung der Anzahl der Schichten Die Festlegung der Schichtabgrenzung Ziel ist es die beiden Teilprobleme so zu losen dass die Schatzungen genauer werden Dazu bedarf es allerdings meist Vorinformationen uber die Grundgesamtheit etwa durch die Amtliche Statistik oder vorhergehende Untersuchungen Eine Losung o g Problematik stellt etwa das Stratifikationsmodell nach Dalenius inklusive entsprechender Naherungslosungen wie die cumf displaystyle sqrt f nbsp Regel oder die equal aggregate s displaystyle sigma nbsp Regel dar Vergleich mit Klumpen Stichprobe BearbeitenBei geschichteten Stichproben und Klumpenstichproben wird die Grundgesamtheit jeweils in Gruppen unterteilt im Fall der geschichteten Stichprobe sind das die Schichten bei der Klumpenstichprobe die sogenannten Klumpen oder Cluster Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Stichprobenauswahlverfahren liegt in den statistischen Eigenschaften der Gruppen im Vergleich miteinander und mit der Grundgesamtheit Die Anwendung der Klumpenstichprobe beruht auf der Annahme dass jeder Klumpen ein moglichst ideales verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit ist also dieser bezuglich Erwartungswert und Varianz bzw Verteilung des interessierenden Merkmals und anderer eventuell damit korrelierender Merkmale moglichst nahekommt Die Klumpen sind in sich moglichst so heterogen wie die Grundgesamtheit und einander diesbezuglich idealerweise sehr ahnlich Dagegen werden die Schichten der geschichteten Stichprobe zweckmassig so gewahlt dass sie im Hinblick auf die fur die Schichtauswahl relevanten Merkmale in sich wesentlich homogener sind als die Grundgesamtheit also fur diese Merkmale jeweils eine kleinere Varianz als die Grundgesamtheit aufweisen und sich voneinander bezuglich der Erwartungswerte dieser Merkmale moglichst stark unterscheiden Vergleich mit Quotenstichprobe BearbeitenDie Quotenstichprobe ist der proportional geschichteten Zufallsstichprobe in zwei Aspekten sehr ahnlich Bei beiden Verfahren geht es darum erstens die zu untersuchende Grundgesamtheit in Gruppen einzuteilen die durch bestimmte relevante Merkmale charakterisiert sind und zweitens aus diesen Gruppen Stichproben zu entnehmen deren relative Grosse durch den Anteil der Gruppe an der Grundgesamtheit bestimmt wird Der Unterschied zwischen beiden Verfahren liegt in der Anwendung eines zufalligen oder willkurlichen Auswahlverfahrens fur die letztlich in die Stichprobe einbezogenen Individuen Elemente Die geschichtete Zufallsstichprobe hat eine angebbare Ziehungswahrscheinlichkeit fur jedes Element der Grundgesamtheit wahrend bei der Quotenstichprobe keine solche Ziehungswahrscheinlichkeit angegeben werden kann Eine willkurliche Auswahl kann zum Beispiel auf Selbstselektion beruhen Der Untersucher sucht etwa per Annonce nach geeigneten Studienteilnehmern kontaktiert passende Mitglieder eines Online Panels die sich zur Teilnahme an Meinungsumfragen bereiterklart haben oder spricht willkurlich geeignete Passanten an von denen sich nur einige dafur entscheiden ihm zu antworten Das tut er so lange bis er die Quoten fur seine Stichproben erfullt hat Sofern nun die Eigenschaften der Teilnehmer die sie zur Selbstselektion bewogen haben auch das interessierende Merkmal beeinflussen werden die Ergebnisse der Quotenstichprobe gegenuber der Ergebnissen einer geschichteten Zufallsstichprobe verzerrt sein ahnliches passiert bei einer Zufallsstichprobe allerdings durch Antwortausfall 4 Auch von Seiten des Interviewers kann es bei der Quotenstichprobe zur Stichprobenverzerrung kommen indem z B sympathiebasiert Passanten angesprochen werden oder eine Liste von Telefonnummern in einer bestimmten Reihenfolge abgearbeitet wird Quotenstichproben sind billiger schneller und in ihren Voraussetzungen weniger anspruchsvoll als geschichtete Zufallsstichproben in vielen Fallen konnen sie ein praktikabler Ersatz fur diese sein Quotenstichproben sind die Methode der Wahl in der kommerziellen Markt und Meinungsforschung und werden durchaus auch in der akademischen Forschung eingesetzt 5 6 Literatur BearbeitenL Kish Survey Sampling Wiley 1965 speziell S 75 112 Chapter 3 Stratified sampling H Stenger Stichprobentheorie Physica Verlag 1971 speziell S 115 150 Kapitel 6 Schichtung W G Cochran Sampling Techniques 3 Auflage Wiley New York 1977 speziell S 89 149 Chapter 5 Stratified random sampling sowie Chapter 5A Further aspects of stratified sampling J Hartung Statistik 15 Auflage Oldenbourg Munchen 2009 speziell die Seiten 278 287 Kapitel V Abschnitt 1 5 Geschichtete Zufallsauswahl Einzelnachweise Bearbeiten a b c Marcus M Gillhofer Teilnehmer Rekrutierung in der Online Sozialforschung Joseph Eul Verlag Lohmar 2010 ISBN 978 3 89936 905 2 5 2 2 Die geschichtete Zufallsstichprobe S 68 f books google de Rudiger Jacob Vorlesung Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung 7 Auswahlverfahren PDF Universitat Trier abgerufen am 6 November 2019 Zur Stichprobenziehung innerhalb der PISA Erweiterung PDF Max Planck Institut fur Bildungsforschung abgerufen am 6 November 2019 R G Cumming Is probability sampling always better A comparison of results from a quota and a probability sample survey In Community Health Studies 14 Jahrgang Nr 2 1990 S 37 7 doi 10 1111 j 1753 6405 1990 tb00033 x PMID 2208977 Michael Meyer Thomas Reutterer Qualitative Marktforschung Konzepte Methoden Analysen Hrsg Renate Buber Hartmut H Holzmuller Gabler Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8349 0229 0 Sampling Methoden in der Marktforschung S 239 books google de Duane R Monette Thomas J Sullivan Cornell R DeJong Applied Social Research A Tool for the Human Services Brooks Cole Belmont 2011 ISBN 978 0 8400 3205 8 Quota Sampling S 152 englisch books google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichtete Zufallsstichprobe amp oldid 225078132