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Die German Colony in Jerusalem hebraisch ה מ ו ש ב ה ה ג ר מ נ ית ha Mōschavah ha Germanit ist ein von Mitgliedern der Tempelgesellschaft im 19 Jahrhundert angelegter Stadtteil Die German Colony ist heute ein bei Jerusalemern und Touristen gleichermassen beliebtes Quartier mit Cafes kleinen Laden und Restaurants Strassenszene Emek Refa im Street 2007 Portal mit Bibelvers Jes 60 1 LUT von 1877 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baudenkmaler 2 1 Gemeindesaal 2 2 Lyzeum Tempelstift 2 3 Wohnhauser 2 3 1 Haus Frank 2 3 2 Haus Sandel 2 3 3 Haus Bauerle Boyerle 3 Deutsches Hospiz St Charles 4 German Colony heute 4 1 Cafe Hillel Attentat 4 2 Naturhistorisches Museum 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Survey of Palestine 1945 Kartenblatt Sudwest Jerusalem Eran Laor Cartographic Collection Israelische Nationalbibliothek Die Tempelgesellschaft ist eine aus dem Wurttembergischen Pietismus stammende Freikirche die die Endzeit in Palastina erwarten wollte Nach der Grundung von Siedlungen in Haifa und Jaffa ab 1868 erwarben die Templer 1873 vom griechisch orthodoxen Patriarchat ein Stuck Land nahe der Jerusalemer Altstadt 1 Sie identifizierten diese Ortslage mit dem im Alten Testament genannten Tal Refaim Emek Refa im 2 Anders als die sonstigen Templerkolonien hatte die Siedlung Emek Refa im eher stadtischen Charakter auch wenn die Hausbesitzer jeweils ein Gartengrundstuck bewirtschafteten Die einzelnen rechteckigen Parzellen meist 1 Dunam wurden von einem Zaun oder einer Mauer mit schmiedeeisernem Tor umgeben 1 1878 wurde die Leitung der Tempelgesellschaft und der Sitz des Tempelstifts einer Ausbildungsstatte fur junge Templer von Jaffa nach Jerusalem verlegt Dies zog viele Templerfamilien nach Jerusalem so dass sich eine Kolonie etablieren konnte 3 In der typischen Art eines deutschen Strassendorfs angelegt fiel Emek Refa im schon dadurch auf dass die Strasse beiderseits mit Baumen gesaumt war Grungestrichene Fensterladen und Eisengitter sowie rote Ziegeldacher vervollstandigten das europaische Erscheinungsbild 4 Die Gebaude wurden mit Jerusalem Stein ausgefuhrt Es gab schlichte offentliche Gebaude das Gemeindehaus und zwei Schulen Die Bewohner betatigten sich als Handwerker Backer Schuhmacher usw aber auch als Arzte Architekten Lehrer und Rechtsanwalte Mit dem Bau der Bahnstrecke Jaffa Jerusalem die nahe an der Kolonie vorbeifuhrte 1892 wurde Emek Refa im in die Jerusalemer Neustadt einbezogen und verlor anders als Mea Schearim seinen Charakter als religiose Siedlung Als Kaiser Wilhelm II 1898 Jerusalem besuchte wurde er in der Templerkolonie begeistert empfangen Auf dem Friedhof der Templer befindet sich ein Mahnmal fur 24 Templer die als deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg starben Nach der britischen Eroberung Palastinas wurde ein Grossteil der Templer in Agypten interniert kehrte aber nach einigen Jahren wieder zuruck Vor dem Zweiten Weltkrieg sympathisierten viele Templer mit dem Nationalsozialismus Die britische Mandatsregierung deportierte die hier wohnenden Templer im Zweiten Weltkrieg nach Australien 5 Eine letzte Gruppe alter und gebrechlicher Personen verblieb bis zum Kriegsende im Hospiz der Borromaerinnen Einige von ihnen wurden als Mitglieder der NSDAP 1949 aus dem Staat Israel ausgewiesen die ubrigen verliessen Israel im