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Die Gefechtskehrtwende war ein besonders bei der Kaiserlich Deutschen Marine oft exerziertes Manover eines Flottenverbandes Mit diesem Manover konnte ein in Kiellinie laufender Verband in kurzer Zeit wenden und unter Wiederherstellung der Kiellinie auf Gegenkurs gehen Zwei Schiffe fuhren eine Gefechtskehrtwende aus Im Prinzip drehten alle Schiffe des Verbandes zur selben Seite ab fuhren eine 180 Grad Wendung um dann auf Gegenkurs wieder eine Kiellinie zu bilden wobei das zu Anfang letzte Schiff der Linie nunmehr das erste war und umgekehrt Dieses im Prinzip einfache Manover verlangt fur seine Durchfuhrung jedoch einen exakten Zeitablauf Wenden die Schiffe nicht fast gleichzeitig so verandern sich die Abstande zwischen den Schiffen Beginnt das am Anfang des Manovers vorne laufende Schiff seine Wendung fruher als das ihm folgende so vollendet es seine Wendung auch fruher und befindet sich von da an auf Kurs zu der Stelle wo das folgende Schiff seine Wendung beenden wird Wegen der geringen Entfernungen zwischen den einzelnen Schiffen in der Kiellinie besteht in diesem Fall grosse Kollisionsgefahr was dazu fuhrt dass Ausweichmanover durchgefuhrt werden mussen die ihrerseits zu einem Auflosen der Formation fuhren werden Mit aufgeloster Formation kann ein Kampfverband jedoch weder effektiv gefuhrt werden noch koordiniert kampfen Da die Wiederherstellung einer Formation wahrend einer Schlacht nicht moglich ist ware diese bei einem Misslingen des Manovers verloren Das fuhrende Schiff wendet fruher als das folgende es besteht akute Kollisionsgefahr Vor Einfuhrung des Sprechfunks gab es zunachst keine Moglichkeit das Abdrehen der einzelnen Schiffe ausreichend zu synchronisieren da innerhalb der Kiellinie Sichtzeichen mit Flaggen oder Scheinwerfern nur von den direkt vor und hinter dem Signalgebenden fahrenden Schiff gesehen werden konnten Diese mussten das Signal dann fur die nachsten Schiffe in der Linie wiederholen usw Aus diesem Grund galt das Manover allgemein als praktisch undurchfuhrbar Der deutschen Marine gelang es jedoch das Problem auf einfache Art zu losen Das Signal zum Ausfuhren des Manovers wurde von Schiff zu Schiff durchgereicht Erhielt das letzte Schiff in der Kiellinie das Signal wendete es Jedes weitere Schiff wendete nun sobald zu sehen war dass das ihm folgende Schiff seine Wende eingeleitet hatte Auf diese Weise begannen die Schiffe zwar nicht gleichzeitig aber doch mit geringer Verzogerung von hinten nach vorne mit der Wendung Da in diesem Fall die hinten fahrenden Schiffe fruher wendeten als die vorne fahrenden gab es keine Kollisionsgefahr da sich die Abstande zwischen den einzelnen Schiffen dadurch vergrosserten Die Kiellinie wurde dadurch zwar in die Lange gezogen dies war jedoch ein akzeptabler Preis fur die Durchfuhrung des Manovers da es ein effektives Gegenmanover zum Crossing the T darstellte Mit Hilfe der Gefechtskehrtwende schaffte es das Gros der deutschen Marine in der Skagerrakschlacht zweimal aus dem eigentlich vernichtenden Crossing the T der Royal Navy zu entkommen Literatur BearbeitenReinhard Scheer Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg Personliche Erinnerungen Scherl Berlin 1920 urn nbn de kobv 188 fudocsdocument000000024326 0 S 226 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefechtskehrtwendung amp oldid 238124850