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Georg Pfeffer 17 Januar 1943 in Berlin 20 Mai 2020 war ein deutscher Ethnologe Er war von 1985 bis 2008 Professor an der Freien Universitat Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Werke Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grabstatte von Georg PfefferDer Sohn des Soziologen Karl Heinz Pfeffer und der britischen Lehrerin Margaret Wainman Kirby wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Dorf in Hessen und spater in Hamburg auf Der Tierphysiologe Ernst Pfeffer und der Journalist Robert Pfeffer waren seine Bruder Als 16 Jahriger zog er mit seinen Eltern nach Lahore in Pakistan wo der Vater eine Professur hatte und Georg Pfeffer von 1959 bis 1962 das Forman Christian College besuchte Nach einer Banklehre und einem abgebrochenen Jurastudium studierte er ab 1966 Volkerkunde u a bei Rolf Herzog Soziologie und Religionsgeschichte an der Universitat Freiburg wo er 1970 mit einer Arbeit uber Pariagruppen des Pandschab promoviert wurde 1971 wechselte er als wissenschaftlicher Assistent an das Sudasien Institut der Universitat Heidelberg Im ersten Orissa Projekt im Rahmen des DFG Sonderforschungsbereichs 16 Sudasien fuhrte er langfristige Feldstudien zu den Shasana Brahmanen in und um die Tempelstadt Puri durch uber die er 1976 habilitierte Ab 1978 war Pfeffer Universitatsdozent und von 1979 bis 1985 Professor fur Ethnologie an der Universitat Heidelberg Er lehrte von 1985 bis 2008 als Universitatsprofessor am Institut fur Ethnologie der Freien Universitat Berlin wo er den Forschungsschwerpunkt Asien leitete Von 1993 bis 1995 war Pfeffer erster Vorsitzender der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte 1 Pfeffer starb am 20 Mai 2020 nach schwerer Krankheit 2 und wurde auf dem Berliner Friedhof Dahlem beigesetzt Forschung BearbeitenPfeffer spezialisierte sich in seiner wissenschaftlichen Karriere auf Sudasienforschung und Verwandtschafts Herrschafts und Religionsethnologie In den Jahren 1968 und 1969 fuhrte er seine erste ethnologische Feldforschung bei der nichtmuslimischen Minderheit der Abortkehrer in der Altstadt von Lahore sowie vergleichende Untersuchungen im indischen Amritsar durch uber die er 1970 promovierte Pariagruppen im Pandschab 1971 1972 verbrachte Pfeffer ein weiteres Jahr mit ethnographischer Forschung im Rahmen des ersten Orissa Projekts 1970 bis 1976 der DFG bei den Sasana Brahmanen die im Distrikt Puri im indischen Bundesstaat Orissa das statushochste Segment der Brahmanen bilden Diese regionale Elite war der Gegenstand seiner Habilitationsschrift In den Jahren 1974 1976 unterrichtete Pfeffer als Gastdozent an der Quaid i Azam University in Islamabad Pakistan Zusammen mit Professor A K Dani dem Dekan fur Sozialwissenschaften grundete er das dortige Department of Anthropology und betreute erste ethnographische Forschungsarbeiten Pfeffers ethnographische Interessen fuhrten ihn ab 1980 in die Berge von Westorissa wo er bis 2002 fast jahrlich monatelang Dorfer besuchte Er hielt sich langer bei den Kuttia Kond im Distrikt Kandhamal und den Gadaba im Distrikt Koraput auf Pfeffer nahm bei mehr als 30 verschiedenen ethnischen Einheiten die jeweilige Verwandtschaftsterminologie sowie Heiratsregeln und Heiratspraktiken auf Als Ergebnis registrierte er deutliche Differenzen zwischen diesen drei analytischen Bezugsebenen und ein fur die mittelindischen Stammesgebiete bezeichnendes System der Affinitat Schwagerschaft und der Konsanguinitat Blutsverwandtschaft das sich deutlich von den fur Nordindien oder Sudindien typischen Systemen unterscheidet 3 Weiterhin untersuchte er die Sekundarbestattung der Gadaba Diese bezeichnet die Ruckkehr der Verstorbenen in der Gestalt von Buffeln und den gross angelegten systematischen Tausch dieser Seelentrager der im