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Das Gefangnis Comarca Prisao de Comarca Penjara Comarca oder auch Gefangnis Comarca Balide war ein Gefangnis in Dili der heutigen Landeshauptstadt Osttimors In der indonesischen Besatzungszeit war Lembaga Pemasyarakatan Dili der offizielle Name des Gefangnisses 1 Heute ist der Komplex ein Museum und Sitz des Centro Nacional Chega Es liegt im Stadtteil Balide im Suco Mascarenhas Gefangnis Comarca Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Geschichte 3 Situation der Gefangenen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Zwischen Gebaude und Aussenmauer nbsp Der InnenhofDas Gebaude hat einen rechteckigen Grundriss und schliesst einen Innenhof ein der durch einen Bau der die beiden Seitenflugel verbindet geteilt wird Eine Halle mit kleinen Fenstern und mit Stahlstangen verstarkt befindet sich im nordlichen grosseren Innenhof 2 In dem Komplex gibt es sechs Zellenblocke und acht Einzelzellen die von den Gefangenen wegen der fehlenden Fenster die Dunklen Zellen genannt wurden Sie haben eine Flache von 2 02 m 2 72 m und eine Hohe von 3 1 m Nur durch eine kleine Offnung am oberen Ende der Wand kam ein Minimum von Licht und Luft 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Gefangene im Gefangnis Comarca in der KolonialzeitDas Gefangnis wurde 1963 wahrend der portugiesischen Kolonialzeit auf sumpfigem Gelande gebaut Das Gebiet war wegen der grassierenden Malaria beruchtigt Bis auf einige Militargebaude gab es keine Bebauungen in der Nachbarschaft Auf der grossen Freiflache die damals vor dem Gefangnis lag mussten die Haftlinge Sportubungen machen Das neue Gefangnis ersetzte das alte das sich hinter dem Gouverneurspalast befand dem heutigen Sitz des Premierministers Es wurde noch im selben Jahr abgerissen 2 3 Wahrend des Entkolonisierungsprozesses kam es im August 1975 zum Burgerkrieg zwischen den osttimoresischen Parteien UDT und APODETI einerseits und der linksorientierten FRETILIN andererseits 4 Die FRETILIN gewann die Oberhand und verwendete ab September 1975 Comarca um 390 Mitglieder der anderen beiden Parteien gefangen zu halten Zu Misshandlungen oder Folter kam es nicht und auch die Versorgung mit Lebensmitteln war ausreichend bis der Nachschub aus dem Hinterland ausblieb 2 3 Am 7 Dezember 1975 landeten indonesische Truppen in Dili 4 Die in Comarca gefangengehaltenen UDT und APODETI Mitglieder konnten sich wahrend der Invasion befreien und zogen unter einer weissen Fahne zum indonesischen Konsulat im Stadtteil Lecidere Neben gewohnlichen Kriminellen wurden nun Unabhangigkeitsaktivisten hier inhaftiert ebenso Mitglieder der Streitkrafte Indonesiens ABRI wegen disziplinarischer Vergehen In dieser Zeit pragte der politische Gefangene Filomeno da Silva Ferreira die Bezeichnung Heiliges Haus fur das Gefangnis Mit diesem ironischen Namen beschrieb er den Komplex als Ort wo osttimoresische Nationalisten gefangengehalten wurden da sie die Unabhangigkeit Osttimors anstrebten Comarca stand wahrend der gesamten Besatzungszeit unter der Kontrolle der indonesischen Militarpolizei auch wenn 1980 die Regierung in Jakarta die Gefangnisse offiziell unter die Verantwortung des Justizministeriums stellte 2 3 Den letzten Insassen gelang Anfang September 1999 wahrend der indonesischen Operation Donner nach dem Unabhangigkeitsreferendum die Flucht Das Gebaude selbst wurde Opfer von Brandstiftung wie viele andere Hauser in Dili Kurz