folgenden Jahr 6 Baudenkmaler BearbeitenGemeindesaal Bearbeiten nbsp Ehemaliger Gemeindesaal der Templer Rechov ʿEmek Refa im 1 Ecke Rechov Beit LechemDer Gemeindesaal wurde an dem Rand der Kolonie angelegt der dem Jerusalemer Tempelberg am nachsten liegt Bei der Einweihung des nach Planen Theodor Sandels erbauten Gemeindehauses 1882 war der turkische Gouverneur von Jerusalem zugegen Der Eingang an der Langsseite ist durch einen dekorativen Giebel hervorgehoben ein Dachreiter dient als Glockenturm Hier versammelten sich die Templer zum sonntaglichen Gottesdienst mit Predigt und Gemeindegesang zu Orgelbegleitung Hier fanden aber auch kommunale Versammlungen statt 2 Seit 1948 wird das Gebaude von der Armenischen Apostolischen Kirche als St Gregoriuskirche genutzt Lyzeum Tempelstift Bearbeiten nbsp Ehemaliges Lyzeum TempelstiftIn der Mandatszeit gab es in Jerusalem zwei Schulen die fur den Besuch der deutschen Oberstufe qualifizierten die Propsteischule Deutsche Evangelische Schule und das von den Templern betriebene Lyzeum Tempelstift erbaut 1878 7 Das Tempelstift war in Jaffa gegrundet worden wo es 1873 Raume im Haus der Tempelgesellschaft bezog 8 bevor es im Mai 1878 nach Jerusalem umzog 9 Beide Schulen in Jerusalem waren von staatlicher Forderung aus Deutschland abhangig verfolgten aber unterschiedliche Konzepte die Propsteischule entsprach in etwa einem preussischen Reformgymnasium das Tempelstift einer wurttembergischen Realschule 10 Die deutschen Behorden befurworteten schon in der Weimarer Republik eine Vereinigung beider Schulen Dies wurde 1936 37 im Zeichen der NS Ideologie forciert Die britische Mandatsregierung schloss die Schule bei Beginn des Zweiten Weltkriegs das Gebaude in der Nachbarschaft des Gemeindesaals diente danach verschiedenen Zwecken Wohnhauser Bearbeiten Die Wohnhauser waren meist fur eine Familie vorgesehen und verbanden arabische und europaische Elemente In arabischer Tradition wurden die Mauern aufgefuhrt Zweischalenmauerwerk mit dazwischen gefulltem Steinschutt Der Haupteingang oft als Portal gestaltet offnete sich zu einem breiten Hauptflur der die beiderseitigen Zimmer erschloss Die Kuche befand sich im ruckwartigen Bereich des Hauses die Sanitaranlagen im Hof Der niedrige Keller welcher zur Lagerung von Arbeitsgeraten Lebensmitteln und Wein diente wurde durch eine Aussentreppe betreten Hier gab es oft auch einen Raum fur einen arabischen Diener Viele Hauser besassen im Keller eine Zisterne Die Hauser hatten mit roten Schindeln gedeckte Satteldacher Es gab Balkone gestrichene Fensterladen und bei den aufwendiger gestalteten Hausern Bibelverse uber dem Eingang 11 Simon Goldhill zufolge wurden die roten Ziegeldacher der German Colony von Zionisten ubernommen und als bewusster Kontrast zur arabischen Architektur im Rahmen eines color coding geradezu Kennzeichen judischer Siedlungen in den besetzten Gebieten 5 Haus Frank Bearbeiten nbsp Haus Frank Emek Refa im St 6 nbsp Haus Sandel Emek Refa im St 9 nbsp Haus Bauerle Boyerle LLoyd George St Dieses Haus wurde bereits vor der Koloniegrundung gebaut und unterscheidet sich von den anderen Wohnhausern dadurch dass es zweistockig ist Matthaus Frank besass auf dem dazugehorigen grossen Grundstuck einen Weinberg zwei Zisternen eine mit Dampfkraft betriebene Muhle und eine Backerei als besondere Attraktion gab es auf Franks Grundstuck einen privaten Swimmingpool Uber