www.wikidata.de-de.nina.az
Das Geothermieprojekt St Gallen war das grosste Geothermieprojekt der Schweiz Es galt als ein international bedeutendes Pilotprojekt fur die Geothermienutzung im nichtvulkanischen Untergrund Inhaltsverzeichnis 1 Methodik 2 Politische Entscheide 3 Realisierung 3 1 Bohrung 3 2 Unterbruch nach Erdbeben 3 3 Produktionstest 3 4 Mogliche Erdgasforderung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMethodik BearbeitenDas Geothermie Projekt der Stadt St Gallen basiert auf der Methode des hydrothermalen Systems Diese Methode kommt zur Anwendung wenn heisses Wasser in tiefliegenden Gesteinsschichten sogenannten Aquiferen vorhanden ist Das Wasser wird dem Aquifer uber eine erste Tiefbohrung entnommen und zur Nutzung an die Erdoberflache befordert Das abgekuhlte Wasser wird nach der Nutzung uber eine zweite Bohrung an anderer Stelle wieder dem Aquifer zugefuhrt So entsteht ein Wasserkreislauf uber den dem Untergrund kontinuierlich thermische Energie entzogen werden kann Fliesst das heisse Wasser in genugender Menge kann es direkt fur die Warmegewinnung genutzt werden Ist die Wassertemperatur hoher als ungefahr 100 Grad Celcius kann damit zudem eine Dampfturbine zur Stromerzeugung angetrieben werden Im Untergrund von St Gallen wurden im Vorfeld der Bohrungen Wassertemperaturen von 140 Grad Celsius erwartet Politische Entscheide BearbeitenAm 24 August 2010 sprach das Stadtparlament St Gallen mit grosser Mehrheit einen Rahmenkredit uber 159 Millionen Franken Mit dem Kredit sollen Bohrungen auf eine Tiefe von 4500 m der Bau eines Geothermie Heizkraftwerkes und der Ausbau des Fernwarmenetzes finanziert werden 1 Am 28 November 2010 hiess der St Galler Souveran den Rahmenkredit mit 82 9 Ja Stimmen gut 2 Realisierung BearbeitenBohrung Bearbeiten Anfang Marz 2013 wurde mit den Bohrarbeiten begonnen die ungefahr 100 Tage dauern sollten Zuerst wurde etwa 1000 m senkrecht gebohrt und dann in zwei Etappen weitere 3000 m seitlich ins Zielgebiet wo in etwa 4000 m Tiefe unterhalb Abtwil 140 Grad heisses Wasser vermutet und gefunden wurde 3 Unterbruch nach Erdbeben Bearbeiten Am 20 Juli 2013 wurden in der Umgebung von St Gallen mehrere Erdstosse in 4000 m Tiefe bis zu einer Magnitude von 3 6 registriert 4 Bei der planmassigen Reinigung der Bohrlochsohle in einer Tiefe von 4450 m mit verdunnter Salzsaure war plotzlich Erdgas freigesetzt worden Der zur Verfugung stehende Blowout Preventer musste nicht eingesetzt werden 5 Um das Bohrloch zu stabilisieren wurde eine Schwerspulung eingeleitet die wahrscheinlich fur das Auslosen der Beben verantwortlich gemacht werden kann Die Testarbeiten wurden unterbrochen um das Bohrloch zu stabilisieren und um Moglichkeiten zur Fortsetzung des Geothermieprojektes zu prufen 6 7 In der Nacht zum 21 Juli wurde begonnen das im Bohrloch angesammelte Gas kontrolliert abzufackeln und das Bohrloch technisch zu stabilisieren was in den folgenden Tagen gelang 8 9 Der St Galler Stadtrat entschied am 27 August 2013 die Realisierung der ersten Bohrung wieder aufzunehmen und durch entsprechende Testarbeiten abzuschliessen 10 Produktionstest Bearbeiten Im November 2013 wurden die Produktionstests erfolgreich abgeschlossen das Bohrloch versiegelt und der Bohrturm abgebaut Es wurde 140 145 Grad heisses Wasser in bedeutenden Mengen sowie Methan in unerwartet grosser Menge und Reinheit gefunden Inwieweit die Wasser und Gasvorkommen wirtschaftlich nutzbar sind wurde durch eine vertiefte Analyse der erhobenen Daten abgeklart 11 Im Februar 2014 wurde eine erste Auswertung der Daten vorgestellt Mit 145 Grad sei die erwartete Wassertemperatur minimal ubertroffen worden die gemessene Forderrate sei mit 6 