darauf ubernahmen die Eingreiftruppe INTERFET und die Vereinten Nationen die Kontrolle uber Osttimor Unter der Verwaltung durch die UN wurde das verlassene Gebaude ab Januar 2002 auf Kosten der japanischen Regierung renoviert und ab dem 17 Februar 2003 zum Sitz der Empfangs Wahrheits und Versohnungskommission CAVR 65 Graffiti von osttimoresischen Kunstlern erzahlen von der Zeit der Besatzung Die acht Einzelhaftzellen wurden im Originalzustand belassen Ausserdem gibt es eine Bibliothek und ein Dokumentationszentrum 2 Seit Ende der Arbeit der CAVR wird die Erinnerungsstatte von der Vereinigung ehemaliger politischer Gefangener ASSEPOL gefuhrt Situation der Gefangenen Bearbeiten nbsp Zelle mit Graffito nbsp Eine der ZellenBerichte der Gefangenen wurden von Priestern auf kleinen Zetteln aus dem Gefangnis geschmuggelt und gelangten zu internationalen Menschenrechtsorganisationen wie zum Beispiel Amnesty International Von Anfang an wurden politische Gefangene wahrend der indonesischen Besatzungszeit 1975 1999 im Gefangnis Comarca gefoltert 3 Dafur wurde die grosse Halle im Nordhof verwendet Die Gefangenen wurden mit Schlagen Elektroschocks sowie mit Lotkolben und brennenden Zigaretten gequalt Manche wurden in Wasserfasser gesteckt die zum Kochen gebracht wurden Andere mussten auf Bohnen knien oder auf ihre Fusse wurden Stuhle gestellt auf denen jemand sass Auch kam es zu Vergewaltigungen weiblicher Gefangener und Erpressung Einigen wurde die Freiheit versprochen wenn sie Sex mit dem Gefangnispersonal hatten Es gab auch Falle bei denen Kinder in Comarca in Haft kamen und misshandelt wurden Todesopfer gab es in den 1970er und 1980er Jahren regelmassig Nachts wurden Insassen fortgebracht und vermutlich umgebracht 2 Bereits auf der Fahrt zum Gefangnis wurden den gefesselten Opfern die Augen verbunden und sie wurden massiv geschlagen Im Gefangnis angekommen wurde die Augenbinde abgenommen Dann mussten sich die Neuankommlinge egal welchen Geschlechts nackt zur Leibesvisitation ausziehen und wurden anschliessend verhort Als Begrussungsritual mussten die Gefangenen unter der sengenden Sonne im Hof stehen und Willkommen im Gefangnis singen Wenn ein Haftling dabei in Ohnmacht fiel wurde er mit Wasser ubergossen und das Ritual wurde weitergefuhrt Mit den beiden Daumen hinter dem Rucken zusammengebunden wurden sie dann in die Dunklen Zellen gebracht Gerade hier gab es viele Todesfalle Die Dauer die Haftlinge bei nahezu absoluter Dunkelheit in ihnen verbringen mussten variierte im Laufe der Jahre War ein Mann in den 1970ern acht Monate in einer Dunklen Zelle waren in den 1990er Jahren nur eine Woche Verweildauer ublich Eine weitere Arrestzelle lag abgetrennt von den acht Einzelzellen im Innenhof Die Maubutar Zelle auch Zelle des Todes oder Quarantanezelle genannt Mau Butar war ein FALINTIL Guerillero der 1970er der zwei Wochen in der Zelle sass Neuankommlinge die hier eingesperrt wurden verbrachten etwa sechs Monate in der Zelle Von der Grosse entsprach sie den Dunklen Zellen Nur die Insassen der Maubutar Zelle sassen tatsachlich in Einzelhaft Die Dunklen Zellen waren trotz ihrer eigentlichen Klassifikation normalerweise mit 14 Personen besetzt 2 Viele ehemalige Gefangene berichten sie hatten tage teilweise sogar wochenlang nur ihre Unterhose tragen durfen die Hitze in der Zelle machte weitere Kleidung meist ohnehin unmoglich Geschlafen wurde auf dem Boden an Trinkwasser herrschte Mangel Toiletten waren