dem Portal brachte Frank die Jahreszahl 1873 an sowie die Worte Eben Ezer womit er sich auf den Bibelvers 1 Sam 7 12 LUT bezog 2 Haus Sandel Bearbeiten Dieses Haus ist durch einen steinernen Lowenkopf uber dem Eingang hervorgehoben ein Motiv das von der Apothekenkette genutzt wurde die die Familie Sandel in Suddeutschland betrieben hatte Als Architekt war Theodor Sandel an verschiedenen grossen Bauprojekten im Jerusalem seiner Zeit beteiligt darunter der Dormitio Abtei 2 Haus Bauerle Boyerle Bearbeiten Gottfried Bauerle war der Architekt der Koloniehauser und vereinte in seinem eigenen Wohnhaus in der Lloyd George Street verschiedene ungewohnliche Architekturelemente wie ein gedeckter Eingang dekorative Balkone und Rundfenster 2 Deutsches Hospiz St Charles BearbeitenIn Nachbarschaft zur Templerkolonie errichtete der Konvent der Borromaerinnen 1894 eine Niederlassung die spater um ein Hospiz Lloyd George Street 12 eine Schule und ein Altersheim erweitert wurde 12 Seit 1886 betreuten die Borromaerinnen schon das Hospiz am Jaffator und die dortige Schmidt Schule fur Madchen 1912 wurde ein weitlaufiger Garten gekauft seit 1934 werden Pilger aufgenommen Mit den Einnahmen aus dem Pilgerbetrieb wird die karitative Tatigkeit finanziert 13 German Colony heute BearbeitenEbenso wie in den benachbarten Stadtteilen Baq a Katamon und Greek Colony fand in der German Colony nach Grundung des Staates Israel ein Austausch der Bevolkerung statt Wo bis dahin wohlhabende Araber Deutsche und Griechen gewohnt hatten zogen judische Einwanderer der Unterschicht ein Grosszugig geschnittene Wohnungen wurden fur diese armen Mieter in mehrere kleine Wohneinheiten aufgeteilt 14 Dann setzte in den 1970er Jahren die Gentrifizierung ein Israelis der Mittelklasse kauften mehrere kleine Appartements stellten den ursprunglichen Zuschnitt der Wohnung wieder her und setzten den Garten in Stand Bestehende Freiflachen wurden mit Immobilien bebaut Hier zogen ebenfalls Angehorige der Mittelklasse ein 14 Im Blick auf die judische Bevolkerung Jerusalems die einen grossen Anteil von Ultraorthodoxen im Stadtzentrum aufweist die wiederum vielfach der Unterschicht angehoren war es wichtig dass sakulare und wohlhabende Juden in der German Colony ein innenstadtnahes Wohnquartier fanden das ihrem Lebensstil entsprach 15 Mittlerweile gehoren rund 25 der Wohnungen um die Emek Refa im Street Auslandern vor allem Amerikanern die oft nur wenige Wochen im Jahr auch dort wohnen 16 Cafe Hillel Attentat Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur die Opfer des Cafe Hillel AttentatsAuf die Filiale der Kette Cafe Hillel in der Emek Refa im Street wurde am 9 September 2003 ein Bombenattentat verubt Der palastinensische Selbstmordattentater riss sieben israelische Zivilisten mit in den Tod darunter den Wachmann des Cafes Zahlreiche weitere Personen wurden verletzt 17 Der militarische Flugel der Hamas Iz a Din a Qassam Brigaden ubernahm hierfur die Verantwortung 18 Das zerstorte Gebaude wurde umgehend wieder so aufgebaut wie es vor dem Attentat ausgesehen hatte allerdings mit unauffalligen Veranderungen des Eingangsbereichs um eine grossere Sicherheit der Cafebesucher zu gewahrleisten 19 Naturhistorisches Museum Bearbeiten nbsp Museum of Natural HistoryDas von einem armenischen Geschaftsmann 1862 als grosszugiges Privathaus errichtete Gebaude in der King George Street wird seit 1949 als