Liter pro Sekunde jedoch zu gering um das ursprunglich vorgesehene Projekt umzusetzen Dazu waren 50 Liter pro Sekunde notig gewesen Andererseits habe sich das eigentlich unerwunschte Gasvorkommen als unerwartet gross herausgestellt Die Gasforderung habe bis zu 5000 Normkubikmeter pro Stunde betragen was in etwa dem durchschnittlichen Verbrauch der Stadt St Gallen an einem Fruhlings oder Herbsttag entspreche Allerdings lasse sich die vorhandene Gasmenge im Untergrund zurzeit nicht zuverlassig abschatzen In der Folge wurden drei alternative Szenarien fur das Geothermieprojekt vertieft untersucht eine reduzierte Nutzung mittels einer zweiten Bohrung Doublette eine modifizierte Wasser und Gasnutzung mittels der bestehenden Bohrung Singlette und die Einsetzung einer tiefen Erdwarmesonde in die bestehende Bohrung 12 Mogliche Erdgasforderung Bearbeiten Der Stadtrat gab im Mai 2014 bekannt die beiden Szenarien zweite Bohrung und tiefe Erdwarmesonde nicht weiterverfolgen zu wollen Eine zweite Bohrung Doublette sei wegen der geringen Forderrate unwirtschaftlich und wurde zudem ein permanent erhohtes Erdbebenrisiko nach sich ziehen Die ursprunglichen Plane eines grossen Geothermiekraftwerkes konnten deshalb definitiv nicht umgesetzt werden Der Einbau einer tiefen Erdwarmesonde sei unwirtschaftlich angesichts der geringen zu erwartenden thermischen Heizleistung 0 4 0 7 MW 13 Eine Machbarkeitsprufung der Stadt St Gallen kam zu dem Ergebnis dass eine Gasforderung technisch und rechtlich moglich sei Der hohe Methangehalt des gefundenen Erdgases lasse eine Einspeisung ins Gasnetz mit relativ geringem Aufwand zu 14 Nach weiteren Abklarungen verzichtete der Stadtrat 2016 jedoch aus wirtschaftlichen Grunden auf eine Realisierung der Erdgasforderung Laut Schatzungen hatten die Investitionen von etwa 6 5 Millionen Franken die moglichen Ertrage von etwa 3 5 Millionen Franken klar ubertroffen 15 Weblinks BearbeitenWebseite des Geothermieprojektes der Stadt St Gallen Website der Schweizerischen Vereinigung fur GeothermieEinzelnachweise Bearbeiten Neue Zurcher Zeitung St Gallen grabt in die Tiefe abgerufen am 1 Dezember 2013 Neue Zurcher Zeitung St Gallen bohrt nach Warme abgerufen am 1 Dezember 2013 St Galler Tagblatt Ab jetzt geht s nur noch abwarts abgerufen am 1 Dezember 2013 SED Chronologie Erdbeben Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 13 Mai 2019 abgerufen am 11 Januar 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot seismo ethz ch Geothermieprojekt St Gallen Meldungen uber den Bohrablauf abgerufen am 21 Juli 2013 Neue Zurcher Zeitung Geothermiebohrung vorubergehend gestoppt abgerufen am 20 Juli 2013 Neue Zurcher Zeitung am Sonntag Der Geothermie droht das aus abgerufen am 21 Juli 2013 Geothermieprojekt St Gallen Medienmitteilung vom 21 Juli 2013 PDF 45 kB abgerufen am 21 Juli 2013 News ch Lage in St Gallen stabil abgerufen am 26 Juli 2013 St Gallen fuhrt Projekt weiter Eine zweite Chance fur die Geothermie Jorg Krummenacher Gas und Wasser aus dem Bohrloch Neue Zurcher Zeitung 7 November 2013 abgerufen am 1 Dezember 2013 Jorg Krummenacher Zu wenig Wasser im St Galler Untergrund Neue Zurcher Zeitung 14 Februar 2014 abgerufen am 3 April 2014 Singlette bleibt Option Stadtrat St Gallen 14 Mai 2014 abgerufen am 14 Mai 2014 St Galler Geothermieprojekt Gasforderung moglich Neue Zurcher Zeitung 18 September 2014 abgerufen am 18 September 2014 Daniel Wirth Stadt verzichtet auf Gasforderung In St Galler Tagblatt 14 April 2016 abgerufen am 26 Februar 2017 47 415169 9 328944 Koordinaten 47 24 54 6 N 9 19 44 2 O CH1903 742645 253313 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geothermieprojekt St Gallen amp oldid 237022427