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Die Genfer Nomenklatur ist in der Chemie besonders der Organischen Chemie ein historisches System zur rationalen Benennung Namensgebung chemischer Stoffe Geschichte BearbeitenAuf einem Chemikerkongress anlasslich der Weltausstellung Paris 1889 wurde die Notwendigkeit einer verstandlichen Nomenklatur oder einer Registrierung organischer Stoffe erortert Eine internationale Kommission zu der u a Adolf von Baeyer Louis Bouveault Stanislao Cannizzaro Arthur Hantzsch Emilio Noelting Emanuele Paterno Ame Pictet und spater auch der deutsch russische Chemiker Friedrich Konrad Beilstein zahlten trat nach einiger Vorarbeit vom 19 bis 22 April 1892 in Genf zusammen und verabschiedete eine Reihe von Nomenklaturregeln Ergebnis BearbeitenDie Genfer Konferenz beschloss rund 60 Punkte die in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft detailliert veroffentlicht wurden 1 Diese Regeln bildeten eine wichtige Grundlage spater festgelegter Normen 2 bis hin zur heute gebrauchlichen IUPAC Nomenklatur Gefasste BeschlusseNeben den gebrauchlichen Bezeichnungen soll fur jede organische Verbindung ein offizieller Name eingefuhrt werden welcher gestattet die betreffende Verbindung an einer bestimmten Stelle der Register und chemischen Handworterbucher aufzufinden Um eine derartige Registrierung zu erleichtern werden die Verfasser chemischer Abhandlungen gebeten in Zukunft neben den von ihnen gewahlten Bezeichnungsweisen die offiziellen Namen in Parenthese anzufuhren Der Congress hat daher beschlossen zunachst nur die Nomenklatur von organischen Verbindungen bekannter Constitution festzustellen und die Frage uber die Benennung der Korper von unbekannter Constitution zu vertagen Die Endsilbe an dient zur Bezeichnung der gesattigten Kohlenwasserstoffe Die bishierigen Namen der ersten vier gesattigten normalen Kohlenwasserstoffe Methan Aethan Propan Butan werden beibehalten die Namen der hoheren Glieder dieser Reihe aber ausschliesslich von den griechischen Zahlwortern hergeleitet und demnach die normalen Homologen des Butans als Pentan Hexan Heptan u s f bezeichnet Die Kohlenwasserstoffe mit verzweigter Kette werden als Abkommlinge der normalen Kohlenwasserstoffe betrachtet Die Namensbildung geschieht in diesem Falle indem man deren Namen des langsten normalen Kohlenwasserstoffs welcher sich in dem Kohlenwasserstoff mit verzweigter Kette annehmen lasst die Bezeichnung des in der Seitenkette vorhandenen Kohlenwasserstoffrestes vorsetzt Ist auch die Seitenkette verzweigt so bildet man den Namen derselben ebenfalls nach dem sub V erlauterten Princip nur werden die Alkyle der Seitenkette statt mit der Endsilbe yl mit dem Endbuchstaben o und demgemass z B Methyl und Aethyl als Metho und Aetho bezeichnet Die Stellung der Seitenketten wird durch Zahlen bezeichnet welche angebe mit welchen Kohlenstoffatomen der Hauptkette die Seitenketten verbunden sind Die Nummerierung beginnt an dem einer Seitenkette am nachsten stehenden Ende der Hauptkette Sind zwei symmetrisch stehende Seitenketten an der Hauptkette vorhanden so fangt man an dem Ende der Hauptkette zu zahlen an welches der kohlenstoffarmeren bzw einfachst zusammengesetzten Seitenkette am nachsten steht Die Kohlenstoffatome der Seitenkette werden von der Verbindungsstelle der Seitenkette mit der Hauptkette an gezahlt Die sich so ergebenden Zahlen werden als Indices der Nummer des Kohlenstoffatoms der Hauptkette an welchem die Seitenkette haftet hinzugefugt Wenn zwei Seitenketten an ein und demselben Kohlenstoffatom der Hauptkette haften so wird bei der Namensbildung die Seitenkette niedriger Ordnung d h von geringster Kohlenstoff bzw einfachster Zusammensetzung vorangestellt Wenn vorhandene substituierende Atome oder Atomgruppen die Nummerierung der Kohlenstoffatome in einer dieser Seitenketten notwendig machen so geschieht dies in der sub VIII erlauterten Weise die Kohlenstoffatome der Seitenkette niedriger Ordnung werden aber in diesem Falle mit einem Accent versehen In gleicher Weise also von der Verbindungsstelle ab sind auch die Seitenketten zu nummerieren welche an geschlossenen Atomketten haften Einzelnachweise Bearbeiten Ferd Tiemann Ueber die Beschlusse des internationalen in Genf vom 19 bis 22 April 1892 versammelten Congresses zur Regelung der chemischen Nomenclatur In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 26 Nr 2 1893 S 1595 1631 doi 10 1002 cber 18930260283 Wolfgang Holland Die Nomenklatur in der Organischen Chemie 2 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie 1973 S 14 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genfer Nomenklatur amp oldid 219067298