Rahmen einer grossen Hochzeit wechselseitig agnatische Dorfer quasi inzestuos in Analogie zu den affinalen Aussenbeziehungen verbindet 4 Nach Roy Elwin und von Furer Haimendorf ist Georg Pfeffer der erste sozialanthropologisch orientierte Ethnologe der sich langfristig vergleichend in empirischer Forschung dem Komplex der mittelindischen Stammesgesellschaften gewidmet hat Im Rahmen des zweiten Orissa Projekts 1999 2006 der DFG betreute Pfeffer auch langfristige Forschungen von Peter Berger Lidia Guzy Roland Hardenberg Tina Otten Uwe Skoda und Christian Strumpell die die ethnologischen Kenntnisse uber Mittelindien fundamental erweitert haben Wahrend und nach seiner Universitatslaufbahn als Ethnologe ausserte sich Pfeffer regelmassig in Vortragen und Publikationen zu politischen Themen in Pakistan und Indien Seine besondere Sorge galt der unmittelbaren Bedrohung der indischen Stammesbevolkerung Grosse Stammesgebiete der Bundesstaaten Orissa und Jharkhand sind von multinationalen Konzernen fur den Abbau von Mineralien vorgesehen so dass Millionen Einheimischer ihren Lebensraum und zumindest ihre sozio kulturelle Existenz noch verlieren konnten wie das Beispiel der mit deutscher Hilfe gebauten Stahlstadt Rourkela in Orissa nachdrucklich demonstriert Werke Auswahl Bearbeitenals AutorLewis Henry Morgan s Comparisons Reassessing Terminology Anarchy and Worldview in Indigenous Societies of America Australia and Highland Middle India Berghahn New York 2019 ISBN 978 1 78920 317 2 hardback ISBN 978 1 78920 318 9 E Book Verwandtschaft als Verfassung Unburokratische Muster offentlicher Ordnung Nomos Baden Baden 2016 ISBN 978 3 8487 2421 5 Print ISBN 978 3 8452 6580 3 ePDF Status and affinity in Middle India Steiner Wiesbaden 1982 ISBN 3 515 03913 9 Beitrage zur Sudostasienforschung 76 Pariagruppen des Pandschab Renner Munchen 1970 zugl Dissertation Universitat Freiburg B 1970 Hunters Tribes Peasants Cultural Crisis and Comparison NISWASS CEDEC Press Bhubaneswar 2003 The Dr Ambedkar Memorial Lecture Series Puri s Vedic Brahmins Continuity and Change in their Traditional Institutions In Anncharlott Eschmann Hermann Kulke Gaya C Tripathi Hrsg The Cult of Jagannatha and the Regional Tradition of Orissa Manohar Publ New Delhi 1978 S 421 437 als HerausgeberConcept of Tribal Society Concept Publ New Delhi 2002 ISBN 81 7022 983 9 Contemporary Society Tribal Studies Bd 5 zusammen mit Deepak Kumar Behera Weblinks BearbeitenWebpage History of German Anthropology Ethnology 1945 49 1990 Prof Dr Georg Pfeffer Website der FU Berlin PublikationsverzeichnisEinzelnachweise Bearbeiten Nils Seethaler Markus Schindlbeck Nachruf Georg Pfeffer In Mitteilungen der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Band 41 2020 S 15 Hansjorg Dilger Birgitt Rottger Rossler Prof Dr Georg Pfeffer 17 1 1943 20 05 2020 Nicht mehr online verfugbar Freie Universitat Berlin Institut fur Sozial und Kulturanthropologie 24 Mai 2020 archiviert vom Original am 25 September 2020 abgerufen am 26 Mai 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www polsoz fu berlin de Order in Tribal Middle Indian Kinship In Anthropos Internationale Zeitschrift fur Volker und Sprachenkunde Band 99 2002 ISSN 0257 9774 S 381 409 A Ritual of Revival among the Gadaba of Koraput In Herrmann Kulke Burkhard Schnepel Hrsg Jagannath revisited Studying society religion and the state in Orissa Manohar Publ New Delhi 2001 ISBN 81 7304 386 8 S 123 148 Normdaten Person GND 136816525 lobid OGND AKS LCCN n86866226 VIAF 92708049 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pfeffer GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher EthnologeGEBURTSDATUM 17 Januar 1943GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 20 Mai 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Pfeffer Ethnologe amp oldid 238441110