oft verstopft und Essensreste turmten sich in den Zellen Ungeziefer wie Ratten und Kakerlaken hielten die Haftlinge vom Schlafen ab Krankheiten verbreiteten sich unter den Gefangenen die teilweise wegen der Uberfullung nur noch stehen konnten Die Haftbedingungen besserten sich wenn die Gefangenen in die Zellenblocke verlegt wurden Hier erhielten sie Haftlingskleidung sie hatten mehr Platz und die Bedingungen waren hygienischer Jeder Block hatte drei kleine Fenster Licht gab es sonst nur von einer einzigen 45 Watt Gluhbirne 2 3 Ab 1976 kamen die Gefangenen aus ganz Osttimor in das Gefangnis Comarca Im Marz fuhrten Gefangene Renovierungsarbeiten am Gefangnis durch In den 1970er Jahren wurden viele Verdachtige ohne Verurteilung mehrere Jahre gefangen gehalten Schlage gab es bereits fur die Frage weshalb man im Gefangnis sei Das erste Gerichtsverfahren fand erst 1983 statt und erst nach 1990 bestand die Mehrheit der Haftlinge in Comarca aus Verurteilten Die Belegung von Comarca stieg vor allem nach Militaroperationen Waren Mitte 1977 etwa 500 Gefangene in Comarca inhaftiert stieg die Zahl bis 1979 laut Amnesty auf 700 an Der Gefangnisgouverneur von 1980 bis 1986 sprach wiederum von bis zu 500 Gefangenen obwohl ein indonesischer Regierungsbeamter 1984 der Subkommission zur Pravention von Diskriminierung und zum Schutz von Minderheiten des UNHCHR erklarte Comarca ware bei Vollauslastung mit 200 Haftlingen besetzt Jedoch beschwerte sich der zivile Gefangnis Gouverneur 1986 dass die Situation wegen der Uberfullung in Comarca nicht tolerierbar sei weswegen zur Entlastung mit dem Gefangnis Becora eine weitere Haftanstalt in Dili errichtet wurde Die ersten weiblichen Gefangenen wurden noch im selben Jahr nach Becora uberfuhrt In den 1990er Jahren verbesserte sich die Situation der Gefangenen dank der Intervention internationaler Organisationen wie dem Roten Kreuz und Amnesty Haftlinge erhielten nun Gerichtsverhandlungen und wurden bei guter Fuhrung besser behandelt Es gab sogar Fussball und Volleyballturniere zwischen Gefangenen und Soldaten und Polizisten 2 3 Siehe auch Bearbeiten nbsp Mariengrotte im GefangnisGeschichte OsttimorsLiteratur BearbeitenEmma Coupland The Balide Comarca Prison A Sacred Building Post CAVR Technical Secretariat 2008 englisch PDF 180 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gefangnis Comarca Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chega Final Report of the Commission for Reception Truth and Reconciliation in East Timor CAVR englisch Einzelnachweise Bearbeiten Statement of Amnesty International s Concerns in East Timor August 1983 Memento vom 11 Mai 2016 im Internet Archive aus einem Brief des Premierministers von Vanuatu an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen 30 November 1983 Dokument S 16215 vom 14 Dezember 1983 abgerufen am 11 Mai 2016 a b c d e f g h i Emma Coupland The Balide Comarca Prison A Sacred Building Memento vom 5 November 2013 im Internet Archive PDF 180 kB Post CAVR Technical Secretariat 2008 englisch a b c d e f g Chapter 7 4 Arbitrary detention torture and ill treatment Memento vom 4 Februar 2016 im Internet Archive PDF 2 MB aus dem Chega Report der CAVR englisch a b Bilveer Singh East Timor Indonesia and the World Myths and Realities Singapur 1995 S 41 ff 8 5653889216667 125 57772159583 Koordinaten 8 33 55 4 S 125 34 39 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefangnis Comarca amp oldid 228351323