Naturhistorisches Museum genutzt Es verfugt uber einen parkartigen Garten mit mediterranen Pflanzen Die Sammlung umfasst zahlreiche Tierpraparate darunter den letzten Leoparden der Wuste Juda Angesichts eines fehlenden Modernisierungskonzepts war die Zukunft des Museums 2017 ungewiss 20 Literatur BearbeitenAlex Carmel Die Siedlungen der wurttembergischen Templer in Palastina 1868 1918 ihre lokalpolitischen und internationalen Probleme 3 Auflage Stuttgart 2000 Ruth Kark Michal Oren Nordheim Jerusalem and Its Environs Quarters Neighborhoods Villages 1800 1948 The Hebrew University Magnes Press Jerusalem 2001 Simon Goldhill Jerusalem City of Longing Harvard University Press 2008 Aviva und Shmuel Bar Am A German colony in Jerusalem In The Times of Israel 6 April 2013 Amiram Gonen Widespread and diverse neighborhood gentrification in Jerusalem In Political Geography 21 2002 S 727 737 PDF Weblinks BearbeitenJewish Virtual Library Jerusalem Architectural History The late Ottoman Period 1850 1917 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ruth Kark Michal Oren Nordheim Jerusalem and Its Environs Jerusalem 2001 S 114 a b c d e Aviva und Shmuel Bar Am A German colony in Jerusalem 2007 Findbuch Q 3 55 In Landesarchiv Baden Wurttemberg Abgerufen am 8 August 2019 Unterlagen der Tempelgesellschaft 2004 von der Carmel Stiftung dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart ubergeben Simon Goldhill Jerusalem Harvard 2008 S 270 a b Simon Goldhill Jerusalem Harvard 2008 S 271 Raffi Berg The Templers German settlers who left their mark on Palestine In BBC News Jerusalem 12 Juli 2013 Alex Carmel Palastina Chronik 1883 1914 Armin Vaas Verlag S 83 Ejal Jakob Eisler א י ל י ע ק ב א י ז ל ר Der deutsche Beitrag zum Aufstieg Jaffas 1850 1914 Zur Geschichte Palastinas im 19 Jahrhundert Abhandlungen des Deutschen Palastina Vereins Bd 22 Wiesbaden Harrassowitz 1997 S 101 ISBN 3 447 03928 0 Die Tempelgesellschaft verkaufte das ehemalige Tempelstift dann an Plato von Ustinow der dort einzog Das Haus in Tel Aviv Jaffa firmiert heute als Beit Immanuel Roland Loffler Protestanten in Palastina Religionspolitik sozialer Protestantismus und Mission in den deutschen evangelischen und anglikanischen Institutionen des Heiligen Landes 1917 1939 Kohlhammer Stuttgart 2008 S 174 f Ruth Kark Michal Oren Nordheim Jerusalem and Its Environs Jerusalem 2001 S 115 https www jewishvirtuallibrary org jerusalem architecture in the late ottoman period http www deutsches hospiz de de history php a b Amiram Gonen Widespread and diverse neighborhood gentrification in Jerusalem 2002 S 732 Amiram Gonen Widespread and diverse neighborhood gentrification in Jerusalem 2002 S 735 f Martin Reeh In Badehosen gegen Geisterwohnungen In Jungle World 5 Mai 2011 Juliana Ochs Security ans Suspicion An Ethnography of Everyday Life in Israel University of Pennsylvania Press Philadelphia 2011 S 37 Jonathan Lis Roni Singer Heruti At Least 14 Dead Dozens Hurt in J lem Tzrifin Blasts In Haaretz 10 September 2003 Juliana Ochs Security ans Suspicion An Ethnography of Everyday Life in Israel University of Pennsylvania Press Philadelphia 2011 S 47 f Nir Hasson Natural History Museum in Jerusalem on Brink of Extinction In Haaretz 24 Mai 2017 31 763167 35 221053 Koordinaten 31 45 47 4 N 35 13 15 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title German Colony Jerusalem amp oldid 235418469